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Unsere Politiker und die RSR
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Detlef Lindenthal
20.08.2004 19.17
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Frage

Zitat:
Klaus Malorny schrieb:
.... platttttziert ... (gibt es außer mir eigentlich noch jemanden, der das „a“ laaang spricht?).
Oh ja, und ich sage auch Plaza und nicht etwa Platttza.
Zitat:
Wir werden von vorne bis hinten belogen und betrogen. Und man darf nicht vergessen, daß dies nicht nur auf die Rechtschreibreform beschränkt ist. Wenn bei mir überhaupt noch Respekt vor Politikern übrig war, dann ist er jetzt endgültig dahin.

Ich überlege noch, was ich denen schreiben kann, ohne wegen massiver Beleidigungen angezeigt zu werden...
Sind denn – na, sagen wir: halbmassive – Beleidigungen die beste Waffe? Oder könnte man sich bessere Maßnahmen vorstellen? Wie wollen Sie mittelfristig mit dieser Lage umgehen?
__________________
Detlef Lindenthal

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Elke Philburn
19.08.2004 20.42
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Zehn faule Gründe

Thomas Paulwitz zum Stuß von den „zehn guten Gründen“.
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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margel
19.08.2004 19.50
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Am Abgrund

Vielleicht dämpft es Ihren verständlichen Ärger ein wenig, verehrter Herr Malorny, wenn Sie einfach davon ausgehen, daß es den hessischen Kultusbürokraten, die wahrscheinlich von der KMK vorgeschickt worden sind, schon verdammt dreckig gehen muß, wenn sie so dreist ihre Lügenpropaganda verbreiten. „Ist der Ruf erst ruiniert...“ Sollten die Verantwortlichen allerdings selbst an ihr Hirngespinst glauben, so wäre ein bedenklicher Realitätsverlust zu diagnostizieren, ein Abgleiten in eine Wahnwelt, das auch bei politischen Entscheidungen von existentieller Bedeutung Schlimmes für das Wohl des Volkes befürchten ließe.

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Klaus Malorny
19.08.2004 19.19
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Es ist einfach unglaublich, wie die Politiker uns an der Nase herumführen wollen. Ich habe mich so aufgeregt, daß ich gar nicht bis ins Forum vorgedrungen bin und die schon stattfindende Diskussion gesehen habe, sondern statt dessen einen Kommentar platttttziert habe (gibt es außer mir eigentlich noch jemanden, der das „a“ laaang spricht?).

Wir werden von vorne bis hinten belogen und betrogen. Und man darf nicht vergessen, daß dies nicht nur auf die Rechtschreibreform beschränkt ist. Wenn bei mir überhaupt noch Respekt vor Politikern übrig war, dann ist er jetzt endgültig dahin.

Ich überlege noch, was ich denen schreiben kann, ohne wegen massiver Beleidigungen angezeigt zu werden...



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Karsten Bolz
19.08.2004 18.10
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Frage an MP Koch (Hessen)

Mal schauen, welcher Höfling hierauf antworten darf

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

mit Befremden habe ich auf den Internetseiten das Dokument „Ja zur Rechtschreibreform“ zur Kenntnis genommen. Nicht nur, daß es dokumentiert, daß in Hessens Schulen weiterhin grammatisch falsche Konstruktionen gelehrt werden: „Es tut mir Leid“, „morgen Früh“ usw. usf. Das Dokument enthüllt weiterhin, daß Ihr Kultusministerium an den Schulen Schreibungen vermitteln will, die im neuen Duden, 23. Auflage, bereits wieder überholt sind. Der neue Duden wird am 28. August erscheinen. (Die Prüfung, welche Schreibungen dieses betrifft, überlasse ich Ihrem Kultusministerium.)

Mit freundlichen Grüßen

Dipl.-Ing Karsten Bolz
Talstr. 55
65719 Hofheim
__________________
Karsten Bolz

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margel
19.08.2004 17.47
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Aus der Gruft

Es hat etwas ungemein Rührendes, wenn die hessische Kultusministerin jetzt, nach sechs bzw. sieben Jahren des Gebrauchs in den Schulen, den „Schülerinnen und Schülern“ die Vorzüge der reformierten Schreibung erklärt. Welches Kommissionsmitglied mag dieses Gebräu zusammengerührt haben? Man darf annehmen, daß Frau Wolff das Regelwerk nie in der Hand gehabt hat. Das Gemisch aus leeren Phrasen und Lügen mutet heutzutage schon sehr abgestanden an und bedarf deswegen auch keiner Widerlegung. Von bisher nicht gekannter Dummdreistigkeit ist allerdings die Behauptung, die herkömmliche Rechtschreibung habe sich nicht bewährt. Das haben nicht einmal die Reformer gesagt, die die Orthographie ja auch nicht verbessern, sondern nur erleichtern wollten.

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Karsten Bolz
19.08.2004 17.43
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Ein Kommentar zur hessischen Propaganda

10 gute Gründe für die Rechtschreibreform

1. Einfachheit der Rechtschreibung
Konrad Duden, der Vater des Duden, forderte schon 1902, auf die Einheit der deutschen Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern müsse nun auch die Einfachheit folgen. Diese blieb allerdings für die folgenden Jahrzehnte eine Utopie. Im Gegenteil: Das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung wurde zusehends undurchdringlicher.

Der erste Irrtum: Das amtliche Regelwerk ist mit 96 Seiten – die ja so schon keinen Bestand in den Wörterbüchern mehr haben – umfangreicher und kryptischer als jegliche Darstellung im Duden zu jedweder Zeit. Aber Frau Wolff hat das amtliche Regelwerk sicherlich niemals auch nur im Ansatz gelesen.

2. Alte Rechtschreibung – viele Ausnahmen untergraben die Regeln

Das bekannte Sprichwort „Ausnahmen bestätigen die Regel“ gilt vielleicht im Leben, nicht aber bei der Rechtschreibung. Zahlreiche Ausnahmen, Einzelfallregelungen und sich widersprechende Festlegungen machten die Rechtschreibung unübersichtlich und kompliziert. Resultat waren Probleme im Rechtschreibunterricht und schlechte Kenntnisse der Regeln nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei versierten Schreiberinnen und Schreibern.

Eine neue Erkenntnis: Auch versierte Schreiberinnen und Schreiber hatten schon immer Probleme mit der herkömmlichen Schreibung. Eine Behauptung, deren Beweis Frau Wolff wohlweislich schuldig bleibt. Hiermit soll suggeriert werden, daß die reformierte Schreibung nicht nur den Schulen die so ersehnten “Erleichterungen” bringt, sondern dem gesamten Volk.

3. Neue Rechtschreibung – bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit

Die neue Rechtschreibung stärkt Prinzipien und Grundregeln, vermeidet Ausnahmen und baut Überregulierungen ab. Die richtige Schreibweise kann von einer Regel abgeleitet werden. Die neuen Regeln sind daher einfacher zu vermitteln und leichter zu lernen. Dies zeigt die Broschüre Rechtschreibung gut erklärt des Hessischen Kultusministeriums. http://www.kultusministerium.hessen.de (Presse/Publikationen – Broschüren).

Der nächste Irrtum: Schüler lernen das Schreiben nun einmal nicht durch das Auswendigpauken von Regeln, sondern durch Lesen. Außerdem: Erlernbar ist vieles, auch der größte Unsinn. Aber Schulunterricht ist doch kein Selbstzweck. Den Wahlspruch “Non scola, sed vita discimus” scheint Frau Wolff nicht begreifen zu wollen.

4. Das Stammprinzip wird gefestigt

In der deutschen Rechtschreibung gilt grundsätzlich das Stammprinzip. Das bedeutet, dass sich die Schreibung eines Wortes nach seinem Stamm richtet, also dem Wort, von dem es sich ableitet. Der Stamm des Wortes länglich ist lang. Verstöße gegen dieses Prinzip sind in der neuen Rechtschreibung beseitigt. Das Wort Stengel (alte Rechtschreibung) hat seinen Wortstamm in Stange und wird daher jetzt Stängel geschrieben. Ebenso verhält es sich bei überschwänglich (früher: überschwenglich) und Überschwang.

Ja. Und folglich schreiben wir jetzt sätzen wegen Satz und gedänken wegen Gedanke!

5. Neue s-Schreibung

Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss, also Amboss (statt früher Amboß; nass statt naß). Das führt zu einheitlichen Schreibweisen – Fluss schreibt sich wie Flüsse –, wo früher Abweichungen gelernt werden mussten. Gemäß dem Stammprinzip bleiben auch hier die Schreibweisen gleich, z.B. küssen – sie küsst – er wurde geküsst ( früher: sie küßt, er wurde geküßt).

Von den Übergeneralisierungen (aussen, Strasse usw. usf.) abgesehen, die allenthalben zu lesen sind, wird hier nichts leichter: fließen, floß vs. fließen, floss. Insbesondere die Schreibung Spaß dürfte in einigen – auch hessischen – Landesteilen wegen der kurzen Aussprache zum Spass verkommen.

6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten

Bis 1991 wurden für den Fall des Zusammentreffens dreier Konsonanten insgesamt zehn Regeln entwickelt, was in solch verschiedenen Schreibungen wie Ballettänzer, Balletttruppe und Ballettheater gipfelte. Jetzt werden bei allen Versionen alle drei Konsonanten geschrieben (Balletttänzer, Balletttruppe und Balletttheater).

Wer hat denn hier gezählt und ist auf zehn Regeln gekommen? Frau Wolff: Zählen sechs, setzen!

7. Getrenntschreibung wird geregelt

Verbindungen aus Substantiv und Verb (Rad fahren) sowie steigerbarem Adjektiv und Verb (übel nehmen) werden nach den neuen Regeln immer getrennt geschrieben. Bei der Kombination zweier Verben hing die Schreibweise bisher von den verschiedenen Bedeutungen dieser Kombination ab. „Er ist auf dem Stuhl sitzen geblieben“ aber: „Er ist in der Schule sitzengeblieben“. Im Widerspruch dazu wurden aber auch Worte zusammengeschrieben, ohne dass ein neuer Begriff entstanden war (spazierengehen); in anderen Fällen wurde trotz übertragener Bedeutung getrennt geschrieben (baden gehen). Die neuen Regeln verlangen jetzt in allen Fällen die Getrenntschreibung.

Und jetzt die olle Kamelle von rad- und autofahren. Frau Wolff beharrt darauf, an den Schulen etwas zu lehren, was im wahren Leben schon nicht mehr gilt: Sie schaue in den neuen Duden, 23. Auflage, ab 28.08. im Handel. Stichwort: §36, amtliches Regelwerk und die dazu beschlossenen “Feinjustierungen”. Ob die Beispiele auf diesen Seiten geändert werden?

8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt

So werden jetzt alle Tageszeiten nach gestern, heute und morgen (gestern Nacht, heute Morgen) und Substantivierungen (der Einzelne, als Erster, im Dunkeln) konsequent großgeschrieben. Zugleich wird die Schreibweise bei feststehenden Ausdrücken vereinheitlicht (früher: mit Bezug auf, aber in bezug auf; jetzt: mit Bezug auf, in Bezug auf).

Nur eine Frage dazu: Wie kann man die Großschreibung von Substantiven “stärken”, wenn man gar keine solchen vor sich hat: “gestern Nacht”, “tut mir Leid” usw.? Grammatik soll in Hessens Schulen demnächst wohl nicht mehr gelehrt werden.

9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt

Bei Verbindungen von Adjektiven und Substantiven, die keine Eigennamen sind, wird das Adjektiv jetzt immer klein geschrieben, also: schwarzes Brett, schwarze Liste, goldener Schnitt und goldene Hochzeit. Bisher hieß es: Schwarzes Brett aber schwarze Liste, Goldener Schnitt aber goldene Hochzeit.

Eine Regel, die so gar nichts bringt, weil sie nicht befolgt wird, siehe alle(!) Zeitungen.

10. Trennung nach Sprechsilben

Mehrsilbige Wörter werden jetzt so getrennt, wie es sich beim Sprechen ergibt. Das frühere Verbot der Trennung von st gilt nicht mehr (Wes-te, Kas-ten) und es kann auch ein einzelner Vokal am Wortanfang abgetrennt werden (A-der, I-gel).

Ach, was trenne ich jetzt gerne Bi-omüll aus der Kons-truktion in der Indus-trie.

10 gute Beispiele, die zeigen, dass die Reform logisch ist

alte Rechtschreibung neue Rechtschreibung
1. der Fluß – die Flüsse ; der Fluss – die Flüsse
2. ich muß – wir müssen ; ich muss – wir müssen
und fließen – floss
3. Stange – Stengel ; Stange – Stängel
4. Überschwang – überschwenglich ; Überschwang – überschwänglich
eine bedänkliche Regelung wegen “Bedanken”
5. Schiffahrt ; Schifffahrt
Schifffracht ; Schifffracht
und Schlammmassen oder gar Schlammmmassen?
6. radfahren ; Rad fahren
Auto fahren ; Auto fahren
das gute Argument darf natürlich nicht fehlen. Deswegen wurde die ganze Reform ja mal ins Rollen gebracht und sollte 50 Prozent weniger Fehler an den Schulen bringen.
7. ein Sprung ins Dunkle ; ein Sprung ins Dunkle
etwas im dunkeln lassen ; etwas im Dunkeln lassen
das bringt die Erstkläßler entscheidend voran.
8. spazierengehen ; spazieren gehen
bummeln gehen ; bummeln gehen
Duden, 23. Auflage, mal reinschaun.
9. rein halten ; rein halten
sauberhalten ; sauber halten
dito.
10. Platz – plazieren ; Platz – platzieren
und Kackofonie wegen…

1. Die alte Rechtschreibung hat sich nicht bewährt

Es kann keine Rede davon sein, dass die alte Rechtschreibung “funktioniert“ hätte. Auch geübten Schreibern unterliefen immer wieder zahlreiche Fehler, weil der Dschungel der alten Regeln undurchdringlich war und verwirrte. Allein im 20. Jahrhundert gab es mehrere Anläufe zu einer Reform, stets getragen von Germanisten, Hochschullehrern und Schullehrkräften.

Jetzt lernen wir aus amtlicher Quelle endlich, daß die herkömmliche Rechtschreibung nicht funktioniert hat. Endlich nun bringt uns diese “verschlankte” und “entrümpelte” reformierte Rechtschreibung das Heil, getragen von Organisationen, die ihre Mitglieder nie gefragt haben, ob sie diese denn haben wollten.

2. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde gründlich vorbereitet

Die Regeln der neuen Rechtschreibung sind keine beliebigen Erfindungen der Bürokratie oder Politik. Sie sind vielmehr von Sachverständigen in nationalen Kommissionen der deutschsprachigen Länder und in einem gemeinsamen Internationalen Arbeitskreis vorbereitet worden und somit wissenschaftlich begründet und abgesichert.

Nächster Irrtum: Es waren keine Sachverständigen, sondern Fachexperten nach eigenem Bekunden. Diese durften sich ihre Zeugnisse auch immer brav selbst schreiben.

3. Die Rechtschreibreform war von Zustimmung begleitet

Die Kultusministerkonferenz hat dafür gesorgt, dass die unterschiedlichen Interessen in die Diskussion um die Rechtschreibreform einbezogen werden. Die Neuregelung wurde breit erörtert und einem mündlichen und schriftlichen Anhörverfahren unterzogen, bevor sie beschlossen wurde. In einem Beirat waren Zeitungsverleger, Schriftsteller, Nachrichtenagenturen etc. an den jüngsten Beratungen beteiligt.

Das ihr eigene Weltbild werden wir Frau Wolff nicht nehmen können. Ich befürchte, sie glaubt, was da steht.

4. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist pädagogisch sinnvoll

Lehrer- und Elternverbände haben die Neuregelung der Rechtschreibung begrüßt. Die Praxis bestätigt diese Haltung. Nach der Einführung an den Schulen haben Lehrkräfte bei Befragungen, Untersuchungen und Erhebungen in verschiedenen Ländern jeweils mit überwältigender Mehrheit erklärt, dass die neuen Regeln leichter zu erlernen und besser zu vermitteln sind. Die schulischen Erfahrungen mit der Rechtschreibreform sind also eindeutig positiv.

Man möchte gerne die Befragungen, Untersuchungen und Erhebungen irgendwo finden. Bitte, wo nur?

5. Die Rechtschreibreform wurde deutschlandweit angenommen und ist in den deutschsprachigen Nachbarländern akzeptiert

Im Jahr 1999 stellten die deutschen Behörden, die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die deutschsprachigen Presseorgane ihre Rechtschreibung um. Zwei Jahre später erschienen bereits 75% aller Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt in der neuen Rechtschreibung. Auch in den anderen beteiligten Ländern – besonders Österreich, der Schweiz und Liechtenstein – wurde die Rechtschreibreform problemlos eingeführt. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung war dort bis zum Aufflammen der Diskussion in Deutschland kein Thema. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde mit diesen Partnern verabredet; zu seinem international gegebenen Wort muss man stehen.

Nur gut, daß hier nicht vom “Staatsvertrag” die Rede ist. “international gegebenes Wort” hört sich klasse an und ist nicht so nichtssagend wie “Absichtserklärung”.

6. Die Einführung der Rechtschreibreform verursachte keine Probleme an den deutschen Schulen

Rund 12,5 Millionen Schülerinnen und Schüler lernen seit 1998 (die meisten haben sogar schon 1997 damit begonnen) nach dem neuen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Rückmeldungen aus den Schulen lassen keinerlei Probleme erkennen. Im Gegenteil: Die neuen Regeln erleichtern das Lernen, denn jede Ausnahmebestimmung schwächt die Beherrschung der Grundregel.

Frau Wolff wiederholt sich.

7. Rücknahme der Rechtschreibreform bedeutet Verunsicherung

Eine Rücknahme der Rechtschreibreform würde zu einer tiefen Verunsicherung führen. Besonders bei Schülerinnen und Schülern könnte der Eindruck entstehen, dass es „sowieso egal“ ist, wie man schreibt. Aber: Wer falsch schreibt, macht Fehler, die sich nicht nur auf die Note im Fach Deutsch auswirken. Auch alle anderen, die Wert darauf legen „richtig“ zu schreiben, würden die Festsetzung von Rechtschreibregeln als etwas Beliebiges empfinden.

Der erste Satz galt bei der Einführung der Reform nicht, wieso soll er jetzt gelten? Auch wenn ich mich jetzt wiederhole: Schüler sollen in der Schule auf das Leben vorbereitet werden. Es gilt nicht, in der Schule Unfug zu vermitteln, der außerhalb dieser keinen Bestand hat!

8. Die Rechtschreibreform hat die deutsche Sprache nicht verändert

Der Vorwurf, dass die Rechtschreibreform die deutsche Sprache verändert habe, ist abwegig. Rechtschreibung und Sprache sind zwei Seiten einer Medaille. Rechtschreibung ist nicht der Motor von Sprache, sondern betrifft nur ihre konventionelle und veränderbare schriftliche Umsetzung. Andere Schreibkonventionen ändern nicht die Sprache. Ebenfalls falsch ist, dass die vermehrte Getrenntschreibung zu einer Wortvernichtung führe. Aufgegeben wird lediglich die grafische Kennzeichnung einer Bedeutungsdifferenz (sitzen bleiben – sitzenbleiben). Da im Prinzip nur Ausnahmen und Ausnahmeregeln abgebaut wurden, ist das Änderungsvolumen gering. Es umfasst ca. 2% aller Worte: Kein Grund also, den Untergang der deutschen Sprache herbeizureden.

Hier liegt der wahre Hund begraben: die Auffassung von einer “veränderbaren schriftliche Umsetzung” der Sprache in die Schrift und damit die Einverleibung einer vermeintlichen Legitimation zu einem bewußten Ändern der Schriftsprache durch eine nur durch sich selbst kontrollierte staatliche Kommission.

9. Hohe Kosten durch Rückkehr zur alten Rechtschreibung

Allein durch den Neudruck und die Neuausgabe von Schulbüchern entstünden hohe Kosten. Die Schulbuchverlage rechnen damit, dass eine Rücknahme der Reform mit bis zu 250 Millionen Euro bei ihnen zu Buche schlagen würde. Hinzu kämen die Kosten, die den Schulen durch den Kauf neuer Bücher entständen. Eine Ausgabe, die in den Zeiten leerer Kassen und gravierender Einsparmaßnahmen nicht vertreten werden kann.

Die alte Leier: Die Einführung der Reform sollte nichts kosten, jetzt kostet die Rücknahme auf einmal das zig-fache von Nichts: 250 Millionen.

10. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen

Die Rechtschreibreform ist gemessen an dem Reformbedarf, der in unserem Land besteht, eine kleine Reform, die viel weniger als alle anderen in das Leben der Bürgerinnen und Bürger eingreift. Die Rücknahme der Rechtschreibreform würde einmal mehr die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen.

Dieses Argument darf zum guten Schluß nicht fehlen. Lasset uns beten: “Die Reform ist gut. Die Reform ist gut. Die Reform ist gut.”
__________________
Karsten Bolz

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Karsten Bolz
19.08.2004 15.16
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Propagandaabteilung des Hessischen Kultusministeriums

Auf den Seiten der Hessischen Landesregierung http://www.hessen.de ist seit heute zu lesen:

Mit einem Informationsangebot im Internet unter http://www.hessen.de will die Hessische Landesregierung der in den letzten Tagen entstandenen Verunsicherung im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Rechtschreibregeln begegnen. „Durch die Entscheidung einiger Verlage, zu den alten Rechtschreibregeln zurück zu kehren, ist viel Verunsicherung entstanden, aber zugleich zeigt sich beachtlicher Bedarf, sich mit dem Thema zu beschäftigen und zu wissen, wo eigentlich die Unterschiede liegen“, erläuterte der Sprecher der Hessischen Landesregierung, Staatssekretär Dirk Metz, heute in Wiesbaden.

Der Text aus dem Kultusministerium lautet dann:

Hessische Landesregierung
Ein Ja zur Rechtschreibreform
Vorwort von Kultusministerin Karin Wolff

10 gute Gründe für die Rechtschreibreform
10 gute Beispiele, die zeigen, dass die Reform logisch ist
10 gute Gründe, warum es kein Zurück geben kann

Vorwort
Wir haben ein Herz für die deutsche Sprache. Und weil wir dieses haben, muss Deutsch auch richtig geschrieben werden. Wer Fehler in der Rechtschreibung begeht, fällt unangenehm auf. Wenn Bildungsdefizite karikiert werden, werden diese häufig an Rechtschreibfehlern festgemacht. Mangelnde Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung, besonders bei Auszubildenden, sorgen immer wieder für Diskussionen.

Diese Diskussionen erreichten aber bisher nie das Ausmaß, mit dem in diesem Sommer die Debatte um die Rechtschreibreform neuerlich vom Zaune gebrochen wurde. Klar ist: Man muss die Rechtschreibreform nicht lieben! Sie ist zweifellos eine Reform, mit der sich die Rechtschreibregeln einfacher und besser erlernen lassen als bisher. Und daher bietet sie die Chance, die Aufregung um die Rechtschreibdefizite der Schülerinnen und Schüler verstummen zu lassen.

Die Debatte um die neue Rechtschreibung, die von einigen Chefredakteuren angezettelt wurde, schürt Verunsicherung und Unklarheit, die auf dem Rücken und auf Kosten junger Leute ausgetragen wird. Hier geht es nicht darum, dass etwas Bewährtes noch besser wird. Um Inhalte geht es nicht. Es geht vielmehr um die Machtfrage, wer in diesem Land Politik gestaltet. Hessen setzt diesem Chaos politische Verlässlichkeit und inhaltliche Information entgegen. Politik heute so und morgen anders ist mit uns nicht zu machen. Nicht Zeitungsüberschriften bestimmen die Inhalte einer guten Politik, sondern die Richtigkeit des Inhalts muss die Orientierungsgröße für die Politik sein.

Die neue Rechtschreibung ist weder ein Buch mit sieben Siegeln, noch bedeutet sie den Untergang unserer Sprache. Polemik ist daher überflüssig. Vielmehr sind wir unseren Schülerinnen und Schülern eine sachliche Argumentation schuldig.

Wir informieren Sie über die Inhalte der Rechtschreibreform!

Karin Wolff
Hessische Kultusministerin

Auf den folgenden Seiten:
10 gute Gründe für die Rechtschreibreform
1. Einfachheit der Rechtschreibung
2. Alte Rechtschreibung – viele Ausnahmen untergraben die Regeln
3. Neue Rechtschreibung – bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit
4. Das Stammprinzip wird gefestigt
5. Neue s-Schreibung
6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten
7. Getrenntschreibung wird geregelt
8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt
9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt
10. Trennung nach Sprechsilben

1. Einfachheit der Rechtschreibung
Konrad Duden, der Vater des Duden, forderte schon 1902, auf die Einheit der deutschen Rechtschreibung in allen deutschsprachigen Ländern müsse nun auch die Einfachheit folgen. Diese blieb allerdings für die folgenden Jahrzehnte eine Utopie. Im Gegenteil: Das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung wurde zusehends undurchdringlicher.

2. Alte Rechtschreibung – viele Ausnahmen untergraben die Regeln

Das bekannte Sprichwort „Ausnahmen bestätigen die Regel“ gilt vielleicht im Leben, nicht aber bei der Rechtschreibung. Zahlreiche Ausnahmen, Einzelfallregelungen und sich widersprechende Festlegungen machten die Rechtschreibung unübersichtlich und kompliziert. Resultat waren Probleme im Rechtschreibunterricht und schlechte Kenntnisse der Regeln nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei versierten Schreiberinnen und Schreibern.

3. Neue Rechtschreibung – bessere Erlernbarkeit und Handhabbarkeit

Die neue Rechtschreibung stärkt Prinzipien und Grundregeln, vermeidet Ausnahmen und baut Überregulierungen ab. Die richtige Schreibweise kann von einer Regel abgeleitet werden. Die neuen Regeln sind daher einfacher zu vermitteln und leichter zu lernen. Dies zeigt die Broschüre Rechtschreibung gut erklärt des Hessischen Kultusministeriums. http://www.kultusministerium.hessen.de (Presse/Publikationen – Broschüren).

4. Das Stammprinzip wird gefestigt

In der deutschen Rechtschreibung gilt grundsätzlich das Stammprinzip. Das bedeutet, dass sich die Schreibung eines Wortes nach seinem Stamm richtet, also dem Wort, von dem es sich ableitet. Der Stamm des Wortes länglich ist lang. Verstöße gegen dieses Prinzip sind in der neuen Rechtschreibung beseitigt. Das Wort Stengel (alte Rechtschreibung) hat seinen Wortstamm in Stange und wird daher jetzt Stängel geschrieben. Ebenso verhält es sich bei überschwänglich (früher: überschwenglich) und Überschwang.

5. Neue s-Schreibung

Für das stimmlose s steht nach kurzem betontem Vokal ss, also Amboss (statt früher Amboß; nass statt naß). Das führt zu einheitlichen Schreibweisen – Fluss schreibt sich wie Flüsse –, wo früher Abweichungen gelernt werden mussten. Gemäß dem Stammprinzip bleiben auch hier die Schreibweisen gleich, z.B. küssen – sie küsst – er wurde geküsst ( früher: sie küßt, er wurde geküßt).

6. Keine Streichung beim Zusammentreffen von drei Konsonanten

Bis 1991 wurden für den Fall des Zusammentreffens dreier Konsonanten insgesamt zehn Regeln entwickelt, was in solch verschiedenen Schreibungen wie Ballettänzer, Balletttruppe und Ballettheater gipfelte. Jetzt werden bei allen Versionen alle drei Konsonanten geschrieben (Balletttänzer, Balletttruppe und Balletttheater).

7. Getrenntschreibung wird geregelt

Verbindungen aus Substantiv und Verb (Rad fahren) sowie steigerbarem Adjektiv und Verb (übel nehmen) werden nach den neuen Regeln immer getrennt geschrieben. Bei der Kombination zweier Verben hing die Schreibweise bisher von den verschiedenen Bedeutungen dieser Kombination ab. „Er ist auf dem Stuhl sitzen geblieben“ aber: „Er ist in der Schule sitzengeblieben“. Im Widerspruch dazu wurden aber auch Worte zusammengeschrieben, ohne dass ein neuer Begriff entstanden war (spazierengehen); in anderen Fällen wurde trotz übertragener Bedeutung getrennt geschrieben (baden gehen). Die neuen Regeln verlangen jetzt in allen Fällen die Getrenntschreibung.

8. Großschreibung von Substantiven wird gestärkt

So werden jetzt alle Tageszeiten nach gestern, heute und morgen (gestern Nacht, heute Morgen) und Substantivierungen (der Einzelne, als Erster, im Dunkeln) konsequent großgeschrieben. Zugleich wird die Schreibweise bei feststehenden Ausdrücken vereinheitlicht (früher: mit Bezug auf, aber in bezug auf; jetzt: mit Bezug auf, in Bezug auf).

9. Kleinschreibung bei festen Verbindungen von Adjektiv und Substantiv wird festgelegt

Bei Verbindungen von Adjektiven und Substantiven, die keine Eigennamen sind, wird das Adjektiv jetzt immer klein geschrieben, also: schwarzes Brett, schwarze Liste, goldener Schnitt und goldene Hochzeit. Bisher hieß es: Schwarzes Brett aber schwarze Liste, Goldener Schnitt aber goldene Hochzeit.

10. Trennung nach Sprechsilben

Mehrsilbige Wörter werden jetzt so getrennt, wie es sich beim Sprechen ergibt. Das frühere Verbot der Trennung von st gilt nicht mehr (Wes-te, Kas-ten) und es kann auch ein einzelner Vokal am Wortanfang abgetrennt werden (A-der, I-gel).

10 gute Beispiele, die zeigen, dass die Reform logisch ist

alte Rechtschreibung neue Rechtschreibung
1. der Fluß – die Flüsse der Fluss – die Flüsse
2. ich muß – wir müssen ich muss – wir müssen
3. Stange – Stengel Stange – Stängel
4. Überschwang – überschwenglich Überschwang – überschwänglich
5. Schiffahrt Schifffahrt Schifffracht Schifffracht
6. radfahren Rad fahren Auto fahren Auto fahren
7. ein Sprung ins Dunkle ein Sprung ins Dunkle etwas im dunkeln lassen etwas im Dunkeln lassen
8. spazierengehen spazieren gehen bummeln gehen bummeln gehen
9. rein halten rein halten sauberhalten sauber halten
10. Platz – plazieren Platz – platzieren

10 gute Gründe, warum es kein Zurück geben kann

1. Die alte Rechtschreibung hat sich nicht bewährt
2. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde gründlich vorbereitet
3. Die Rechtschreibreform war von Zustimmung begleitet
4. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist pädagogisch sinnvoll
5. Die Rechtschreibreform wurde deutschlandweit angenommen und ist in den deutschsprachigen Nachbarländern akzeptiert
6. Die Einführung der Rechtschreibreform verursachte keine Probleme an den deutschen Schulen
7. Rücknahme der Rechtschreibreform bedeutet Verunsicherung
8. Die Rechtschreibreform hat die deutsche Sprache nicht verändert
9. Hohe Kosten durch Rückkehr zur alten Rechtschreibung
10. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen

1. Die alte Rechtschreibung hat sich nicht bewährt

Es kann keine Rede davon sein, dass die alte Rechtschreibung “funktioniert“ hätte. Auch geübten Schreibern unterliefen immer wieder zahlreiche Fehler, weil der Dschungel der alten Regeln undurchdringlich war und verwirrte. Allein im 20. Jahrhundert gab es mehrere Anläufe zu einer Reform, stets getragen von Germanisten, Hochschullehrern und Schullehrkräften.

2. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde gründlich vorbereitet

Die Regeln der neuen Rechtschreibung sind keine beliebigen Erfindungen der Bürokratie oder Politik. Sie sind vielmehr von Sachverständigen in nationalen Kommissionen der deutschsprachigen Länder und in einem gemeinsamen Internationalen Arbeitskreis vorbereitet worden und somit wissenschaftlich begründet und abgesichert.

3. Die Rechtschreibreform war von Zustimmung begleitet

Die Kultusministerkonferenz hat dafür gesorgt, dass die unterschiedlichen Interessen in die Diskussion um die Rechtschreibreform einbezogen werden. Die Neuregelung wurde breit erörtert und einem mündlichen und schriftlichen Anhörverfahren unterzogen, bevor sie beschlossen wurde. In einem Beirat waren Zeitungsverleger, Schriftsteller, Nachrichtenagenturen etc. an den jüngsten Beratungen beteiligt.

4. Die Neuregelung der Rechtschreibung ist pädagogisch sinnvoll

Lehrer- und Elternverbände haben die Neuregelung der Rechtschreibung begrüßt. Die Praxis bestätigt diese Haltung. Nach der Einführung an den Schulen haben Lehrkräfte bei Befragungen, Untersuchungen und Erhebungen in verschiedenen Ländern jeweils mit überwältigender Mehrheit erklärt, dass die neuen Regeln leichter zu erlernen und besser zu vermitteln sind. Die schulischen Erfahrungen mit der Rechtschreibreform sind also eindeutig positiv.

5. Die Rechtschreibreform wurde deutschlandweit angenommen und ist in den deutschsprachigen Nachbarländern akzeptiert

Im Jahr 1999 stellten die deutschen Behörden, die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die deutschsprachigen Presseorgane ihre Rechtschreibung um. Zwei Jahre später erschienen bereits 75% aller Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt in der neuen Rechtschreibung. Auch in den anderen beteiligten Ländern – besonders Österreich, der Schweiz und Liechtenstein – wurde die Rechtschreibreform problemlos eingeführt. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung war dort bis zum Aufflammen der Diskussion in Deutschland kein Thema. Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung wurde mit diesen Partnern verabredet; zu seinem international gegebenen Wort muss man stehen.

6. Die Einführung der Rechtschreibreform verursachte keine Probleme an den deutschen Schulen

Rund 12,5 Millionen Schülerinnen und Schüler lernen seit 1998 (die meisten haben sogar schon 1997 damit begonnen) nach dem neuen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Rückmeldungen aus den Schulen lassen keinerlei Probleme erkennen. Im Gegenteil: Die neuen Regeln erleichtern das Lernen, denn jede Ausnahmebestimmung schwächt die Beherrschung der Grundregel.

7. Rücknahme der Rechtschreibreform bedeutet Verunsicherung

Eine Rücknahme der Rechtschreibreform würde zu einer tiefen Verunsicherung führen. Besonders bei Schülerinnen und Schülern könnte der Eindruck entstehen, dass es „sowieso egal“ ist, wie man schreibt. Aber: Wer falsch schreibt, macht Fehler, die sich nicht nur auf die Note im Fach Deutsch auswirken. Auch alle anderen, die Wert darauf legen „richtig“ zu schreiben, würden die Festsetzung von Rechtschreibregeln als etwas Beliebiges empfinden.

8. Die Rechtschreibreform hat die deutsche Sprache nicht verändert

Der Vorwurf, dass die Rechtschreibreform die deutsche Sprache verändert habe, ist abwegig. Rechtschreibung und Sprache sind zwei Seiten einer Medaille. Rechtschreibung ist nicht der Motor von Sprache, sondern betrifft nur ihre konventionelle und veränderbare schriftliche Umsetzung. Andere Schreibkonventionen ändern nicht die Sprache. Ebenfalls falsch ist, dass die vermehrte Getrenntschreibung zu einer Wortvernichtung führe. Aufgegeben wird lediglich die grafische Kennzeichnung einer Bedeutungsdifferenz (sitzen bleiben – sitzenbleiben). Da im Prinzip nur Ausnahmen und Ausnahmeregeln abgebaut wurden, ist das Änderungsvolumen gering. Es umfasst ca. 2% aller Worte: Kein Grund also, den Untergang der deutschen Sprache herbeizureden.

9. Hohe Kosten durch Rückkehr zur alten Rechtschreibung

Allein durch den Neudruck und die Neuausgabe von Schulbüchern entstünden hohe Kosten. Die Schulbuchverlage rechnen damit, dass eine Rücknahme der Reform mit bis zu 250 Millionen Euro bei ihnen zu Buche schlagen würde. Hinzu kämen die Kosten, die den Schulen durch den Kauf neuer Bücher entständen. Eine Ausgabe, die in den Zeiten leerer Kassen und gravierender Einsparmaßnahmen nicht vertreten werden kann.

10. Die Rückkehr zur alten Rechtschreibung würde die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen

Die Rechtschreibreform ist gemessen an dem Reformbedarf, der in unserem Land besteht, eine kleine Reform, die viel weniger als alle anderen in das Leben der Bürgerinnen und Bürger eingreift. Die Rücknahme der Rechtschreibreform würde einmal mehr die Unfähigkeit Deutschlands zu Reformen bestätigen.
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Karsten Bolz

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histj
22.07.2004 19.37
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Die den Volkswillen verachtenden Politiker

verdienen es, in einer Liste gesammelt zu werden, damit das Volk sich an sie erinnert, wenn sie demnächst vom Volk wiedergewählt werden möchten. Vielleicht hilft schon die Drohung mit der Aufnahme in diese Liste.
In einer parallelen Liste könnten die den Volkswillen respektierenden Politiker gesammelt werden, damit man sich bei der nächsten Wahl an sie erinnert, denn sie verdienen es, vom Volk wiedergewählt zu werden. Für diese Politiker wäre die Aufnahme in eine solche Liste eine Ehre.

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Christoph Kukulies
18.07.2004 07.00
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Der Kultusminister hat die Wahl, der Ministerpräsident hat die Macht.

FAS, 18.7.2004, Seite 4, Rubrik „Kleine Brötchen“

So sehen Übungsräume für Smalltalk ohne Ablenkung aus: kahl und leer, kein Bild, kein Möbel, blickdichte Vorhänge. So sieht ein Vorraum im Palais Röder aus, wie die Saarbrücker Staatskanzlei heißt. Dort muß sich warmreden, wer anschließend nebenan mit dem Ministerpräsidenten speisen und trinken will. Peter Müller ist Profi im Warmplaudern. Als er erfährt, daß viele Bildungsminister darunter sein eigener, mäßig begeistert sind über seinen Versuch, die Rechtschreibreform zu kippen, zuckt er mit den Schultern und scherzt: „Kultusminister haben die Wahl: Rechtschreibreform oder Kabinettsreform.“ ...

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Christoph Kukulies

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Detlef Lindenthal
18.07.2004 04.23
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Viel Disziplin auf der Titanic


Rolf Genzmann schrieb::
Verliert ein Ministerpräsident nicht jede Glaubwürdigkeit, wenn er erkanntes Übel immer noch weiter schleppt und schleppt und schleppt, statt es sofort abzuschaffen?
Auf einen solchen Verlust kommt es nicht an, denn Ministerpräsidenten zeichnen sich nicht durch Glaubwürdigkeit (aufgrund von z.B. logischer Stimmigkeit oder Übereinstimmung mit Verfassung, Wahlversprechen usw.) aus, sondern durch Macht; genauer: dadurch, daß jeder in seinem Bundesland glaubt:
Meine Kollegen, Vorgesetzten und Untergebenen („Mitarbeiter“) und die Presse werden gegen den Ministerpräsidenten nicht aufbegehren; wenn ich es tun würde, verließe ich den Dunst der mich mit brauchbarer Wahrscheinlichkeit schützenden Herdenmitte.
Durch dieses Verhalten ihrer Gefolgschaft entsteht die Macht von Ministerpräsidenten, Präsidenten, Führern und Generalen. Der jeweilige Kurs der jeweiligen »Titanic« geht in die Machtbeständigkeitsfrage nicht ein:
Soldaten, Lehrer, Zeitungsschreiber und Zirkustiere sind so dressiert, daß sie im Rahmen ihrer eingeübten Kunststücke gehorchen und jeden Widerstand je nach schlechtem Gewissen umgehen oder wegbeißen.
Verantwortliches Handeln aufgrund von eigener Lagebeurteilung aufgrund der zuvor im Gemeinwesen vereinbarten bzw. angegebenen Zielsetzungen kommt, wie wir 700.000fach gesehen haben und entgegen aller 20.-Juli-Propaganda, im Verhaltensmusterkatalog nur in ganz wenigen Ausnahmefällen vor.
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Detlef Lindenthal

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Rolf Genzmann
17.07.2004 21.20
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Zeitschleife

Meiner Erinnerung nach wurden bei der Einführung der Mengenlehre und dann ihrer
sogenannten Abschaffung die Schulbücher sogar mehr als zweimal gedruckt.
Wie das?
Nun, bei der Einführung überschlugen sich manche Verlage und brachten nicht nur zu Anfang des Schuljahres ein neues „Mathematik“- Buch heraus, sondern auch noch Mitte des Schuljahres ein zweites neues „Mathematik“-Buch, wohlgemerkt für dasselbe erste Schuljahr, für Klasse 1.
An der neuen Errungenschaft „Mengenlehre“ verdiente man also doppelt in einigen Fällen.

Bei der Einführung und Durchführung der, wie man jetzt sieht, immer wieder neuen Rechtschreibreformen, verdient man offenkundig so gut, daß man die immerwährenden Rechtschreibreformen bis in alle Ewigkeit nicht aufgeben will.

Im Oktober erst wollen die Ministerpräsidenten über die Abschaffung beraten?
Die Schulbücher für das nächste Schuljahr sind schon gedruckt. Im Oktober sind sie dann alle an den Mann gebracht. Teures Geld für Schrott, für das neue Update des Schrotts. Bezahlen muß ja der Steuerzahler per Lernmittelfreiheit, von Update zu Update ein sicheres Geschäft, wie es scheint.

Im Oktober dann werden die Ministerpräsidenten möglicherweise sagen, jetzt sind wir quasi schon mitten im Schuljahr, und mitten im Schuljahr geht eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung nicht. – Ende des nächsten Schuljahres aber geht es dann vermutlich wieder auch nicht, weil gerade die Schulbücher schon wieder gedruckt sind. – Und so weiter bis in alle Ewigkeit.

Also, wenn ein Übel erkannt ist, warum warten die Ministerpräsidenten dann noch bis Oktober? Am 1. August fängt doch das neue Schuljahr an.
August, September Oktober: Drei Monate lang sollen die Lehrer den Kindern weiter den Schwachsinn eintrichtern und Falsches lehren müssen.

Verliert ein Ministerpräsident nicht jede Glaubwürdigkeit, wenn er erkanntes Übel immer noch weiter schleppt und schleppt und schleppt, statt es sofort abzuschaffen?

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Rolf Genzmann

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Theodor Ickler
14.07.2004 10.28
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Kabel 1

Bei Kabel 1 läuft gerade eine Umfrage. Der letzte Stand war, daß 93,5 Prozent der Bevölkerung für eine Rücknahme der RSR sind, 6,5 Prozent sind dagegen.
Wenn man Kurt Beck folgt, besteht das deutsche Volk fast vollständig aus einfältigen Populisten.
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
05.07.2004 08.05
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SPD Niedersachsen, 2000

Pressemitteilung der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag 14/075 vom 2. 8. 2000

Fasold: Rechtschreibreform muss weiterhin gelten

„Die CDU übernimmt in einem Sommertheater eine schlechte Statistenrolle, wenn sie die Aufhebung der geltenden Rechtschreibung fordert“, erklärte Eckhard Fasold, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

Dass sich die Rechtschreibreform durchgesetzt hat, zeigt nicht zuletzt die geringe Resonanz der gescheiterten Bürgerinitiative gegen die Reform in der Bevölkerung.

Der abgekupferte Vorstoß des CDU-Abgeordneten Busemann wiederhole populistische Vorurteile und verunsichere vor allem Schüler, Schülerinnen und Eltern. Er missachte, dass Übergangsregelungen bei der Einführung der Reform fest beschlossen wurden und dass auch vor der Reform in der Werbung, bei Schriftstellern und in den Medien individuelle Schreibformen gang und gäbe waren.

Die CDU setze sich über die Frage hinweg, wie eine erneute Rückkehr zur Schreibweise des vergangenen Jahrhunderts finanziert werden soll und wer die Kosten übernehmen müsste. Dieses ist unverantwortlich, so Fasold.

Pflichtgemäß nehmen die zuständigen Wörterbuchverlage geringfügige Fortschreibungen vor. So wurde der Duden gerade neu aufgelegt und die Schulbücher sind aktualisiert worden.

Fasold bewertet den Vorstoß der CDU als Versuch einen sinnvoll begründeten Reformprozess absichtlich chaotisieren zu wollen.

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Theodor Ickler
25.04.2004 15.02
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Das fehlt gerade noch!

" ... Hans Zehetmair, ehemaliger Kultusminister von Bayern, Streiter für das Kruzifix im Klassenzimmer und gegen die Rechtschreibreform.“ (Welt am Sonntag 25. 4. 2004)

Hat die Welt ein so kurzes Gedächtnis? Ohne Zehetmair wäre die Rechtschreibreform nicht in Kraft getreten, er war von allen Durchsetzern der unnachgiebigste. Nur wo es folgenlos blieb und nichts kostete, hat er ein bißchen darüber genörgelt. Selber kommt's ihm nicht so vor, das ist bekannt. Bildet er sich doch seit Jahren ein, „das Schlimmste verhindert“ zu haben (den heiligen Vater und ähnliche Marginalien). Aber Unwissenheit schützt einen Minister auch heute nicht vor der Last der Schuld.
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Th. Ickler

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