Lieber Uwe,
da hab ich heute noch was nettes aufgesammelt:
>Yahoo Kalenderblatt 14.Juli
>
>1933 Mit dem «Gesetz gegen die Neubildung der Parteien»
>schreibt die deutsche Reichsregierung den Einparteienstaat
>als Regierungsform vor
In einem ähnlich sachlichen Stil wird uns auch heute noch Tiefgreifendes von den Presseagenturen untergejubelt, damit nur nicht jemand aufwacht.
Die Genforschung ist nicht mehr ernsthaft zu umgehen, wir verlieren die Spitzenposition und würden uns lächerlich machen. (Das hat sich 1944/45 anders angehört: wenn WIR die Atombombe nicht bauen, bauen sie die anderen. Und so wurde uns tatsächlich der große Segen zuerst von den anderen vorgeführt)
Arbeitnehmer werden „freigestellt“, damit man sie nicht auf die Straße setzen muß; die Rechtschreibung wird „um der Einheitlichkeit willen behutsam vereinfacht“, damit die „Kinder es beim Schreiben nicht so schwer haben und weniger Fehler machen“, was eigentlich ja überhaupt nicht nötig wäre, denn es sind „ohnehin nur 0,05% der Wörter betroffen“ ( dies hat sogar das Bundesverfassungsgericht geglaubt)
Es handelt sich genaugenommen also nur um ein Reförmchen.
(wieviel sind 0,05 % von 20 Wörten, die der Erstklässler in der ersten Zeit zu sehen bekommt? Pi mal Daumen ein hundertstel Wort)
Ich zitiere Walter Wittkopp:
„Der Duden verzeichnet, so steht es auf dem Umschlag, 120.000 Wörter. 0,05 Prozent davon, also jedes zweitausendste, sind genau 60 Wörter.
Wenn die Rechtschreib„reform“, wie es heißt, 60 Milliarden Mark kostet, dann kostet jedes reformierte Wort genau 1.000.000.000 DM.“
Nun, nicht gerade billig, aber Opfer müssen dem Fortschritt zuliebe nunmal gebracht werden. Außerdem: die Menge machts.
Weiter wurde verkündet: „Die RSR wird nur dann durchgeführt, wenn alle Bundesländer an einem Strang ziehen.“ übrigens dies auch wiederum der Einheitlichkeit willen.
(Eine Einheitlichkeit war übrigens von vornherein überhaupt nicht geplant, denn fest stand, daß die Schweiz kein „ß“ einführen würde.)
Nun, fast wäre diese Einheitlichkeit sogar „geglückt“, wäre da nicht , äh, sagen wir mal, recht weit oben im Norden so ein klitzekleines Gebiet zwischen Fehmarn und Pellworm, Flensburg und Glückstadt unnötigerweise zu einem nicht eingeplanten anderen Ergäbnis (huch?) gelangt.
Naja, aber solcherart Nebensächlichkeiten sind für eine rechte Demokratie im grundegenommen kein ernsthaftes Hindernis.
Nun, da weder eine Einheitlichkeit irgendwo auszumachen ist, weiter auch die Zahl der Fehler nicht abnimmt, sondern so um den Faktor 5 gar zunimmt, die Verbesserung des Schreibens (nicht des Lesens!) und einfachere Begreifbarkeit der neuen Regeln nicht dem Ziel nahekommen: daher verlegt man sich, der Not nachgebend, auf andere Argumente:
Eine Umkehr ist nachdem nun eingschlagenen Weg vollkommen ausgeschlossen, denn es gibt Kinder, die die alte Schreibung überhaupt nicht mehr kennen (die stecken wahrscheinlich in sterilen Plastiktüten und werden nur in der Schule mal kurz an die frische Luft gelassen).
Außerdem lernen Kinder ja so unendlich schwer, ein Umlernen ist ihnen bei aller Liebe nicht zuzumuten. (was Hänschen leicht lernt, soll Hans (also wir!) aber mal eben im Vorbeigehen umtrainieren.)
Übrigens seien die neuen Regeln ja auch viel logischer, übersichtlicher und damit einfacher lernbar.
(dies machen uns die Journalisten als schreibende Zunft, die übrigens auch über die beste Computerunterstützung verfügen, tagtäglich vor. Siehe Beispiele links und rechts und oben und unten.)
„Und, mal im ernst, SIE wollen sich doch wohl dem Fortschritt nicht verschließen? Sie kommen aber spät. Sie sind einer der letzten, der dieses Thema überhaupt noch anschneidet. Für alle anderen ist das doch kalter Kaffee“
Und was der Schritt zurück für ein GELD kosten würde!
(„die Reform wird kostenneutral durchgeführt“, ein Schritt zurück hätte demnach ebenso keine Kosten zur Folge)
„nummerieren“ heißt es jetzt. Klar, weil wegen „Nummer“.
und folgerichtig heißt es „Nummeruss Claususs“, nehme ich mal an, denn das kommt auch von Nummer und wird am Ende jeweils mit kurzem U gesprochen: damit man das weiß, muß da ja ein doppeltes S hinterstehn. Na logisch.
Ach, es ist ja jetzt alles echt so toll einfach geworden. Mega-spitze!
Das lernen die Kleinen viel einfacher und machen auch um 50% weniger Fehler. (oder waren es 500% ?)
Sie lasen den Buchstaben zum Sonntag
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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
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