Zu schwere Geschütze ...
Lieber Uwe,
lesen Sie doch bitte etwas genauer ... Ich hatte davon gesprochen, daß die Umstellung der Zeitungen von deren Verlagen gewollt wurde (das wird von niemand bestritten, obwohl sich die Verlage bei Nachfrage wiederum darauf berufen, die Nachrichtenagenturen hätten die Umstellung gewollt). Da wird der Schwarze Peter also von einem zum anderen geschoben, was in diesem Zusammenhang aber nicht relevant ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang allein, daß die Umstellung von den Verlagen, aber nicht von den Fachleuten in den Redaktionen initiiert wurde. Dies weil Sie behauptet hatten, es würde sich doch niemand gegen seine Überzeugung umstellen lassen. Von den Kultusministern habe ich in diesem Zusammenhang überhaupt nicht geredet, die kamen wohl auch sehr viel früher ins Spiel. Es wäre natürlich interessant, hier die Verflechtungen mit den Verlagen wiederum zu untersuchen. Dafür bin ich aber nicht der Experte, da hat Herr Riebe sehr viel mehr Informationen darüber. Sprechen Sie ihn doch einfach darauf an, wenn Sie sich wirklich informieren wollen.
Natürlich würde Bertelsmann mit Verlusten zu rechnen haben, denn für eine Rückumstellung wären ja keine neuen Wörterbücher notwendig. Man könnte ganz einfach die bereits vorhandenen benutzen (wie ich das auch jetzt tue). Und natürlich ist es sehr viel einträglicher, jedes Jahr mit einem Wörterbüch herauszukommen, das die jeweils neuesten Präzisierungen zum Amtlichen Regelwerk enthält. Ich habe mir im Verlauf von drei Jahren bisher 2 Rechtschreibduden, einen Praxis-Duden und zwei Auflagen des Bertelsmann-Wörterbuchs angeschafft. (Die sich wie bereits erwähnt alle unterscheiden und daher nicht zu gebrauchen sind.) In den zehn Jahren davor hatte ich mir einmal einen neuen Wahrig und einmal einen neuen Duden Nr. 9 angeschafft, den Rechtschreibduden in herkömmlicher Schreibung habe ich seit fünfzehn Jahren nicht ersetzt, war auch nicht nötig. Allein an mir haben Bertelsmann und Duden daher die letzten drei Jahre wesentlich mehr verdient, als in den zehn Jahren davor. Sie sind ja gut im Hochrechnen, kalkulieren Sie das mal auf zumindest einen Anteil der Bevölkerung, dann werden Sie einsehen, weshalb Bertelsmann und andere diese gewinnbringende Strategie auch weiter verfolgen werden (solange man ihnen das abnimmt).
So ich glaube, das war mein letzter Versuch, Sie zu etwas kritischerem Denken anzuregen. Insbesondere sollten Sie sich überlegen, daß man einen Fehler nicht mit einem anderen entschuldigen kann. Auch sollte Sie vielleicht versuchen, sich von der Illusion zu befreien, etwas wäre vernünftig, nur weil es von den Behörden vorgeschrieben wird. Dies ist ein besonders tragisches Mißverständnis, dem gerade die Deutschen schon öfters zum Opfer gefallen sind.
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