Schach schwach :-(
Lieber Herr Schäbler,
mit Ihrer Übertragung meiner kleinen Schachpleite auf andere Verständigungsaufgaben (z.B. RS„R“) bin ich durchaus einverstanden.
Aber wir müssen genauer hinschauen. Natürlich habe ich mich an den Schachregeln versündigt; doch auch Sie tragen daran etwas Verantwortung.
Zur Erläuterung: Meine Schachkenntnisse eignen sich bestens dafür, an langen Winterabenden die Söhne im Aufpassen und auch ein wenig im Planen zu üben. Bezüglich Notation bin ich, ähnlich wie in der Musik, ein Spätzünder und Legastheniker :-( . Fehlerhafterweise habe ich mir Ihre Notationen nicht richtig angeschaut und habe gemeint, daß „Bauer auf Reihe 5“ ganz klar bedeuten müßte, meinen Bauern auf d5 zu schlagen. Was Sie aber nicht getan haben, denn Sie haben Ihren Bauern auf e5 friedfertig neben den meinigen gestellt.
Meinen Bauern auf d5 geschlagen wähnend (daher das Wort Wahn), schlug ich den dort nicht vorhandenen weißen Phantombauern mit meiner Dame Dd5 (nach einem ebenso peinlichen und falschen Versuch, ihn zuvor mittels De5 zu schlagen). Mea extendata culpa, pfundweise Asche auf mein Haupt. – Nun aber zu Ihrer Mitverantwortung. Ich bin überzeugt, daß im Schachspiel nur erlaubte Züge erlaubt sind; unerlaubte Züge werden, das erscheint mir als die einzig mögliche Regelung, berichtigt (ausdrücklich geregelt ist dies m.W. darin, daß ein König nicht in eine Schachbedrohung ziehen darf; tut er es trotzdem, wird dieser regelwidrige Zug berichtigt, und keiner wird bestraft). (Mein lieber Großvater (Dorfschullehrer) hatte die gleiche vornehme Regelung, sich grummelnd räuspernd, zu meinen Gunsten auch auf die Dame ausgedehnt.)
Daher hätten Sie, so meine ich, meine Falschzüge zurückweisen müssen, statt sie mit ?? und ????? zu bemängeln. Auch hat Ihre Halma-Beanstandung mich nicht auf die richtige Idee und den Pfad der Tugend zurückgebracht.
Somit habe ich seit etwa 2 Wochen keinen gültigen Zug gemacht, und die Zeitüberschreitung geht zu meinen Lasten, so daß ich hiermit anbiete, daß wir uns auf meine Niederlage einigen.(*)
Nun noch etwas Manöverkritik. Daß ich zuweilen mit dem Damebauern d5 auf den eröffnenden Königsbauern antworte, ist, nüchtern gesehen, ein strategisch etwas nachteiliger Zug, weil ich unterm Strich ein halbes Tempo verlieren kann; psychologisch gesehen hat er erfahrungsgemäß einige Vorteile: Wegen seiner leichten Nachteiligkeit ist er als Eröffnung eher unbekannt, und der Gegner kann mich mit seinen vielen gelernten Eröffnungsbibeln nicht an die Wand spielen; es entsteht ('tschuldigung!) eine gewisse mir nützliche Verwirrung. Auch ist von Anfang an Bewegung im Spiel, es erstarrt nicht im rechenaufwendigen Stellungskrieg, ich habe Aussicht, nach 40 Minuten wieder die Öfen versorgen usw. zu können.
Nach
1. e4 d5
nun zu Ihrem Zug
2. e5 :
Dieser Zug wollte mir vermutlich deshalb nicht in meinen notationsschwachen Kopf, weil ich ihn als ziemlich nachteilig sehe. Vermutlich würde ich ihn mit 2. ... f6 stoppen, was Sie zu 3. :f6 (3. ... f7-:f6) oder 3. e6 (3. ... L:e6) veranlassen müßte; unterm Strich haben Sie dann Ihren Bauern nach langem Marsch verloren, ich hingegen habe schon einige Züglein für meinen Aufmarsch tun können.
Aber, wie gesagt, das sind Manöverkritiken; meine Stellungnahme steht weiter oben bei (*).
Ihre Übertragung auf die Rechtschreibung halte ich für völlig richtig, aber es steckt noch mehr drin: Die „Reformer“ haben noch viel mehr Regeln verletzt als ich es tat. Doch hat jemand deren Fehlzüge gekennzeichnet und strategisch ausgenutzt? Sollte man an dieser Stelle die Partie fortsetzen?
Nun hoffe ich, daß ich hier nicht wieder arge Notationsfehler eingebaut habe, und bin neugierig auf Ihre Antwort.
(geändert habe ich nochmals Feinheiten der Notation: Zügenummer „3.“, Schlagezeichen „:“ und Wer-ist-am-Ziehen-Anzeiger „3. ...“ .)
– geändert durch Detlef Lindenthal am 07.05.2004, 08.07 –
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Detlef Lindenthal
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