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Dominik Schumacher
14.12.2003 08.19
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bis 20031213 Meldung eins auf der Willkommensseite


Fehlkonzept Rechtschreibreform

Heftvernissage des Novemberheftes

Freitag, 12. Dezember 2003, 18.00 – 20.00 Uhr
Galerie Römerapotheke
Langstraße 136
CH-8004 Zürich
Telefon / Fax 0041 43 317 17 80
gallery@roemerapotheke.ch
www.roemerapotheke.ch

Gleichzeitig mit der Vernissage für Brigitt Lademanns „Bildungssuppe“
(Beispiele daraus sind im Novemberheft abgebildet)


Pressemitteilung

Rechtschreibung ohne Kopf

Die Präsidenten der folgenden Institutionen:

Akademie der Künste, Berlin
Akademie der Wissenschaften in Göttingen
Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sächsische Akademie der Künste
Sächsische Akademie der Wissenschaften

haben an die Kultusminister aller deutschen Bundesländer, an die Kulturministerkonferenz der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, die Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Republik Österreich und an den Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft am 12. November 2003 den folgenden gemeinsamen Brief geschrieben:

Die von den staatlichen Instanzen der deutschsprachigen Länder am 1. Dezember 1995 beschlossene und am 1. August 1998 in Kraft gesetzte Rechtschreibreform hat schwerwiegende Eingriffe in die deutsche Schriftsprache und nicht nur in diese vollzogen. Denn gesprochene und geschriebene Sprache stehen in einer so engen Wechselwirkung miteinander, daß ein Eingriff in die letztere, vor allem, wenn er Wortbildungsprozesse betrifft, Auswirkungen auf das gesamte Sprachempfinden hat.

Die Tatsache, daß die administrative Vollmacht der mit der Reform verbundenen Verordnungen sich auf Schulen, Behörden und andere Institutionen des staatlichen Lebens beschränkt, ändert nichts daran, daß sie, über Staats- und Ländergrenzen hinweg, die ganze Sprachgemeinschaft betreffen. Obschon es außerhalb von Schulen und Behörden dem einzelnen freisteht, zu schreiben, wie er will, und auch jeder Verlag und jede Redaktion die Freiheit eigener Regelsysteme in Anspruch nehmen kann, erzeugt einerseits die orthographische Normierung des Schreibens und Druckens durch automatische PC-Programme, andererseits die Durchsetzung der neuen Schreibweisen durch die künftigen Schulabgänger einen Gleichschaltungsdruck, der die Verantwortung der staatlichen Entscheidungsträger für die gesamte Schriftsprache – und nicht nur innerhalb des staatlichen Machtbereichs – deutlich macht.
Daß die Vorbereitung der Reform unter Ausschluß der deutschen Literatur – von Schriftstellern, Journalisten, Verlegern – vonstatten ging und die schreibend und lesend Betroffenen auf die Tragweite der sprachlichen Eingriffe erst aufmerksam wurden, als die Mechanismen zwischenstaatlicher Vereinbarungen längst in Gang gesetzt waren, macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, daß sich die politisch Verantwortlichen vor dem endgültigen In-Kraft-Treten der neuen Schreibweisen mit berufenen Vertretern aus Wissenschaft und Literatur über eine Reform der Reform verständigen, im Interesse der Sprache und frei von jenem Prestigedenken, das ein als verbesserungsbedürftig Erkanntes nur deshalb festhält, weil es einmal mit erheblichem Aufwand auf den Weg gebracht wurde.

Die Rechtschreibverordnungen des Jahres 1995 haben die deutsche Schriftsprache auf einen Prüfstand gestellt. Als ein am grünen Tisch eingeschränkter Fachkreise projektiertes Vorhaben konnte sie nichts anderes als ein Experiment sein, auf das die Probe öffentlichen Gebrauchs zu machen war; sich zu diesem Experimentcharakter zu bekennen bedeutet nicht, das Experiment für überflüssig zu erklären. Es wird sinnvoll gewesen sein, wenn seine Ergebnisse im Licht einer fünfjährigen Praxis vorurteilsfrei ins Auge gefaßt werden. Die daraus erwachsenden Folgerungen werden den Vorteil haben, bei Jüngeren und Älteren das Sprach- und Schreibbewußtsein geschärft zu haben, wenn man sich zur Revision jener Vorschriften entschließt, die sich als überflüssig oder schädlich herausgestellt haben.

Zur Entlastung derer, die für das Design der Reform verantwortlich waren und selbst vielfach erst anhand der neuen Wörterbücher der Tragweite und der Widersprüchlichkeit ihrer Verfügungen innewurden, läßt sich geltend machen, daß diese vielleicht nur in einem so umfassenden Großversuch auf Sinn und Nutzen geprüft werden konnten. Dabei hat sich ergeben, daß die für den Schulunterricht erhofften Vereinfachungen weitgehend ausgeblieben sind. Alte Regeln, die oft nur deshalb kompliziert schienen, weil die Duden-Redaktionen sich jahrzehntelang dazu verleiten ließen, aus Maßgaben und Richtlinien eine Fülle als bindend ausgegebener Einzelfallentscheidungen abzuleiten, statt in Zweifelsfällen dem Sprachgefühl des Schreibenden den Spielraum eigener Entscheidung freizugeben, – alte Regeln haben sich vielfach als einfacher erwiesen denn die scheinbaren Vereinfachungen, die an ihre Stelle traten. Rechtschreibung nicht induktiv aus der erprobten Übereinkunft von Schreibenden und Lesenden erwachsen zu lassen, sondern deduktiv, von oben herab, zu konstruieren – mit diesem Grundfehler war die Reform von Anfang an behaftet; ihn zu revidieren sollten die staatlich Verantwortlichen denselben Mut und dieselbe Souveränität aufbringen, wie sie sie an Erlaß und Durchsetzung der Reform gewandt haben.

Für diese Revision gibt es zwei Wege. Den einen hat der als Kompromißvorschlag angelegte Entwurf der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung beschritten. „Unser Vorschlag“, erklärt er einleitend, „geht angesichts der Lage von der Neuregelung aus und übernimmt von ihr nicht nur, was sinnvoll, sondern auch, was ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar ist“. Dazu zählt diese Vorlage insonderheit die Abschaffung des ß nach Kurzvokalbuchstaben. Sie benennt als nicht hinnehmbar jenen Teil der Reform, der mit der Auflösung eigenständiger Wortverbindungen (Univerbierungen) durch ein – im einzelnen inkonsequent gehandhabtes – Gebot der Auseinanderschreibung einen sprachlichen Eingriff vollzogen hat, der sich achtlos über Sinn- wie über Betonungs-unterschiede hinwegsetzt und in der Praxis mehr und mehr dazu führt, daß auch jene Wortverbindungen, die die Reform unangetastet ließ, in Frage gestellt werden, bis hin zur willkürlichen Abtrennung bloßer Vorsilben. Schon stößt man in relevanten Drucksachen auf Schreibweisen wie „Flächen deckend“ statt dem reformdudengerechten „flächendeckend“ und „vor gelagert“ statt „vorgelagert“; wer schreibend zwischen einem frisch gebackenen Brötchen und einem frischgebackenen Ehepaar nicht mehr unterscheiden kann und darf, der wird bald dahin kommen, sich über alle Zusammenschreibungen hinwegzusetzen (hinweg zu setzen!). Am Ende stünde eine Anglisierung der deutschen Schriftsprache, die deren von langer Hand gewachsener Eigenart umfassend Gewalt antäte. Aber auch die Antiquarisierung, die sich als eine andere Tendenz der Reform herausstellte, mit Großschreibung bei adverbialen Bildungen („zu Grunde“, „im Allgemeinen“), Apostrophen bei Namensadjektiven („Goethe’sches Gedicht“) oder der zuletzt im Barock zulässigen Abtrennung einzelner Vokale („A-bend“, „E-sel“), bedeutet ein gewaltsames Zurück-schrauben sinnvoller und eingebürgerter schriftsprachlicher Entwicklungen.

Die Übernahme des Vorschlags der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung durch die staatlichen Instanzen wäre gegenüber der derzeitigen Situation ein bedeutender Fortschritt; sie wäre eine wichtige Maßnahme auf dem Weg zur Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung. Doch verdienen ernsteste Beachtung auch jene Argumente, die die Rückkehr zu der im Duden von 1991 kodifizierten Orthographie für den einfacheren und sach-, nämlich sprachgemäßeren Weg halten. Er wäre kostensparend (nach Reform-Duden: Kosten sparend), insofern die entsprechenden Druckvorlagen und Schreibprogramme nicht neu gefertigt werden müßten; sie sind alle abrufbereit. Bei einer großzügig bemessenen Übergangsphase wären Verlage, die schon nach den neuen Regeln verfahren, kaum benachteiligt; in den Schulen würde, nun mit anderer Prioritätssetzung, die bisher ja immer noch geltende Koexistenz der beiden Systeme noch für einige Zeit aufrechterhalten, was, richtig angeleitet, Komplikationen beheben und eine Schärfung des orthographischen Bewußtseins befördern würde.

Eine solche ebenso sprachgerechte wie praktikable Lösung bedürfte von seiten der staatlichen Instanzen jenes Freimuts im Umgang mit der eigenen Entscheidung, wie ihn der langjährige bayerische Kultusminister Zehetmair erst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt aufgebracht hat. Aber dieser Freimut würde sich lohnen, und nicht nur als die kostengünstigere Variante. Er würde die Folgerung aus der durch einen Großversuch erhärteten Tatsache ziehen, daß es verfehlt ist, Fragen der Sprachkultur übers Knie staatlicher Verfügungen zu brechen. Was Wilhelm v. Humboldt im absolutistischen Preußen „die Grenzen der Wirksamkeit des Staates“ nannte, wäre aus freier staatlicher Einsicht auf einem wichtigen Feld bekräftigt.

Mit freundlichen Grüßen

(gez.) Prof. Dr. Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste, Berlin
(gez.) Prof. Dr. Herbert W. Roesky, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Göttingen
(gez.) Prof. Dr. Clemes Zintzen, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz
(gez.) Prof. Dr. Dieter Simon, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Wieland Schmied, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
(gez.) Prof. Dr. Heinrich Nöth, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Gotthard Lerchner, Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Ingo Zimmermann, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
__________________
Dominik Schumacher

übrigens heiße ich wirklich Norbert Lindenthal

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DS
25.11.2003 21.01
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Re: Schweiz

Einladung zum Bestellen:

„Die deutsche Sprachverwirrung – Fehlkonzept Rechtschreibreform“

Die Schweizer Monatshefte widmen über 20 Seiten ihrer Novemberausgabe dem Thema ‚Neue Rechtschreibung‘.

Wider die Enteignung der Sprache, Robert Nef, Herausgeber der Schweizer Monatshefte und Leiter des Liberalen Instituts Zürich (Editorial)

  1. Der Höcker der Rechtschreibreform, Adolf Muschg (Gastkolumne)
  2. Amtlichkeit, die Wirklichkeit und die Schule, Stefan Stirnemann
  3. Die Fehler der Rechtschreibreform, Prof. Dr. Horst Haider Munske
  4. Sprache, Orthographie, Orthographiereform: Die Frage der Zuständigkeit, Prof. Dr. Rudolf Wachter, Universität Basel>>
  5. Die Sprache ist ein Biotop, Gespräch mit Prof. Dr. Daniel Thürer, Professor für Völkerrecht, Europarecht und Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Zürich
  6. Die Schule braucht verbindliche Regeln, Gespräch mit Regierungsrat Hans Ulrich Stöckling, dem Vorsitzenden der Eidgenössischen Konferenz der Erziehungsdirektoren
  7. Die erfolgreich depolitisierte Rechtschreibreform, Heide Kuhlmann
  8. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Reform, Hubert Spiegel, Literaturchef der FAZ
  9. Die Reform in Schweden, Anders Marell, Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift ‚Germanisten‘
  10. Die durchtrennte Ligatur, Über das ß, die Schweiz und die Strategie der Reformer, Reinhard Markner
  11. Es sei denn mit der Macht … , Zu Äußerungen von Verantwortlichen für die Rechtschreibreform, Reiner Kunze
  12. Falsch zugeknöpft, Ein Nachruf auf die Rechtschreibreform, Hans Krieger
  13. Die Rechtschreibkrise und ihre Lösung, Prof. Dr. Theodor Ickler
  14. Aufruf der internationalen Autoren vom 7.10.

Adressen zum Bestellen:
Schweizer Monatshefte, Vogelsangstraße 52, CH-8006 Zürich
oder: info@schweizermonatshefte.ch

Das Heft wird mit Rechnung per Post geliefert; Überweisung auf ein Konto in Deutschland.

Versand: Ende November
Preis: Einzelheft Euro 7.50 (+Versand). Ab zehn Heften: Euro 5.- (+Versand) (SFr 11.50 / 7.50)

Die Schweizer Monatshefte sind im Handel nur schwer erhältlich.

Der Herausgeber ist bereit, eine große zusätzliche Auflage zu drucken, ist allerdings auf Bestellungen angewiesen. Ein Schwerpunktthema der Monatshefte muß jeweils durch Stiftungen bezahlt werden; für den November haben sich keine finden lassen.

Das Heft bietet einen sehr guten Überblick, läßt sich in Weiterbildungen verwenden, ist ein schönes Geschenk für Freunde und Feinde und Pflichtlektüre für Politiker und Ministerien.

Auch die Beiträge außerhalb des Schwerpunktthemas sind lesenswert.

Das Heft soll eine Auseinandersetzung eröffnen. Am 7.10. hat die FAZ Stefan Stirnemanns sieben Fragen an die Reformer veröffentlicht. Die Antworten werden in der FAZ und den Schweizer Monatsheften abgedruckt. Die Monatshefte beginnen damit in der Doppelnummer Dezember/Januar: Mit Kommentar, als kleiner Schreibkurs für Reformbeflissene.

Findet sich ein Verein, der eine größere Anzahl Hefte bezieht und im Sinne der Aufklärung verteilt?

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Reinhard Markner
19.11.2003 22.39
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Rechtschreibung ohne Kopf

Die Präsidenten der folgenden Institutionen:
Akademie der Künste, Berlin
Akademie der Wissenschaften in Göttingen
Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Bayerische Akademie der Schönen Künste
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Sächsische Akademie der Künste
Sächsische Akademie der Wissenschaften

haben an die Kultusminister aller deutschen Bundesländer, an die Kulturministerkonferenz der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, die Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Republik Österreich und an den Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft am 12. November 2003 den folgenden gemeinsamen Brief geschrieben:

Die von den staatlichen Instanzen der deutschsprachigen Länder am 1. Dezember 1995 beschlossene und am 1. August 1998 in Kraft gesetzte Rechtschreibreform hat schwerwiegende Eingriffe in die deutsche Schriftsprache und nicht nur in diese vollzogen. Denn gesprochene und geschriebene Sprache stehen in einer so engen Wechselwirkung miteinander, daß ein Eingriff in die letztere, vor allem, wenn er Wortbildungsprozesse betrifft, Auswirkungen auf das gesamte Sprachempfinden hat.

Die Tatsache, daß die administrative Vollmacht der mit der Reform verbundenen Verordnungen sich auf Schulen, Behörden und andere Institutionen des staatlichen Lebens beschränkt, ändert nichts daran, daß sie, über Staats- und Ländergrenzen hinweg, die ganze Sprachgemeinschaft betreffen. Obschon es außerhalb von Schulen und Behörden dem einzelnen freisteht, zu schreiben, wie er will, und auch jeder Verlag und jede Redaktion die Freiheit eigener Regelsysteme in Anspruch nehmen kann, erzeugt einerseits die orthographische Normierung des Schreibens und Druckens durch automatische PC-Programme, andererseits die Durchsetzung der neuen Schreibweisen durch die künftigen Schulabgänger einen Gleichschaltungsdruck, der die Verantwortung der staatlichen Entscheidungsträger für die gesamte Schriftsprache – und nicht nur innerhalb des staatlichen Machtbereichs – deutlich macht.
Daß die Vorbereitung der Reform unter Ausschluß der deutschen Literatur – von Schriftstellern, Journalisten, Verlegern – vonstatten ging und die schreibend und lesend Betroffenen auf die Tragweite der sprachlichen Eingriffe erst aufmerksam wurden, als die Mechanismen zwischenstaatlicher Vereinbarungen längst in Gang gesetzt waren, macht einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, daß sich die politisch Verantwortlichen vor dem endgültigen In-Kraft-Treten der neuen Schreibweisen mit berufenen Vertretern aus Wissenschaft und Literatur über eine Reform der Reform verständigen, im Interesse der Sprache und frei von jenem Prestigedenken, das ein als verbesserungsbedürftig Erkanntes nur deshalb festhält, weil es einmal mit erheblichem Aufwand auf den Weg gebracht wurde.

Die Rechtschreibverordnungen des Jahres 1995 haben die deutsche Schriftsprache auf einen Prüfstand gestellt. Als ein am grünen Tisch eingeschränkter Fachkreise projektiertes Vorhaben konnte sie nichts anderes als ein Experiment sein, auf das die Probe öffentlichen Gebrauchs zu machen war; sich zu diesem Experimentcharakter zu bekennen bedeutet nicht, das Experiment für überflüssig zu erklären. Es wird sinnvoll gewesen sein, wenn seine Ergebnisse im Licht einer fünfjährigen Praxis vorurteilsfrei ins Auge gefaßt werden. Die daraus erwachsenden Folgerungen werden den Vorteil haben, bei Jüngeren und Älteren das Sprach- und Schreibbewußtsein geschärft zu haben, wenn man sich zur Revision jener Vorschriften entschließt, die sich als überflüssig oder schädlich herausgestellt haben.

Zur Entlastung derer, die für das Design der Reform verantwortlich waren und selbst vielfach erst anhand der neuen Wörterbücher der Tragweite und der Widersprüchlichkeit ihrer Verfügungen innewurden, läßt sich geltend machen, daß diese vielleicht nur in einem so umfassenden Großversuch auf Sinn und Nutzen geprüft werden konnten. Dabei hat sich ergeben, daß die für den Schulunterricht erhofften Vereinfachungen weitgehend ausgeblieben sind. Alte Regeln, die oft nur deshalb kompliziert schienen, weil die Duden-Redaktionen sich jahrzehntelang dazu verleiten ließen, aus Maßgaben und Richtlinien eine Fülle als bindend ausgegebener Einzelfallentscheidungen abzuleiten, statt in Zweifelsfällen dem Sprachgefühl des Schreibenden den Spielraum eigener Entscheidung freizugeben, – alte Regeln haben sich vielfach als einfacher erwiesen denn die scheinbaren Vereinfachungen, die an ihre Stelle traten. Rechtschreibung nicht induktiv aus der erprobten Übereinkunft von Schreibenden und Lesenden erwachsen zu lassen, sondern deduktiv, von oben herab, zu konstruieren – mit diesem Grundfehler war die Reform von Anfang an behaftet; ihn zu revidieren sollten die staatlich Verantwortlichen denselben Mut und dieselbe Souveränität aufbringen, wie sie sie an Erlaß und Durchsetzung der Reform gewandt haben.

Für diese Revision gibt es zwei Wege. Den einen hat der als Kompromißvorschlag angelegte Entwurf der Rechtschreibkommission der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung beschritten. „Unser Vorschlag“, erklärt er einleitend, „geht angesichts der Lage von der Neuregelung aus und übernimmt von ihr nicht nur, was sinnvoll, sondern auch, was ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar ist“. Dazu zählt diese Vorlage insonderheit die Abschaffung des ß nach Kurzvokalbuchstaben. Sie benennt als nicht hinnehmbar jenen Teil der Reform, der mit der Auflösung eigenständiger Wortverbindungen (Univerbierungen) durch ein – im einzelnen inkonsequent gehandhabtes – Gebot der Auseinanderschreibung einen sprachlichen Eingriff vollzogen hat, der sich achtlos über Sinn- wie über Betonungs-unterschiede hinwegsetzt und in der Praxis mehr und mehr dazu führt, daß auch jene Wortverbindungen, die die Reform unangetastet ließ, in Frage gestellt werden, bis hin zur willkürlichen Abtrennung bloßer Vorsilben. Schon stößt man in relevanten Drucksachen auf Schreibweisen wie „Flächen deckend“ statt dem reformdudengerechten „flächendeckend“ und „vor gelagert“ statt „vorgelagert“; wer schreibend zwischen einem frisch gebackenen Brötchen und einem frischgebackenen Ehepaar nicht mehr unterscheiden kann und darf, der wird bald dahin kommen, sich über alle Zusammenschreibungen hinwegzusetzen (hinweg zu setzen!). Am Ende stünde eine Anglisierung der deutschen Schriftsprache, die deren von langer Hand gewachsener Eigenart umfassend Gewalt antäte. Aber auch die Antiquarisierung, die sich als eine andere Tendenz der Reform herausstellte, mit Großschreibung bei adverbialen Bildungen („zu Grunde“, „im Allgemeinen“), Apostrophen bei Namensadjektiven („Goethe’sches Gedicht“) oder der zuletzt im Barock zulässigen Abtrennung einzelner Vokale („A-bend“, „E-sel“), bedeutet ein gewaltsames Zurück-schrauben sinnvoller und eingebürgerter schriftsprachlicher Entwicklungen.

Die Übernahme des Vorschlags der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung durch die staatlichen Instanzen wäre gegenüber der derzeitigen Situation ein bedeutender Fortschritt; sie wäre eine wichtige Maßnahme auf dem Weg zur Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung. Doch verdienen ernsteste Beachtung auch jene Argumente, die die Rückkehr zu der im Duden von 1991 kodifizierten Orthographie für den einfacheren und sach-, nämlich sprachgemäßeren Weg halten. Er wäre kostensparend (nach Reform-Duden: Kosten sparend), insofern die entsprechenden Druckvorlagen und Schreibprogramme nicht neu gefertigt werden müßten; sie sind alle abrufbereit. Bei einer großzügig bemessenen Übergangsphase wären Verlage, die schon nach den neuen Regeln verfahren, kaum benachteiligt; in den Schulen würde, nun mit anderer Prioritätssetzung, die bisher ja immer noch geltende Koexistenz der beiden Systeme noch für einige Zeit aufrechterhalten, was, richtig angeleitet, Komplikationen beheben und eine Schärfung des orthographischen Bewußtseins befördern würde.

Eine solche ebenso sprachgerechte wie praktikable Lösung bedürfte von seiten der staatlichen Instanzen jenes Freimuts im Umgang mit der eigenen Entscheidung, wie ihn der langjährige bayerische Kultusminister Zehetmair erst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt aufgebracht hat. Aber dieser Freimut würde sich lohnen, und nicht nur als die kostengünstigere Variante. Er würde die Folgerung aus der durch einen Großversuch erhärteten Tatsache ziehen, daß es verfehlt ist, Fragen der Sprachkultur übers Knie staatlicher Verfügungen zu brechen. Was Wilhelm v. Humboldt im absolutistischen Preußen „die Grenzen der Wirksamkeit des Staates“ nannte, wäre aus freier staatlicher Einsicht auf einem wichtigen Feld bekräftigt.

Mit freundlichen Grüßen

(gez.) Prof. Dr. Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste, Berlin
(gez.) Prof. Dr. Herbert W. Roesky, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Göttingen
(gez.) Prof. Dr. Clemes Zintzen, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz
(gez.) Prof. Dr. Dieter Simon, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Wieland Schmied, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
(gez.) Prof. Dr. Heinrich Nöth, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Gotthard Lerchner, Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
(gez.) Prof. Dr. Ingo Zimmermann, Präsident der Sächsischen Akademie der Künste

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Dominik Schumacher
04.11.2003 16.56
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Schweiz

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„Die deutsche Sprachverwirrung – Fehlkonzept Rechtschreibreform“

Die Schweizer Monatshefte widmen über 20 Seiten ihrer Novemberausgabe dem Thema ‚Neue Rechtschreibung‘.

Wider die Enteignung der Sprache, Robert Nef, Herausgeber der Schweizer Monatshefte und Leiter des Liberalen Instituts Zürich (Editorial)

  1. Der Höcker der Rechtschreibreform, Adolf Muschg (Gastkolumne)
  2. Amtlichkeit, die Wirklichkeit und die Schule, Stefan Stirnemann
  3. Die Fehler der Rechtschreibreform, Prof. Dr. Horst Haider Munske
  4. Sprache, Orthographie, Orthographiereform: Die Frage der Zuständigkeit, Prof. Dr. Rudolf Wachter, Universität Basel>>
  5. Die Sprache ist ein Biotop, Gespräch mit Prof. Dr. Daniel Thürer, Professor für Völkerrecht, Europarecht und Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Zürich
  6. Die Schule braucht verbindliche Regeln, Gespräch mit Regierungsrat Peter Stöckling, dem Vorsitzenden der Eidgenössischen Konferenz der Erziehungsdirektoren
  7. Die erfolgreich depolitisierte Rechtschreibreform, Heide Kuhlmann
  8. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Reform, Hubert Spiegel, Literaturchef der FAZ
  9. Die Reform in Schweden, Anders Marell, Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift ‚Germanisten‘
  10. Die durchtrennte Ligatur, Über das ß, die Schweiz und die Strategie der Reformer, Reinhard Markner
  11. Es sei denn mit der Macht … , Zu Äußerungen von Verantwortlichen für die Rechtschreibreform, Reiner Kunze
  12. Falsch zugeknöpft, Ein Nachruf auf die Rechtschreibreform, Hans Krieger
  13. Die Rechtschreibkrise und ihre Lösung, Prof. Dr. Theodor Ickler
  14. Aufruf der internationalen Autoren vom 7.10.

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Schweizer Monatshefte, Vogelsangstraße 52, CH-8006 Zürich
oder: info@schweizermonatshefte.ch

Das Heft wird mit Rechnung per Post geliefert; Überweisung auf ein Konto in Deutschland.

Versand: Ende November
Preis: Einzelheft Euro 7.50 (+Versand). Ab zehn Heften: Euro 5.- (+Versand) (SFr 11.50 / 7.50)

Die Schweizer Monatshefte sind im Handel nur schwer erhältlich.

Der Herausgeber ist bereit, eine große zusätzliche Auflage zu drucken, ist allerdings auf Bestellungen angewiesen. Ein Schwerpunktthema der Monatshefte muß jeweils durch Stiftungen bezahlt werden; für den November haben sich keine finden lassen.

Das Heft bietet einen sehr guten Überblick, läßt sich in Weiterbildungen verwenden, ist ein schönes Geschenk für Freunde und Feinde und Pflichtlektüre für Politiker und Ministerien.

Auch die Beiträge außerhalb des Schwerpunktthemas sind lesenswert.

Das Heft soll eine Auseinandersetzung eröffnen. Am 7.10. hat die FAZ Stefan Stirnemanns sieben Fragen an die Reformer veröffentlicht. Die Antworten werden in der FAZ und den Schweizer Monatsheften abgedruckt. Die Monatshefte beginnen damit in der Doppelnummer Dezember/Januar: Mit Kommentar, als kleiner Schreibkurs für Reformbeflissene.

Findet sich ein Verein, der eine größere Anzahl Hefte bezieht und im Sinne der Aufklärung verteilt?

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DS
04.11.2003 16.07
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bis 20031104 Meldung eins auf der Willkommenseite

Forschungsgruppe Deutsche Sprache Forschungsgruppe Deutsche Sprache

A k t u e l l :

Internationaler Schriftstelleraufruf
zur Rechtschreibreform

                          (pdf)

Anläßlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse haben 18 Autoren aus 9 europäischen Ländern gegen die Praxis einiger deutscher Publikumsverlage protestiert, übersetzte Bücher grundsätzlich in reformierter Rechtschreibung zu drucken. Unter den äußerst renommierten Autoren sind der Nobelpreisträger Günter Grass, der Präsident der Berliner Akademie der Künste Adolf Muschg, sein Amtsvorgänger György Konrád sowie der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie Horace Engdahl. Die Schriftsteller weisen auf die mangelnde demokratische Legitimation der auf dem Verordnungswege durchgesetzten Rechtschreibreform hin. Im Ergebnis, so stellen sie fest, sei die amtliche deutsche Orthographie »minderwertig« gegenüber der von führenden Verlagshäusern wie Hanser und Suhrkamp weiterhin bevorzugten Rechtschreibung.

Die Unterzeichner aus dem europäischen Ausland, unter ihnen so erfolgreiche Autoren wie Stanislaw Lem und Harry Mulisch, sind alle der deutschen Sprache mächtig und betrachten sich daher als kompetent, in der Sache mitzureden. Ihr Aufruf richtet sich an die Kollegen in aller Welt, deren Werke ins Deutsche übersetzt und dabei möglicherweise zugleich in die reformierte Rechtschreibung übertragen werden. Es ist das erste Mal, daß sich ausländische Schriftsteller mit ihren deutschsprachigen Kollegen solidarisieren und den in der seriösen Literatur weithin praktizierten Boykott der reformierten Rechtschreibung ausdrücklich unterstützen.

Zum Text des Aufrufs

The resolution in English

Zu den Seiten der FDS

K o n t a k t
Tel. +49 (0)30  822 28 57


Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Aschaffenburg und als gemeinnützig anerkannt. Unsere Arbeit können Sie durch eine Spende auf das Konto 859 00 02 bei der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (BLZ 71 15 25 70) unterstützen.

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DS
19.10.2003 22.00
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FDS-Aufruf (Verweise auf free.fr)

Forschungsgruppe Deutsche Sprache Forschungsgruppe Deutsche Sprache

A k t u e l l :

Internationaler Schriftstelleraufruf
zur Rechtschreibreform

                          (pdf)

Anläßlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse haben 18 Autoren aus 9 europäischen Ländern gegen die Praxis einiger deutscher Publikumsverlage protestiert, übersetzte Bücher grundsätzlich in reformierter Rechtschreibung zu drucken. Unter den äußerst renommierten Autoren sind der Nobelpreisträger Günter Grass, der Präsident der Berliner Akademie der Künste Adolf Muschg, sein Amtsvorgänger György Konrád sowie der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie Horace Engdahl. Die Schriftsteller weisen auf die mangelnde demokratische Legitimation der auf dem Verordnungswege durchgesetzten Rechtschreibreform hin. Im Ergebnis, so stellen sie fest, sei die amtliche deutsche Orthographie »minderwertig« gegenüber der von führenden Verlagshäusern wie Hanser und Suhrkamp weiterhin bevorzugten Rechtschreibung.

Die Unterzeichner aus dem europäischen Ausland, unter ihnen so erfolgreiche Autoren wie Stanislaw Lem und Harry Mulisch, sind alle der deutschen Sprache mächtig und betrachten sich daher als kompetent, in der Sache mitzureden. Ihr Aufruf richtet sich an die Kollegen in aller Welt, deren Werke ins Deutsche übersetzt und dabei möglicherweise zugleich in die reformierte Rechtschreibung übertragen werden. Es ist das erste Mal, daß sich ausländische Schriftsteller mit ihren deutschsprachigen Kollegen solidarisieren und den in der seriösen Literatur weithin praktizierten Boykott der reformierten Rechtschreibung ausdrücklich unterstützen.

Zum Text des Aufrufs

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Dominik Schumacher
07.10.2003 14.42
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bis 20031007 Meldung 1 auf der Willkommensseite 2-3 Tage lang

Verehrte Besucher dieser Rechtschreibseite!

Am Dienstag abend, 7. Oktober 2003, wird die international wichtige Buchmesse in Frankfurt für Fachbesucher geöffnet.
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache hat einen wichtigen, sehr gut vorbereiteten Aufruf an Schriftsteller vorbereitet, der morgen abend an 270 Redaktionen von Tageszeitungen und Funkmedien gefaxt werden soll.

Wer das zu dünne finanzielle Polster der Redaktion rechtschreibreform.com/.de und auch das der FDS aufbessern helfen kann, ist hiermit aufgerufen, am Lastschriftverfahren für Spenden teilzunehmen, das wir seit knapp einem Jahr eingerichtet haben und das bisher das Überleben dieser Seiten ermöglichte. 16 regelmäßigen Spendern sagen wir an dieser Stelle herzlichen Dank. Wir möchten nicht nur überleben, sondern mit sehr viel verbesserter Technik aufwarten. Deshalb begrüßen wir in diesen Tagen auch größere Einzelspenden, die wir mit der gemeinnützigen Forschungsgruppe Deutsche Sprache nach einem festgelegten Schlüssel verwenden werden.

Am Mittwoch öffnen wir mit der ersten Meldung einer Tageszeitung wieder das Nachrichtenarchiv.

Dominik Schumacher

Sonntag abend, 22.00 Uhr: Die ersten Spendenzusagen sind eingetroffen, danke dafür!

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Dominik Schumacher
07.10.2003 14.31
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bis 20031005: Meldung eins auf der Willkommenseite

  

LisaWorüberManSpricht

78%
aller Befragten stehen der neuen Rechtschreibung skeptisch gegenüber

EMNID-Umfrage im Auftrag von Lisa

 

Lisa
Frauenzeitschrift
Heft 34
11.8.2003

 

Artikel im Forum

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EMNID-Untersuchnung PDF (32 K)

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Mädchenfüralles
24.08.2003 12.29
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Focus online, 11.4.2005
Rechtschreib-Reform
„Eis laufen“ wieder „eislaufen“

Die größten Aufreger der Rechtschreibreform werden vermutlich wieder zurückgenommen.

Der Rat für Deutsche Rechtschreibung plädierte für eine weitgehende Rückkehr zu den alten Regeln. Dauerbrenner des Streits zwischen Reformbefürwortern und Gegnern ist die Getrennt- und Zusammenschreibung von Verb-Verbindungen. Die Änderungen sehen entgegen der 1996 beschlossenen Reform in vielen Fällen wieder die Zusammenschreibung von Wörtern vor, die nach den neuen Schreibregeln getrennt geschrieben werden.

Künftig soll also wieder zusammengeschrieben werden, was zusammen gehört, das heißt was vom Sinn her eine Einheit bildet. Das gilt sowohl für Verb-Verbindungen mit Partikeln, Adjektiven und Substantiven. In Zukunft wird „auseinander setzen“ wieder „auseinandersetzen“ geschrieben, ebenso „kennenlernen“, „heiligsprechen“ „fertigmachen“, „leidtun“, und „eislaufen“. Gegenwärtig werden alle diese Beispiele auseinander geschrieben.

Sprachgebrauch vor Systematik

Das Gremium will dem vorherrschenden Sprachgebrauch folgen und dafür einiges an Systematik opfern, die den Reform-Vätern als Leitlinie galt. Ehrgeiziges Ziel des Rates: Bis zum Stichtag 1. August sollen die Experten das Reformwerk so zurechtschleifen, dass es auch seinen Kritikern gefällt. An diesem Tag werden die neuen Regeln in allen Bereichen verbindlich, in denen der Staat etwas zu sagen hat, also vor allem in den Schulen und Behörden.

Ickler und Eisenberg zufrieden

Der Vorsitzende des Rates, der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmaier, ist froh, dass er auch die schärfsten Reformkritiker inzwischen mit im Boot hat. Die Sprachprofessoren Theodor Ickler und Peter Eisenberg verdammen die Rechtschreibreform seit Jahren in Grund und Boden. Beide Schreib-Experten waren nach den Beratungen mit dem erreichten Kompromiss zufrieden, hatten sie doch einige kleine Änderungen an der Neuregelung durchsetzen können.

KMK hofft auf „kluge Vorschläge“

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka (CDU), sagte an Montag im Deutschlandfunk, man werde die Änderungsvorschläge „sehr, sehr ernst nehmen“. Die KMK wäre froh, wenn von dem Gremium „kluge Vorschläge“ kämen, die auch „ein Stückchen Aussöhnung“ zwischen den Gegnern brächten. Wanka betonte, die Änderungen dürfte nicht zu Lasten der Schüler gehen. Eine völlige Rücknahme der neuen Regeln schloss die KMK-Präsidentin aus.

Schüler können aufatmen

Der Deutsche Philologen-Verband (DPHV) nannte die Vorschläge „vernünftig und realisierbar“. Die vom Rat für Rechtschreibung vorgelegten Änderungen bei der Getrennt- und Zusammenschreibung „sind nachvollziehbar und führen, da sie nur zirka 0,1 Prozent des Wortschatzes betreffen, kaum zu neuer Verunsicherung an den Schulen“, sagte der DPHV-Vorsitzende Heinz-Peter Miedinger in Berlin. Auch ein erneuter Austausch der Schulbücher sei nicht notwendig.

Neuer Duden schon wieder unbrauchbar?

Auch der prominente Gegner der Rechtschreibreform, Friedrich Denk, begrüßte die geplanten Korrekturen. „Ein Teil der Kritik ist jetzt anerkannt und wurde als berechtigt angesehen“, sagte der als Rechtschreib-Rebell bekannt gewordene Deutschlehrer der „Berliner Zeitung“. Im Klartext heiße das, „dass die Regelung von 1996 neu umgeschrieben werden muss.“ Der erst im vergangenen Sommer neu aufgelegte Duden sei unbrauchbar geworden. Von der großen Rechtschreibreform werde nur noch das Doppel-S übrig bleiben, prognostizierte Denk.

Nach den Worten des Rats-Vorsitzenden, Bayerns Ex-Kultusminister Hans Zehetmair (CSU), hat das Gremium noch keinen Beschluss über die Vorschläge gefasst. Auf der kommenden Sitzung des Expertengremiums am 3. Juni gelte jedoch die notwendige Zweidrittel-Mehrheit dafür als sicher. Bis dahin sollen weitere Änderungsvorschläge entwickelt werden, die die Bereiche Silbentrennung und Zeichensetzung betreffen.

Dem Rat für Deutsche Rechtschreibung gehören Vertreter aus verschiedenen Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Darunter sind die Dudenredaktion, die Gesellschaft für deutsche Sprache, Zeitungsverleger, der Journalistenverband und Schulbuchverlage.

Saarbrücker Zeitung, 9.4.2005

Wulff fordert weitergehende Rücknahme der Rechtschreibreform

Hamburg (dpa) – Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat den Rat für deutsche Rechtschreibung aufgefordert, noch weiter auf die Argumente der Reformgegner einzugehen.

Nach dem Vorschlag des Rates, einige Neuregeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung zurückzunehmen, sagte Wulff der «Bild am Sonntag»: «Die Richtung stimmt. Wenn künftig wieder zusammengeschrieben wird, was zusammengehört, trägt das zur Befriedung im Rechtschreibstreit bei.» Es sei dem Rat aber zu wünschen, «dass er noch etwas weiter auf die guten Argumente der Reformgegner eingehen wird, um damit für eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu sorgen».

Der Rat hatte am Freitag dafür plädiert, entgegen der 1996 beschlossenen Reform wieder mehr Verben zusammenzuschreiben, wie krankschreiben oder vollquatschen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) will über die neuen Vorschläge erst entscheiden, wenn auch Verbände dazu angehört worden sind.

Aachener Zeitung, 07.04.2005 | 20:57 Uhr

Rechtschreibung steht vor Rolle rückwärts

Aachen. Je nachdem, wie der Rat für deutsche Rechtschreibung am Freitag in München entscheidet, muss die erst vor einem Jahr erschienene 23. Auflage des Dudens wieder eingestampft werden.

Eine siebenköpfige Arbeitsgruppe legt dem Rat eine Beschlussvorlage vor, in der im Bereich der Getrennt- und Zusammmenschreibung die nahezu vollständige Rückkehr zur alten Schreibweise vor der Rechtschreibreform empfohlen wird.

Dabei sollen ausschließlich die Schreibweisen vor 1996 gelten. Kritiker halten das für das erste offene Eingeständnis, dass die Rechtschreibreform gescheitert ist.
(eho)  

Berliner Zeitung, Samstag, 09. April 2005 Kommentar

Die Rechtschreibreform ist gescheitert
Torsten Harmsen
Geh nach Hause, sie sitzt schon wieder in dem alten Pott, sagte der Butt zu dem Fischer. Dessen Frau war Königin, Kaiserin, Päpstin geworden und wollte nun zum lieben Gott aufsteigen. Sie hatte den Bogen überspannt und saß plötzlich wieder da, wo sie vorher war. So wie in Grimms Märchen könnte es auch der deutschen Rechtschreibung ergehen: Nach einem fast zehn Jahre dauernden Streit um ihre Reform stehen die Signale nun auf zurückrudern!

Der Rat für deutsche Rechtschreibung, der endlich einen Kompromiss finden sollte, schlägt vor, in wichtigen Bereichen den Zustand vor der Reform wieder herzustellen. Das Ergebnis ist zu begrüßen angesichts all der Sinn-Verwirrungen, die etwa durch die neue Getrenntschreibung entstanden waren. Zugleich muss man bedauern, was für ein langer, teurer, entnervender Weg zurückgelegt werden musste, um am Ende wieder im alten Pott zu landen. Es ist beschämend, was dieses Land der Welt geboten hat mit seinem Herumgebastle am wichtigsten Kulturgut der Nation.

Das Votum des Rates, der am 3. Juni endgültig entscheiden will, muss das letzte in dieser Sache sein. Jetzt darf der Streit bei den Kultusministern und anderswo nicht wieder losgehen. Am 1. August soll die neue Rechtschreibung offiziell in Kraft treten. Millionen Schüler dürfen nicht hin- und hergejagt werden zwischen immer wieder neuen Regeln. Ein allerletztes Mal muss korrigiert werden, und dann für immer. Wer ehrlich ist, erklärt die großspurigen, unausgegorenen Reformpläne für gescheitert.

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