Re: "Treibjes pervers"
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Norbert Schäbler
Mehr denn je vermisse ich klare Konturen und eindeutige Begriffe!
Zur Norm darf ich nicht mehr »Norm« sagen, weil das ein alter Hut ist, wobei die Moral, über die ich ebenfalls manchmal spreche, ein noch älterer Hut ist.
Außerdem sind Fehler (laut hiesiger Diskussion) keine Fehler mehr, weil es keine Norm gibt (oder keine mehr geben soll), denn so ein möglicher logischer Schluß: eigentlich ist die Norm der Fehler, und wenn diese nicht mehr ist, führt sich die Rede vom »Fehler« ad absurdum.
[...]
Ich wundere mich darüber, daß das Wort »Fehler« abgeschafft wurde, denn nachdem die Herren Kultusminister der gesamten Gesellschaft eine Norm übergestülpt haben, haben sie gleichermaßen den Fehler wieder etabliert. Denn jede Abweichung von der Norm ist strenggenommen, einfach und allgemeinverständlich ausgedrückt ein Fehler!
Wir sprechen doch nach wie vor über Realitäten und nicht über Visionen und Wunschvorstellungen! Oder?
Ach, Herr Schäbler, nehmen Sie's nicht so schwer; Sie haben doch erkannt (oder etwa nicht?), daß »eigentlich die Norm der Fehler ist«, und also wird es Zeit, sich nicht so sehr an möglichen Fehlern, sondern an stilistisch gutem und grammatisch richtigem Deutsch zu orientieren! »Werte« sind zum Glück nie ein Alter Hut (Warum schreibt man den eigentlich nicht groß? Weil jeder weiß, daß es im übertragenen Sinn gemeit ist, genau wie bei der Großen Glocke, an die man etwas hängt oder auch nicht?) hoffentlich , und ich gehe mal davon aus, daß Sie welche haben, an denen Sie sich orientieren können mehr als an »klaren Konturen und eindeutigen Begriffen«. Oder?
Zitat: Ich sehe, daß die obersten Staatsdiener (das sind die Herren Minister) ihre Untertanen (das sind z.B. die Herren Lehrer) gezwungen haben, Fehler zu unterrichten, obwohl diese Fehler frühzeitig, bereits im Jahre 1997 als Fehler/Mängel/Widrigkeiten/ungelenke Ausdrücke analysiert waren.
Ich sehe, daß die inzwischen dritte Revision erneut Fehler auskämmt (aber noch lange nicht alle Widrigkeiten erfaßt hat, obwohl diese bekannt sind) und daß sie sich damit entschuldigt, daß sich dies oder jenes in der Praxis nicht bewährt habe, daß aller Anfang schwer sei, oder daß neuere Erkenntnisse zur Umkehr veranlaßt hätten.
Wie bitte, Sie kennen etwas vom Inhalt der dritten Revision oder wie ist diese Bemerkung zu verstehen?
Zitat: Nein! Ich bin gegen diese permanente Lüge, gegen diese Heuchelei, gegen wandelbares Staatsrecht, gegen heute zugeteilte und morgen willkürlich eingeschränkte Freiheit!
Ihre Beiträge, lieber Herr Schäbler, lassen in letzter Zeit sowohl kämpferische Überzeugung als auch Resignation erkennen. Verdeutlichen Sie letztere doch mal etwas konkreter, und zwar in folgendem Sinn: Mir geht es diesem Forum zwar vordringlich um neue Argumente, mit denen man die Aufmerksamkeit der Politiker wieder auf das Thema »Reform der Reform«, besser: »Rückkehr zur Vernunft« zu lenken vermag, aber auch eine Sammlung von bereits erfolglos versuchten Strategien ist lehrreich, damit man nicht unnütz seine Kräfte vergeudet.
Herr Ickler hat ja bereits bemerkt, daß man mit bestimmten »Argumenten und Beweisen« nicht weiterkommt; und die Erfahrungen von Herrn Metes sprechen dafür, daß die Zeit des Wahlkampfes eine Saure-Gurken-Zeit für die Gegner der RSR werden wird, weil sich kein Politiker, der auf Stimmenfang aus ist, mit diesem Thema auseinandersetzen wird. Das bedeutet aber auch, daß noch etwas Zeit bleibt, um neue Argumente zu sammeln und Pläne für die Zeit nach der Wahl zu schmieden, wenn man mit den Politikern wieder etwas vernünftiger reden kann.
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Jan-Martin Wagner
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