Dudenpropaganda II
(Undatiertes Schreiben, Herbst 1996)
Dudenredaktion
Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,
in den letzten Tagen wurde in der Öffentlichkeit verschiedentlich kritisiert, der DUDEN habe die neuen amtlichen Rechtschreibregeln nicht ausreichend berücksichtigt oder sogar verfälscht. Die Kritik richtet sich im Wesentlich auf die Art und Weise, wie der DUDEN die Auswirkungen der neuen Regelung auf Schreibungen und Worttrennung darstellt.
Der DUDEN hat sein Vorgehen im Vorwort erläutert. Es heißt hier, es sei sein Ziel, das amtliche Regelwerk im Hinblick auf klare Entscheidungen auszulegen, die der Zielsetzung der Neuregelung gerecht werden und dem Benutzer dabei doch verlässliche Schreibungen vorgeben. Dass dies gelungen ist, geht aus der beigefügten Stellungnahme von Prof. Horst Sitta und Dr. Peter Gallmann vom Germanistischen Seminar der Universität Zürich unmissverständlich hervor. Wir leiten sie Ihnen mit der ausdrücklichen Genehmigung der beiden Verfasser zu. Beide haben an der Erarbeitung des neuen amtlichen Regelwerkes mitgewirkt. Beide sind designierte Mitglieder der Zwischenstaatlichen Orthographiekommission. Der Text die Unterstreichungen wurden von der Redaktion vorgenommen wurde am 29. September 1996 der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren zugeschickt. Horst Sitta und Peter Gallmann kommen darin u. a. zu folgenden Urteilen:
· Auch wenn man alles, was an Vorwürfen gegen die Umsetzung der Reform in den neuen Wörterbüchern zu lesen war, zusammenrechnet, kommt man auf Prozentsätze, die das öffentliche Gegacker nicht wert sind, das da veranstaltet wird. Von geringen Ausnahmen abgesehen … ist vorzügliche lexikographische Arbeit geleistet worden nicht nur beim Duden, aber auch und vor allem beim Duden.
· Natürlich geht es nicht an, dass ein Wörterbuch eigene Regeln mit dem Schein der Amtlichkeit präsentiert. Wir haben derartiges im Duden auch nicht gefunden. Was der Duden hingegen tut, das ist eine Umsetzung des Amtlichen Regelwerks in eine präsentable Sprache, die der Benutzer verstehen kann. Dafür sollten wir dankbar sein.
· In der Debatte ist ungemein viel heisse Luft, es wird aufgebauscht, verallgemeinert und angeklagt. Aus unserer Sicht bleibt es voll und ganz gerechtfertigt, den Duden … als Referenzwerk zu gebrauchen.
Diese Stellungnahme bestätigt: Wer nach dem DUDEN schreibt, schreibt korrekt und in völliger Übereinstimmung mit den neuen amtlichen Regeln.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift)
Dr. Matthias Wermke
Die im Brief erwähnte Stellungnahme der Schweizer Reformer und Dudenautoren Sitta und Gallmann wird gesondert wiedergegeben; s. unter Schweiz. (Anm. von Th. Ickler)
– geändert durch Theodor Ickler am 28.04.2001, 16:23 –
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Th. Ickler
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