Zum Beitrag von Sigmar Salzburg vom 13.02.2004, 12:04, Bindebögen
Ich finde, man sollte auf Bindebögen ganz verzichten und es so machen, wie im Duden: die jeweils andere Schreibweise
mit ''auch:'' anfügen, wie dies hier im Forum als Beispiel zu finden ist. Die Scheinlösung mit Bindebogen ist nichts
Halbes und nichts Ganzes. Lesen lernen heißt einprägen von Wortbildern, und da stört dieser Bogen.
''Im Feld'' gibt es nur die eine oder die andere Schreibung, aber keine Bindebögen. Den Bogen zu verwenden heißt,
einen zusätzlichen Analyse- bzw. Interpretationsprozeß einzuschalten, der hier auch mißverstanden oder nicht verstanden
werden kann, z.B., wenn Kinder ein solches Wörterbuch benutzen. (Welches Kind schaut denn nach, was dieser seltsame
Bogen bedeutet?) Man könnte diesen Bogen auch so verstehen, daß er eine Zusammenschreibung andeuten soll, so wie man oft
durch einen untergesetzen Bogen andeutet, daß etwas zusammengeschrieben werden soll.
Herr Prof. Ickler möchte, soweit ich das verstanden habe, ein deskriptives Wörterbuch herausbringen. Wenn dieser Bogen
also eine Tendenz zur Zusammenschreibung andeuten soll, so ist sein Wörterbuch präskriptiv, zumindest in diesem Punkte.
Ich würde hier sogar die These aufstellen, daß es ein deskriptives Wörterbuch gar nicht geben kann, zumindest wenn
es zum Nachschlagen der Richtigkeit einer Schreibweise verwendet werden soll. Denn genau deshalb schlägt man ja nach,
man ist bereit, sich etwas ''vorschreiben'' zu lassen, oder, weniger demutsvoll ausgedrückt, die bestehende
Schreibung als verbindlich zu übernehmen.
Die hier im Forum benutzte Ersatzdarstellung mit dem Unterstrich ''_'' ist ebenfalls abzulehnen. In Programmiersprachen
benutzt man ihn, um bei Bezeichnern (Namen von Konstanten, Typen, Variablen, Prozeduren, Funktionen, ...) ein
Leerzeichen zu ersetzen, da dieses zumeist als Trennzeichen dient. Damit sind aussagekräftigere Bezeichner möglich, ja
ganze Sätze können damit syntaktisch als ein Bezeichner ''ausgezeichnet'' werden.
Ein Werbeplakat der Diagonie zeigt die Aufschrift ''Not lindern'', aber mit Unterstrich. Ich möchte hier diesem
Blödsinn nicht Vorschub leisten, deswegen benutze ich diese Schreibweise auch nicht. Was in Programmiersprachen
gut und sinnvoll ist, wird gedankenlos ins öffentliche Leben übernommen, um Aufmerksamkeit zu ergattern.
Auf mich wirkt das eher abstoßend und sinnentstellend.
Ich vermute, daß Herr Ickler eine Art Erkennungszeichen für sein Wörterbuch, seine Darstellung dieser Wörter,
gesucht hat oder daß dieser Bindebogen nun absichtlich oder unabsichtlich in diese Rolle gedrängt wird.
Gast xxx
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