Zum leidigen "Leid"
Lieber Uwe,
Sie werden lachen, aber ich habe mit Grammatik auch nicht viel am Hut, sondern habe die Sprachen, die ich einigermaßen beherrsche, auch eher intuitiv gelernt. Allerdings denke ich schon, man sollte die wichtigsten Wortarten wie Substantiv, Verb, Adjektiv usw. identifizieren können.
Über es tut mir leid hatte ich mal eine Unterhaltung mit der Duden-Sprachberatung, die sich zu der Behauptung verstiegen hat, man könnte sich vorstellen es tut mir ein Leid an .... Was das nun für ein es sein soll, konnte man mir aber nicht sagen.
Stellen Sie sich einfach den Satz vor Er hat mir ein Leid angetan. Man könnte hier, um zu ermitteln, ob es sich um ein Substantiv handelt, fragen: Was hat er mir angetan. Hier hat also Leid eine ganz andere Funktion im Satz, während es sich bei es tut mir leid eher um die Beschreibung eines Zustands (des eigenen nämlich) handelt, nach dem man mit wie ist mir, aber nicht mir was tut es mir an fragen könnte. Ich nehme daher an, daß es sich bei leid um einen adjektivischen Gebrauch handelt.
Was nun das Englische betrifft, braucht man sich natürlich in diesem Fall keine Gedanken über die Groß- und Kleinschreibung zu machen. Man soll sich hier aber keinen Illusionen hingeben, auch Englisch ist ohne rudimentäre Kenntnis der Wortarten und ihrer Funktion im Satzbau nicht zu erlernen. Dazu genügt, das unsäglich schlechte Englisch zu lesen, das hierzulande von Leuten produziert wird, denen offensichtlich in der Schule nicht einmal elementare Sprachkenntnisse vermittelt wurden und die man dann per Chefserlaß" dazu verdonnert, Konzernenglisch zu schreiben. Gerade die vermeintliche Einfachheit der englischen Sprache führt zu den haarsträubendsten Fehlern. Das Deutsche hat hierbei den Vorteil, daß sich niemand so ohne weiteres getraut, sich darüber herzumachen. Ich übersetze aus dem Englischen oder nunmehr zumeist aus dem Pidgin-Englischen, d.h. aus dem sogenannten Konzernenglisch. Das größte Problem dabei ist, nicht zu vergessen, wie richtiges Englisch aussieht. Konzernenglisch ist durch falsche Verwendung der Wortarten, ungeschickten Stil, falsche Wortwahl und falschen Satzbau gekennzeichnet. Zur Not kann man gerade noch verstehen, was gemeint ist, insofern hat dieses Pidgin-Englisch eine gewisse Existenzberechtigung. Ich weiß allerdings nicht, ob auch ein Engländer dieses Englisch verstehen kann.
So, dies war nun eine ganz lange Einlage. Ich hoffe, daß sie etwas zum Nachdenken darüber anregt ... Die Grammatik ist vielleicht eine trockene Materie, aber ihre praktische Anwendung ist doch einige Gedanken wert.
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