Ach so,
ja, neu gedruckt, und wer bezahlt? Das hatte ich vergessen. Nun, das ist ganz einfach. Schulbücher müssen zugelassen werden, vom Staat, und die Kultusminister haben in Rundschreiben schon zwei bzw. sogar drei Jahre vor dem Inkrafttreten angeordnet, daß nur noch Schulbücher in Neuschreibung zugelassen werden. Die Schulbuchverleger haben dann 300 Millionen Mark ausgegeben, um Titel umzustellen, also ss einzufügen und Kommas herauszukratzen (wie mir der Klett-Verlag schrieb), das kostete 12.000 bis 15.000 Mark pro Titel. Der Staat bezahlt einen großen Teil der Schulbücher, nämlich 700 Millionen Mark im Jahr. Diese Summe ist trotz der Mehrausgaben nicht erhöht worden. Es wird ja auch kein Buch MEHR gekauft, sondern man stellt andere Anschaffungen zurück, Mathebücher, Atlanten usw.
Daran zerbrechen kleinere Schulbuchverlage, d. h. sie werden von den großen geschluckt.
Genauso geht es mit Kinderbuchverlagen und vor allem Wörterbuchverlagen, wobei die Einzelheiten immer wieder ein bißchen anders aussehen. Der große Brockhauskonzern, in dem auch die Wörterbücher von Langenscheidt und Duden erscheinen, hat dieses Jahr erstmals Verluste gemacht und mußte einen Teil an Bertelsmann verkaufen vielleicht hast Du davon gelesen. Das nennt man Marktbereinigung. Am Ende herrschen ein paar Riesenkonzerne und ziehen uns das Geld aus der Tasche, weil es keine Konkurrenz mehr gibt.
Der Staat verliert auch Milliarden Mark Steuereinnahmen, weil die vielen Nachschulungen (Sekretärinnen), die zum Teil von den Reformern selbst (zum Beispiel dem Geschäftsführer der Kommission) abgehalten werden, die Neuanschaffungen von Büchern und Software von der Steuer abgesetzt werden.
Das Ganze ist eine ungeheure Vergeudung von volkswirtschaftlichen Mitteln, für nichts und wieder nichts vor allem, wenn man bedenkt, daß schon wieder geändert wird, also der ganze Zirkus immer wieder von vorn beginnt. Denk doch mal daran, daß alle Wörterbücher seit 1996 (ungefähr 15 Millionen Bände) schon wieder ungültig sind!
__________________
Th. Ickler
|