Re: Noch einmal ...
Liebe Frau Morin,
diesmal möchte ich direkt auf Ihre Argumente eingehen ...
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Ich denke, daß wir vielleicht gar keine unterschiedlichen Vorstellungen zum Wert einer korrekten Rechtschreibung haben. Mir ist es, ehrlich gesagt, völlig egal, wie andere Leute im privaten Bereich schreiben. Ich verbinde dies auch nicht mit Wertvorstellungen. Wenn ich von einem Handwerker eine Rechnung mit vielen Rechtschreibfehlern bekomme, hat dies für mich keinerlei Einwirkung darauf, wie ich seine Arbeit beurteile. (Die besten Handwerker schreiben oft am schlechtesten.)
Absolut einverstanden!
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Nur und das haben Sie bisher nicht verstanden und wollen es offenbar auch nicht einsehen: Aufgrund der zahlreichen, offensichtlich falschen Schreibweisen (also z.B. Bussgeld) ist eine große Unsicherheit eingetreten, natürlich auch bei meinen Auftraggebern. Ich bin es leid, mit jedem Kunden diskutieren zu müssen, welche Rechtschreibung denn nun verwendet werden soll. Ich bin es auch leid, Kunden zu verlieren, weil ich kein dass schreiben will. Und ganz besonders bin ich es leid, daß man versucht, mich von Amts wegen zu bestimmten Schreibweisen zu zwingen.
Nun, der Kunde ist König. Die neue Rechtschreibung wird weder Ihnen noch mir von Amts wegen vorgeschrieben. In Ihrem Fall bestimmt der Kunde, was er haben möchte. Das ist doch nicht anders als beim Bäcker. Auch wenn Ihnen das Brot nicht schmeckt, was der Kunde gerne haben möchte, wenn Sie Geschäfte machen wollen, verkaufen Sie es trotzdem.
Natürlich sind durch die RSR Unsicherheiten entstanden. Doch genau so entstehen bei allen anderen Veränderungen, z. B. bei einer Änderung der Steuergesetze, zunächst Unsicherheiten. Diese Erscheinung kann doch nicht per se gegen Veränderungen angeführt werden. Die zahllosen Veränderungen der Steuergesetze haben dazu geführt, dass kaum noch jemand den Überblick über das aktuelle Steuerrecht hat. Bei der Rechtschreibung wäre dies bei einer erneuten Veränderung (Rückreform) vermutlich genau so.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Für Ihre persönliche, berufliche Betroffenheit habe ich durchaus Verständnis. Aber das kann nicht ausschlaggebend sein.
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Ich bin hingegen dafür und stimme da also mit Ihnen überein, bestimmte Schreibweisen ganz einfach freizugeben. Eine völlig beliebige Mischung von "ß" und ss halte ich allerdings aus Gründen der Lesbarkeit nicht für angebracht. Hier sollte die alte Regel wieder eingeführt werden, mit der sich Wortungetüme wie Nassspritzbeton vermeiden lassen. Den Bereich der ZGS könnte man sehr gut wie in Prof. Icklers Wörterbuch handhaben, man sollte den Leuten aber nicht verbieten (wie im Amtlichen Regelwerk quasi geschehen), nach der Betonung und vorgesehenen Bedeutung zu schreiben, wenn dies im Interesse des Lesers für notwendig erachtet wird. Bei der GKS sollte man die falschen Substantive wieder ins 17. Jahrhundert zurückschicken, wo sie hingehören. Und die Grammatikfehler des Typs er hat Recht usw. sollten natürlich beseitigt werden.
Dann wären wir allerdings in etwa da angelangt, wo wir auch schon vor der Reform waren ...
Auch hier stimme ich mit Ihnen überein, dass eine gewisse Liberalisierung vorteilhaft wäre. Ich kenne die Vorschläge von Prof. Ickler zwar nicht im Detail, aber ich vermute, dass sie dafür geeignet wären.
Was die ss/ß-Schreibung anbelangt, bin ich der Meinung, dass es sich um reine Geschmackssache handelt. Mich stören die von Ihnen geschilderten Wortungetüme nicht. Nun hat sich das amtliche Regelwerk und inzwischen auch die Mehrheit der Schreibenden für die ss-Schreibung entschieden, so dass man dies akzeptieren sollte und nicht einen Kleinkrieg hierüber führen sollte.
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin
Ich hoffe, Sie verstehen mich diesmal. Mich stören bei der ganzen RSR die für mich damit verbundenen Zwänge, die uns allen hier als Freiheit verkauft werden sollen.
Leider wurde bei der RSR die Möglichkeit verpasst, die Rechtschreibung zu liberalisieren. Zwänge verspüre ich allerdings nicht in Bezug auf die neue Rechtschreibung. Es war eher der innere Zwang, der mich dazu bewogen hat, so gut es geht die neue Rechtschreibung zu erlernen.
Uwe
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