Neues Buch von DUDEN
Duden: Wie schreibt man gutes Deutsch? 2., völlig neu bearb. Auflage von Ulrich Püschel. Mannheim 2000. 222 S. 18,90 DM.
Das Buch ist eine Sammlung plattester Bemerkungen über Stil. Immer wieder heißt es, jeder sei letzten Endes selbst für seinen Stil verantwortlich, was vielleicht zutrifft, aber sicher nicht zu besserem Deutsch verhilft. Auf den Inhalt dieses überflüssigen Buches gehe ich daher nicht weiter ein.
Man fragt sich aber, was einen Germanisten, der selbst nicht durch besonders bemerkenswerte Schriften aufgefallen ist, überhaupt dazu befähigt, als Stillehrer und nicht nur was allenfalls noch anginge als Stilkritiker aufzutreten. In dem ganzen Buch findet man nicht einen einzigen Abschnitt, der als stilistisch besonders gelungen oder gar glänzend auffiele. Für seine Ungeschicklichkeit im Formulieren einfachster Sachverhalte nur wenige Beispiele:
Wenn schon nicht mehr in der Schule auf gutes Deutsch geachtet wird, dann doch zumindest auf richtiges. (S. 11) Hier ist der Fokus der Einschränkung falsch gesetzt, es müßte heißen: Wenn in der Schule schon nicht mehr auf gutes Deutsch geachtet wird, dann doch zumindest auf richtiges.
Ein konkreter Fall wäre ein Brief, den wir an die Hausverwaltung schreiben, da sie die Nebenkosten nicht termingerecht abgerechnet hat. (S. 31) Hier muß es natürlich weil und nicht da heißen.
Gleichermaßen unangemessen sein und den Leser abstoßen können eine komplizierte Darstellung, ein unkontrolliertes Abschweifen, ein hochgestochenes Vokabular. (S. 34) Kein Kommentar.
das Objekt muss einem potenziellen Käufer schmackhaft gemacht werden, indem seine Vorzüge herausgestellt werden (S. 94 ähnlich des öfteren; vgl. S. 128 oben)
auf was wir achten und vor was wir uns hüten sollten (S. 161) Besser: worauf und wovor.
mit was hätten sie sich sonst küssen sollen? (S. 194f.) Besser: womit; vgl. aber konzentrieren wir uns darauf, was in den einzelnen Artikeln geschrieben steht (S. 208) Besser: auf das.
Der schulmeisterlich-betuliche Stil des Buches ist durch solche vollkommen ernst gemeinte Wendungen zu kenzeichnen: Herr Christoph schüttelte sinnend den Kopf. (S. 13); der wirklich sorgende Schreiber (S. 109)
Das Buch folgt natürlich der reformierten Rechtschreibung. Püschel schreibt also ganz kunstgerecht:
Ars bene Dicendi, Ars bene Scribendi, Ars recte Dicendi (S. 11); Pluralis Modestiae, Pluralis Auctoris (S. 49)
Grammatisch falsch, aber orthographisch richtig schreibt er: Sie haben völlig Recht. (S. 21); das ziemlich abstrakt und nichts sagend klingt (S. 87)
Leider mutet er dem Leser, auf den doch stets Rücksicht zu nehmen sei, die folgende Silbentrennung zu: beo-bachten (S. 49).
Die Kommasetzung nach § 77 (5) beherrscht er so wenig wie andere Autoren:
Es wäre allerdings ein Irrtum zu glauben, ... (S. 23)
wobei es gar nicht darauf ankommt zu sagen .. (S. 49)
in denen es wünschenswert ist zu differenzieren (S. 63)
die den Leser dazu anregen sollte weiterzulesen (S. 70)
Es geht lediglich darum zu prüfen ... (S. 80)
Es wäre aber ein Missverständnis zu glauben ... (S. 204)
Ein Komma fehlt auch hier: dann nämlich wenn es eine Tagesordnung gibt (S. 107)
Falsch sind nach der Reform:
jedesmal (S. 44)
So leid es mir tut (S. 50)
sogenannten (S. 51)
hartgesotten (S. 59; laut amtl. Verzeichnis falsch)
frischgekeltert (S. 76)
von Verschiedenerlei (S. 84)
verlangt Dreierlei (S. 95)
auseinandergerissen (S. 105)
was werde ich als nächstes tun? (S. 113)
(Der nach Doppelpunkt fälschlich groß geschrieben S. 115)
noch mal (S. 144)
festgefügt (S. 153)
Alle Zitate aus älteren Quellen (Thomas Mann, Franz Kafka usw.) sind in Reformschreibung konvertiert.
Druckfehler: eine optimalen Pressemitteilung (S. 15), verletztende Weise (S. 43), ein anderes Textmuster, bei der ... (S. 69), Fankfurter (S. 79) (S. 95 unten ist der ganze Satz zerrüttet: eine größere Anschaffung sparen), alsobeispielsweise (S. 111), Fau (statt Frau S. 170), Chrystal (statt Crystal, S. 204), andere besonderen Eigenschaft (S. 208), Beleidsbekundungen (S. 214)
– geändert durch Theodor Ickler am 30.05.2001, 16:55 –
__________________
Th. Ickler
|