Heute ist mir etwas Schreckliches widerfahren: Die Süddeutsche Zeitung übermittelte mir einen Leserbrief, den Dr. Margret Popp ihr zu meinem Artikel Rückbau eingesandt hatte. Ich habe trotzdem versucht, ihn zu lesen, aber als ich mittendrin auf den code graphique stieß, schwanden mir die Sinne. Vorher hatte ich noch mitbekommen, daß Frau Popp sich gegen meine Interpretation des Dritten Berichts der Rechtschreibkommission wandte, obwohl sie davon keine Zeile kennen konnte, denn außer mit hatte kein Sterblicher zu diesem Zeitpunkt eine Kopie davon in der Hand (außerhalb der Mafia, meine ich natürlich). Vielleicht die bekannte Philologenkrankheit: Man hat so viel gelesen, daß man schließlich auch über etwas mitreden zu können glaubt, was man nicht gelesen hat.
In der ZEIT-Debatte gibt Frau Popp ja immer ein paar Wörter Hebräisch zum besten oder, wie sie selbst schreiben würde, zum Besten. Wenigstens dies blieb mir erspart, jedenfalls soweit ich gelesen habe. Aber womit habe ich dieses monomanische Interesse verdient? Fast bin ich versucht, ihr mein Wörterbuch zu schenken, damit sie ein Weilchen beschäftigt ist; denn daß sie es immer noch nicht kennt, läßt sie deutlich merken.
Um meine Lebensgeister wieder aufzupäppeln, dachte ich ein paar Minuten lang an die heutige Sitzung der KMK, die sich entgegen ihrer Tagesordnung mit der vermaledeiten Rechtschreibreform beschäftigen muß, und geriet sogleich in jene heitere Stimmung, die mich dies hier schreiben ließ.
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Th. Ickler
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