Wirklich eine tolle Seite. Habe es verschlungen.
Daß das ß keinerlei phonetische Funktion habe, stimmt nicht. Es kommt auch nicht nur in Endposition vor (wie man in Meißel sieht).
Irgendwie habe ich das Gefühl, daß gewisse Grundregeln der Konsonantenschreibung hier im Forum nicht von allen verstanden werden. Ich kann nur empfehlen, sich mit den diesbezüglichen Regeln im Ickler näher zu beschäftigen. Ich gebe die wichtigsten hier wieder. Ein paar Kommentare kann ich mir zwar nicht verkneifen. Ich möchte aber dazu sagen, daß ich ohne den Ickler die Grundsätze der ß-Schreibung nie verstanden hätte. Vielen Dank, lieber Herr Ickler, und betrachten Sie das folgende bitte nicht nur als Kritik.
§ 2 (5)
(...) Im allgemeinen wird ein Konsonant doppelt geschrieben, wenn er zu zwei Silben gleichzeitig gehört (Silbengelenk); dann ist der vorhergehende Vokal kurz. ch, ng und sch werden nicht verdoppelt.
§ 3
(...) Die Verdoppelung von Konsonantenbuchstaben als Zeichen für Silbengelenke bleibt in anderen Formen erhalten, auch wenn kein Silbengelenk mehr vorliegt: stammt wegen stammen. Bei vielen Wörtern tritt die Verdoppelung erst in Formen mit größerer Silbenzahl auf: Erlebnisse (aber Erlebnis), Ärztinnen (aber Ärztin); Asse (As), Busse (Bus) u.a.
Kommentar: Der letzte Satz ist nicht gerade leichtverständlich formuliert. Herr Ickler meint wahrscheinlich, daß die unflektierte Form bereits mehrsilbig ist. So gesehen gibt es auch andere Beispiele ohne -nis oder -in (etwa Kürbis, allerdings werden Fremdwörter nicht behandelt).
In § 2 (5) könnte man evtl. ergänzen, daß das stimmlose [s] im Silbengelenk durch ss wiedergegeben wird; das ist nicht trivial.
§ 4
Das Zeichen ß wird erstens als Einzelbuchstabe zur Wiedergabe des stimmlosen [s] nach langen Vokalen und Diphthongen (Kommentar: Wer kann schon lange von kurzen Vokalen unterscheiden! Vgl. auch § 2 (5)) verwendet, wenn noch ein Vokal folgt; infolge der Stammschreibung (Kommentar: Aha!) noch vor dem t eines Suffixes und am Silbenende: Straße; außen; grüßen, grüßt, Gruß; heißen, heißt.
Zweitens wird ß als typographische Variante von ss verwendet, und zwar am Silbenende und vor konsonantisch anlautenden Sufffixen: haßt, gehaßt, häßlich, Haß, haßerfüllt (zu hassen). (...)
Kommentar: Die Regel im zweiten Absatz ist überdeterminiert. Es würde reichen: am Silbenende und vor dem Suffix t.
Im ersten Absatz ist es nicht unbedingt notwendig, von langen Vokalen und Diphthongen zu reden, denn § 2 (5) regelt bereits den entgegengesetzten Fall. Aber diese zweite leichte Überdetermination verbessert auf jeden Fall das Verständnis. Den ersten Absatz von § 4 könnte man grundsätzlich auch streichen und § 2 (2) entsprechend umformulieren dort befindet sich ja bereits ein Verweis (hier nicht wiedergegeben).
Auf die Heysesche Schreibung kommt man, indem man auch den zweiten Absatz streicht.
|