HNA59 Seite WET-MI 2004-03-10
Wie die Schneeeule auf dem Betttuch
Zur Debatte um die Rechtschreibreform schrieben weitere Leser
Wem das Abzählen von neuen Beinchen beim Kammmacher zu viel ist, und wer nicht aus Versehen Kammnacher schreiben will, der soll es machen wie bei der Schneeeule auf dem Betttuch: Der Kamm-Macher soll die Schnee-Eule vom Bett-Tuch nehmen und in die Brenn-Nesseln setzen. Orthografisch richtig und besser lesbar.
Aber viel schlimmer ist die Getrenntschreibung von früher zusammengesetzten Adverbien mit übertragener Bedeutung. Nach dem neuen Regelwerk soll sich der Sinn von Adverbien mit wörtlicher und übertragener Bedeutung aus dem Kontext ergeben. Aber wenn ich schreibe: George W. Bush ist der recht mäßige Präsident der USA, mache ich dann eine Feststellung oder treffe ich eine politische Wertung? Nach der alten Rechtschreibung hätte ich schon bei der Niederschrift eine eindeutige Aussage machen können. In Ihrer Zeitung stand die Zeile Da lächelt Schröder und schweigt viel sagend.
Jetzt ist die der Interpretation des Lesers überlassen. Was hat Schröder nun gemacht außer lächeln geschwiegen oder viel gesagt?
Karin Suppes, Eschwege
Ich habe lange Briefe erhalten durch den Sport, und zwar durch einen Sport, der nicht von Akademikern geprägt ist. Angestellte und Handwerksmeister haben sich da engagiert. Die hätten alle gegen die Reform gestimmt: Ich schreibe so, wie ich es gelernt habe. Nein, so haben sie es garantiert nicht gelernt. Klein- und Großschreibung war Glückssache, Kommastellung dort, wo man gerade einmal Luft geholt hat. ( ... ) Übereinstimmung mit den Regeln sind zufällig und unbeabsichtigt. ( ... ) Die Reform war notwendig, Chaos ist freie Erfindung.
Egbert Wenzel Kassel