Damaris Nübling ...
... Linguistik-Professorin in Mainz, IDS-Mitglied etc., aktuelles Buch „Genderlinguistik“, beobachtet seit langem die geschlechtsangleichende Entwicklung der germanischen Sprachen. Sie kämpft mit Luise Pusch für die künstliche Gendersprache und mit Hennig Lobin gegen deren „produzierte“ Ablehnung im Volk.
In einer früheren Arbeit stellte sie positiv fest, daß das Deutsche mit dem femininen Plural „die“ schon früh Fortschritte gemacht habe. Dennoch reicht dies offensichtlich nicht aus, um auf die Gender-Doppelnennungen und die Innen-Schreibung zu verzichten. Für das Schwedische bemerkt sie erfreut:Im Zuge der Sexusneutralisierung findet jedoch insgesamt ein starker Abbau der beiden schwedischen Movierungssuffixe -ska und -inna statt, die übrigend nicht skandinavischer Herkunft sind, sondern während der Hansezeit aus dem Mittelniederdeutschen entlehnt wurden....
Wie im Englischen und im Deutschen existiert auch im Schwedischen kein sexusneutrales Pronomen. Ist das biologische Geschlecht unbekannt oder irrelevant, verwendet man zunehmend die pronominale Paarform han eller hon ›er oder sie‹, um keiner einseitigen Lesart Vorschub zu leisten. Die schwedischen Bemühungen, schon Kleinkinder im Kinderhort von „han“ und „hon“ (er, sie) auf das künstlich erfundene „hen“ für beide Geschlechter umzudressieren, erwähnt sie nicht. Für das Deutsche behauptet sie: Dagegen verfolgt das Deutsche mit seinem Drei-Genus-System zunehmend die Beidnennung (Paarform, Splitting, movierte Form mit Binnenmajuskel), da sich das sog. Generische Maskulinum, wie mittlerweile durch psycholinguistische Untersuchungen belegt, als funktionstuntüchtig erwiesen hat, indem es faktisch ungleich häufiger ausschließlich auf Männer als auf Frauen und Männer referiert (hierzu siehe den Beitrag von Claudis Schmidt in diesem Band). Beispiele hierfür sind zahlreich belegt (siehe z.B. Pusch 1984, 27 ff.)... Darauf wendet sie sich dem Isländischen zu und erkennt noch größere Hürden für eine Geschlechtsangleichung: Wie das Deutsche hat das Isländische das alte Drei-Genus-System voll erhalten, doch nicht nur, wie im Deutschen, im Singular, sondern auch im Plural (siehe auch Corbbett 1991, Braunmüller 1999)
Nuebling_2002a.pdf [„fett“ durch RS.com] Da ist wohl noch viel Bekehrungsarbeit an den Isländern nötig, um deren Stolz auf ihre schöne, seit tausend Jahren nur geringfügig veränderte Sprache zu brechen und sie dem neuen Gendersprech anzupassen.
Auf Frau Nübling beziehen sich auch junge Nachwuchs-Genderer:innen, die wie am CERN Elementarteilchen, nun gendergerechte Sprachfetzen auf (ausgesuchte?) Sprachnutzer- und VerhunzerInnen schießen, um deren Wirkung im Sinne der Sexneutralisierung zu erfassen. Diese „wissenschaftlichen“ Daten könnten dann die Grundlage für eine allgemeinverbindliche Genderung des Deutschen abgeben.
Der muttersprachliche Isländer Daniel Scholten hatte schon 2018 zum „Nüblinging“ Stellung bezogen.
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