Autonomie und Mündigkeit
(ein Nachtrag zu Professor Icklers Gedanken vom 01.10.01)
Autonome Pädagogen und Deutschlehrer ein guter Gedanke, mit dem man sich anfreunden könnte und sollte, zum Wohle aller am Unterricht Beteiligten und auch zum Wohle des beherrschten und beherrschbaren Lehrstoffes.
Längst wären sie fällig, die gewachsenen und wachsenden Autoritäten in der Schule.
Oder sagt man dazu besser: in den heiligen Hallen der Kultusminister?
Es sind so viele verteufelte Widersprüche, so viele Hürden auf dem Weg zur Autonomie, und es ist ein Hohn, wenn Pädagogen das oberste Lernziel, Mündigkeit verwirklichen sollen, gleichzeitig aber in Abhängigkeit gehalten werden und sich zudem eigene Fesseln anlegen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Entwurf eines Rahmenleitbilds für den öffentlichen Dienst des Freistaates Bayern, vom 11.12.1996 (Zeichen III/9-S 4200-8/193 093). Seinerzeit wurden Parolen von der heilen Welt formuliert, neue Wege proklamiert und an die Lehrer appelliert, ihr Selbstverständnis zu überprüfen, doch parallel dazu erstickte man mit der Verwirklichung der Rechtschreibreform (ab 31. Juli 1996) rigoros jedes keimende Saatgut.
Der Rechtschreibreformerlaß war ein beschämendes Kapitel der Ministerialbürokratie, ein solch transparentes Beispiel von der Unmündigkeit der Lehrer, daß man als degradierte Person und Leerkörper vor Scham im Boden versinken könnte.
Es ist gar nicht daran zu denken, daß sich Lehrer aus dieser Abhängigkeit befreien und ebensowenig ist daran zu denken, daß die Verwaltung den Weg freigibt für die Entwicklung einer Basisdemokratie. Die sogenannte Leitbilddiskussion war doch nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben stand.
Wo aber soll die Befreiung herkommen? Das kann doch in dieser verfahrenen Situation ausschließlich durch die Hochschulen geschehen dort, wo die Lehrerausbildung erfolgt.
Was aber macht man denn dort, lieber Professor Ickler?
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