West-Berlin und Ost-Berlin
sollten auf jeden Fall noch ins Wörterbuch aufgenommen werden. Bis zur 19. Auflage (1986) stand West-Berlin im Duden, aber es fällt auf, daß der Duden in seiner 20. Auflage (1991) die »DDR«-Schreibung Westberlin übernommen hat. Ein Grund hierfür ist nicht zu erkennen, zumal in der »DDR« die Schreibung ohne Bindestrich das Ziel hatte, die Teilung der Stadt auch orthographisch dauerhaft festzuzementieren, während die Bindestrichschreibung ausdrückt, daß es sich lediglich um den westlichen Teil von Berlin handelt (vgl. auch Alt-Heidelberg usw.), daß also die Teilung nur ein vorübergehender Zustand ist, was sich ja glücklicherweise dann auch bestätigte.
Übrigens findet man in alten (westdeutschen) Städteführern von Berlin häufig konsequent die Unterscheidung West-Berlin, aber Ostberlin. Dies scheint ebenfalls politische Gründe gehabt zu haben, aber ganz klar ist die Motivation für diese Unterscheidungsschreibung trotzdem nicht.
Die Festlegungen des Duden sehen/sahen folgendermaßen aus:
Duden (vor Wiedervereinigung): West-Berlin, Ost-Berlin.
»DDR«-Duden: Westberlin (Ostberlin fehlt natürlich vollständig).
Duden (nach Wiedervereinigung): Westberlin, Ostberlin.
Duden (nach Reform): Westberlin, Ostberlin.
Dabei ist die Sache ganz einfach: Nichtamtliche Zusätze werden nach Duden mit Bindestrich geschrieben (Alt-Wien), deren Ableitungen ohne (Altwiener, altwienerisch). 1991 hat der Duden in seinem Regelwerk lediglich das Beispiel West-Berlin gestrichen, um gerade hier in diesem Einzelfall etwas ändern zu können. Über die Beweggründe will ich nicht spekulieren.
Aufgrund der in der Praxis uneinheitlichen Handhabung möchte ich die Aufnahme dieser Wörter (mit den Ableitungen Westberliner, Ostberliner, Altheidelberger usw., da hier ohne Bindestrich geschrieben werden muß) vorschlagen – selbstverständlich korrekt, also Alt-Wien, Groß-London und West-Berlin. Von der »DDR«-Orthographie mögen wir verschont bleiben. Sie war nicht nur politisch motiviert, sondern führt vor allem auch zu einer Veruneinheitlichung.
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Christian Dörner
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