Zitat: Ursprünglich eingetragen von Christian Dörner (unter Sammlung: Probleme der ss/ß-Schreibung)
Das von Frau Salber-Buchmüller beschriebene Phänomen scheint seltsamerweise nicht auf die RSR zurückzuführen zu sein. Steht ß zwischen einem Diphthong und einem Vokal, so war die Schreibung mit ss schon immer häufig anzutreffen. Zum Beispiel wurde die Weisse oder auch der Federweisse in Produktnamen bereits vor 1996 nur selten anders geschrieben. Woran das liegt, weiß ich nicht.
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler (unter Sammlung: Probleme der ss/ß-Schreibung)
Hierzu haben wir bisher zwei Erklärungsversuche, die sich wohl ergänzen. Erstens kann das ss auf die Tatsache zurückzuführen sein, daß solche Wörter sehr oft in Großbuchstaben erscheinen, also ebenso wie Imbiss, Strasse zu erklären sind. Zweitens kann es daran liegen, daß Diphthonge nicht gedehnt werden können, ohne ihre Qualität zu verlieren; sie werden daher als kurz empfunden, auch wenn sie für ausgebuffte Metriker lang sind.
Hier zeigt sich die Stärke der nichtreformierten Schreibung. Deren Regel(n) zur Schreibung eines scharfen s (als ss oder "ß") kann man m. E. in dem Satz zusammenfassen:
Schreibe nur dann ss, wenn Du wirklich zwei s-Laute hörst, sonst "ß".
Diese Regel ist sehr einfach und würde in vielen Fällen (wie den oben genannten) weiterhelfen; natürlich nicht bei Eigennamen oder bei Wörtern, die nur mit einfachem s geschrieben werden.
Kann man diese einfache Merkregel weiterempfehlen, oder fällt jemandem ein Gegenbeispiel ein?
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Durch falsche Generalisierung im Gefolge der RSR ist dieser bekannte Fehler häufiger geworden.
Woher kommt eigentlich die falsche Verallgemeinerung bei der s-Schreibung? In der Zusammenfassung von Klaus Heller (SPRACHREPORT-Extra) stehen die Diphthonge explizit als Beispiele da (draußen, beißen), und die Kurzfassung der Regel ist zumindest insofern korrekt, als daß sie von einem vorreformatorischen "ß" ausgeht, an dessen Stelle ggf. ein ss tritt. Die Vernachlässigung dieser Voraussetzung scheint mir der kritische Punkt zu sein, denn ich sehe häufiger ein falsches ss als ein falsches "ß".
– geändert durch J.-M. Wagner am 30.01.2002, 06.38 –
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Jan-Martin Wagner
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