Vom Aufrechten Gang des Menschen
Unterstöger hat sich damals, als es Hans Krieger gelungen war, in einem Artikel in der SZ die Paralleln der gescheiterten Rustschen Reform mit der jetzigen Rechtschreibrefrom aufzuzeigen, sehr darüber geärgert, in dem Sinne: Wenn man jetzt für die Rechtschreibreform sei, sei man ein Nazi.
Das ist für mich menschlich verständlich, die bis ins Detail gehende Übereinstimmung des Neuschriebs mit den Vorschlägen ist aber eine historische Tatsache. Es würde Herrn Schily ja auch nicht einfallen, jetzt als moderne Grußformel ein Heil Schröder im amtlichen Geschäftsbriefverkehr per Erlaß des Innenministriums einzuführen oder gar als neue Begrüßung im Büro den zackigen Gruß mit schräg ausgestrecktem Arm. Warum nicht? Eben, weil diese Dinge nur allzubekannt sind.
Die Rustschen Vorschläge sind nicht allgemein bekannt, das ist der Unterschied und der Neuschrieb ist eben nur vom Etikett her neu, tatsächlich aber ein Rückgriff in die Klamottenkiste des Dritten Reiches.
Erschreckender aber ist, daß die Methoden des Versuches der Durchsetzung der Veränderung der Rechtschreibung fast identisch sind, ja, sogar über die damaligen Rustschen Erlasse hinausgehen. Das diskreditiert diesen Neuschrieb noch weit mehr als die inhaltlichen Parallelen.
Haben die Nazis je einen Volksentscheid aufgehoben? Sie hatten das natürlich nicht nötig, sie ließen es gar nicht so weit kommen, sie hatten eben andere Methoden!
Im nächsten Satz berichtete mir Unterstöger, daß die Redakteure bei der SZ praktische alle normal schreiben, ihr Text ginge dann durch einen Konverter. Mit einer Verbindung zu seiner eigenen Arbeit, mit dem Aufrechten Gang des Menschen hat dieses pardon Gekrieche alles nichts mehr zu tun.
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