Litebloo, was ist an Aufklebern und Flugblättern so schlimm? Für solche Aktionen sind Meinungs- und Pressefreiheit schließlich auch da. Die nervliche Belastung für jene, die mit dem Tip nichts anfangen können, wird sich in Grenzen halten. Wenn man bedenkt, wie man heutzutage mit Werbung zugedröhnt wird, ist ein schlichtes Flugblatt und ein Aufkleber doch nun wirklich die Ausgeburt der Harmlosigkeit. Und ob Microsoft Schrott produziert usw.: Ich bin auch nicht gerade ein großer Fan von denen. Deren Marktmacht ist höchst problematisch, sie haben sich mit miserabler Software und unfairen Geschäftspraktiken durchgesetzt (wie sich die Geschichten doch oft ähneln), aber inzwischen muß ich der Firma schon einen gewissen Respekt dafür zollen, daß deren Software ÜBERHAUPT noch läuft, wenn man bedenkt, wie irrsinnig komplex das über die Jahre geworden ist, daß da Tausende Programmierer irgendwie gemeinsam etwas Lauffähiges zusammenschustern müssen, das auf allen Rechnerkonfigurationen laufen soll, abwärtskompatibel, usw. usf. Inzwischen beginnen sie sogar, tatsächlich besser als die Konkurrenz zu werden was aber auch keine so große Kunst ist, da von letzterer nicht mehr viel übrig ist. Tja, was für feine, resourcensparende, flinke, zuverlässige Rechner hätten wir, hätte sich beispielsweise der Amiga durchgesetzt, der 10 Jahre vor Windows 95 schon mit Multitasking und Multimedia das Parkett betrat. Aber das ist ja eigentlich kein Thema für hier, obwohl gewisse Ähnlichkeiten unübersehbar sind (übrigens hat sich mit VHS noch ein paar Jahre vorher auch schon ein eigentlich qualitativ der Konkurrenz unterlegenes Videosystem für den Heimbereich durchgesetzt, man mag gar nicht darüber nachdenken, welche Schlüsse man aus solchen Geschichten für die Rechtschreibentwicklung ziehen soll). Es geht doch nur darum, daß viele Menschen Microsoft Word als Textverarbeitung benutzen, die meisten sogar. Ebenso sind die meisten Menschen gegen die Rechtschreibreform. Daher liegt doch auf der Hand, daß es eine umfangreiche Schnittmenge von Leuten geben muß, denen es auf die Nerven geht, daß ihre Texte in Word vermeintlich zwangsweise auf Neuschrieb umgetrimmt werden. Viele wissen wahrscheinlich nicht mal, wie man die Rechtschreibkorrektur lediglich überhaupt nur ausschalten könnte, wiederum andere wollen auch nicht auf sie verzichten. Daher ist es eher ein Service als eine lästige Aufdringlichkeit, die Information zu verbreiten, wie man den Neuschrieb-Modus in Word abwürgen kann und man sich nicht bereits mit den Silbentrennungen am Zeilenende blamiert (der Oberhammer von Wörterbuch-Empfehlung, wie ich gerade aus Icklers Regelungsgewalt erfahren habe: Tu-ten-cha-mun! AUA, AUA! Als ich neulich meinem Vater davon erzählte, dachte er, ich will ihn veralbern).
Ich würde jedenfalls an Deiner Stelle nicht zu simpel von mir allein auf alle anderen schließen, was die Reaktion auf derlei Flugblätter und Aufkleber betrifft. Wenn die Medien das unschöne Thema beharrlich totschweigen, muß man eben als Bürger aktiv werden. Und wer weiß, vielleicht gehst DU ja mit Deinem äußerst subjektiven Gemecker HIER anderen auf die Nerven? 
Für z.B. mutmachend würdest Du ab 2005 wohl auch einen Fehler angestrichen bekommen, es müßte gemäß Regelwerk Mut machend heißen falls die mißratenen neuen Getrennt-/Zusammenschreibungsregeln bis dahin nicht vollständig aufgegeben sein sollten. Dann hätten natürlich Zigtausende Schüler jahrelang völlig unbrauchbaren Stuß angelernt bekommen doch das kann man jetzt sowieso nicht mehr ändern. Die Reformkritiker haben davor schon 1996 gewarnt (Frankfurter Erklärung), aber man wollte ja nicht auf sie hören. Trotzdem bin ich fern davon, Dich wegen mutmachend als sprachlich unbegabt zu halten, das ist schließlich viel moderner und praktikabler. Wenn man bedenkt, daß Du die Beste Deiner Klasse in Rechtschreibung bist, läßt sich erahnen, wie es mit Deinen Mitschülern aussieht. In der Abi-Zeitung des Jahrgangs meines Bruders (2000) hat sogar der Schuldirektor im Vorwort ständig dass und daß durcheinandergemischt, was man wohl als besonders auffällig schlampig bezeichnen kann wie soll man da als Schüler noch ernst nehmen, wirkliche Leistung und Qualität abverlangt zu bekommen? In Wirklichkeit kann doch kein Mensch an der Schule wirklich die Regeln, schließlich macht der Rechtschreibunterricht nur einen winzigen Bruchteil des Lehrplans aus, wie soll man dieses irre komplexe Regelwerk in dieser Zeit auch nur annähernd beherrschen lernen? Und ohne dieses muß man eben zwangsläufig laufend alte und neue Schreibweisen durcheinanderbringen, weil so chaotisch auch die Umwelt aussieht, in der Eure Generation sich ans Schreiben gewöhnt.
Aus Deiner Warte ist es auch ganz selbstverständlich, grundsätzlich erst einmal zu versuchen, den Neuschrieb mitzumachen, Hauptsache erstmal dass, wenn Euch an der Schule nichts anderes mehr beigebracht, sondern statt dessen noch eingeimpft wird, das sei jetzt alles der große Fortschrittssegen. Wie sollt Ihr wissen, daß in Wirklichkeit das meiste beträchtlich schwieriger geworden ist, wenn Ihr ohne weiteres keinen fundierten Vergleich anstellen könnt? Wie sollt Ihr erst wissen, daß die neue Rechtschreibung Schreibweisen bewirkt, die dem Stand von vor rund 200 Jahren entsprechen? Daß also in Wahrheit gerade diese eigentlich überholt sind? In den Arbeiten markiert man aber ausgerechnet die sprachgeschichtlich später entstandenen Schreibweisen der Gegenwart als "überholt, da werden Fakten geradezu auf den Kopf gestellt, man will Euch also klare Falschbehauptungen in der Schule weismachen! In der Schule! Wo leben wir eigentlich? Es ist kaum zu glauben.
Na ja, ich schweife hier gerade etwas ab, ich habe mich hinreißen lassen (ein allgemeines Phänomen auf dieser Seite momentan, liegt wohl an der Jahreszeit), ich schäme mich auch schon. Hier sollte ja über Textverarbeitungen Information gesammelt werden. Da kann ich leider nicht viel beitragen, das aufwendigste Programm, das ich dafür benutze, ist schon Wordpad.
– geändert durch Christian Melsa am 26.04.2001, 01:04 –
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