Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Vorzüge der neuen Rechtschreibung
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Vorzüge der neuen Rechtschreibung
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Theodor Ickler
26.07.2001 07.54
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Recht so

Offenbar haben Uwe und ich sehr ähnliche Auffassungen, Aber warum kann er sich nicht von der Vorstellung einer „amtlichen“ Rechtschreibung lösen? Da hört die Liberalität für meinen Geschmack zu früh auf.
Es gibt da auch eine ganz praktische Überlegung. Wenn man die Verhaltensweise der Kultusbürokratie über die Jahrzehnte hin verfolgt, wird man sagen: Über nummerieren/numerieren usw. läßt sich viel leichter eine Einigung erzielen, wenn die Rechtschreibung nicht „amtlich“ geregelt ist.

Die Verstaatlichung dieses Teils der Sprache widerspricht auch dem Grundsatz der Subsidiarität: den Staat aus allem herauszuhalten, was die Bürger besser allein erledigen können. Die Sprache gehört zweifellos dazu. Die Vorstellung von Weisgerber (NSDAP) und Nerius (SED), daß der Staat dem Sprachvolk Beine machen müsse, wenn es seiner „Verantwortung für die Schrift“ nicht gerecht werde, ist eine totalitäre Phantasie, von der wir uns allmählich freimachen sollten.
__________________
Th. Ickler

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uwe
26.07.2001 06.09
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Hallo Jan,

zunächst einmal vielen Dank dafür, dass auch du den Ansichten eines Herrn Riebe widersprochen hast. Wenn jemand Diskussionsteilnehmer in Internetforen als nicht „normal“ bezeichnet, nur weil sie nicht ihren vollständigen Namen preisgeben (richtig ?), kann das nicht widerspruchslos hingenommen werden. Auch von anderen Teilnehmern dieses Forums hätte ich mir diesbezüglich eindeutige Stellungnahmen gewünscht.

In der Sache liegen wir nicht weit auseinander. Selbstverständlich sollten Zeitungen, Buchverlage usw. bestrebt sein, eine hochwertige und fehlerfreie Rechtschreibung zu publizieren. Und von den Angehörigen der „schreibenden Berufe“ kann man auch erwarten, dass sie die Rechtschreibung beherrschen. Das gilt aber nicht für den alltäglichen Schriftverkehr. Hier muss nicht so viel Wert auf eine korrekte Rechtschreibung gelegt werden, wie es in der Vergangenheit bei uns praktiziert worden ist. Und was mich ganz besonders stört, ist das oberlehrerhafte Verhalten einiger Mitmenschen in puncto Rechtschreibung (wie in diesem Forum z. B. von Herrn Riebe praktiziert).

So, was hat das ganze jetzt mit der Rechtschreibreform zu tun ? Nach meinem persönlichen Eindruck hat die RSR dazu beigetragen, dass nicht mehr ganz so viel Wert auf eine korrekte Rechtschreibung gelegt wird (vermutlich ein unerwünschter Nebeneffekt). Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass Rechtschreibregeln noch weiter liberalisiert werden. Warum kann man nicht sowohl „nummerieren“ als auch „numerieren“ als amtlich zugelassene Schreibweise gestatten. Und auch die Kommasetzung bedarf nicht solch tief greifender Regelungen wie heute.

Uwe

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Theodor Ickler
26.07.2001 03.18
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Sprache - ein Haus mit vielen Wohnungen

Was Jan schreibt, ist völlig meine Meinung. Erstens scheint es mir unangemessen, sich in alles und jedes einzumischen, was irgendwo gesagt und geschrieben wird. Es geht mich nichts an, wie junge Leute sich in ihren Chatrooms ausdrücken. Warum soll ich darüber die Nase rümpfen? (Als Sprachwissenschaftler habe ich allenfalls ein Sonderinteresse daran.) Zweitens kann Sprachkritik und -pflege sich sowieso nur auf bestimmte Bereiche beziehen, weil es keinen allgemeinen Maßstab gibt, nach dem sich die unendliche Vielfalt sprachlicher Betätigung beurteilen ließe. Meiner Meinung nach kann es allenfalls eine bestimmte Art von Sachprosa sein, worauf wir uns mit Kritik und Hilfestellung einlassen. Also eine „Zwecksprache“, die beizubringen auch die Aufgabe des Schulunterrichts ist. Ich würde sogar noch ein Schrittchen weitergehen: Es braucht den Ozean der anderen Sprachformen, damit sich diese Zweckprosa überhaupt definieren läßt.
Gegen Belästigungen darf man sich wehren. Aber die Texte, um die es hier geht, drängen sich ja gar nicht auf, sondern man wählt sich ein.
Ich habe auch nichts dagegen, daß andere Leute sich untereinander im Schutz der Anonymität unterhalten. Für mich selber lehne ich das allerdings ab.

__________________
Th. Ickler

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Jan
26.07.2001 01.17
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An Herrn Riebe

Manfred Riebe schrieb:
>mir ist bekannt, daß die Umgangsformen in manchen Internetforen nicht >vorbildlich, sondern geradezu pubertär sind, weil die verantwortlichen Betreiber >stillschweigend eine Art Wildwest-Verhalten in ihrem „Saloon“ dulden. Daß die >Vermummung und das Duzen fremder Leute im Internet verbreitet sind, ändert >nichts an der Tatsache, daß es sich um eine Unsitte handelt.

Lieber Herr Riebe,

daß sie in einem jugendlichen Forum, in dem jedes 2. Wort „FICKEN“ ist, keine Diskussionsgrundlage sehen, toleriere ich.

Doch Ihre Äußerungen „nicht vorbildlich...“ wirken nicht nur oberlehrerhaft, sondern sogar päpstlich.

Was erwarten Sie denn von den Jugendlichen? Bleiben Sie doch mal realistisch! Falls alle Internetforen überwacht werden würden, so daß sich alle nur noch siezen und ihre Asympathie durch „Sie sind mir unsympathisch“ anstatt durch „blödes Arschgesicht“ ausdrücken dürften, was würden die Jugendlichen dann wohl machen? Sie würden ganz bestimmt nicht tugendhafter werden, sondern sich ihre vulgären Ausdrücke über andere Kommunikationsmedien um die Ohren werfen.

Sie werden sich wundern, aber inmitten dieses „Sündenpfuhls“ gibt es auch sinnvolle Fragestellungen, die den Lernprozeß dieser jungen Menschen widerspiegeln.

Diese Leute werden vielleicht einmal die Früchte unseres Bestrebens ernten, eine hochwertige deutsche Schriftsprache wiederherzustellen.

Nur: Durch Ihr oberlehrerhaftes Gehabe schert Sie der Jugendliche mit den Kultusministerium über einen Kamm. Für ihn gibt es nur eine Assoziation: Verordnungswahn...Obrigkeit...Vorschriften

Ich ignoriere einfach „FICKEN&Co“ und komme zur Sache. Sie werden es nicht glauben, was für sinnvolle Dialoge entstehen können.


__________________
mfg
Jan
mehl-mir-mal@spray.net

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Jan
25.07.2001 23.26
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Fritzboard-Antwort an uwe

Re: Pragamtismus
Geschrieben von: Jan
Datum: Donnerstag, 26. Juli 2001, um 23:46 Uhr

Als Antwort auf: Re: Pragamtismus (uwe)

: Guck dir doch mal die Schriftsprache in unserer
: Informationsgesellschaft an. Was zählt da
: noch die korrekte Rechtschreibung ?
: Hauptsache ist doch, man wird verstanden.

Du mußt 2 Dinge unterscheiden: Die Ansprüche einzelner Leser und den Qualitätsstandard.

Ich plädiere eindeutig für eine Abwärts-Kompatibilität, um mal einen Vergleich zur Technik zu bringen.

Gemeint ist folgendes: Wenn die Verlage eine qualitativ hochwertige Schriftsprache verwenden, kann sie dann der anspruchslose Leser nicht mehr verstehen? Doch! Der anspruchlose Leser wird die höhere Qualität gar nicht bemerken, weil er den Text ohnehin nur überfliegt oder nur die Überschriften liest. Der Text in hochwertiger Schriftsprache ist also a b w ä r t s k o m p a t i b e l. Er stellt eine breitere Nutzerschicht zufrieden: Dem anspruchslosen Leser ist es Wurscht, ob er „Bahn brechenden Missstand“ oder „bahnbrechenden Mißstand“ liest, und dem anspruchsvollen Leser wird es nicht schlecht beim Lesen.

Damit wäre allen gedient. Bei den Verlagen (bzw. professionellen Schreibern) liegt die Verantwortung, ein hochwertiges Produkt abzuliefern.

In einem gebe ich Dir recht: Selbstverständlich kann jeder so schreiben, wie er möchte. Aber hast Du Dir schon mal darüber Gedanken gemacht, daß alles, was wir in unserer Umwelt lesen, unser eigenes Schreibvermögen prägt? Damit sind wir wieder bei der Verantwortung der Printmedien, ein gewisses abwärtskompatibles Mindestniveau vorzugeben.

Anschauliches Beispiel aus der Technik: Angenommen, Du kaufst Dir im Laden einen Videofilm. Dein Videorecorder ist ein Dinosaurier, Baujahr 1991, Dein Fernseher ein Schwarzweiß-Portable, Baujahr 1985. Der technische Standard, mit dem der Film auf das Band verewigt wurde, ist jedoch hochmodern: Dolby-Surround, HiFi-Stereoton u.s.w.

Spielt Dein alter Videorecorder das Video noch ab? Ja! Die hohen technischen Standards sind abwärtskompatibel!

Profitierst Du von den hohen technischen Standards? Nein, Du wirst sie gar nicht bemerken. Der Ton wird genauso aus dem kleinen Lautsprecher quäken, wie Du es bisher gewohnt warst. Es ist Dir in dem Moment sch***egal, ob das Video mit Dolby-Surround aufgezeichnet wurde oder nicht. Hauptsache, Du kannst Dir den Film überhaupt anschauen. Entstehen Dir durch den hohen technischen Standard irgendwelche Nachteile? Nein!

Dein Nachbar hat bemerkt, daß Du Dir den Film gekauft hast und lädt Dich zu einem Filmabend ein. Er besitzt einen Großbildfernseher mit Dolby-Surround-Anlage. Plötzlich bist Du froh, daß es den hohen Qualitätsstandard gibt. Die Filme, die Du mit Deinem alten Videorecorder aufgezeichnet hast, klangen auf der Dolby-Surround-Anlage Deines Nachbarn nämlich fast genauso besch*** wie auf deinem Schwarzweiß-Portable.

Nach der Logik der Kultusminister hätter der hohe technische Standard wieder abgeschafft werden müssen, damit die Besitzer alter Videorecorder gegenüber den Dolby-Surround-Anlagen-Besitzern nicht benachteiligt sind. Außerdem würde dann die Würde derjenigen, die minderwertige Videoaufzeichnungen an Dolby-Surround-Anlagen-Besitzer verleihen, nicht verletzt werden.

Ich hoffe, jetzt hat´s bei Dir „Klick“ gemacht.

bis denn
Jan



mfg
Jan


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mfg
Jan
mehl-mir-mal@spray.net

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Klaus Malorny
25.07.2001 12.03
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nicht nochmal

Herr Cassens,

bitte lassen Sie das Wiederholen der immer gleichen Phrasen. Sie gehen wohl nach dem Motto vor: Jetzt fällt mir keine Erwiderung zu der Argumentation der Gegner mehr ein, also fange ich einfach wieder von vorne an. Das ist einfach nur noch langweilig. Wenn anderes so viel wichtiger ist, dann kümmern Sie sich doch lieber darum!

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uwe
25.07.2001 09.09
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Re: Meine Botschaft an Uwe

Vielen Dank für Ihre Botschaft, Christian Melsa. Es gibt anscheinend doch noch Personen in diesem Forum, mit denen man sich sachlich auseinandersetzen kann. Ich hatte da schon meine Zweifel.

Für mich persönlich ist die Rechtschreibung nebensächlich. Nun gestehe ich jedem zu, dies anders zu sehen und Wert auf eine korrekte Rechtschreibung zu legen. Dies rechtfertigt aber nicht die Unsitte, andere wegen einer fehlerhaften Rechtschreibung zu kritisieren oder zu korrigieren. Aber das ganze hat mit der Rechtschreibreform nicht viel zu tun, abgesehen davon, dass die Reform vielleicht dazu beigetragen hat, diese Unsitte etwas einzudämmen.

Zurück zur Rechtschreibreform. Was war das eigentlich, die Rechtschreibreform ? Die Kultusminister der Länder haben per Erlass den Schulen und den nachgeordneten Behörden aufgegeben, geringfügig veränderte Rechtschreibregeln anzuwenden. Ein ganz normaler Vorgang, völlig legitim (wie ja auch vom Verfassungsgericht bestätigt). Nun lag es an den Menschen, den Zeitungen und Verlagen, ob sich diese Schreibweise durchsetzt. Sie hat sich durchgesetzt. Egal ob ich Werbeprospekte, Zeitungen oder Bücher betrachte, überall begegnet mir die neue Rechtschreibung. Dass eine neue Schreibweise zunächst fehleranfällig ist, halte ich für ganz normal. Und ob sie besser oder schlechter ist als die alte Schreibweise, darüber kann man lange streiten.

Aus all dem ziehe ich den Schluss, dass es völlig sinn- und nutzlos ist, gegen die RSR zu kämpfen. Zumal es deutlich wichtigere Dinge gibt, für oder gegen die es sich zu kämpfen lohnt (Stichworte: Klimawandel, Globalisierung usw.). Ich frage mich manchmal, was würde das Ausland über uns denken, wenn es solche Diskussionen verfolgen würde. „Die spinnen doch die Deutschen“ oder „Haben die sonst keine Sorgen?“.

Das war jetzt eigentlich ein gutes Schlussresümee. Soll aber nicht heissen (speziell für Hern Riebe eingebaut, damit er meine Fehlersammlung erweitern kann), dass ich micht nicht wieder zu Wort melde, wenn weitere Beiträge nach einer Zugabe schreien.

Uwe

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Klaus Malorny
25.07.2001 07.48
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SZ

Lieber Herr Metes,

der ganze Vorgang müßte irgendwo im Gästebuch dokumentiert sein, zusammengefaßt jedoch soviel: Eines Tages erschien in der SZ ein Artikel komplett in unserer guten Rechtschreibung, und dann auch noch von einem Redakteur, der wohl schon vor längerer Zeit auf üble Art über die Gegner hergezogen ist. Wir alle hatten uns doch sehr gewundert, wie das zustande kam und was das zu bedeuten hatte. Jemand (ich glaube, Herr Ickler war's) fragte bei der Zeitung nach. Dabei kam heraus, daß der entsprechende Redakteur angeblich vergessen hatte, den Text durch den Dummdeutsch-Konverter laufen zu lassen, und daß es dort gängige Praxis wäre, in „alt“ zu schreiben und dann nach „neu“ zu konvertieren.

Der Haß, von dem ich sprach, mag durch den Schritt der FAZ verstärkt worden sein, war aber mit Sicherheit vorher schon vorhanden. Die Artikel* gegen die Gegner der Reform zeugen davon, sie sind polemisch, verblendet und führen die verlogenen Argumente der Reformer auf – einer doch im allgemeinen hoch angesehenen Tageszeitung absolut unwürdig.

* müßten sich ebenfalls im Archiv von http://www.rechtschreibreform.com befinden, jedoch ist nach meiner Kenntnis z.Zt. nicht das komplette Archiv durchsuchbar.

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Christian Melsa
25.07.2001 07.47
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Meine Botschaft an Uwe

Es hat zwar auch die Lesbarkeit für sich allein schon durch die Reform keineswegs gewonnen. Wörter wie „Schlussstrich“ verwirren, es ist nicht mehr optisch komfortabel, wie bei „Schlußstrich“, die Wortfuge erkennbar. Ein anderes Beispiel wären die neuen Regeln für Worttrennung am Zeilenende. Viel schwerer als die Lesbarkeit hat aber die Verständlichkeit gelitten, was zudem auch viel schwerer wiegt, gemäß dem von Uwe selbst erwähnten Grundsatz: Auf den Inhalt kommt es an. Das heißt nicht, daß Texte in neuer Rechtschreibung nun etwa wegen ihrer Schriftnorm völlig unverständlich seien, es ist aber in vielen Fällen mehr Mühe aufzuwenden, bis man den Sinn von Wörtern und Sätzen als Leser durchschaut. In den meisten Einzelfällen handelt es sich nur um leichte Erschwernisse, die aber in der Summe dann doch wieder recht verdrießlich sind.

Nach allen objektiven Kriterien fundierter Sprachwissenschaft, die man zur Bewertung der Güte einer Orthographienorm anführen kann, ist die neue Rechtschreibung der alten unterlegen. Sie bringt weder verbesserte Lesbarkeit, noch bessere Verständlichkeit, noch bessere Instrumente des präzisen, semantisch pointierten Ausdrucks, und zu allem Überfluß ist sie bei alledem nicht einmal einfacher lernbar! Warum ausgerechnet für eine (wenn auch auf den ersten Blick nur schwache) Verschlechterung einer Sprachtechnik die Demokratie aufs arroganteste vergewaltigt werden muß, ist mir unbegreiflich. Solche Tatsachen deuten nicht gerade auf verantwortungsvolle Ausübung anvertrauter Ämter durch ihre Besitzer hin, und genau diese Folgerung läßt mir die Rechtschreibreform in so fatalem Licht erglühen. Wenn man sich ans Dritte Reich erinnert fühlt, dann deshalb, weil in der dortigen Propaganda auf ähnliche Weise absurde Ideologien ins Volk gestreut wurden, deren Behauptungen keiner genaueren Analyse standhalten konnten, oberflächlich aber im Kontext des aktuellen Zeitgeistes stimmig erschienen und von vielen mit Genugtuung bejaht wurden. Kritiker wurden, gelinde gesagt, als Spielverderber betrachtet. Heute befinden wir uns zwar in der glücklichen Lage, ohne Angst vor Verfolgung Lügengebäude bekämpfen zu können, doch muß man schon mit Besorgnis erkennen, daß weite Teile der Presse, der sogenannten „Vierten Gewalt“, offenbar die Parole ausgerufen haben, Reformgegner der durch diese Presse rezipierenden Öffentlichkeit als lächerliche Windmühlenbekämpfer, fortschrittsfeindliche Ewiggestrige, muffige Bequemlichkeitskonservative, lernunfähige Querulanten darzubieten. Wie lässig dabei mit Kategorien wie Wahrheit, Investigativität, Aufklärungsethos umgesprungen wird, ist bei vielen dieser Presseorgane, deren Ruf eigentlich anderes erwarten lassen sollte, nicht nur enttäuschend, sondern geradezu beschämend. Wenn auf diese Weise faule Ideologien überleben und sich in der allgemeinen Praxis verankern können, die einer aufgeklärten, offenen Argumentation kaum standhalten würden, dann ist das einfach eine beängstigende Entwicklung (für die die Rechtschreibreform leider nur ein Beispiel unter vielen, jedoch ein sehr extremes ist).

Abschließend: Mag sein, daß Rechtschreibung aus bestimmten Blickwinkeln als Nebensächlichkeit anzusehen ist. Zunächst ist aber eine Nebensache immer noch alles andere als völlig egal. Und weiters darf man nicht vergessen, daß Rechtschreibung ein nicht unwesentlicher Aspekt einer kultivierten Schriftsprache ist, wenn nicht gar dessen vollendende Komponente (nicht nur im Sinne von Ästhetik, die ja Geschmackssache sein kann, sondern auch kommunikativer Funktionalität, der Optimierung dessen, wozu Sprache überaupt existiert). Nicht jeder muß diese Kunst beherrschen, genau wie nicht jedes Inviduum einer kultivierten Gemeinschaft ein perfekter Bildhauer sein muß. Sobald aber sich eine Staatsinstanz anmaßt, die Maßstäbe solcher Kultur bzw. Kulturtechniken, gar altbewährte Konventionen tragender Kommunikationstechniken gegen das Volk umnormieren zu wollen, ist Wachsamkeit geboten, gegebenenfalls auch Widerstand. Und dies ganz besonders, wenn Objekt der Manipulation etwas für den menschlichen Geist derart zentral Bedeutendes wie die differenzierte Sprache ist.

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Theodor Ickler
25.07.2001 03.12
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Richtig

Das trifft im wesentlichen zu. Auch bei der Süddeutschen Zeitung ist die große Mehrheit der Redakteure von Anfang an gegen die Reform; das weiß ich durch mehrere Informanten unabhängig voneinander. Ob Winkler wirklich anderer Meinung ist und welchen Einfluß er allenfalls hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich würde ihn aber nicht allzu hoch veranschlagen. Nicht verstanden habe ich auch, warum Joachim Kaiser nichts bewirken konnte oder wollte.
Bei der FAZ hat man längst eingesehen, daß es ein Fehler war, den Weg der Vernunft allein zu gehen. Andererseits fürchtete man vielleicht, durch frühzeitiges Bekanntgeben eines entsprechenden Planes Gegenkräfte zu mobilisieren. Daß Profilierungswünsche bei der FAZ eine nennenswerte Rolle gespielt haben könnten, ist mir nicht bekannt. Eine gewisse Unabhängigkeit war natürlich Voraussetzung.
Mir ist auch immer wieder mal zu Ohren gekommen, wie man bei anderen Zeitungen über die Reform denkt: genau wie wir – selbstverständlich! Es ist ja allzu offensichtlich, daß die Reformschreibung falsch und schlecht ist. Dies offen einzugestehen und zugeben zu müssen, daß man ohne Not eine solche Lächerlichkeit mitgemacht hat, fällt natürlich schwer.
__________________
Th. Ickler

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Jörg Metes
24.07.2001 22.13
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Re: "Irrtum der 'leicht Gläubigen'"

Lieber Herr Malorny,
dieses Malheur bei der Süddeutsche Zeitung, das Sie erwähnen: Wie genau sah das aus? Und wann genau hat es sich ereignet? Das würde mich interessieren!
- Sie erwähnen den „Haß" der SZ auf die Gegner der Rechtschreibreform. Ich habe die Vermutung: Es handelt sich eher um einen Haß auf die FAZ. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist die neue Rechtschreibung den SZ-Redakteuren ja nicht weniger zuwider als den Redakteuren der FAZ. Aber die FAZ hat die Konsequenz daraus gezogen. Die FAZ ist so souverän, daß sie das kann. Die SZ ist es nicht. Die SZ muß darüber hinaus verkraften, daß die FAZ ihr eben erst wieder eine ganze Reihe von Redakteuren und Autoren abgeworben hat. Auch Willi Winkler – meines Wissens der Hauptagitator der SZ gegen die Reformgegner – würde natürlich zur FAZ wechseln, wenn die ihn denn nur wollte. Speziell für einen Feuilletonjournalisten ist die FAZ in Deutschland nun mal das Maß aller Dinge. Der SZ geht es nicht um die Rechtschreibung, sondern darum, das Gesicht zu wahren. Es wäre für sie unmöglich gewesen, im Windschatten der FAZ zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Eine mit der FAZ koordinierte gemeinsame Rückkehr hätte die SZ (genau wie die NZZ) möglicherweise sogar unternommen. Ich spekuliere hier nur. Aber der FAZ dürfte es bei ihrem Schritt gleichfalls nicht nur um die Sache, sondern auch um die eigene Herrlichkeit gegangen sein – weshalb sie eben die Rückkehr als Überraschungscoup inszeniert hat.
(Oder verspekuliere ich mich hier völlig? Herr Ickler? Haben Sie diesbezüglich Informationen, die ich nicht habe?)
So dankbar ich der FAZ bin – ich habe den Verdacht, daß noch andere Blätter am 1.8.2000 dabeigewesen wären, wenn die FAZ sie nur zum Mitmachen eingeladen hätte.

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Ursula Morin
24.07.2001 15.32
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Zu einer wichtigen Nebensache ...

Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, hier noch einmal auf Uwes Äußerungen einzugehen. Ich bekomme leider keine direkten Antworten auf meine Argumente. Wenn man in einem Forum für Rechtschreibung dieselbe als „Nebensache“ deklariert, kann man in der Diskussion natürlich nicht weiterkommen.

Um die Situation zusammenzufassen, könnte man vielleicht darauf aufmerksam machen, daß ich mich nun als „Altschreiber“ vor Korrekturen fürchten muß, während es früher Leute wie Uwe waren, die davon betroffen waren und somit nun im Vorteil sind. Ganz gerecht ist die Situation aber trotzdem nicht, weil die Korrekturen in meinen abgelieferten Texten nun völlig beliebig und von mir nicht vorhersehbar sind, während es für Uwe früher gereicht hätte, gelegentlich den Duden zur Hand zu nehmen. Ich hingegen habe inzwischen vier Wörterbücher nach „neuer“ Rechtschreibung, die sich leider alle unterscheiden. Welche Wörterbücher meine Korrektoren benutzen weiß ich, z.B. bei Pressemitteilungen, leider überhaupt nicht. Auch Uwe wird einsehen, daß dies eine – täglich erneut frustrierende – Situation ist.

Der Hinweis, daß es sich hier um eine „Nebensache“ handelt, würde bei meinen Kunden wahrscheinlich ganz schlecht ankommen. Aber vielleicht hat Uwe ja einen „Tipp“, wie ich mich hier aus der Klemme ziehen könnte? Er würde damit einen wertvollen Diskussionsbeitrag liefern.

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Theodor Ickler
24.07.2001 15.26
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Irrtum

Wer früher die Rechtschreibnug perfekt beherrschte, beherrscht auch die reformierte; wer jene nicht beherrschte, beherrscht auch diese (erst recht) nicht. Das ist beweisbar.

Übrigens gilt Entsprechendes auch für Schüler: die guten bleiben gut, die anderen werden es auch durch die Neuschreibung nicht. Das bedarf aber nun wirklich keines Beweises, es versteht sich von selbst.

Uwe beherrscht natürlich beide nicht, aber das soll kein Vorwurf sein, denn gerade ich habe in dieser Hinsicht immer für Nachsicht plädiert. Es muß ja außer Profis noch ein paar Laien geben.
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Th. Ickler

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uwe
24.07.2001 15.21
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Opfer

Ich habe mich schon an den „Weissen Ring“ gewandt.

Aber wenn ich es mir recht überlege, sind doch eher diejenigen die Opfer, die früher die Rechtschreibung perfekt beherrscht haben. Sie wurden um ihr einziges Wissensgebiet beraubt. Schade, schade!

Uwe

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Theodor Ickler
24.07.2001 15.00
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Begriffsverwirrung

Natürlich kann jeder schreiben, wie er will, und man tut es ja auch, jedenfalls in gewissen Kreisen und „Chat-Rooms“. Nur hat das mit Rechtschreibung nichts zu tun – wenn ich darum bitten darf, einmal einen Augenblick über den Sinn dieses Wortes nachzudenken. Damit erübrigt sich jeder weitere Kommentar zu den, wie ich hoffen will, nur ein bißchen naiven Äußerungen von Herrn Uwe.
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Th. Ickler

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