Betrifft: sss
Zitat: Ursprünglich eingetragen von gestur (30.03.2004)
Bei der Häufigkeit von Dreifachkonsonanten steht aber das sss jetzt mit sehr großem Abstand an der Spitze, und deswegen fällt es so oft auf. Im Leitthema Buchstaben und Laute (28.03.2004):
Der Buchstabe s steht im Silbenanlaut für das stimmhafte [z], wenn er nicht zu einem ss im Silbengelenk gehört. Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer (20.03.2004)
Meines Erachtens gibt es Überlegenheit nur in dieser Hinsicht: Adelung kennt kein sss.
Der Unterschied zwischen dem s und den anderen Konsonantenbuchstaben ist ja, daß jene außer bei Auslautverhärtung ihren Lautwert in Zusammensetzungen beibehalten, das s aber in ganz verschiedenen Funktionen auftreten kann. Deshalb stellt es in der herkömmlichen Rechtschreibung kein Problem dar, einen Konsonantenbuchstaben einzusparen, wenn ein Nicht-s-Laut-Konsonant bei einer Zusammensetzung in eine Silbengelenkposition gerät: Brennessel statt Brennnessel. Beim s ergibt sich keine Einsparung, da zum einen der nicht auf Verhärtung beruhende Wortausgang auf einen scharfen s-Laut mit ß notiert wird, zum anderen ein scharfer s-Anlaut nur in Kombination mit einem anderen Konsonanten auftritt (siehe unten), und in diesem Fall wird generell kein Buchstabe weggelassen.
Beim s ist der Wechsel von einem Wortausgang auf ß (Heyse: ss) zu einem Silbenanfang mit einem für das stimmhafte [z] stehenden s (Beispiel: genußsüchtig [Heyse: genusssüchtig]) nur eine derartige Möglichkeit neben anderen: Das s kann auch Teil von sh, sp, st oder sch sein, was zur Häufigkeit von sss beiträgt. Im Prinzip muß man hier auch die (z. T. nur in Fremdwörtern vorkommenden) Kombinationen sf, sg, sk, sl, sm, sn (Nachtrag: sz danke für den Hinweis!) anführen, weil sie zu einer Anlautverhärtung des s führen (Beispiele: Sforzato, Sgraffito, Skat, Slaven, Smear [Musik], Snob; Nachtrag: Szene). In allen diesen Fällen führt die Heysesche Schreibweise bei Zusammensetzungen zu einer Dreifachschreibung des s, bei der natürlich keines davon eingespart werden kann selbst wenn, wie in Schlusssatz, nur ein s-Laut zu hören ist. (Nachtrag: Dies ist die in der Schweiz schon vor der Reform geltende Ausnahme von der Drei-Buchstaben-Regel.)
Aus systematischen Gründen bietet es sich daher an, zusammen mit der Heyseschreibung auch die allgemeine Dreifachschreibung von Konsonantenbuchstaben einzuführen. Das bedeutet umgekehrt, daß eine Argumentation gegen das eine automatisch auch das andere in Frage stelt. Eine ähnliche Kopplung gibt es zwischen der Nichttrennung von ck und der Abtrennbarkeit von Einzelvokalbuchstaben am Wortanfang. Natürlich raten die Reformer davon ab, davon Gebrauch zu machen wenn man denn eine Wahl hat, was aber bei A-cker, E-cke, i-cke (Berlinerisch für ich), o-cker etc. offenbar nicht der Fall ist. Schafft man die Abtrennbarkeit der Einzelvokalbuchstaben ab, muß auch die Nichttrennbarkeit von ck dran glauben nicht wahr?
– geändert durch J.-M. Wagner am 31.03.2004, 17.05 –
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Jan-Martin Wagner
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