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Frühe Schreiben an Entscheidungsträger
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Matthias Dräger
12.04.2002 02.52
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4. 12. 1995: Schreiben an alle Kultusminister und Ministerpräsidenten der Länder

(Auszug)

...

ß

Hierzu gilt bisher folgende Regel: ß steht zur Bezeichnung des stimmlosen S-Lautes im Silbenauslaut in allen Fällen, im Inlaut nur nach langem Vokal oder Diphthong.
(Ausnahmen: die kleinen Wörter aus, bis, das, es, was, etc.)

Die geplante Rechtschreibreform will an Stelle dieser Regelung setzen (§25): Für das scharfe (stimmlose) (s) nach langem Vokal oder Diphthong schreibt man ß, wennn im Wortstamm kein weiterer Konsonant folgt.
Ferner (§2): Folgt im Wortstamm auf einen betonten kurzen Vokal nur ein einzelner Konsonant, so kennnzeichnet man die Kürze des Vokals durch Verdoppelung des Konsonantenbuchstabens.

Beispiel für die Änderung der Schreibweise: Fluß zu Fluss, Guß zu Guss, Haß zu Hass, Kuß zu Kuss, Amboß zu Amboss, daß zu dass.


Vorteile der geplanten Reform:

Die verschiedenen Schreibweisen des stimmlosen S-Lautes am Wortende bieten denen, die Deutsch nicht als Muttersprache lernen, den Vorteil, daß je nach Schreibweise das Wort erkennen läßt, ob der Vokal vor dem ss bzw. ß kurz oder lang ist. (Floß = langer Vokal; Fluss = kurzer Vokal; es goss = kurzer Vokal; Fuß = langer Vokal usw.) Dieser Vorteil ist insofern gering, da die Fähigkeit, eine andere Sprache zu erlenen, untrennbar verbunden ist mit dem gehörten und gesprochenen Wort; die richtige Aussprache wird praktisch ausschließlich durch das gesprochene Wort vermittelt. Der von der Reform vorgesehene Wandel von ß zu ss bei kurzem vorausgehenden Voakal am Wortende könnte hier nur die Funktion einer kleinen Lesehilfe haben, und das auch nur für diejenigen, die Deutsch nicht als ihre Muttersprache lernen. Diesem Vorteil stehen verhältnismäßig wesentlich größere Nachteile gegenüber.


Nachteile:

- Bisher steht für den stimmlosen S-Laut am Wortende ß in allen Fällen, nach der geplanten Reform nur noch bei vorausgehendem langem Vokal oder Diphtong. Das gibt natürlich, wenn man die Schreibweise nicht ohnehin kennt, Schwierigkeiten in der Beurteilung, welcher Art von Vokal dem ß bzw. ss vorausgeht, da hiervon jetzt die Schreibweise abhängt. Beispiel: Fluß, Maß, er muß, Gruß, es floß, er weiß, gewiß, Kloß, Kuß; welches dieser Wörter hat vor dem stimmlosen S-Laut den kurzen Vokal oder den langen Vokal bzw. Diphtong? (Auflösung: beginnend mit Fluss würde jedes zweite Wort der Reihe gemäß Reform mit ss geschrieben).

- Der Wechsel von ss zu ß, wie bisher zum Beispiel in Fluß – Flüsse, soll nicht grundsätzlich wegfallen, sondern lediglich verlagert werden. Beispiel (Schreibweise gemäß Reform): Fluss – fließen – floss, Genuss – genießen – er genoss; schießen – er schoss; Biss – beißen.

- Einen weiteren Nachteil sehe ich vor allem sowohl beim Schreiben als auch im Schriftbild der Wörter selber. Durch den vielfältigen Ersatz des ß durch das konturschwache ss träte buchstäblich eine Verflachung der Schrift ein, die hierdurch auch schlechter lesbar würde. Der Schreiber kann dieses bemerken, wenn er statt des markanten ß (das kleine Beta des griechischen Alphabets) seine ss-Häckchen macht. Der Leser hätte später nicht selten Schwierigkeiten, die „ss-Häckchen“ vom n oder sogar vom u zu unterscheiden. Das glauben Sie nicht? Dann schreiben Sie doch bitte einmal selbst einige entsprechende Worte in Ihrer eigenen Schrift, wie zum Beispiel der Fluss, der Kuss, gewiss, ich muss.


Die Konjunktion daß

Der oben genannten Regel des Reformvorschlages, ß nur noch nach langem Vokal oder Diphtong zu schreiben, soll, geht es nach dem Willen der Reformer, auch das gute alte daß zum Opfer fallen – obwohl es sich, wie Sie leicht selbst werden feststellen können, durchaus flotter und leichter als dass zu Papier bringen läßt.


ZUSAMMENFASSUNG

Der Eingriff der geplanten Rechtschreibreform in die Setzung von ß und ss erscheint mir verfehlt. Einem geringen Nutzen für die, die Deutsch nicht als Muttersprache erlernen (die Unterscheidungsmöglichkeit, ob der Vokal vor dem stimmlosen S-Laut am Wortende kurz oder lang ist) stehen denen, die im deutschen Sprachraum aufwachsen, vergleichsweise bedeutende Nachteile gegenüber: eine grundlegende Neuordnung der Schreibweise vieler Wörter mit Endung auf stimmlosem S-Laut, einhergehend mit dem Wechsel von daß zu dass.
Die Tendenz zur Verflachung und der Verlust an Konturen im Schriftbild unserer individuellen Handschriften und damit deren Lesbarkeit ist wahrscheinlich von der vorbereiteten Kommission nicht gebührend bedacht worden. Ebenfalls wenig oder gar nicht scheint beachtet worden zu sein, daß beim Übergang von ß zu ss die Schreibgeschwindigkeit nachläßt.



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Hinweis: Die obigen Ausführungen sind Teil eines Briefes, der vom Reichl Verlag (M. Dräger) an alle 16 Kultusminister und alle 16 Ministerpräsidenten der Länder gegangen ist.
Zitiert nach: Der stille Protest, hrsg. von M. Riebe, Leibniz Verlag St. Goar 1997, S.51f.

Der Verfasser des Briefes hatte übrigens beim Erstellen des Textes durchaus den Eindruck, daß seine Überlegungen zur geplanten ss-ß Regelung den Plänen der Reformer überlegen seien. Diese Einschätzung ist durch die Schreibpraxis und nicht zuletzt auch durch die Marxsche Studie bestätigt worden.
Die fachliche Qualifikation des Briefschreibers: Deutsch meist „befriedigend“, vor dem Abitur abgewählt!

Ich halte meine Einschätzung aufrecht, daß sich, erst im „Internationen Arbeitskreis für Orthographie“, danach in der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“ (mit einigen wenigen Ausnahmen, die stets überstimmt wurden) die größten Flaschen zusammengefunden haben, die wir seit langem gesehen haben.

Der zersetzende Einfluß der allgemeinen Schreibverwirrung wird weit gravierender ausfallen, als wir Reformgegner ihn je vorhergesehen haben, er wird sich in allen Fächern bemerkbar machen...

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