Oje ...
Nein, nein, da kann man ja nur noch den Kopf schütteln. Der Hinweis auf das Wohl unserer Behinderten ist mehr als nur polemisch. Es hilft nicht weiter, auf diesem Niveau zu diskutieren, denn die wesentlichen Punkte sind längst bekannt und bereits oft ausführlichst erörtert worden.
1.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist kein Fortschritt, sondern in fast allen Punkten eine Wiederherstellung von Schreibweisen, die von seiten der Sprachgemeinschaft aus gutem Grund verworfen wurden. Wir finden Schreibweisen des 19. Jahrhunderts (dass, muss, zu Grunde gehen, im Großen und Ganzen, im Wesentlichen, heute Abend, Schifffahrt, Recht haben usw.), des 18. Jahrhunderts (ba-cken usw.) und des 17. Jahrhunderts (so genannt, ebenso wenig usw.). Wie könnte man das als Fortschritt bezeichnen?
2.) Die sogenannte neue Rechtschreibung ist schwieriger als die bewährte Orthographie. Selbst Leute, die sich intensiv mit den neuen Regeln auseinandergesetz haben, sind nicht in der Lage, diese fehlerlos anzuwenden. Frau Dr. Menges schafft es wie man an ihren Beiträgen sofort sehen kann selbst nicht. Wer genauer hinsieht, bemerkt, daß ihre Fehler auch keine Tippfehler sind, sondern rein orthographisch bedingt. Eine einfache und sinnvolle Rechtschreibung haben wir bereits: nämlich die bisherige. Sie ist absolut mängelfrei und hat sich bestens bewährt. Frau Dr. Menges wird sich im übrigen noch wundern, wieviel in ein paar Jahren von der Reform noch vorhanden sein wird. Schreibungen wie Leid tun und Recht haben usw. werden längst verschwunden sein. Dann werden auch diejenigen, die diese Schreibungen jetzt nachdrücklich verteidigen, ziemlich alt aussehen. Leid tun wollten die Reformer sogar selbst zurücknehmen, durften aber nicht.
3.) Was sind denn hier die Maßstäbe Frau Dr. Menges würde selbstverständlich Massstäbe im Sinne einer weiter gehenden Vereinfachung begrüßen und schöner finden , an denen sich unsere Orthographie messen soll? Die Sonderschüler? Nein, hier geht es nicht um das Wohl der Behinderten, sondern darum, daß die Schule auf die Gesellschaft vorbereiten soll, nicht darum, daß sich die Gesellschaft der Schule (oder gar der Sonderschule!) anpassen soll. Selbst wenn die bisherige Schreibung schwieriger, aber aufgrund der vorhandenen Ausdrucksmöglichkeiten besser wäre, dann müßte die Schule eben die schwierigere, aber bessere Schreibung unterrichten. Und jetzt? Jetzt haben wir eine Orthographie, die sowohl schwieriger als auch schlechter ist. Wo ist der Gewinn? Aber noch mal zu den Sonderschülern: Beispiel: Wenn jemand nicht Auto fahren kann, dann muß man ihm eben den Führerschein abnehmen und nicht die anderen zwingen, auf der Autobahn in Zukunft nur noch 20 zu fahren, nur um die Unfähigen nicht zu gefährden. Der Maßstab ist die Gesellschaft, nicht diejenigen, die manche Dinge eben nicht erlernen können oder wollen. Liebe Frau Dr. Menges, Sie können gar keine Orthographie erfinden, die die Sonderschüler perfekt beherrschen. Aber die neue Schreibung beherrschen Sie ja nicht einmal selbst. Was soll dieser Unsinn also?
Ein Argument wurde bisher immer vergessen: Eine Sprache ist keine Spielwiese, an der man sich austoben kann. Die Menschen haben bisher in freier Selbstbestimmung beschlossen, wie sie schreiben möchten. Dies soll auch so bleiben.
Zum Schluß möchte ich noch einmal Herrn Markner zitieren, der kurz und bündig alles auf den Punkt gebracht hat: Die Beiträge von Frau Menges an dieser Stelle sind allesamt so vollendet dämlich, daß selbst der gewiß wenig sympathische Bertelsmann-Konzern dafür nicht verantwortlich gemacht werden sollte.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Christian Dörner 91058 Erlangen
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