Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Was soll ins Wörterbuch?
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Was soll ins Wörterbuch?
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Reinhard Markner
07.03.2001 13.49
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Was will das Volk ?

Ich gebe zu, nein : ich gehe davon aus, daß die Konzeption des »Icklers« allein wohl kaum ausreichen wird, das Bedürfnis nach einfachen Antworten auf schwierige Fragen zu erledigen.
Solange es weiter besteht, sollte man es aber besser anderen überlassen, es zu stillen. Das Ergebnis werden wissenschaftlich unhaltbare Aussagen wie die unten von mir angeführten sein. (Die Leute, die klare Antworten bevorzugen, neigen zu der Auffassung, man schreibe »jetzt doch« »dass«, weil das polizeiliche Vorschrift sei.)
Auch Angaben wie »meist/selten«, die ich befürworte, sind ja nicht wirklich geeignet, letzte Klarheit zu schaffen. Angaben wie »besser/fälschlich« müßten her, und bei so etwas muß man äußerste Vorsicht walten lassen. (Wohlgemerkt ist auch der »Ickler« von solchen Hinweisen durchaus nicht völlig frei, s. z. B. den Eintrag »Hallenser« !)

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Walter Lachenmann
07.03.2001 13.01
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Wo man singt, da laß dich ruhig nieder...

Ich schmolle nicht...

und wenn das Herz a-hauch bricht!


In Icklers Wörterbuch steht:

selb/stän/dig s.a. selbst/stän/dig

unter selbstständig finde ich

selbst/stän/dig s.a. selb/stän/dig

Jetzt stelle ich mir einmal den Schreiner vor, oder besser eine Sekretärin, die einen betriebsinternen Text, einen Rechenschaftsbericht, ein Protokoll oder was auch immer schreiben soll, also keinerlei Freiheiten für eigenen »Gestaltungswillen« und das Ausleben eigener Mündigkeiten hat, sondern ihren Text ordentlich abliefern soll, andernfalls sie eine Kopfnuss bekommt. Was tut sie mit diesen beiden Einträgen?

Sie nimmt meinetwegen selbstständig, das leuchtet ihr gefühlsmäßig irgendwie ein. Ihr Chef, ein Herr Riebe, verpaßt ihr eine Kopfnuss, weil sie nicht gewußt hat, daß »man« »üblicherweise« selbständig schreibt und es deshalb alle Welt, besonders aber Herr Riebe, auch so erwartet. Die Emanzipation und der Liberalismus haben sich nämlich noch nicht herumgesprochen, und auch nicht daß es selbst-ständig durchaus auch gibt und seine Daseinsberechtigung hat. Wir lernen das ja auch erst gerade mithilfe zahlreicher Kopfnüsse. Wenn da zum Beispiel hinter selbst/ständig ein Vermerkchen gestanden hätte, etwa selten oder veraltet, dann hätte sie von ihrer orthographischen Autonomie insofern Gebrauch machen können, als sie sich schlauerweise für selbständig entschieden hätte, um sich die Kopfnuss zu ersparen, hätte aber beschließen können, im Privatgebrauch künftig selbstständig zu schreiben, weil ihr das besser einleuchtet, sie es auch schon immer so gesprochen hat, ohne zu stottern, und um es anders zu machen als die andern, weil sie nämlich keine orthographische Befehlsempfängerin sein will. Am liebsten würde sie zwar »sälbschdschdendich« schreiben, aber so schreibmündig zu sein, das traut sie sich doch nicht, obwohl sie es in Wirklichkeit eigentlich ziemlich genau so ausspricht.

Also etwas Volksaufklärung dürfte schon sein, solange man feststellt, daß selbst so hochkarätige Schreiberlinge wie Herr Peil und ich noch knechthaft und selbstquälerisch unter der Dudenknute verharren.

Und mein »Ickler« würde in einem schönen, bunten, unterhaltsamen und lehrreichen Volkswörterbuch versuchen, die orthographische Autonomie in einem dudengeschändeten Schreibvolk herbeizuführen, die sein jetziges Wörterbuch als gegeben voraussetzt.

Läßt sich darüber nachdenken?

__________________
Walter Lachenmann

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Stephan Fleischhauer
07.03.2001 12.14
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Lieber Herr Lachenmann,
wollten sie nicht bei selbstaendig/selbststaendig eine Entscheidung zugunsten einer der beiden Formen? Aber genau so eine Entscheidung waere doch gerade eine Schwachstelle nach Dudenart! Und wenn der Schreiner nicht versteht, wo bei den beiden Eintraegen nun der Unterschied liegt – na und? Er wird sich schliesslich fuer eins entscheiden. Sie haben ja ganz recht: Er bekommt keine Auskunft, was er schreiben soll. Wie sieht denn Ihre Loesung aus? Vielleicht „selbststaendig (seltenes Wort)"? Ich kann nur vermuten, Ihr favorisiertes Volkswoerterbuch enthielte auch kene Bogeneintraege.
Kommen Sie doch wieder heraus aus Ihrem Schmollwinkel und sagen Sie mir (nicht Herrn Ickler), wie die unmissssverstaendlichen und zugleich liberalen Eintraege aussehen sollen.

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Walter Lachenmann
07.03.2001 10.00
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Viel Feind, viel Ehr'

Es wäre einfach schön und könnte eine echte Diskussion ergeben, wenn wir jeweils auf das antworten würden, was einer sagt und nicht auf das, was man ihm unterstellen will gesagt zu haben.

Wen es interessiert, worauf ich mich beziehe, der möge die Beitrage von Herrn Peil und mir, auch Herr Paulwitz hat beigepflichtet, und die Antworten Herrn Icklers auf diese Beiträge nachlesen. Wer der Ansicht ist, dies würde vom eigentlichen Thema ablenken, kann es natürlich sein lassen und über semantisch-linguistische Lemmatisierungsfragen nachsinnen.

Was wir seit Herrn Icklers neuester Einlassung nun alle wissen, ist daß Herr Peil ihn besser versteht als ich. Woraus er dies schließt, ist sein Geheimnis, Herrn Peils Beitrag läßt eine solche Deutung nicht zu. Es ist für die Diskussion ja auch nicht wirklich wichtig.

Des weiteren besteht die Reaktion auf meinen letzten, zugegebenerweise für meine Verhältnisse relativ gereizten Beitrag, darin, daß er wiederholt, er wolle die Norm des Dudens nicht für alle Ewigkeit hinnehmen. Das wissen wir inzwischen, und wir wollen es auch nicht.

Herr Ickler hält diesen Ansatz offenbar für so genial, daß er gar nicht begreifen kann, daß ihn andere inzwischen auch begriffen haben und für richtig halten.

Dann wird kritisiert, daß »ich gehe davon aus« von Sprachpuristen als Modewort zu Unrecht stigmatisiert wird, und die Kritik wird begründet. Das ist interessant und einleuchtend, hat aber mit meinen Einlassungen nicht das Geringste zu tun. Ich habe kein Wort über Modewörter verloren.

Dann weist er mir einen allerdings scheußlichen Kunstfehler nach: Ich habe nämlich nicht untersucht, ob der Normalverbraucher bei Icklers Einträgen von »selbständig« bzw. »selbstständig« unwillig wird. Ich sehe ein, das hätte ich machen sollen. Man kann sich ja, zumal als Buchhändler und Verleger, keine Vorstellung machen, welche Erwartungen Buchkäufer an ein Buch haben. Entschuldigung, soll nicht wieder vorkommen.

Und Herr Ickler weiß auch, daß ich die drei Wortvarianten im Duden ohne Widerwillen hinnehme, weil er nämlich auch weiß – das hat er wissenschaftlich in wiederholten Feldversuchen recherchiert – daß ich ein obrigkeitsgeiler Duden-Befehlsempfänger bin.

So – und da wird auch der gutmütigste Scherzkeks sauer!

Das war nämlich niemals Inhalt meiner Rede! Sondern ich habe vorgeschlagen, neben der wissenschaftlich unbefleckten Wörterliste (deren Berechtigung ich einsehe, und die auch die etwas spröde und für Laien teilweise nicht immer leicht durchschaubare Darstellungsform haben darf) und auf deren Basis, ein »Volkswörterbuch« zu entwickeln. Da jault ein ordentlicher Wissenschaftler natürlich auf, das ist er sich schuldig. Dabei wird unterstellt, daß das natürlich wieder ein obrigkeitlicher Duden sein müsse, was wir ja ablehnen. Der Zusatz, »ohne die Schwächen des Dudens« wird nicht zur Kenntnis genommen. »Nein, nein und nochmals nein!« – fürs Volk wird nichts gemacht.

Es hat nun keinen Sinn, daß ich nochmals darlege, wie ich das alles mir vorstellen könnte. Es hat auch keinen Sinn, daß ich behaupte – ohne irgendwelche Feldversuche unternommen zu haben – daß der liberale Appell an den Gestaltungswillen etwa dem Schreiner nicht viel hilft, wenn er in einem Wörterbuch für ein Angebot oder was auch immer er nun gerade schreiben will, ein Wort, über dessen Orthographie er sich nicht sicher ist, nachschlagen möchte.

Ich weiß nicht, lieber Herr Ickler, haben Sie nicht genügend Feinde, die Sie ärgern können? Müssen Sie Ihre Freunde auch noch gewaltsam vergraulen, nach dem Motto »Viel Feind, viel Ehr'«?

Das sei Ihnen unbenommen. Sie fragten nach Meinungen zu Ihrem Wörterbuch. Meine wissen Sie immer noch nicht, jedenfalls schließe ich dies aus Ihren Äußerungen. Offensichtlich interessiert Sie diese auch nicht sonderlich. Jedenfalls habe ich versucht, sie zu äußern, und zwar in grundsätzlicher Zustimmung und konstruktiver Absicht. Und meine Ideen halte ich für mindestens so gut wie Sie die Ihren. Und so leicht machen Sie mich nicht zu Ihrem Feind, merken'S Eahna dös.

[Geändert durch Walter Lachenmann am 08.03.2001, 11:37]
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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
07.03.2001 03.48
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Lieber Herr Peil,
ich glaube, Sie haben besser als Herr Lachenmann verstanden, was ich zu Ihrem Standpunkt sagen wollte. Dabei ging es mir durchaus um ein allgemeineres Problem. Wir sind natürlich vom Duden geprägt, weil jede Norm, sei sie auch sachlich ungerechtfertigt, Tatsachen schafft. Aber ich bin trotzdem willens, das nicht alles einfach hinzunehmen für alle Ewigkeit. Oft ist es wirklich nur eine Frage der besseren Übersicht über die Tatsachen. Zum Beispiel dürfte inzwischen klar sie, daß „Trialog“ eine breite Grundlage in der Sprachwirklichkeit hat. Man kann es nicht einfach wegmäkeln.

Ich will noch ein anderes, typischeres Beispiel für Sprachkritik anführen. Anderswo im Netz ist der alte Hut „ausgehen von“ aufgegriffen worden, ein Wort, das aus unerfindlichen Gründen seit etwa dreißig Jahren als „Modewort“ kritisiert wird. Allein durch diese Kritik ist es unbrauchbar geworden, stigmatisiert. Wer es dennoch verwendet, zieht unweigerlich die Frage auf sich, ob er denn nicht wisse, daß es ein Modewort sei usw. Man hat sogar behauptet, Politiker und Journalisten kennten überhaupt keine anderen Ausdrücke mehr, nur noch „ausgehen“, was natürlich Unsinn ist.
In Wirklichkeit (aber was ist hier Wirklichkeit?) ist gegen das Wort natürlich nichts einzuwenden. Es paßt in die seit der Antike bekannte Weg-Metaphorik für geistige Vorgänge, es ist auch nicht etwa neu. Zum Beispiel verwendet es Fontane sehr gern:
„Die Frau Domina“ (übrigens eine Stiftsdame, keine Nutte) „scheint mir davon auszugehn, daß gerade der mitunter schon an den Wilden grenzende Naturmensch drübe in vollster Blüte steht.“ (Stechlin, 27. Kap.)
„Er ging davon aus, daß sein Vater wohl das Zeug habe, bei Dressel oder Borchardt mit viel gutem Menschenverstand und noch mehr Eulenspiegelei seine Meinung über allerhand politische Dinge zum besten zu geben.“ (21. Kap.)

Was würde man übgrigens von einem deutschen Autor sagen, der statt des schlichten „antwortete er“ ständig schriebe „versetzte er“? Stümper! (Es handelt sich um den Goethe der „Wahlverwandtschaften“.)

Also mit Modewörtern ist das so eine Sache. Sie entstehen oft erst dadurch, daß man etwas so nennt und stigmatisiert.

Ich habe schon mehrmals daran erinnert, was Jacob Grimm in der Vorrede zum Deutschen Wörterbuch über die Frage sagt, was man aufnehmen soll. Jedenfalls ein rein empirischer Standpunkt, der keinesfalls die eigenen Werturteile in die Bestandsaufnahme eingehen läßt.

Herr Lachenmann hat es zwar nicht untersucht, behauptet aber einfach mal, ein normaler Benutzer würde ein Wörterbuch unwillig beiseite legen, wenn er darin die Auskunft fände, daß „selbständig“ und „selbstständig“ zwei Wortvarianten sind. Im Duden findet er seit je „anderseits“, „andererseits“ und „andrerseits“ als drei Wortvarianten, zwei davon verschieden gebildet und eine synkopiert. Das nimmt er offenbar ohne Widerwillen hin, und warum auch nicht?

Soll die Entscheidung einer Handvoll Lexikographen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, das damals schon 300 Jahre alte „selbstständig“ sei zu verwerfen, für alle Zeit einen polemischen Standpunkt gegen eine ganz natürliche Sprachentwicklung begründen? Das wäre wohl ein schlechter Scherz.

Obwohl ich für den Reiz sprachkritischer Äußerungen durchaus empfänglich bin, habe ich mich zu der Ansicht durchgerungen, daß es im Grunde ein allzu billiges Vergnügen und eigentlich eine ziemlich bornierte, um nicht zu sagen flegelhafte Sache ist, andern Leuten am Sprachgebrauch herumzuflicken, und das auch noch öffentlich. Wenn man dann noch sieht, wie fremdbestimmt und ihrerseits modehaft viele Standardeinwände gegen „Dummdeutsch“ usw. im Grunde sind, hat man wenig Lust, sich daran zu beteiligen. Sehen Sie sich doch mal Henscheids „Dummdeutsch“ genauer an! Die Hilflosigkeit des immergleichen Mäkelns, ohne wirkliche Argumente, ist abstoßend und wird schnell langweilig.

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Stephanus Peil
06.03.2001 23.41
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Ein unbequemer Bursche, dieser Lachenmann! Wie der hier mit der Obrigkeit umspringt, ist beachtlich. Respekt! Hätte ich mich nicht getraut. Darf der denn datt? Ist doch Majestätsbeleidigung! Eine Entgleisung! Infamer Duden-Befehlsempfänger mit großem Mundwerk! Sind wohl einige Rösser mit ihm durchgegangen, oder waren es die Rossos? Das ist nicht mehr zum Lachen, Mann!


(Verzeihung, dieser Gedankenausbruch ist auf der falschen Seite erschienen, er sollte wohl besser unter „Dummschwätzen“ plaziert werden.)

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Walter Lachenmann
06.03.2001 21.21
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Von Grundmustern

Reaktionen auf Kritik

Da ist jemand ganz naiv. Das macht Spaß! Da kann man sich ergötzlich darüber auslassen, wie naiv der ist, und dem wird das dann entsprechend gegeben.

Da kommt jemand mit fachlichen Argumenten. Darauf gibt es fast immer fachliche Gegenargumente. Entweder, der andere irrt sich tatsächlich, umso besser, dann kann man ihm das aufs Brot schmieren. Oder man vertritt eine andere Position, natürlich bekennerhaft, dann wird das bekennerhaft und kompromißlos vorgetragen. Vor Kritik fürchten wir uns nämlich nicht.

Dann kommt noch jemand. Der will etwas ganz Bestimmtes sagen und tut es auch. Aber das paßt jetzt nicht so recht ins Bild. Da tut man erst so, als ob der etwas sagt, was der zwar nicht sagt, worauf man aber ein schlagendes Argument hat. Wenn der dann noch nicht schweigt und nochmal sagt, er habe das ja gar nicht gesagt, und das wiederholt, was er wirklich gesagt hat? Ja, was dann?

Dann wird's lästig. Dann reagiert man einfach nicht darauf, spricht von was anderem, möglichst fachlich, damit der aufgibt.

So beobachtet bei Versuchen, mit Reformbefürwortern in einen Gedankenaustausch zu kommen. Aber auch bei ähnlichen Versuchen mit Reformgegnern.

Da allerdings macht man das ganz liberal und wahrhaft emanzipiert: wer Duden-Befehlsempfänger ist, wird liberal von den Gralshütern der wahren Liberalität beschlossen, Widerrede ist sinnlos, wir durchschauen jeden. Wir wollen keine Duden-Befehlsempfänger mehr sehen, aber auch keine, die unsere Meinung nicht so ganz toll finden, sondern gefragt sind Empfänger unserer höheren Erkenntnisse über die einzig fromme, d.i. liberale Glaubenshaltung, was die Sprache, ihre Schreibung und den Umgang eines freien Christenmenschen mit ihr anlangt.

Interessant, aber weder neu noch überraschend, daß autoritäre Grundmuster überall gleich sind, sozusagen gesinnungsübergreifend.

Ein Glück, daß sich die Sprache von keinen Heilsbringern weder der einen noch der andern Confession ernstlich in ihrer Entwicklung beeinträchtigen läßt.

Und natürlich kann jeder sein Wörterbuch machen, wie er lustig ist.
__________________
Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
06.03.2001 16.49
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Lieber Herr Schäbler,
Ihre Beispiele von Schülerfehlern sind (bis auf „zu recht“ – das gehört zu § 12) allesamt durch meine Regeln 8 bis 10 zur GZS abgedeckt und können verhindert werden, wenn man deren Gehalt einübt. Die „Hauptregeln“ sind, wie Sie wissen, nicht für Schüler fomuliert, es genügt, wenn der Lehrer sie versteht. Ausführliche Beispielreihen, gar mit Übungscharakter, würden die Regeln sofort sprengen.
Das schließt aber selbstverständlich nicht aus, daß man dazu auch materialreiche Übungen usw. anfertigt, etwa nach dem Muster der Duden-Taschenbücher von Mentrup usw.

Lieber Herr Fleischhauer,
auch wenn ich auf Ihre scharfsinnigen Anregungen nicht immer gleich eingehe – weil ich zur Zeit nicht am Regelwerk arbeite, sondern sogar einen gewissen Bammel davor habe, mich wieder ranzumachen –, können Sie doch gewiß sein, daß alles gut aufbewahrt wird, bis Ihre Stunde kommt. Vielen Dank!

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Stephan Fleischhauer
06.03.2001 16.03
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Der Vorschlag, „obligatorische Getrenntschreibung“ aufzuführen, hat mich an eine ältere Frage von mir erinnert. In der Entwurfsfassung gab es unter § 10 noch das Paradigma Substantiv plus Verb. In der jetzigen Auflage gibt es hier entweder gar keine Zusammenschreibung oder eben obligatorische (bei orthographischen Rückbildungen). Das leuchtet mir ein. Ich würde zwar niemals „bescheidsagen“, aber doch „radfahren“ und „staubsaugen“ schreiben. Aber es hängt auch davon ab, ob § 9 (4) alle zusammengeschriebenen Subst.+Verb-Bildungen abdeckt. Ich weiß, es hat mit dem Thema nichts zu tun.

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Norbert Schäbler
06.03.2001 15.41
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Nochmals angeklopft

Die Vorbemerkung zur Getrennt- und Zusammenschreibung inkl. § 8 hatte ich bereits vor meinem Antrag – „evtl. einen § 10 E oder § 11 ins Leben zu rufen“ – gelesen. Selbst nach der neuerlichen Lektüre, bin ich nicht ganz überzeugt, daß die „obligatorische Getrenntschreibung“ grundlegend beschrieben ist und als Kontrast zu den §§ 10 und 11 gelten kann.
Vielleicht denke ich hier zu deutsch oder zu schulmeisterlich, suche einerseits spezielle Stichworte, andererseits haargenaue Erklärungen und Einzelbeispiele.
Allerdings lehrt mich der Fachbereich Mathematik, daß zwischen Lehre und Anwendung doch ein gewaltiger Unterschied besteht. So war ich früher äußerst dankbar, wenn mir im Zusammenhang mit der „Gleichungslehre“ die verschiedenen Gesetze der „Verbindung“, der „Vertauschung“ und „Verteilung“ sowie die „Vorzeichenregeln“ beispielhaft erläutert wurden. Erst diese Vorgaben und Rechenbeispiele ließen mich sichere Erkenntnisse gewinnen und meine Übungen weitestgehend fehlerfrei ausführen, während der theoretische Überbau zunehmend belanglos wurde.
Daher bin ich der Meinung, daß ein eigenständiges Kapitel mit angereicherten Wortbeispielen sehr zweckdienlich wären.
Vielleicht kann eine Aufzählung von Schülerfehlern Begründung sein, um die ein oder andere Formulierung auf S. 35 im Rechtschreibwörterbuch noch konkreter, möglicherweise auch mit neuem Adressatenbezug zu fassen, oder ggf. die Ausführungen von S. 35 unter einem übergeordneten Gesichtspunkt neu einzubringen.
Auch das sei gesagt: Die Erwachsenen von heute sind die Schüler von gestern.

Falschschreibungen aus Schüleraufsätzen (Schuljahr 99/00) mit dem Partikel „zu“:
"...dazubeitragen, ...zu halten (Augen), ...entgegen zuwirken, ...auf der Straße zusitzen bzw. zuwarten, ...keine Lust dazu bleiben, ...zu zu legen, ...zu erst, ...sich im Leben zu recht finden, ...weiter zu führen, ...auf ein Ziel zu streben, ...Chance sich weiter zubilden“ .


__________________
nos

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Theodor Ickler
06.03.2001 15.31
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Der Aufmerksamkeit unseres Schweizer Freundes Stefan Stirnemann ist es nicht entgangen, daß bereits der spätmittelalterliche Philosoph Nikolaus von Kues das Wort „Trialog“ im Sinne von „Dreiergespräch“ mit großer Selbstverständlichkeit benutzte, und zwar im Titel seiner Abhandlung „Trialogus de possest“. Erschienen als Volumen XI/2 der Werkausgabe in der Philosophischen Bibliothek (Felix Meiner Verlag; z. Zt. vergriffen).
Wir danken Herrn Stirnemann für den Hinweis, den er auch selbst hier gegeben hätte, wenn er nicht gerade verhindert wäre.



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Reinhard Markner
06.03.2001 14.14
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»Trialog«

Die Presse, Wien
16. 3. 2000 »idealtypischer jüdisch-christlich-muslimischer Trialog«
26. 2. 1999 »tschechisch-österreichisch-deutschen Kultur-Trialog« (Autor : der Feuilleton-Chef)
2. 3. 1998 »Dieser sogenannte Trialog forderte von den Instrumentalisten konzentriertes Aufeinandereingehen, Wachheit und Sensitivität beim spontanen Entwickeln der musikalischen Ideen.«

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Theodor Ickler
06.03.2001 13.43
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Die Hauptsache zuerst: Die gewünschte Regel gibt es schon! Sie bildet (natürlich) den ersten Satz der Vorbemerkung: „Wörter werden im allgemeinen durch einen Zwischenraum voneinander getrennt.“
Getrenntschreibung ist der Normalfall. Erklärt werden die Ausnahmen. (Dies Ordnung der Dinge haben die Reformer nicht erfunden, sie stand schon immer im Duden.)
Wenn man die Vorbemerkung zur GZS im Rechtschreibwörterbuch noch einmal nachliest, wird man finden, daß der Bereich sachgerecht aufgeteilt ist, so wie er dann auch abgehandelt wird.
Auch für die Getrenntschreibung der Infinitivpartikel „zu“ ist gesorgt, lieber Herr Schäbler. Immerhin ein Problem, da sie ja bei Zusammenschreibung von Verbzusätzen ebenfalls zusammengeschrieben wird; sehen Sie bitte § 8, erster Punkt unter „Außerdem ist zu beachten“! Insgesamt wüßte ich nichtm, wo und warum ich noch einen Paragraphen zur allgemeinen Getrenntschreibung unterbringen sollte. Das ist so, als wollte man das Strafgesetzbuch um alle nichtstrafbaren Tatbestände erweitern.
Lieber Herr Dörner, es kann schon sein, daß ich im Kritischen Kommentar und auch sonst mal etwas kritisiert habe, was ich dann in der praktischen Durchführung auch nicht anders machen konnte, freilich auch nicht als Fortschritt ausgegeben habe.
Übrigens ist im Wörterbuch, da ich unmöglich alles gleichzeitig mit der gleichen Gründlichkeit untersuchen konnte, einiges zunächst einfach aus dem alten Duden bzw. entsprechender Literatur stehengeblieben, mit dem Vorbehalt einer späteren Durcharbeitung. Ich bitte um Nachsicht, das Demonstrationsobjekt sollte halt in vertretbarer Zeit erscheinen.

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Christian Dörner
06.03.2001 13.11
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Verbzusätze und Adverbien

Einen kurzen Zusatzparagraphen „Obligatorische Getrenntschreibung“ könnte man durchaus einfügen. Ich schließe mich Herrn Schäbler an, aber man muß diskutieren, welche Wortgruppen unter diesen Paragraphen fallen sollen. Ich sehe zwar keinerlei, ich wiederhole: keinerlei Gefahr, daß irgend jemand auf die Idee kommen könnte, Adverbien mit dem Verb zusammenzuschreiben, aber ein entsprechender Hinweis schadet natürlich nicht. Wer würde denn „gutschreiben“ (im Sinne von „gut schreiben“) oder „schwerfallen“ (im Sinne von „schwer fallen“) schreiben? Bei Adverbien ist die Neigung zur Getrenntschreibung innerhalb der Sprachgemeinschaft so groß, daß ein Hinweis darauf entbehrlich ist. Allerdings gibt es zwischen Verbzusatz und Adverb Übergangszonen. So würde ich z. B. unter einem eventuellen Paragraphen der obligatorischen Getrenntschreibung auch Beispiele wie „leid tun“, „weh tun“, „recht haben“, „ernst meinen“ usw. aufnehmen.
Allerdings muß ich noch mal betonen, daß es keinesfalls so ist, daß Verbzusätze immer mit dem Verb zusammengeschrieben werden. So sind „zustande“ und „zugrunde“ definitiv keine Adverbien, sondern Verbzusätze. Trotzdem ließ der alte Duden die Zusammenschreibungen mit dem jeweiligen Verb nicht zu, obwohl aufgrund der Verbzusatzcharakters die Zusammenschreibungen „zugrundegehen“, „zustandekommen“ usw. entsprechend häufig anzutreffen waren.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Zusammenschreibung zwar sicherstellt, daß es sich nicht um ein Adverb, sondern um einen Verbzusatz handelt, die Getrenntschreibung aber keinesfalls ein Adverb anzeigt, sondern zunächst offenläßt, um was es sich im konkreten Fall handelt.
Eine kleine Bemerkung muß ich allerdings noch loswerden: In seinem „Kritischen Kommentar“ schreibt Herr Prof. Ickler, daß die von den Reformern vorgeschlagene Korrektur bei „schwerfallen“, nämlich das Adverb immer getrennt vom Verb zu schreiben, aber es mit dem Verbzusatz wahlweise getrennt oder zusammenzuschreiben, kein Stück besser ist als die ursprüngliche Reformvorschrift, immer getrennt zu schreiben. Nun, die vorgeschlagene Korrektur entspricht exakt der Darstellung im Rechtschreibwörterbuch: das Adverb „schwer“ immer getrennt vom Verb, der Verbzusatz „schwer“ wahlweise getrennt oder zusammen. Deshalb habe ich – nur an dieser Stelle – seine Kritik an der geplanten Reform der Reform nicht ganz nachvollziehen können.
Die Getrennt- und Zusammenschreibung bei Verbzusätzen mit Steigerungsmöglichkeit war im Duden nie ganz klar geregelt. Da Herr Prof. Ickler hier auf „sehr gut tun“ hingewiesen hat, möchte ich anmerken, daß der Duden zwar bei „schwerfallen“ die Getrenntschreibung bei Steigerung ausdrücklich vorschrieb: „sehr schwer fallen“, aber bei anderen Verbzusätzen sehr schwammig blieb. Ich bin bis heute noch nicht dahintergekommen, ob man nun – nach Duden (1991) – „jmd. etwas überaus übel nehmen“ oder „jmd. etwas überaus übelnehmen“, „jmd. sehr lieb haben“ oder „jmd. sehr liebhaben“, "... daß es Dir sehr gut geht“ oder "... daß es Dir sehr gutgeht“ usw. schreiben muß. Vielleicht kann Herr Wrase hier weiterhelfen, dem die Festlegungen des alten Duden ja bekannt sind. Ich konnte dieses Problem bisher jedenfalls nicht vollständig lösen.
__________________
Christian Dörner

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Norbert Schäbler
06.03.2001 11.27
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Obligatorische Getrenntschreibung

Meiner Meinung nach fehlt im Ickler'schen Regelwerk neben dem § 9 (obligatorische Zusammenschreibung) und dem § 10 (fakultative Zusammenschreibung) eine dritte Einlassung : § 10 E oder § 11 (obligatorische Getrennschreibung).
Als Beispiel will ich mein an anderer Stelle glossiertes Wortgefüge „hinterher laufen“ bzw. „hinterherlaufen“ anführen.
Im Kontext: „Die Mannschaft mußte ständig einem Vorsprung hinterherlaufen.“ oder: „Er mußte zur Strafe hinterher laufen.“
Ähnliche Wortbeispiele ließen sich konstruieren:“ ...keine Lust zu schreiben,... Schuld zuschreiben, ... Schaden wiedergutmachen, ...Arbeit wieder gut machen, ... Führerschein machen, um fahren zu dürfen,... ein Schild umfahren,...“
Wenn ich gar noch das Wortbeispiel „sich loskaufen“ und „sich ein Los kaufen“ aufnehme, dann weiß ich sehr wohl, daß ich oben sehr unterschiedliche Konstruktionen und „Verbzusätze“ verwendet habe, doch darf ich meinerseits auf eine Vielzahl von Aufsatzkorrekturen verweisen, die mir teilweise die Haare zu Berge stehen ließen. Das neue Regelwerk hat besonders in der GZS für weitere Verunsicherung gesorgt, weshalb es nicht schaden könnte, gründliche Inventur zu betreiben, z.B. durch einen Paragraphen 11: „Obligatorische Getrenntschreibung“.
Ich denke, daß die sog. „geschlossene“ Liste aus § 34 des neuen Regelwerkes hier eine Menge Wortmaterial bieten könnte.

__________________
nos

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