Vergleiche
Zitat
Ganz genauso, wie wir heute unsere Eltern (Großeltern) fragen: wie war das dritte Reich nur möglich?
Zitat Ende!
>Herr Eichholz vertritt damit die Auffassung, dass wir uns in Zukunft für das
>Zustandekommen der Rechtschreibreform genau so rechtfertigen
>müssen, wie unsere Eltern-/Großelterngeneration für das dritte Reich.
>Hierdurch wird das Nazi-Regim mit all seinen Greueltaten verharmlost.
>Solche Aussagen müssten den Widerstand eines jeden
>Diskussionsteilnehmers hervorrufen.
Weder werden die Greuel (Gräuel?) verharmlost noch sehe ich einen Zwang zur Rechtfertigung vor der nächsten Generation.
Wenn Sie sich in der älteren Generation umschauen, sofern sie noch da ist, wird Ihnen auffallen, daß es dort wenige Menschen drunter gibt, denen man selbst mit Boshaftigkeit ein verbrecherischens Tun in dieser Vergangenheit vorwerfen wird können. Und doch ist es getan worden. Es ist von wenigen getan worden. Dies konnte allerdings nur dadurch geschehen, daß es genügend Menschen gab, die wegschauten.
Noch zwei oder drei Jahrhunderte vorher war es gar nicht üblich, wegzuschauen. Man hat ganz unverholen und sensationslüstern zugeschaut, als Hexen verbrannt wurden.
Damit wollte ich nur ausdrücken, daß wir uns als Gesamtheit weit davon entfernt befinden, moralisch erwachsen zu sein. Die Mechanismen, welche ein Drittes Reich ermöglichten, sind beileibe nicht abgeschüttelt. Schauen Sie nur einmal hin, wie mit Minderheiten, gleich welcher Beschaffenheit und Couleur, in unserer Gesellschaft umgegangen wird. Ob es jemanden betrifft, der ein körperliches Gebrechen hat, oder ein geistiges, oder ob es seine Weltanschauung betrifft: Das erste, an was die Allgemeinheit denkt: „Das muß seinen angemessenen Rahmen haben“. Ja, und so hat jeder, der zum Normalklischee nicht taugt, seinen Rahmen, seinen Zaun, selbst auch aus Stacheldraht.
Es tut gut, im Vergleich einmal andere Kulturen kennenzulernen, die dies in anderer, ja geradezu eleganter Weise meistern. Sie zeichnen sich als Gesamtkultur durch eine buchstäbliche Unbesiegbarkeit aus, denn die Eigenschaften dazu liegen im Individuum begründet.
„wie war das dritte Reich nur möglich?“
wir werden uns als Gesamtheit auch in bezug auf die RSR unbequeme Fragen gefallen lassen müssen, denn auch unter den Kindern der kommenden Generationen wird es Philosophen, Dichter, Denker, Literaten geben, die sich mit den platten Ausdrucksmöglichkeiten, die die RSR dann noch übriggelassen hat („übrig gelassen hat“), eben NICHT zufrieden geben („zu Frieden geben“). Sie werden auf die Schätze stoßen, die in alten Büchern überdauerten und dann im Vergleich vielfältige Beweise für den Niedergang unserer Kultur entdecken. Und sie WERDEN Fragen stellen.
Was antworten wir ihnen?
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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz
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