Instrumentalisierung
Lieber Herr Fleischhauer!
Sie sprechen davon, daß die Doppelkonsonanten traditionell falsch unterrichtet werden.
Das finde ich höchst interessant. Ich selbst nämlich vermisse eindeutige Richtlinien und methodische Vorschläge aus der wissenschaftlichen Etage. Dort oben scheint der „phonetische Dunstkreis“ fröhliche Urständ zu feiern.
Schaue ich mir gegenwärtige Lehrpläne an – hier besonders die methodischen Vorschläge – dann erkenne ich, daß mein einstiges Repertoire an Methodenvielfalt doch deutlich zurechtgestutzt worden ist. Methodische Vorschläge zur Behandlung des jeweiligen Rechtschreibfalles werden im bayerischen Lehrplan 2003 nur noch aus der „phonetischen Ecke“ eingebracht.
Für mich dagegen bedeutet Sachanalyse ein ganzheitliches Durchdringen des Lehrgegenstandes.
Dem Bereich der Konsonantenverdopplung nähere ich mich in erster Linie denkend, ordnend, schlußfolgernd. Dazu gehören sprachmotorische und akustische Übungen als notwendig durchzuführende Methoden. Über allem aber steht die Einsicht; d.h. die von verschiedenen Sinnen zustande gebrachte Erkenntnis:
Echte Konsonantenverdopplung ist eine Untergruppe im Gesamtbereich der Schärfung.
„Kante, Falte, Kanne, Falle“, das sind nur einige wenige Beispiele, die exemplarisch abgehandelt werden können.
„Ecke, Stukkateur, Pizza, sitzen, Kuß“ ... sind weitere Beispiele, die exemplarisch für Sonderfälle der Rechtschreibung stehen.
Keinesfalls kommt man in der Behandlung der Rechtschreibfälle darum herum, das Umfeld der Verdopplungen zu studieren. Hier sind zuvorderst die Ableitungen zu nennen. Um echte Verdopplung zu erkennen, ist es nötig, ein Wort zu finden, bei dem hinter der Konsonantengruppe ein Selbstlaut auftaucht.
Bsp.: „Kännchen“ wird abgeleitet zu „Kanne“, „Fall“ wird zu „Fälle“, „Kuß“ wird zu „Küsse“.
(Wenn man diese Wörter abgeleitet hat, dann funktioniert z.B. die Klatschregel/in der Grundschule verfügen wir über hervorragende Rhythmus- und Bewegungsübungen -
„Ableitungen bilden können“, ist im übrigen ein überaus wichtiges instrumentales Lernziel, das es durch Visualisierung (Hervorheben des Buchstabenumfeldes mit bunter Farbkreide etc.) abzusichern gilt.
Auch ist es wichtig, den Blickwinkel, wie auch den Methodeneinsatz häufig zu wechseln! (Zum Thema Blickwinkel habe ich in meinen gestrigen Beiträgen unter dem Gesichtspunkt der „Trennregeln“ einiges ausgesagt).
Ich behaupte: In den allgemeinbildenden Schulen ist es relativ leicht, die instrumentale Lernzielgruppe zu verwirklichen.
Und ich versichere, daß jedem Schüler bis zum Jahre 1996 das entsprechende handwerkliche Rüstzeug vermittelt wurde, um der Adelung`schen Schreibung gerecht werden zu können.
„Deinstrumentalisierung“ im doppelten Wortsinn (Wechsel der darstellenden „Instrumente“, Beseitigung und Vernachlässigung bekannter instrumentaler Fertigkeiten) ist ein doppelter Schritt zurück!
Gespannt bin ich auf Ihre Argumentation, daß die Konsonantenverdopplung in den Schulen falsch vermittelt werde. Offensichtlich meinen Sie die gegenwärtige Unterweisung!
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