Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - ss/ß-Schreibung und die Problematik der Vokallänge in regionalen Varianten
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ss/ß-Schreibung und die Problematik der Vokallänge in regionalen Varianten
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J.-M. Wagner
19.03.2004 22.38
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Betrifft: 'ganz ohne Vorurteile'

Zuvor: Ich antworte hier und nicht in der „Sammlung: Probleme der ss/ß-Schreibung“, weil letztere speziell für essayistische Beiträge gedacht ist und dokumentarischen Charakter haben soll. Diskussionen passen deshalb dort nicht hinein.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Es sind ja nicht nur Blöde, die sagen, die ss-Schreibung sei leicht zu lernen. Im Gegenteil, es sind meistens Leute mit ganz gesundem Verstand. Denen müssten wir schon gute Gegenargumente bieten – sonst besteht Gefahr, dass wir uns der Lächerlichkeit preisgeben.
Diese Argumente haben wir...
Zitat:
Dass die Deutschen zu doof wären, ein Gefühl für Vokallängen zu entwickeln, halte ich jedenfalls für kein gutes Argument. Ich glaube auch nicht, dass die umständliche Darstellung im amtlichen Regelwerk das eigentliche Problem ist, selbst wenn sie Einfluss auf die Schulen haben mag. Offenbar haben wir keine Argumente.
...nur scheinen Sie sie nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Dafür spricht auch meine Erfahrung aus der Diskussion, die man in diesem Leitthema nachlesen kann. – Es kann aber auch sein, daß Sie auf eine ganz und gar andere Herangehensweise hinauswollen; dann würden wir leider immer wieder aneinander vorbeireden...

Zitat:
Grundsätzlich ist auch das Adelung-ß eine Behelfsschreibung. (Wie kann man eigentlich auf die Idee kommen, eine Schlussligatur mitten ins Wort zu setzen? „Muße“, „reißen“ – dilettantisch!) Sie hat ihre ganz eigenen Nachteile; das wird auf diesen „Kampfseiten“ gern verschwiegen.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie einen eigenen Strang zu den Nachteilen der Adelungschen s-Schreibung eröffneten und Ihre Argumente darin erläuterten. Zu den Stichworten „Behelfsschreibung“ und „Schlußligatur“ ist ja bereits woanders etwas gesagt worden (vgl. hier, hier und hier), ich will daher nur noch auf das „mitten ins Wort zu setzen“ eingehen: Genau darüber hatte ich mich auch lange Zeit gewundert, bis ich Prof. Kürschners Anmerkungen über den Zusammenhang mit der Lautverschiebung las (siehe hier).

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihr folgendes Argument richig verstanden habe:
Zitat:
„Die wollen nur nicht umlernen“ – das ist eigentlich unser Argument! Wir haben es nur noch nicht begriffen. Niemand will umlernen, kann umlernen, denn die blinde Sicherheit geht für immer flöten. Der treuherzige Reformanhänger opfert sich eben, für künftige Generationen.
Warum ist das unser Argument? Und wie ordnen Sie dabei den Aspekt ein, daß, sollte sich die Reform durchsetzen, es in ein paar Jahren gar keine Probleme mehr mit Umlernern gibt? Bitte erläutern Sie es nochmal.

Zitat:
Man kann sich eigentlich nur fragen, warum überhaupt geändert wurde. Dann sind wir wieder bei den ganz allgemeinen Argumenten gegen die Rechtschreibreform.
Richtig. Und wenn man konsequent ist, sucht man auch nach Antworten auf diese Frage. Die Begründung von Prof. Gallmann habe ich hier genannt, und (unter anderem) hier habe ich die Vor- und Nachteile von Adelungscher und Heysescher Schreibung gegeneinander abgewogen. Mein Fazit ist, daß sich keine hinreichenden Gründe für die Änderung finden lassen, sondern daß die Vorteile der Adelungschen Regel überwiegen.
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Jan-Martin Wagner

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margel
22.09.2003 16.15
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Es klappt einfach nicht!

Aus dem „Editorial“ des Mitteilungsblattes der Apothekerkammer Niedersachsen: „DAS die Unzahl von ...Initiativen...nicht...gefruchtet hat...“ – Ja, Frau Präsidentin, es ist schon ein Kreuz mit der neuen Rechtschreibung! (Das kommt von der „Vereinfachung“).

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J.-M. Wagner
17.09.2003 09.31
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Aus dem SPD-Forum

Karl-Heinz Büchner (16.09.03, 22:01): »2. Diphtonge sind per definitionem lange Vokale (schau nach im Siebs!!!), deshalb hinter Diphtongen nie ss, sondern immer ß!!« (http://klartext.spd.de/read_v2.php?f=28&i=2216&t=2171)

Ich habe keinen „Siebs“ – ob wohl mal jemand für mich dort nachschauen könnte, ob das wirklich da drinsteht? Und für Kommentare, was von dieser Aussage über Diphthonge zu halten ist, wäre ich auch dankbar.
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Jan-Martin Wagner

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J.-M. Wagner
10.09.2003 08.58
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Re: orthographische Relevanz des ß

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Lieber Herr Beesk,
die grundsätzliche Möglichkeit der Auflösung von ß zu ss (z.B. Schweizer Schreibung) beweist ja die „abgeschwächte orthographische Relevanz“ des ß.
Das beweist garnichts, denn die Abschaffung des ß in der Schweiz war nicht nur eine pragmatische Entscheidung, sondern Herrn Markner zufolge auch eine politische (vgl. hier).

Zitat:
Das Hauptproblem sind eben die in der Tat häufigeren Dreifach-s, die auch bei folgendem Vokal nicht zu ss vereinfacht werden können.
Und was schlagen Sie als Lösung für dieses Problem vor?
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Ich erlaube mir, nochmals darauf hinzuweisen, daß Beispiele in die Beispielsammlung gehören und Diskussionen in das Rechtschreibforum. Deshalb habe ich auch (mal wieder) den Faden gewechselt.
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Jan-Martin Wagner

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Theo Grunden
09.09.2003 10.23
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Bayerische Sondermassnahme

Auch die Messgeräte selbst sind trotz der alle 2 Jahre fälligen Routinekontrollen nicht vor Manipulationen gefeit, weiß Dietmar Breuer, Leiter des bayerischen Landesamts für Mass und Gewicht.

(NRZ 09.09.2003)

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Martin Beesk
07.09.2003 00.39
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Beiträge zum Buchstaben ß

Ich habe erst jetzt entdeckt, daß es hier ein weiteres Forum mit dem Thema ß/ss-Schreibung gibt. Deshalb habe ich meine Beiträge aus dem Forum>Beispielsammlung über Sinn und Unsinn>ss vs. ß kopiert und hier noch einmal veröffentlicht.
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Martin Beesk, Berlin

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Martin Beesk
07.09.2003 00.33
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Sprachentwicklung nicht bremsen!

Viele Grüße und vielen Dank noch an Herrn Scheuermann für meine Begrüßung durch ihn hier im Forum am 13.8.03.
Ich habe mir inzwischen einige Gedanken gemacht und will meine Auffassung noch einmal unter anderen, auch den hier diskutierten Aspekten versuchen, deutlich zu machen.
Ich glaube, daß man sich keinen Gefallen tut, wenn man ß immer wieder nur als typografischen Sonderfall (von ss) erklärt. Ich befürchte, daß damit (ungewollt) die weit verbreitete Tendenz unterstützt wird, ß als imgrunde überflüssigen Zie(r)rat der deutschen Rechtschreibung einzustufen (und es dann irgendwann überhaupt nicht mehr zu verwenden). Mir geht es darum, begreiflich zu machen, daß ß auch eine unverzichtbare, weil grundlegende Funktion im (Schrift-)Sprachsystem hat (ß als eindeutiger Repräsentant für den ß-Laut, wie in meinen Beiträgen am 13.8. schon angeschnitten).
Daß ß aus einer Ligatur entstanden ist, finde ich, keine Frage, sprachgeschichtlich eine wichtige Erkenntnis; zeigt sie doch eine der vielfältigen Möglichkeiten, wie aus dem auf 23 Buchstaben begrenzten klassischen lateinischen Alphabet im Laufe der Zeit eine Vielzahl neuer Buchstaben für die Bedürfnisse der Sprachen Europas entstehen konnten (eben durch ursprüngliche Ligaturen wie w, ß oder æ, oder durch Differenzierung der Form wie i/j und u/v, durch Umformungen, wie schon im klassischen Latein selbst G aus C entstanden ist, und die Entwicklung diakritischer Zeichen, wie ö, é, oder einfach durch die Übernahme von Buchstaben aus andern, nicht-lateinischen Alphabeten). Aber man sollte eben nicht ignorieren, daß eine Sprachentwicklung stattgefunden hat und stattfindet: heute haben all diese Zeichen ihre Funktion als eigenständige Buchstaben (ß ist nicht weniger „wirklich“ als w!), haben oft sogar einen eigenen Platz in der alphabetischen Reihenfolge der jeweiligen Sprache bekommen. Da ß im Verhältnis ein relativ junger Buchstabe ist, steckt er noch mitten in der Entwicklung. Wir müssen uns entscheiden, ob wir diese Entwicklung unterstützen oder bremsen wollen! Ich plädiere für ersteres, da ich nicht denselben Fehler machen will, wie ihn die „Reform“ auf der Ebene der Getrennt- und Zusammenschreibung gemacht hat: einer vermeintlich einfachen Beschreibbarkeit wegen die Regeln GEGEN die Tendenzen in der Sprachentwicklung (begrifflich Zusammengehörendes eher zusammenzuschreiben) zu formulieren.
Zur Ligatur-Frage selbst scheint mir die Frage, ob ß eine Ligatur aus langem s und rundem s oder aus langem s und z darstellt, ein wenig müßig. Nach meinem typografischen Wissen (ich arbeite in einem Satzbüro) stimmt aus heutiger Sicht beides! Es gibt Schriften (Schriftarten), in denen ß in der Tat anzusehen ist, daß es aus einem langen s besteht, das mit einem folgenden runden s verbunden ist. Es gibt aber auch Schriften, in denen der zweite Bestandteil eindeutig einem geschwungenem z gleicht oder zumindest ihm eher ähnelt als einem s. Am deutlichsten ist das bei der Schrift, in der (West-)Berliner Straßenschilder gesetzt sind (siehe z.B. das Filmplakat für den neuen Film „Rosenstraße“): das ursprüngliche z im Buchstaben ß sieht exakt genauso aus wie das z in der dort ebenfalls verwendeten Ligatur tz! Auch die Variante (Allograph) des Buchstabens ß wie sie z.B. in dem Buch „Pro und Kontra – Die Rechtschreibreform“ von Eroms/Munske verwendet wurde (ein langes s mit einer Art halbhoher 3) hat von der Form her nichts mit einer Verbindung mit rundem s zu tun.
Daß die Ligatur aus langem und runden s die ältere Variante ist, mag stimmen. Meine These ist aber, daß ß nur deshalb seine Stellung in der deutschen Rechtschreibung erlangen konnte, weil es im Gebrauch in den gebrochenen Schriften (z.B. Fraktur) und den deutschen Schreibschriften (z.B. Sütterlin) gerade nicht mehr als Ligatur aus langem und runden s, sondern aus langem s und z aufgefasßt (!) wurde. Nur so konnte es nämlich problemlos in den verschiedenen Positionen im Wort verwendet werden. ß in Wörtern wie „Füße“, „Straße“, „außen“ zu verwenden, wenn man es als langes und rundes s versteht, widerspräche krasß (!) den Grundsätzen von der Verwendung vom runden s! Rundes s steht nur am Wort- und Silbenende, es darf nie am Silbenanfang, vor Vokalbuchstaben stehen! Deshalb entsprächen nur Schreibungen wie „Fuß“ und „Fluß“ den Regeln fürs runde s. Die Auffassung als langes s plus z fügt sich dagegen gut in das System dieser Schriften ein. Es besteht z.B. auch keine Verwechslungsgefahr mit sz in ohnehin seltenen Fällen wie „faszinierend“, da hier ein rundes s am Ende der ersten Silbe verwendet wird (wobei vor der ersten Rechtschreibreform 1901 dieses Wort sowieso „fascinirend“ geschrieben worden ist). Auf diese Weise konnte in diesen Schriften ja auch die Aussprache von sch und s-ch unterschieden werden.
M.E. würdigt man die Sprachgeschichte besser, wenn man den Buchstaben ß heute als eigenen Buchstaben (mit einer spannenden Geschichte) lehrt und ihn, falls man ihn ersetzen musß (!) und solange sich noch kein GRO$BUCHSTABE durchgesetzt hat, als sz wiedergibt (das hat sich auch in unserem Satzbüro bewährt, weil so viel weniger Verwechslungsmöglichkeiten bei der Schreibung von Autorennamen am Rechner bestehen als bei der Verwendung von ss). (Zum Thema ß als Großbuchstabe übrigens ein int’ressanter Link: http://www.typeforum.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=158. Es gibt/gab also schon wirklich verwendete Entwürfe für ein typografisch-echtes großes ß! – und das beim Duden selbst!)
P.S.: Die von mir hier verwendete Schreibung mit sß soll nur ein (augenzwinkernder) Vorschlag zur Güte sein. Eine echte Synthese aus den beiden gegensätzlichen Streitlagern der Frage „Nußschale“ oder „Nussschale“! „Nusßschale“ bewahrt die Schlusßbuchstabigkeit UND macht gleichzeitig die Kürze des Vokals deutlich – was will der Leser mehr (für den wir ja schreiben)?!



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Martin Beesk, Berlin

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Martin Beesk
07.09.2003 00.31
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ß als normaler Buchstabe

Meiner Meinung nach ist das Grundproblem aller Umgangsschwierigkeiten mit ß das Phänomen, daß es nicht (in seiner Funktion) als gleichwertiger Buchstabe wahrgenommen und gebraucht wird. Nach meiner Beobachtung gibt es eine fatale Tradition der Regelbeschreibung für die ß-Schreibung, die sich in so gut wie allen Beschreibungen der „alten“ wie der „neuen“ Rechtschreibung findet und so gut wie nie hinterfragt wird: ß wird immer wieder als Sonderfall von ss innerhalb der sog. s-Schreibung beschrieben und problematisiert. Immer wieder wird dazu behauptet, daß die Darstellung der „s-Laute“ besonders kompliziert sei – eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“! Kein Wunder, wenn die ß-Schreibung dann bei vielen als schwierig, als Sonderfall oder gar als überflüssig gilt. Es wäre vieles einfacher, wenn ß von Anfang an in der Schule als Konsonantenbuchstabe in einer Reihe mit f, k, p und t (in Abgrenzung zu ihren „stimmhaften“ bzw. „schwächer artikulierten“ Entsprechungen s, w, b und d) gelehrt würde. Dann dürfte es auch in Süddeutschland keine größeren Schwierigkeiten mit ß und s geben als beispielsweise mit p und b, die ja lautlich genauso verwechselbar sind. (Überhaupt ist diese süddt. Ausspracheigenart, s- und ß-Laut nicht unterscheiden zu können, kein Argument für ss anstelle von ß, denn bei „Fliesen“ – „fliessen“ würde das Rechtschreibproblem ja weiterhin bestehen.) Die Schüler wüssten dann: es gibt ein ß, das steht in der Regel für den "ß-Laut“, es gibt ein s, das steht für den „s-Laut“, genau wie p für den „p-Laut“ und b für den „b-Laut“. ß ist dann der Normalfall, ss die besondere Form zur Darstellung des ß-Lautes nach Kurzvokalen bzw. am Silbengelenk. (Daß der ß-Laut auch durch s dargestellt werden kann [z.B. "Kiste", "das"], ist ein davon zu unterscheidender Fall, der so ähnlich auch bei anderen Konsonanten vorkommen kann [z.B. bei b statt p in "Erbse", "ab"].) Etwas ganz anderes ist das typografiegeschichtliche Wissen darum, daß ß ursprünglich (und in vielen Schriften bis heute) eine Ligatur ist. Nicht anders als z.B. das w (ebenfalls in vielen Schriften auch heute noch)! Trotzdem findet es heute niemand „einfacher“, vv (oder uu) statt w zu verwenden. Das w als eigenständigen Buchstaben einzustufen (aufgrund seiner Funktion, nicht aufgrund seiner Form!), hat man sich inzwischen eben gewöhnt.
Typografische Geschichte und Funktion im gegenwärtigen Schriftsystem sollten also sauber auseinandergehalten (und dann vernünftig in Beziehung gesetzt) werden.
Daß ß nicht in allen Positionen des Wortes vorkommt und man ihm außerdem auch die Funktion „Schlußbuchstabigkeit“ zuordnen kann, ist kein Gegenargument. Auch j kommt nur in bestimmten Positionen vor (in der Regel nur am Wortanfang oder allgemeiner nur vor Vokalbuchstaben) und hatte ursprünglich die typografische Funktion eben den Wortanfang zu markieren (als typografische Variante der Buchstabens i) – und gilt heute ebenso als eigenständiger Buchstabe!
Bei dieser Betrachtungsweise klärt sich auch, warum oft der Fehler „heissen“ gemacht wird. Die traditionelle Regelformulierungen sagen, daß ß „nur nach Langvokalen (und Diphthongen)", so auch die Neuregelung, und, so außerdem die alte Regelung, „außerdem am Wortende und vor Konsonanten“ verwendet werden darf/soll (unausgesprochen: „anstelle von ss“). „Diphthonge“ sind als Sache naturgemäß schwerer zu begreifen und so bleibt nur hängen, daß ß nur verwendet werden soll, um etwas bestimmtes (die Vokallänge oder die „Schlußbuchstabigkeit“) zu kennzeichnen/eindeutig zu machen. ss wird dann konsequenterweise immer verwendet, wenn die Aussprache nicht uneindeutig wird, also auch in „heissen“ und sogar „fliessen“ (Vokallänge ist hier eindeutig wegen ie).
Deshalb wird meines Erachtens bei der Regelformulierung nur umgekehrt ein guter Schuh draus: ss darf (wie alle Doppelkonsonantenbuchstaben!) nur nach einzelnem Kurzvokal gebraucht werden (nach alter Regelung ergänzend: wenn ein weiterer Vokalbuchstabe folgt), ansonsten ist der Normalfall ß zu verwenden (oder unter bestimmten Bedingungen s)!


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Martin Beesk, Berlin

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Peter Schubert
13.08.2003 18.32
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Vokallänge

Na denn, viel Spass noch.

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Jörg Metes
13.08.2003 17.31
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Jörg Metes

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J.-M. Wagner
13.08.2003 17.10
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Spass
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Jan-Martin Wagner

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Stephan Fleischhauer
13.08.2003 11.10
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Lieber Herr Schäbler, betrachten Sie meine Kritik an der Adelungschen Schreibung doch bitte nicht als „vernichtende“ Kritik.
Lieber Herr Wagner, können wir uns nicht einmal auf die wesentlichen Punkte beschränken? Soll ich ihre zeilenweisen Kommentare auch noch zeilenweise kommentieren? (Bitte kommentieren Sie jetzt nicht diese Zeilen.)
Drei Dinge:
1. Meine Rede von der „Ligaturauflösung“ sollte die Sache vereinfachen. Man kann natürlich auch sagen: „Die Ligatur ß ist, wenn auch abgeleitet von ss, der Normalfall. Verzichtet wird auf die Ligatur in folgenden Fällen...“
2. Man muß sich nicht unbedingt an der Regeldarstellung der Reformer orientieren. Das Heysesche ss ist ohnehin älter.
3. Zur Besonderheit der s-Stammschreibung:
kneife, kneifst, kneifen ...
(Einzelkonsonant im Stamm mit Langvokal)
kniff, kniffst, kniffen ...
(Doppelkonsonant im Stamm mit Kurzvokal)
fließe, fließt, fließen ...
(DOPPELkonsonant im Stamm mit LANGvokal)
floß, flossen
(Doppelkonsonant im Stamm mit Kurzvokal)
Auf den Begriff Stamm könnte in meiner Darstellung auch verzichtet werden. Alles läßt sich auch durch Vokallängen beschreiben. ß würde demnach „aufgelöst“ nach kurzem Vokal. Dazu zwei Bemerkungen:
-Vokallängen bereiten dem Schreiber keine Schwierigkeiten. (Geben Sie doch bitte ein Gegenbeispiel!)
-Wenn man die Heysesche Regel NICHT stammorientiert anwendet, sehe ich keine Fehleranfälligkeit mehr.

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Norbert Schäbler
12.08.2003 20.44
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Great Brittain

Lieber Herr Fleischhauer!

Verstehe ich Sie richtig, daß Sie unter anderem wegen der Schwierigkeiten fremdsprachiger Begriffe (wellness, fitness, etc.) einen Haken an der Adelungischen Schreibung entdecken?
Und darf ich Ihren Gedanken einmal zu Ende denken?
Sollten wir tatsächlich unser riesiges Potential (resp. Potenzial) an „ß-Wörtern“, das durch einige wenige Anglizismen gefährdet erscheint, zugunsten dieser verschwindend kleinen Minderheiten vernachlässigen?
Das hieße doch: das Kinde mit dem Bade ausschütten!

Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. Wäre es nicht möglich, diese Wörter einfach zu übernehmen, sie originär zu schreiben und in diesem Falle eine Alternativschreibung zuzulassen.

Das muß dann natürlich von oben her verordnet werden, damit sich das nach unten hin durchspricht, und nicht ähnliches passiert, wie mir damals auf der Mittelstufe des Gymnasiums.
Damals schrieb ich bei irgendeiner Übersetzung „Großbrittanien“ (ich kam von diesem great Brittain nicht weg). Mein gestrenger Lehrer kreidete mir dafür gleich einen Doppelfehler an, was mich eine ganze Notenstufe kostete.
In der deutschen Übersetzung hätte ich nämlich „Großbritannien“ schreiben müssen.



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nos

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J.-M. Wagner
12.08.2003 20.09
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Re: (ohne Titel)

(Alle Zitate ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer)

Zitat:
Die Verlegung der Diskussion auf einen anderen Thread – zumal einen ganz unpassenden – macht die Sache nicht überschaubarer.
Warum ist dieser Strang hier unpassend? Bitte erläutern Sie das – denn in Anbetracht dessen, wie die Heysesche Schreibung im Regelwerk verankert ist und wie sie in der Öffentlichkeit propagiert wird, muß man sich in diesem Zusammenhang, wenn es um die Praxis geht, auf die Vokallänge beziehen.

Zitat:
Sie widerlegen, lieber Herr Wagner, meine Darstellung nicht, sondern halten bloß Ihre entgegen. Ich weiß darum nicht so recht, wo ich ansetzen soll und beschränke mich auf wenige Punkte.
Komisch, den gleichen Eindruck hatte ich von Ihrem letzten Beitrag auch, sagten Sie doch, daß Sie, statt auf Einzelheiten einzugehen, noch einmal eine eigene Darstellung versuchen. Aber manchmal klappt es eben nicht beim ersten Anlauf, und man muß etwas Geduld aufbringen, bis man dazu kommt, daß man wirklich von der gleichen Sache spricht. Also los:

Zitat:
Sie hatten selbst zugegeben, daß in der Fremdwortschreibung – auch in gebildeten Kreisen – Fehler gemacht wurden. Ihre Meinung kann nur sein: Die bisherige Regel wurde nicht genug in die Köpfe eingebimst. Mag sein. Aber fehlerträchtig ist nun einmal fehlerträchtig.
Ich muß mich da evtl. ein wenig korrigieren: Ich kann nicht ausschließen, daß auch vor Einführung der Reform Fehler bei der Fremdwortschreibung unterliefen, mir sind keine aufgefallen. Ich bin mir aber sicher, daß die Verunsicherung seit der Einführung der Reform zugenommen hat. Andererseits vermute ich, daß die Fehleranfälligkeit bei Wörtern wie Streßsituation deutlich geringer ist (bzw. war).

Ja, man kann aus meinen Aussagen den Schluß ziehen, daß ich vermute, daß die herkömmliche Regel den Schreibern nicht präsent genug war. Man sollte aber darüberhinaus bedenken, wie die bisherige Regel funktioniert bzw. wie in diesem Fall der Merkspruch aussieht („ss“ am Schluß bringt Verdruß) und wie sich unter dieser Voraussetzung die Chancen dafür darstellen, daß eine Verbesserung der Rechtschreibleistung erreicht werden kann. Dies setzt – und damit sind wir bei den im Parallelstrang diskutierten Anfordeungen an Rechtschreibregeln – eine einfache Regel voraus, die gut lernbar ist und bei der Anwendung keine Schwierigkeiten bereitet.

Die Frage ist letztlich, was man unter „fehlerträchtig“ versteht bzw. auf welcher Ebene man das ansiedelt. Ich übertreibe mal: Ist nicht letztlich jede Rechtschreibregel fehlerträchtig, einfach, weil man immer einen Fehler machen kann? Klar, hier ging es darum, daß man sich etwa durch die englische Schreibung stress verunsichern läßt, und die Verunsicherung mach die Fehlerträchtigkeit aus. Aber wir müssen doch zwischen (mindestens) zwei Ebenen unterscheiden: Die eine ist, wie – sozusagen abstrakt gesehen – nach den jeweiligen Regeln „ss“ und "ß" verteilt sind. Hierbei meine ich nur die Schreibungen der Wörter an sich und nicht die Regeln selbst, d. h. es geht mir um das, was ein Blick in ein entsprechendes Wörterverzeichnis liefern würde. Die andere ist, wie diese Schreibungen in praktische Regeln gekleidet werden, wie sie etwa in den Paragraphen 2, 4, 5, 23 und 25 der Neuregelung zu finden sind (diese tragen alle zur s-Schreibung nach der Neuregelung bei).

Verstehen Sie jetzt, worauf ich mit den beiden Ebenen hinauswill? Für meine Begriffe gibt es zum einen „die Adelungsche bzw. Heysesche Schreibung an sich“, zum anderen gibt es jeweils eine oder mehrere Beschreibungen dafür. Bei letzteren halte ich es zudem für sinnvoll, zwischen der (deskriptiven) Konzeption des A./H.-Schreibungssytems und der praktischen Ausformulierung als (präskriptive) Regel zu unterscheiden.

Sie haben argumentiert, daß man die Heysesche Schreibung (als solche bzw. Ergebnis im Wörterbuch) auch erhalten kann, wenn man nur die Silbengelenkstellung und das Stammprinzip beachtet, und das stimmt ja. Ich würde dies aber auf der Ebene der Konzeption und nicht der praktischen Regel einordnen. Die Frage bleibt also, wenn Fehler gemacht werden, woher diese rühren, und offenbar müssen alle Ebenen betrachtet werden. Mir ist bisher nicht klargeworden, auf welche dieser Ebenen Sie sich jeweils beziehen, wenn Sie eine Aussage zur Fehlerträchtigkeit machen.

Zitat:
Die ganze Argumantation um Vokallänge ist hinfällig.
Auf welcher Ebene? Auf allen?

Zitat:
Der Schreiber hat nicht die geringsten Schwierigkeiten damit. Er schreibt weder „rattfahren“ noch „ich kamm“.
Es mag ja sein, daß es auch Fälle gibt, in denen vergleichsweise wenig Problem auftreten. Aber muß das schon bedeuten, daß die Vokallänge generell problemlos richtig wiedergegeben wird?

Zitat:
Die Rede davon, daß der Schreiber „wählen“ muß zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Konsonantschreibung, überzeugt deshalb nicht.
Diese Bemerkung kann ich nicht zuordnen. Auf welche meiner Äußerungen beziehen Sie sich hier?

Zitat:
Nebenbei: Ein Langvokal wird nicht durch den folgenden Konsonanten angezeigt (also auch nicht durch Heyses ß), sondern durch Dehnungszeichen.
Das ist nicht ganz richtig. Ich zitiere dazu die Neuregelung (Vorbemerkung zu §§ 2–5):
1.2  Besondere Kennzeichnung der kurzen Vokale
Folgen auf einen betonten Vokal innerhalb des Wortstammes – bei Fremdwörtern betrifft dies auch den betonten Wortausgang – zwei verschiedene Konsonanten, so ist der Vokal in der Regel kurz; folgt kein Konsonant, so ist der Vokal in der Regel lang; folgt nur ein Konsonant, so ist der Vokal kurz oder lang. Deshalb beschränkt sich die besondere graphische Kennzeichnung des kurzen Vokals auf den Fall, dass nur ein einzelner Konsonant folgt.
Natürlich gibt es auch die Kennzeichnung durch Dehnungsbuchstaben (Vorbemerkung zu §§ 6–12):
1.3  Besondere Kennzeichnung der langen Vokale
Folgt im Wortstamm auf einen betonten Vokal kein Konsonant, ist er lang. Die regelmäßige Kennzeichnung mit h hat auch die Aufgabe, die Silbenfuge zu markieren, zum Beispiel Kü|he; vgl. § 6. Folgt nur ein Konsonant, so kann der Vokal kurz oder lang sein. Die Länge wird jedoch nur bei einheimischen Wörtern mit [i:] regelmäßig durch ie bezeichnet; vgl. § 1. Ansonsten erfolgt die Kennzeichnung nur ausnahmsweise:

a) in manchen Wörtern vor l, m, n, r mit h; vgl. § 8
b) mit Doppelvokal aa, ee, oo; vgl. § 9
c) mit ih, ieh; § 12.

Zum ß (statt s) nach langem Vokal und Diphthong siehe § 25.
Das bedeutet zwar nicht, daß das Eszett zur Kennzeichnung eines langen Vokals eingesetzt wird; es steht ja, von der Logik her gesehen, nur da: WENN Langvokal vorhanden DANN Eszett möglich (!) – und nicht umgekehrt. Aber gerade diese Umkehrung wird als Vorteil der Heyseschen Schreibung beim Lesen propagiert, und in dieser Umkehrung ist die Zuordnung außerdem eindeutig: WENN Eszett geschrieben DANN Langvokal vorausgehend. (Das Problem der Diphthonge sei hier ausgespart.)

Diese Eindeutigkeit, die man sich auch ohne Kenntnis der Regel anhand der Schreibweisen in einem „Heyseschen Wörterverzeichnis“ durch systematische Beobachtung erschließen kann, sehe ich als mögliche Problemquelle an (ähnlich wie zuvor die Verunsicherung bei der Fremdwortschreibung): Zum einen kann diese Eindeutigkeit dazu verleiten, die Regel auch in der anderen Richtung für eindeutig zu halten (wo aber auch „s“ möglich ist), zum anderen kann im Gegenteil die logisch richtige Negation (WENN kein Langvokal vorausgehend DANN kein Eszett schreiben) übergeneralisiert werden, wenn ein Vokal als kurz empfunden wird, der es „eigentlich“ nicht ist, so daß eine Schreibung mit "ß" dem eigenen Sprachempfinden zuwiderlaufen würde (Bsp.: Spass).

Zitat:
Was Ihre „Hierarchie“ betrifft: Stammschreibung kommt darin offenbar nicht vor.
Das ist ein guter Einwand; siehe auch Ihr Beispiel rattfahren. Wie gesagt, meine Hierarchie war nur eine Annahme; ich bilde mir nicht ein, auf einen Schlag die kognitiven Prozesse, die beim Schreiben relevant sind, richtig angeben zu können.

Zitat:
Auch bei Adelung muß flektiert werden. Moos wg. Moose, Glas wg. Gläser, Faß wg. Fässer. (Es gibt übrigens Sonderfälle – Partikel: aus/außen, in/innen, Fremdwörter: Bus/Busse, Namen: Cottbus/Cottbusser) Lesen Sie doch mal bei Ickler nach. In seinen Regeln ist es sehr schön erklärt.
Das ist mir alles bestens bewußt, und genau darauf bin ich ja in meinen langen Beiträgen eingegangen (oder etwa nicht genug?). Diese Ausnahmen sind auch der Grund, warum ich dafür plädiere, das Problem bei der s-Schreibung nicht auf die Unterscheidung zwischen „ss“ und "ß" zu reduzieren. Was Ickler dazu geschrieben hat, ist mir durchaus geläufig, aber mir ist gerade nicht klar, was Sie genau meinen, daß ich in diesem Zusammenhang nachlesen soll – meinen Sie das, was sich hier und hier findet?

Zitat:
Und: wie können Sie behaupten, das Wörter mit -s in der Diskussion nichts zu suchen haben? Sie gehen doch gerade davon aus, daß man zwischen s, ss und ß „wählt“.
Moment mal – hier hatte ich bloß Ihre Behauptung zitiert.

Zitat:
Zur Ligaturauflösung:
Bei Adelung wird die Ligatur im Gelenk aufgelöst: müssen, Fässer,
bei Heyse auch in allen „stammzugehörigen“ Formen: muss, musste, Fass. Als stammverschieden gelten: schießen – schossen (ebenso wie kneifen – kniffen). Das hat zur Folge, daß ß nur noch nach langem Vokal steht. (Das heißt aber nicht, das ß den Langvokal markiert.)
Ich kann mich Ihrer Sichtweise der Ligaturauflösung noch nicht so recht anschließen, denn ich habe das „philosophische“ Problem, daß das Wort Ligatur bedeutet, daß etwas verbunden worden ist, und mithin muß der Ausgangszustand der unverbundene sein. Sie nehmen aber die Ligatur zum Ausgangspunkt. Die Rechtfertigung dafür ist mir nicht klargeworden.

Zitat:
Bei Heyse gibt folgendes Problem: Die Stammunterscheidung, die ja an sich nicht schwerfällt (siehe kneifen), wird beim s-Laut sozusagen „typographisch“ – per Ligatur – geregelt. Das ist nicht systemgerecht, denn in allen anderen Fällen wird durch Doppelkonsonant/Einzelkonsonant unterschieden. Da es aber nicht plausibel ist, daß ß auf einmal ein Einzelkonsonant sein soll, verselbständigt sich die Auflösung zu ss aufgrund aller möglichen Stämme (fliessen wg flossen). Bei Adelung dagegen werden die Stämme überhaupt nicht unterschieden (ebenfalls ein Systembruch, aber man wird nicht so leicht auf die Idee kommen, fliesen statt fließen zu schreiben). Die Ligaturauflösung ist stellungsbedingt.
Das habe ich nicht verstanden. Können Sie bitte nochmal konkret vorführen, wo sich die s-Laut-Schreibung von allen anderen Konsonanten bezüglich der Stammunterscheidung anders verhält?

Zitat:
Ligaturen sollten mit Stammschreibung überhaupt nichts zu tun haben. In der Regel ist deren „Auflösung“ morphembedingt: Ausstellung, Markknochen.
Auch das habe ich nicht verstanden: Was soll eine Zusammensetzung, die zufällig zum Aufeinandertreffen gleicher Konsonanten führt, mit der Auflösung von Ligaturen zu tun haben? – Mir scheint, daß die Themen „Ligatur“ und „Stammschreibung“ noch einmal gründlicher betrachtet werden müssen.
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Jan-Martin Wagner

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Stephan Fleischhauer
12.08.2003 10.13
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Die Verlegung der Diskussion auf einen anderen Thread – zumal einen ganz unpassenden – macht die Sache nicht überschaubarer. Sie widerlegen, lieber Herr Wagner, meine Darstellung nicht, sondern halten bloß Ihre entgegen. Ich weiß darum nicht so recht, wo ich ansetzen soll und beschränke mich auf wenige Punkte.

Sie hatten selbst zugegeben, daß in der Fremdwortschreibung – auch in gebildeten Kreisen – Fehler gemacht wurden. Ihre Meinung kann nur sein: Die bisherige Regel wurde nicht genug in die Köpfe eingebimst. Mag sein. Aber fehlerträchtig ist nun einmal fehlerträchtig.

Die ganze Argumantation um Vokallänge ist hinfällig. Der Schreiber hat nicht die geringsten Schwierigkeiten damit. Er schreibt weder „rattfahren“ noch „ich kamm“. Die Rede davon, daß der Schreiber „wählen“ muß zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Konsonantschreibung, überzeugt deshalb nicht. Nebenbei: Ein Langvokal wird nicht durch den folgenden Konsonanten angezeigt (also auch nicht durch Heyses ß), sondern durch Dehnungszeichen.

Was Ihre „Hierarchie“ betrifft: Stammschreibung kommt darin offenbar nicht vor. Auch bei Adelung muß flektiert werden. Moos wg. Moose, Glas wg. Gläser, Faß wg. Fässer. (Es gibt übrigens Sonderfälle – Partikel: aus/außen, in/innen, Fremdwörter: Bus/Busse, Namen: Cottbus/Cottbusser) Lesen Sie doch mal bei Ickler nach. In seinen Regeln ist es sehr schön erklärt. Und: wie können Sie behaupten, das Wörter mit -s in der Diskussion nichts zu suchen haben? Sie gehen doch gerade davon aus, daß man zwischen s, ss und ß „wählt“.

Zur Ligaturauflösung:
Bei Adelung wird die Ligatur im Gelenk aufgelöst: müssen, Fässer,
bei Heyse auch in allen „stammzugehörigen“ Formen: muss, musste, Fass. Als stammverschieden gelten: schießen – schossen (ebenso wie kneifen – kniffen). Das hat zur Folge, daß ß nur noch nach langem Vokal steht. (Das heißt aber nicht, das ß den Langvokal markiert.)

Bei Heyse gibt folgendes Problem: Die Stammunterscheidung, die ja an sich nicht schwerfällt (siehe kneifen), wird beim s-Laut sozusagen „typographisch“ – per Ligatur – geregelt. Das ist nicht systemgerecht, denn in allen anderen Fällen wird durch Doppelkonsonant/Einzelkonsonant unterschieden. Da es aber nicht plausibel ist, daß ß auf einmal ein Einzelkonsonant sein soll, verselbständigt sich die Auflösung zu ss aufgrund aller möglichen Stämme (fliessen wg flossen). Bei Adelung dagegen werden die Stämme überhaupt nicht unterschieden (ebenfalls ein Systembruch, aber man wird nicht so leicht auf die Idee kommen, fliesen statt fließen zu schreiben). Die Ligaturauflösung ist stellungsbedingt.

Ligaturen sollten mit Stammschreibung überhaupt nichts zu tun haben. In der Regel ist deren „Auflösung“ morphembedingt: Ausstellung, Markknochen.

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