Re: Nochmal zur Schweizer s-Schreibweise
Zitat: Ursprünglich eingetragen von J.-M. Wagner
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer (31.03.2004)
Fest steht dagegen, dass man bei der Schweizer Schreibung aus rein statistischen Gründen nicht so viele Fehler machen kann.
Ich lasse mich gern als pingelig bezeichnen, wenn ich hier nachfrage, wie Sie das genau und konkret meinen: Auf welche Fehlerfälle bezieht sich Ihre statistische Aussage?
Zuletzt antworteten Sie: Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer (01.04.2004, 12.03 Uhr)
Lieber Herr Wagner,
ich habe das Gefühl, Sie wollen, einmal mehr, auf die Verschiedenheit der „Wahlmöglichkeiten“ hinaus: Adelung – ß und s, Heyse – ss, ß und s, Schweiz – ss und s. Meine bekannten Einwände, einmal mehr:
1. Der Schreiber braucht solche Erleichterungen nicht, er kann Volallängen unterscheiden.
2. Die Adelungsche Erleichterung, nicht zwischen ss und ß unterscheiden zu müssen, ist eine zweifelhafte. Niemand hat es so gut auf den Punkt gebracht wie Herr Beesk: Der Schreiber macht von der „Erleichterung“ keinen Gebrauch, er schreibt „Prozess“, er „wählt“ zwischen s, ß und ss! Er benötigt deshalb die Anti-Verdruss-Massnahme. Die Schweizer Schreibung dagegen ist idiotensicher, weil ß nicht vorkommt. Der Schweizer hat eine kleinere „Auswahl“. Und weil es so wenig Idioten gibt, die davon profitieren, ist der statistische Unterschied in der Fehlerhäufigkeit ganz minimal. Vergleicht man die Adelungsche mit der Heyseschen Schreibweise, muss man zwei Mengen von Idioten gegeneinander abwägen: die, die mit der Ligatur nicht umgehen können, und die, die die Aussprache nicht beherrschen. Die letzteren können eigentlich überhaupt nicht schreiben. Lieber Herr Fleischhauer, ich hatte einfach nachgefragt, was Sie mit Ihrer Aussage gemeint hatten, daß die Schweizer Schreibweise leichter zu schreiben sei. Ich wollte zunächst auf eine klare Antwort von Ihnen hinaus, aber die hatte ich bislang nicht bekommen. Sie meinten also, daß die einzige mit der Schweizer Schreibweise verbundene Fehlermöglichkeit die Verwechslung von s und ss ist. Diese Situation hatten Sie als narrensicher bezeichnet warum ist sie das?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden habe, was Sie mit dem Unterschied in der Fehlerhäufigkeit meinen: Meinen Sie, daß die falls sie sich definieren lassen für die jeweilige s-Schreibungsregel typischen Fehlerhäufigkeiten sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden?
Zitat: Warum kommt mein Anti-Reform-Argument der Umstellungsschäden hier nicht an? Je länger die Unsicherheiten andauern, desto mehr gewinnt es meines Erachtens an Aktualität. Das war doch vor sieben Jahren nicht abzusehen, wieviele Fehler heute noch gemacht werden.
Wie kommen Sie darauf, daß dieses Argument nicht ankäme? Weil niemand darauf eingeht? Ich habe es bereits explizit für gut befunden (31.03.2004, 00.05 Uhr). Mir scheint es überdies allgemeiner Konsens zu sein, daß die seit geraumer Zeit bestehenden Unsicherheiten ein deutliches Zeichen dafür sind, daß sie eben nicht nur auf Umstellungsschwierigkeiten beruhen.
Zitat: Man muss aber auch andersherum fragen: Kann man den Leuten „krass“ und „Stress“ wieder abhandeln? Vielleicht ist die Kontamination der Gehirne schon zu weit fortgeschritten.
Das kann man. Wenn die Schulkinder von Anfang an wieder die Adelungsche Schreibweise lernen und auch alle Zeitungen, Zeitschriften etc. sie wieder anwenden, sollte das kein Problem sein. Es wird zwar nicht von heute auf morgen gehen, aber gehen wird es wie die Reformer selbst argumentiert haben, ist es im wesentlichen eine Frage der Gewohnheit. (Womit die Problematik dieses Arguments erneut zutage tritt: Die Möglichkeit einer Änderung stellt noch keine Begründung bzw. Notwendigkeit dafür dar, vgl. Die Rechtschreibreform und einige ihrer Argumente.)
__________________
Jan-Martin Wagner
|