Darf jeder rein?
Die europäischen Staaten sind eigentlich große Wohngemeinschaften, deren Mitglieder sich im Laufe der Jahrtausende einander angeglichen haben und die letzlich alle nahe verwandt sind, trotz unterschiedlicher Sprachen. Die Ablehnung der Aufnahme außereuropäischer, kulturfremder Mitglieder ist nach gängiger Ideologie Rassismus. Selbst die umbenannte Mauerbauer-Partei wird nicht müde, eine Welt ohne Grenzen zu propagieren. Aber sehen wir uns einmal vorbildliche linke Wohngemeinschaften an: Der Autor Henner Reitmeier, der die fulminante Reformkritik „Ihr tut mir Leid“ verfaßt hat, lebte in einer solchen. Es wurde beileibe nicht jeder aufgenommen. Ein Bericht aus dem Jahre 2003 deutet das an:
Haus der Kontraste
Schnuppertage in der Kommune in Waltershausen: zwischen Regeln und Anarchie
von Felix Mannheim
Eine alternative Kommune wächst in Waltershausen... Alles werde im Konsens entschieden.
15 Menschen sind die festen Bewohner der ehemaligen Puppenfabrik Biggi, dazu sind fast immer fünf Gäste da. Im April hatte der siebenköpfige Gründerverein das 1,7 Hektar grosse Grundstück samt Fabrik für 130000 Euro gekauft... Schließlich soll die Kommune mal auf 100 Menschen anwachsen. Ein Dutzend kam von Freitag bis Sonntag – und erfuhr die Aufnahmebedingungen.
Denn was eine, laut Henner, anarchisch und links ausgerichtete Gemeinschaft ist, fußt auf Regeln. „Frei“ bedeutet hier nicht dass jeder hereinkann. „Frei“ heisst, dass Bewohner so ausgewählt werden, dass sie sich gegenseitig nicht in ihrer Freiheit einschränken.
Wer einziehen möchte, muss sich deshalb erstmal für die Probezeit bewerben. Nach drei bis sechs Monaten entscheidet das Plenum über die Aufnahme. Ist nur einer dagegen, muss der Bewerber ausziehen. ...
Wer in die tolerante Gemeinschaft einziehen will, „muss grundsätzliche Vorstellungen teilen“, unterstreicht Reitmeier. Das wäre: „Kampf dem Eigennutz und Machtstreben und der Versuch ökologisch zu leben.“ Es sind Menschen, die sich von der Marktwirtschaft da draussen abgrenzen wollen. Dazu gehört auch der Verzicht auf Privateigentum...
aus Gothaer Allgemeine, 24.11.2003
kommune-kowa.de 24.11.2003
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