ZEIT
Obwohl ich weiß, daß die ZEIT fast nur breitgetretene Nichtigkeiten enthält, habe ich mir gestern eine Nummer gekauft. Bin ganz platt von soviel Plattheit. In einem Wissen-Spezial werden Einfälle sogenannter Hirnforscher ausgebreitet, und der Verfassser bedauert, daß die Schulen noch nicht von der allerneuesten Neurodidaktik Kenntnis genommen haben. Pisa scheint jeden Unsinn zu rechtfertigen. Neueste Erkenntnis: Lernen kann Spaß machen. Der Journalist ist immerhin so kritisch, ähnliche Einsichten schon bei Comenius aufzuspüren, aber warum geht er nicht bis Aristoteles zurück, wo es schließlich an prominenter Stelle zu lesen ist?
Tiefpunkt ist, wie immer, der inzwischen vergreisende Wolfram Siebeck, der unentwegt versucht, ein großer Snob zu sein, und doch nur ein kleiner deutsche Spießer ist. Die ZEIT druckt seit Jahrzehnten seine krampfhaften Variationen auf jenes legendäre Motiv Ich koche zwei Hühner und werfe sie weg. Na, Schwamm drüber, oder besser: Kaviar und Trüffeln (die erwähnt er so oft, daß man vermuten muß, er staune immer noch darüber, daß er sich so etwas Hochfeines leisten kann).
Dieter E. Zimmer schreibt natürlich besser (über Updike), tappt aber in die eigene Rechtschreibfalle: der Autor sagt an ihrer Statt, was. Und sonst? Man hat Recht, etwas tut Not usw.
Die ZEIT gehört zu den Symptomen, vielleicht auch zu den Ursachen der Bildungsmisere.
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Th. Ickler
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