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Thies
19.02.2005 17.04
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glasreiniger
19.02.2005 16.56
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Re: HILFEE!!

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Facharbeitschreiber
habe ich den Eindruck, dass in der aktuellen Diskussion die Reformgegner und Reformbefürworter sich gegenseitig nur mit Statistiken bewerfen und sich gegenseitig Fehler vorwerfen. Diese Webseite z.B. hat unter dem Link „Willkommen“ eine Graphik die zeigt, dass die Mehrheit der Bundesbürger über 16 Jahren GEGEN die Reform sind. Wenn ich aber andere Informationsquellen lese die z.B. von Kultusministerinnen/n stammen, dann haben die auch Statisktiken und Graphiken die zeigen, dass die meisten Schüler und Lehrer mit der Rechtschreibreform zufrieden sind. Was ich also wissen will, damit meine Facharbeit auch verständlich bleibt, ist: WER HAT JETZT RECHT?! WELCHE STATISTIKEN SIND DIE RICHTIGEN?!

Das ist eine Frage mit weitreichenden Implikationen. Als beruflich mit Statistik befaßter Wissenschaftler muß ich zunächst einmal darauf hinweisen, daß Statistik als solche nur etwas über Eigenschaften von Meßwerten sagen kann. Die Bedingungen, wie diese erhoben wurden, liegen außerhalb.

Wenn man z.B. eine Umfrage über die Beliebheit von Pest und Cholera macht, kann man sehr leicht zum Schluß kommen, Pest sei beliebt. Man braucht nur nicht nach der Alternative „Gesundheit“ zu fragen.

Churchill (?) wies darauf hin, daß man nur Statistiken glauben darf, die man selbst gefälscht hat. Nun ist die Stelle, an der ein wenig Nachdenken hilft: Wer hat ein Interesse daran, zu fälschen, der Kultusminister oder ein Meinungsforschungsinstitut, das seinen guten Namen aufs Spiel setzt, wenn ihm grobe Manipulationen vorgeworfen werden können?

Im übrigen glaube ich, daß der Eindruck, die eine oder andere Seite würfe mit Statistiken um sich, schlichtweg nicht zutrifft. Das vorherrschende Merkmal dieser „Reform“ ist, daß jede empirische Untersuchung des Nutzens und der Akzeptanz wohlweislich unterlassen wurde. Mir ist nur eine Arbeit in diesem Sinn bekannt, die von Prof. Marx. Wenn ich das Ergebnis richtig verstehe, stellt er fest, daß im Bereich der ss/ß-Schreibung mehr und neuartige Fehler seit der Einführung der Heyse-Regel auftreten.

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Facharbeitschreiber
19.02.2005 16.19
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HILFEE!!

hallo leute!

ich schreibe gerade meine Facharbeit für Deutsch. Mein Thema handelt über die öffenltiche Diskussion der Rechtschreibreform. Ich habe inzwischen unendlich viel Information gefunden aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass in der aktuellen Diskussion die Reformgegner und Reformbefürworter sich gegenseitig nur mit Statistiken bewerfen und sich gegenseitig Fehler vorwerfen. Diese Webseite z.B. hat unter dem Link „Willkommen“ eine Graphik die zeigt, dass die Mehrheit der Bundesbürger über 16 Jahren GEGEN die Reform sind. Wenn ich aber andere Informationsquellen lese die z.B. von Kultusministerinnen/n stammen, dann haben die auch Statisktiken und Graphiken die zeigen, dass die meisten Schüler und Lehrer mit der Rechtschreibreform zufrieden sind. Was ich also wissen will, damit meine Facharbeit auch verständlich bleibt, ist: WER HAT JETZT RECHT?! WELCHE STATISTIKEN SIND DIE RICHTIGEN?! WIESO GIBT ES KEINE EINHEITLICHEN STATISTIKEN DAMIT MAN EIN KLARES ERGEBNISS HAT?! WIESO GIBT ES KEINE SUPER STATISTIK DIE ZEIGT WER JETZT – OB DIE REFORMGEGNER ODER DIE REFORMBEFÜRWORTER – IN DER ÜBERZAHL IST?!

BITTE HELFT MIR! Ich weiss nicht wie ich eine Facharbeit schreiben soll wenn ich keine klaren Ergebnisse vor mir liegen habe!
__________________
Facharbeitschreiber

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Matthias Dräger
19.02.2005 14.35
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Besetzter „Rat“

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Karsten Bolz
Das ist schließlich das, was alle tun, die so tun, als schrieben sie „reformiert“. Nichts da! Die Heysesche s-Schreibung gehört als erstes vom Tisch, der Rest renkt sich von selbst wieder ein, weil den eh' keiner beherrscht! Kreuzherrgottverdammichnochmal, wann regnet es beim Spiegel endlich mal Hirn?

Sehr geehrter Herr Bolz,
Zustimmung, auf der ganzen Linie! Allerdings ist eine derartige Erkenntnis, die Heysesche s-Schreibung als erstes abzuräumen – wie von Ihnen bereits eingefordert – eher außerhalb des Rates zu erwarten, der Rat selbst ist längst „besetzt“.

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Karsten Bolz
19.02.2005 12.39
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Neue RSR-Variante im Spiegel

Aus dem FAZ-Forum:

Heute, am Samstag, schreibt die SZ:

"...Der Spiegel ist in jüngster Zeit, offensichtlich auf Grundlage des neuen „Duden“, dazu übergegangen, in jedem Fall, in dem die neue Rechtschreibung die alte als „Variante“ zulässt, diese auch zu benutzen. Die Zeitschrift schreibt also wieder „sogenannt“ und „eisenverarbeitend“. Mit Ausnahme des „ss“ wird über lange Texte hinweg eine Angleichung an die Orthografie vor der Reform erreicht. THOMAS STEINFELD“

Das ist ein Hoffnungsschimmer!

Karl-Heinz Isleif

Mein Kommentar dazu:
Das sehe ich nun wiederum nicht als „Hoffnungsschimmer“. Das ist schließlich das, was alle tun, die so tun, als schrieben sie „reformiert“. Nichts da! Die Heysesche s-Schreibung gehört als erstes vom Tisch, der Rest renkt sich von selbst wieder ein, weil den eh' keiner beherrscht! Kreuzherrgottverdammichnochmal, wann regnet es beim Spiegel endlich mal Hirn?
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Karsten Bolz

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Karsten Bolz
21.11.2004 19.24
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Leserbrief zum Ahnen-Interview 22.11.04

Man muß schon zu den hartgesottenen Ahnen-Protagonisten gehören, um in diesem Interview Originalität und Witz zu entdecken. Nicht nur, daß sich Frau Ahnen bereits bei der Frage, ob denn die Sprache durch die Reform zerstört worden sein, selbst widerspricht.

Dem Argument der gestiegenen Fehlerzahlen in den Schulen (1200 untersuchte Diktate vor und nach Einführung der Reform), entgegnet sie mit einem vagen Verweis auf eine Studie aus Österreich, deren Inhalt sie offensichtlich nicht kennt. An dieser Untersuchung aus 1996/97 nahmen genau 27 Schülerinnen eines Wiener Gymnasiums teil, die allesamt seit 1995/96 in Reformorthographie unterrichtet worden waren. Alle 27 Mädchen gehörten zur gleichen Klasse desselben Jahrgangs derselben Lehrerin, welche gleichzeitig die Autorin der Studie ist. Alle Mädchen genossen in der Zeit, in der sie von der Lehrerin gemeinsam unterrichtet wurden, denselben Unterricht. Wen wundert das Ergebnis einer solchen Studie?

Inhaltlich kann Frau Ahnen zur Reform natürlich nichts sagen, betet dafür aber brav die bekannten Märchen herunter: weniger Regeln, einfachere Kommasetzung, Akzeptanz an den Schulen. Den konkreten Feststellungen und Fragen der Redakteure weicht sie unter Nennung von Allgemeinplätzen tunlichst aus, um aber dann doch noch einen draufzusetzen: Nicht einfacher sei die Rechtschreibung geworden, dafür aber einfacher vermittelbar. War nicht eine leichtere Erlernbarkeit der Rechtschreibung das ursprüngliche Ziel gewesen? Klarer läßt sich das Scheitern des Unternehmens RSR nicht darstellen!

Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung zeigt sich die KMK-Präsidentin hilfloser als je zuvor. So klammert sie sich an den vorgesehenen „Rat für deutsche Rechtschreibung“, der es richten soll, es aber nicht kann und nicht wird. Das Ergebnis der Arbeit dieser Institution steht bereits jetzt fest, da im wesentlichen KMK-treue Verbandsfunktionäre die Arbeit der Zwischenstaatlichen Kommission auf der Basis des „amtlichen Regelwerks“ unter Einbeziehung der bereits gefaßten Änderungsbeschlüsse fortschreiben sollen. Den gesamten zweiten Teil des Interviews kann man in einem Satz zusammenfassen: „Der Murks geht weiter.“ Der SPIEGEL täte ein gutes Werk zur Sache, käme er aufgrund dieses Interviews zur Einsicht und bliese die Rechtschreibreform für sich ab.

__________________
Karsten Bolz

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Norbert Lindenthal
11.10.2004 08.08
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Spiegel

11.10.2004

„rub“ meldet, dass der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Klaus Reichert die übermäßige Größe der geplanten Kommission zur Rechtschreibreform kritisiert.

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DS
22.09.2004 12.26
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Spiegel



Kultur > Gesellschaft > Der Zwiebelfisch

Der Zwiebelfisch | Zwiebelfischchen | Post | Fragen | ABC

22. September 2004

Der große Spaß mit das und dass

Von Bastian Sick

Nun geht's ans Eingemachte. Nämlich um jenen nie versiegenden Quell orthografischen Ungemachs, Deutschlands Rechtschreibfehler Nummer eins. Selbst Profis bekommen zittrige Finger, wenn sich ihnen beim Schreiben die quälende Frage aller Fragen stellt: Heißt es „das“ oder „dass“?




DPA
Karneval in Köln: Es geht nicht, ohne dass gesungen wird, denn ohne das Singen geht es nicht
Dass das „das“, das „dies“ bedeutet, nicht dasselbe ist wie das „dass“, das eine Konjunktion ist, das hat wohl jeder irgendwann schon einmal gehört; aber nicht jedem hat sich der Unterschied zwischen den beiden Wörtchen so eingeprägt, dass er vor Fehlern gefeit sei. In der gesprochenen Sprache spielt der Unterschied keine Rolle, denn man hört ihn nicht. Solange man also nur plaudert und plappert, lässt sich jede „das/dass“-Schwäche verbergen. Erst wenn's ans Schreiben geht, zeigt sich, ob man den Stiel vom Stängel unterscheiden kann. Doch selbst routinierte Schreiber und Literaten haben mitunter ihre liebe Not damit. Sogar den Argusaugen erfahrener Lektoren und Korrekturleser entschlüpft das glitschige Detail bisweilen, sodass es immer wieder zu gedruckten Aussagen kommt wie dieser:
„Heino gab Siegfried ein geweihtes Medaillon des heiligen Paters Pio für dessen Freund Roy, dass den Zauberer bei seinem Heilungsprozess unterstützen soll.“
Rührend zwar, diese selbstlose Weihegabe Heinos, doch falsch das „dass“ hinterm Komma.

Dabei ist es im Grunde ganz einfach. Im Grunde, aber nicht auf der Höhe, auf der sich deutschsprachige Journalisten wähnen, wenn sie ihre Erkenntnisse unters Volk streuen:
„Bislang galt die Lehrmeinung, das die Natur diesem Säureangriff nicht hilflos gegenüber steht. Tatsächlich wirkt Speichel wie ein natürlicher Verdünner für die Säuren und kann ihr Erosionspotenzial herabsetzen.“
Obacht, der Text geht noch weiter:
„Speichel und gewisse Nahrungsmittel wie etwa Milch und Käse enthalten auch Kalzium und Phosphor, sodass man bisher davon ausging, dass diese Mineralien den erweichten Zahnschmelz wieder remineralisieren, dass heißt, diesen wieder härten.“
Nachdem der Verfasser zu Beginn eindeutig zu geizig mit dem Doppel-s umgegangen ist, sind zum Schluss des Absatzes offenbar die Gäule mit ihm durchgegangen. Dass das nicht „dass heißt“ heißt, sondern dass das „das heißt“ heißt, liegt daran, dass wir es beim „das“ mit einem Pronomen zu tun haben.




NASA/ ESA
Verblüffend, dass das Hubble-Teleskop etwas da draußen sieht, das das bloße Auge nie erkennen würde
Das einfache „das“ ist schon für sich allein genommen sehr vielseitig. Es kann sächlicher Artikel sein („das Handy“, „das Schild“, „das Netz“), es kann Demonstrativpronomen sein und für „dies“ oder „dieses“ stehen („Das wünsch ich dir“, „Das war hervorragend!“, „Kennst du das auch?“), und es kann als Relativpronomen fungieren, gleichbedeutend mit „welches“: „Ein Thema, das alle gleichermaßen interessiert, gibt es nicht“, „Nicht alle asiatischen Länder sind so gut dran wie Japan, das zu den sieben reichsten Industrienationen der Welt zählt.“

Wann immer man also anstelle von „das“ auch „dies“ oder „welches“ sagen könnte, ist es ein Pronomen und wird genau wie der Artikel nur mit einem „s“ geschrieben.


„Das Hubble-Weltraumteleskop hat in Hunderten von Erdumrundungen ein Bild aufgenommen, dass das Weltall in seiner frühen Jugend zeigt.“
Richtig oder falsch? Richtig ist, wenn Sie auf „falsch“ getippt haben! Denn hier könnte man auch sagen: "...ein Bild aufgenommen, welches das Weltall in seiner frühesten Jugend zeigt.“ Und damit ist klar, dass es sich bei dem ersten „das“ um ein Pronomen handelt.

Hieße der Satz aber so: „Mit Hunderten von Bildern hat das Hubble-Weltraumteleskop bewiesen, dass das Weltall in seiner frühen Jugend sehr viel dichter war als heute“, dann wäre das „dass“ korrekt, denn dann handelt es sich um eine Konjunktion.

Eine Konjunktion ist ein „Bindeglied“, ein Wort, das (= welches) Satzteile oder Sätze miteinander verbindet. Die berühmteste Konjunktion ist „und“, über den verbindenden Charakter dürften keine Zweifel bestehen. Neben „und“ gibt es mindestens drei Dutzend weiterer Bindewörter, und „dass“ gehört dazu.

Die verwirrende Gleichheit zwischen der Konjunktion und dem Pronomen ist übrigens keinesfalls ein exklusives Phänomen der deutschen Sprache. Auch in anderen Sprachen spielen kleine Wörtchen eine solche Doppelrolle. Doch das Deutsche scheint die einzige Sprache zu sein, die zwischen der Konjunktion und dem Pronomen eine orthografische Unterscheidung vornimmt. Im Englischen gibt es „that“ und „that“, im Niederländischen „dat“ und „dat“, im Französischen „que“ und „que“ – jeweils als Konjunktion und als Relativpronomen, jeweils gleich ausgesprochen und gleich geschrieben.






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Manch einer hatte gehofft, der Unterschied zwischen dem Pronomen „das“ und der Konjunktion „daß" würde mit der Rechtschreibreform abgeschafft. Doch das war nicht der Fall. Der orthografische Unterschied blieb – und wurde sogar noch kniffliger. Musste man vorher immerhin noch zu einer anderen Taste greifen, um die Konjunktion mit Eszett zu tippen, so hängt die Unterscheidung nun allein davon ab, ob man die „s“-Taste ein- oder zweimal anschlägt. Einige glauben feststellen zu können, dass die Verwechslung seit Einführung der neuen Orthografie zugenommen habe. Möglicherweise aber ist dies nur ein Zufall, genauer gesagt Folge eines Zusammentreffens unterschiedlicher Faktoren: Denn neben der Rechtschreibreform hat auch die rasche Ausbreitung des Internets einen erheblichen Anteil am munteren Gedeihen des orthografischen Wildwuchses. Nach wie vor verstehen sich viele Online-Redakteure besser auf HTML-Befehle als auf die deutsche Rechtschreibung.

Dass das „dass“ nicht immer nur ein braves Single-Dasein führt, sondern häufig auch in Gesellschaft wechselnder Partner auftritt, macht die Sache nicht gerade leichter: So gibt es neben dem einfachen „dass“ die erweiterten Konjunktionen „sodass“, „auf dass“, „anstatt dass“ und „ohne dass“. Aber nicht „und dass“, wie offenbar einige Schreiber meinen, denen wir Beispiele wie die folgenden zu verdanken haben:


„Und dass, obwohl im Formel-1-Fahrerlager eine Menge Leute herumlungern, die ziemlich feine Ohren haben.“

„Ein Krankenhaussprecher sagte, Mutter und Kind hätten die schwere Geburt unbeschadet überstanden – und dass, obwohl die Fahrt ins Krankenhaus acht Stunden gedauert habe.“
Hinter solchen Sätzen stecken Dramen, davon macht sich der Leser da draußen im Netz keine Vorstellung! Da bringt eine tapfere Mutter unter derart widrigen Umständen ein Kind zur Welt, dass selbst der Redakteur noch unter den Nachwehen zu leiden hat, wenn er nämlich das Ganze in einen Bericht fassen und sich über dies und dass den Kopf zerbrechen muss.

Ein Aufeinandertreffen von „und“ und „dass“ ist selbstverständlich trotzdem möglich: „Ich weiß, dass auch du nur ein Mann bist und dass auch du nichts vom Geschirrspülen hältst. Trotzdem wirst du heute den Abwasch machen, und wenn es das Letzte ist, was du tust!“

Wenn die „das/dass“-Verwechslung nicht nur im Internet, sondern auch in gedruckten Zeitungen zugenommen hat, so vielleicht deshalb, weil immer mehr Redaktionen aus Kostengründen auf Korrekturleser verzichten. Wozu braucht man die auch noch, wo es doch die Rechtschreibhilfe von Microsoft gibt! Die weiß allerdings auch nicht immer, welches das(s) gerade gefragt ist.

Der „Zwiebelfisch“ hat die Probe aufs Exempel gemacht: Vier Sätze gleicher Bauart mit insgesamt vier „das/dass“-Fehlern. Die Korrekturhilfe von Word hat nur einen einzigen erkannt:


Tatsächlich ist nur einer der vier Sätze fehlerfrei. Wer nicht draufkommt, welcher es ist, der wird diesen Artikel wohl oder übel noch einmal von vorne lesen müssen. Denn dass das eine klar ist: Bei „dass“ und „das“, da endet der Spaß!

Weiter geht der Spaß hingegen mit den „Zwiebelfischchen“: Schlech dick cool!

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Dominik Schumacher
30.08.2004 16.21
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Spiegel

30. August 2004

RECHTSCHREIBREFORM

„Angriff auf die deutsche Sprache“

Reform durchziehen oder ohne Punkt und Komma weiter streiten? Wenn es nach der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung geht, soll die Entscheidung ausgesetzt und bei der bisherigen Neuregelung nachgebessert werden. Vorsorglich legte sie heute schon mal einen Kompromiss vor – die nächste Runde im Regelgerangel ist eröffnet.


DDP Problemfall Rechtschreibreform: Spielfeld der Meinungen und Kontroversen

Berlin – Die Diagnose ist dramatisch: Von einem „Angriff auf die deutsche Sprache“ ist die Rede und von „Ausgeburten bürokratischer Denkweisen“. Die Akademie für Sprache und Dichtung hat sich erneut mit scharfer Kritik an der Rechtschreibreform zu Wort gemeldet. Die in Darmstadt ansässige Kulturinstitution warnt vor einer Spaltung der deutschen Sprache und fordert einen Kompromiss im Streit um die Neuregelung der Schreibweisen.

Hierfür müsse ein Expertenrat eingesetzt werden, der seine Vorschläge bis zum Ende der bisher festgelegten Übergangszeit im Sommer 2005 ausarbeiten sollte. Ferner solle die Übergangszeit um ein Jahr verlängert werden, um mehr Zeit für notwendige Korrekturen am neuen Regelwerk zu gewinnen.

Die Dichter finden für die Neuregelung der Rechtschreibung ungleich harschere Worte: Namhafte Autoren wie Günter Grass, Martin Walser, Tankred Dorst, Siegfried Lenz und Elfriede Jelinek erachten die Reform als "überflüssig“ und „inhaltlich verfehlt“ und fordern eine „völlige Rücknahme“ der neuen Regeln. Dies entspräche auch dem erkennbaren Willen der großen Mehrheit der Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wäre ein wichtiger Beitrag zur demokratischen Kultur. Zudem gerieten Literaturverlage und Schulbuchkonzerne durch die Umsetzung der Neuregelung in eine schwierige Lage, wie die in Berlin veröffentlichte Erklärung ausführt.

Die Argumente gegen die Rechtschreibreform sind wissenschaftlich fundiert. So hält der Potsdamer Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg die alte Orthografie für besser als die neue und sogar besser als den jetzt vorgelegten Kompromiss, doch sei eine totale Umkehr „politisch unrealistisch und sachlich auch äußerst schwer zu verwirklichen“. Mit der jüngsten Entscheidung mehrerer großer Zeitungen und Zeitschriften, die neue Rechtschreibung nicht anzuwenden, sei eine Diskussion wieder in Gang gekommen, „die schon abgeschlossen schien – die Karre fuhr mit Hochgeschwindigkeit gegen die Wand“.

Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Klaus Reichert, kritisierte in diesem Zusammenhang die „starre“ und „vernagelte Haltung“ der Kultusminister. Auch der Reformpädagoge Hartmut von Hentig warf der Kultusministerkonferenz, ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden zu sein. „Wir stehen vor einem großen Unglück. Die Lehrer sind unschlüssig und verstehen die neuen, komplizierten Regeln nicht.“

Die von der Akademie erarbeiteten Kompromissvorschläge sehen vor, „Elemente der neuen Rechtschreibung, die nicht allzu störend sind“, beizubehalten „und die schlimmen, unsere Sprache entstellenden Fehler zu beseitigen“. So sei die Ersetzung des ß nach Kurzvokalbuchstaben durch ss sprachlich verantwortbar. Jene Neuregelungen aber, die gegen die Sprachstruktur verstoßen, die Ausdrucksvielfalt des Deutschen beschädigen und zu falschen Schreibweisen verleiten oder sogar zur Beseitigung von Wörtern führen, sollten rückgängig gemacht werden.

„Anheimstellen“ soll ebenso wie „haltmachen“ weiterhin zusammengeschrieben werden können, „Eislaufen“ und „Eis essen“ ebenso wie „Kennenlernen und Laufen lernen“ oder „wohlfühlen“ und „wohl fühlen“ seien grammatikalisch nicht identisch. Die Verdreifachung von Konsonantenbuchstaben anstelle der bisherigen Beschränkung auf zwei Buchstaben (Schifffahrt) führe teilweise zu schwer lesbaren Wortungetümen wie „Schlammmasse“ oder „Schwimmmeister“. Auch die Kleinschreibung von Höflichkeitsformen sei unangemessen.

Die Kultusministerkonferenz wies unterdessen darauf hin, dass im verabschiedeten Regelwerk Vorschläge der Akademie bereits berücksichtigt worden seien. Zugleich bekräftigte sie, dass man einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ einsetzen wolle, in dem auch Kritiker zu Wort kommen sollten. Noch im September wolle man einen entsprechenden Vorschlag machen.

Rückendeckung erhielt die Akademie von der Vorsitzenden des Bildungsausschusses im Bundestag, der FDP-Politikerin Ulrike Flach. Sie plädierte dafür, dem Kompromissvorschlag zu folgen, da die komplette Rückkehr zu alten Rechtschreibung nicht durchsetzbar sei. Kritik hingegen von SPD-Bildungspolitiker Jörg Tauss: Viele, die sich jetzt zu Wort meldeten, hätten die Reform schlicht verschlafen.

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Dominik Schumacher
23.08.2004 09.59
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23.8.2004

23. August 2004

HEUTE IN DEN FEUILLETONS

„Die Geister ruhen nicht“


Neue Zürcher Zeitung, 23.08.2004

Eine ganze Seite ist reserviert für ein Streitgespräch zum Thema Rechtschreibreform; auf der Contra-Seite steht der Schriftsteller Adolf Muschg, auf der Pro-Seite der Sprachwissenschaftler Horst Sitta. Adolf Muschg wünscht sich, man möge mehr auf die unter der Reform leidenden Literaten hören: „Wenn der Zahnarzt erklärt, seine Operation tue gar nicht weh, und der Patient schreit vor Schmerz – wer hat Recht? Es ist der empfindlichste Teil der Sprachgemeinschaft, vorweg die literarischen Autorinnen und Autoren, der mit der Reform nicht leben kann und will.“

Reformer Sitta begreift nicht, warum Muschg glaubt, die Reform schreibe ihm vor, wie er künftig zu schreiben habe: „Die Rechtschreibung hat sich an den Stellen, für die sie gemacht worden ist, durchgesetzt. Sie ist in der Schule und in der Verwaltung akzeptiert, und ich verstehe nicht recht, warum Sie so schlecht damit umgehen können. Sie ist liberaler als die vorhergehende Regelung, und als Schriftsteller können Sie doch souverän mit vorgegebenen Regeln umgehen.“



Weitere Artikel: Hanno Helbling stellt die italienische Orthografie vor, in der es keine verordnete Schreibung gibt und auch niemand eine solche vermisst.

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Norbert Lindenthal
21.08.2004 11.45
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21. August 2004

HEUTE IN DEN FEUILLETONS

Athleten, die nicht siegen mögen

In der „taz“ fordert die Österreicherin Marlene Streeruwitz den Ausstieg aus dem Deutschen. In der „SZ“ warnt György Dalos vor dem „lauten, frechen und heimtückischen“ Antisemitismus in Ungarn. Die „FAZ“ ärgert sich über die miesepetrigen Olympia-Berichte im deutschen Fernsehen.

Die Tageszeitung, 21.08.2004

Es kommt, was kommen musste. Die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz hegt in Sachen Rechtschreibreform separatistische Gedanken: „Hier. In Österreich. Da wird mitdiskutiert. Da wird mitunterschrieben Auf den Reich-Ranickischen Listen. Da werden absurde Koalitionen eingegangen. Linke AutorInnen auf rechten Feuilletonseiten. Tja. Als poetische Intervention schlage ich da den Ausstieg aus dem Deutschen vor. Österreichisch ist eine eigene Sprache. Und sollte sich so auch selbst behandeln.“ Noch ist viel zu tun: „Der EU gegenüber hat Österreich bisher 23 Vokabeln als österreichisch eintragen lassen. Eine Speisekartenlänge ist das. Pfifferling wird als Eierschwammerl übersetzt. Und alle möglichen Fleischsorten. Mager. Die Regierung ist natürlich dagegen. Der Bildungssprecher der ÖVP sieht keine Notwendigkeit für Österreichisch als Staatssprache.“

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 22.20
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10. August 2004

RECHTSCHREIBDEBATTE

Lechts und rinks velwechsern

Im Wirrwarr der Rechtschreibdebatte verheddern sich zunehmend auch die politischen Parteien. Vertreter der Union, eigentlich auf Reformschelte abonniert, kritisieren mittlerweile die Kritiker der neuen Schreibung. SPD-Politiker plädieren hingegen für die Rolle rückwärts – gemeinsam mit Prominenten von Udo Lindenberg bis Heino.

DPA
Regelpuzzle auf Deutsch: „Die Reform ist kaputt“
„Manche meinen, lechts und rinks kann man nicht velwechsern, werch ein illtum“, dichtete Ernst Jandl. Wer die aktuelle Rechtschreibreformdebatte verfolgt, muss zustimmen: Sowohl die deutschen Schreibweisen als auch die politischen Fraktionen geraten durcheinander. War Ablehnung der neuen Regeln bisher eher Unionssache, haben sich jetzt auch mehrere SPD-Politiker für eine Rücknahme der Rechtschreibreform ausgesprochen.

In der Regel lieber die Alte

Der SPD-Rechtsexperte Volker Neumann forderte heute in der „Bild“-Zeitung eine Rückkehr zu den alten Schreibweisen. Als Begründung dient das Traditionsargument: Fast die ganze deutschsprachige Literatur sei nach den bewährten Regeln verfasst. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, kommt ebenfalls in der „Bild“ zu Wort. Tenor: Statt der versprochenen Vereinfachung trete das Gegenteil ein – große Verunsicherung. Und auch Dieter Wiefelspütz, innenpolitischer Sprecher der Fraktion, nutzt die „Bild“ als Forum für Reformschelte: Er denke nicht daran, sich von Bürokraten vorschreiben zu lassen, wie er richtig zu schreiben habe, so der Politiker. Die Sozialdemokraten sind mit ihrer Kritik in illustrer Gesellschaft: Die heutige „Bild“-Ausgabe präsentiert auf ihrer Titelseite 39 prominente Reformgegner von Jeanette Biedermann bis Heino.

Versierteste Stimme im Chor der Regelrebellen: Der Sprachkritiker und Journalistenlehrer Wolf Schneider. Schneider sieht die Rechtschreibreform als gescheitert an. „Die Reform ist kaputt“, so der ehemalige Starjournalist in der „Bild“. „Daran kommen auch die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder nicht mehr vorbei.“ Die Politik müsse jetzt „umdenken, dem Druck weichen und auf die Mehrheit der Deutschen hören, die diese Reform ablehnen“.

Nach Ansicht Schneiders sind die neuen Schreibregeln „reine Fummelei an unserer Sprache, eine Belästigung aller erwachsenen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft“. Schneider bestritt, dass eine Rückkehr zur alten Schreibweise mit Kosten von angeblich 250 Millionen Euro zu teuer sei: „Das ist eine reine Propagandazahl. Die Kosten können – wie bei der Einführung der Reform – über Jahre gestreckt werden.“

Kritik der Kritiker

Die hessische Kultusministerin Karin Wolff kritisierte unterdessen scharf die Kritiker der Rechtschreibreform. Im „Mannheimer Morgen“ (Dienstagausgabe) machte die CDU-Politikerin ihrem Ärger über die Debatte Luft. Schriftsteller und Verlage hätten ihre Bedenken schon vor Jahren anmelden können. Es sei ferner zu wünschen, dass sich „viele, die sich so ereifern, um wichtigere Dinge kümmern würden“. Den Zeitungsverlagen, die sich für die Wiedereinführung der alten Schreibweisen entschieden haben, warf die Ministerin die Inszenierung eines „Machtspiels“ vor.

Außerdem sei eine komplette Rücknahme der umstrittenen Rechtschreibreform, wie von Kritikern gefordert, sowieso unmöglich. „Vielmehr müsste wieder eine Kommission gebildet werden, die wieder monatelang diskutiert und dann eine neue Rechtschreibreform verabschiedet“, beschwerte sich Wolff.

Es gebe „de facto keine 'alte Rechtschreibung' mehr“, sagte die CDU-Politikerin. Seit 1998 die neuen Regeln in einer Übergangsphase eingeführt wurden, habe sich der Wortschatz um 5000 Begriffe erweitert. „Zudem befürworten die Kritiker einige Änderungen wie das 'ss'", betonte Wolff. Der Rat für Rechtschreibung, der sich im Herbst konstituieren soll, soll die Rechtschreibung stattdessen weiter anpassen. In dem Gremium würden auch Kritiker sitzen, betonte Wolff.

Stellvertreter-Thema für Reformangst?

Die Politikerin verwies darüber hinaus auf Österreich und die Schweiz, wo ein Proteststurm gegen das neue Regelwerk ausgeblieben ist. Anders als in den Nachbarländern sei die „Rechtschreibreform (...) ein Stellvertreter-Thema für all die anderen Reformen, mit denen wir Deutsche uns zurzeit schwer tun.“

Die sich ansonsten reformfreudig präsentierende FDP hingegen plädiert für eine Volksabstimmung. „Wir brauchen eine Volksabstimmung über die deutsche Rechtschreibung, denn die bisher damit befassten Institutionen haben versagt“, erklärte Generalsekretärin Cornelia Pieper heute der Bild.

Von Versagen kann laut Klaus Heller, dem Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission, allerdings keine Rede sein. Heller geht vom Bestand der Reform aus. Grund dafür sei auch „die Qualität der neuen Schreibung“, wie der Germanist gestern Abend im SWR-Fernsehen erklärte. Unterstüzt wird die Reform auch vom deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben erklärte der „Berliner Zeitung“ (Dienstagausgabe), eine komplette Rolle rückwärts würde die Verwirrung perfekt machen und Millionen-Kosten verursachen.

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Norbert Lindenthal
09.08.2004 11.40
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Spiegel

09. August 2004

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RECHTSCHREIBDEBATTE

„Wissen Sie, was das für mich heißt?“

„Arrogant“ und "überflüssig“ urteilen die einen, ein „Akt zivilen Ungehorsams“ loben die anderen: Die Entscheidung von SPIEGEL, Springer-Verlag und der „Süddeutschen Zeitung“ für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung erhitzt die Gemüter. Hier einige Stellungnahmen unserer Leser.


DPA
Zankapfel Rechtschreibung: „Das war überfällig!“
„Ich bin jetzt 17 Jahre alt, besuche ein Gymnasium und schloss dieses Jahr mit einem Noten-Durchschnitt von 2,1 ab. Ich muss sagen, ich bin sehr enttäuscht von Ihnen und Ihrer Zeitschrift. Wissen Sie, was das für mich heißt, wieder auf alte Rechtschreibung umzustellen? Ich wurde eingeschult mit ihr und musste in der 4. Klasse auf die neue umstellen. Und jetzt wird von mir verlangt, wieder auf die alte umzustellen, weil es irgendwelchen alten Leuten schwer fällt, trotz der Jahre, die schon vergangen sind, „dass“ statt mit "ß" mit „ss“ zu schreiben. Und überlegen Sie einmal was Ihr Egotrip für schwerwiegende Folgen für Schüler hat, die noch Diktate schreiben müssen!“
Florian Steffinger

„Danke! Ich muss Ihrem Vorhaben stehend applaudieren. Es gibt also doch noch Chuzpe bei meinungsbildenden Medien, dem Wahn und Realitätsverlust der Regulierenden die Stirn zu bieten. Endlich ziviler „Ungehorsam“ (kann Sprache befohlen werden?), wo er sinnvoll und dringend nötig ist.“
Betto Beckert

„Ich bitte Sie, Ihre Entscheidung über die Rückkehr zur alten Rechtschreibung noch einmal zu überdenken. Hat unser Kultusministerium wirklich soviel Geld, um die in den letzten fünf Jahren verteilten Schulbücher, Lexika, Duden und andere Bücher wieder durch neue in der alten Rechtschreibung zu ersetzen? Sollen unsere Kinder, die in der 5. Klasse sind, wieder zur alten Rechtschreibung zurückkehren? Wie soll ich meinem Sohn erklären, dass bei dem zusammengesetzten Wort Schifffahrt plötzlich ein f weggelassen werden soll?“
Eric Dietrich

„Wenn es die Politik nicht mehr schafft, demokratisch zu denken und zu handeln, dann ist es Aufgabe der Presse, vom Volk nie gewollte Reformen basisdemokratisch zurückzuführen. Ein großes Lob auf diese Art der gelebten Demokratie und Vernunft.“
A. Koll

„Ich kann nur sagen, vielen Dank! Endlich hat mit dem SPIEGEL eine große deutsche Zeitschrift ein Zeichen gesetzt. Die Rechtschreibreform war von Anfang an idiotisch. Hoffentlich macht Ihr Beispiel Schule und läutet so das Ende dieser vom Bürger nicht mitgetragenen „Reform“ ein! Natürlich werden sich, bei einer allgemeinen Rückkehr zur alten Rechtschreibung, die Kinder, die bis jetzt die neue gelernt haben, wieder umstellen müssen, aber das muss doch zu schaffen sein! Den Schülern alles immer leichter zu machen, wird sicherlich nicht zur Überwindung der Pisa-Krise beitragen.“
Susan G. Menzel

„Ich finde Ihre Entscheidung, zur alten Rechtschreibung zu wechseln, arrogant. Als Deutschlehrer habe ich die Erfahrung gemacht, dass einiges leichter geworden ist: weniger Fehler bei größerer Klarheit. Das war wohl das Ziel der Reform. Wenn auch einzelne Unstimmigkeiten geblieben sind, so rechtfertigen sie nicht, die Reform derart besserwisserisch zu torpedieren. Mir bleibt unverständlich, warum Sie in diesem Ballett der Eingebildeten mittanzen. Meine Wertschätzung für Ihre journalistische Arbeit hat Ihr Vorgehen gleichwohl deutlich verringert.“
Manfred Sackarndt

„Bravo! Das war überfällig. Die Vereinheitlichung der neuen Schreibweisen durch die Regelung der Nachrichtenagenturen war ein Anfang, um das Chaos zu bewältigen; der Widerstand der FAZ und die jetzige Entscheidung von Spiegel und Springer sind hoffentlich der nötige Stein, um die Lawine ins Rollen zu bringen. Der Duden versteht Sprache als lebendig und begründet damit Anpassungen von Wortschöpfungen und Schreibweisen durch kulturelle Strömungen. Die Rechtschreibreform war das Gegenteil, ein Oktroyieren zuvor nie verwendeter Schreibweisen – und eine riesige Geldverschwendung dazu, weder nötig noch gewünscht.“
Mario Beyer

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Norbert Lindenthal
07.08.2004 15.51
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Spiegel

07. August 2004

ORTHOGRAFIE / ORTHOGRAPHIE

Hitzige Debatte um Rechtschreibreform

Die Entscheidung von Springer und SPIEGEL zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, hat in Deutschland eine leidenschaftliche Debatte ausgelöst. Von „Erpressungsversuch“ bis „mutige Entscheidung“ reichen die Reaktionen. Während CDU-Ministerpräsidenten die Initiative überwiegend begrüßten, kam von SPD-Politikern massive Kritik.

AP
Zweifarbiger Duden: Im August 1996 erschien die erste Duden-Ausgabe mit neuer Rechtschreibung, seit 1. August 1998 wurde in den Schulen nur noch die neue Schreibweise gelehrt
Hamburg – FDP-Chef Guido Westerwelle begrüßte die Entscheidung der Hamburger Verlage und kündigte an, für die Rücknahme der Rechtschreibreform kämpfen. „Die neue Rechtschreibung ist so überflüssig wie ein Kropf“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Daher könne und sollte sie rückgängig gemacht werden. Westerwelle forderte den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber auf, im Bundesrat einen entsprechenden Antrag einzureichen. „Jetzt geht das noch. Ich werde dafür kämpfen“, sagte der FDP-Chef.

Zuvor hatten sich bereits der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber sowie Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und sein saarländischer Kollegen Peter Müller (beide CDU) für die Änderung der neuen Regeln ausgesprochen.

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Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete die neue Rechtschreibung im Südwestrundfunk als „dämlich“. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die bereits ein Jahr nach der Reform zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt war, nannte die Reform „ein öffentliches Unglück“. Dass jetzt der SPIEGEL und der Axel Springer Verlag zur alten Rechtschreibung zurückkehren, sei mutig und angesichts des Einflusses der beiden Verlage folgenreich. „Die Verlage handeln, wie auch diese Zeitung, aus Not, nicht aus ideologischem oder wirtschaftlichem Kalkül. Darin müssten sie von der Öffentlichkeit bitter ernst genommen werden: Ihr Schritt sagt nichts anderes, als dass es beim besten Willen nicht mehr geht“, so Schirrmacher.

Empört reagierte dagegen der Geschäftsführer der Rechtschreibkommission, Klaus Heller, auf den Vorstoß der Verlage. Er nannte die Entscheidung in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ einen „Erpressungsversuch“. Die Rechtschreibreform sei ein jahrzehntelanger demokratischer Prozess gewesen. Jetzt werde versucht, diesen einfach auszuhebeln. Er befürchte nun ein Chaos, so Heller weiter. In der Schule dürfe nichts anderes gelehrt werden, als in den Zeitungen steht.

Auch die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern, Kurt Beck und Harald Ringstorff (beide SPD), wollen an der Rechtschreibreform festhalten. Beck kritisierte im „Tagesspiegel“, der Vorstoß der Axel Springer AG und des SPIEGEL-Verlags habe „viel mit Kampagne und Public Relations, wenig mit Inhalt zu tun“. Thomas Osterkorn, Chefredakteur der Zeitschrift „Stern“, betonte im ZDF, die Unstimmigkeiten der alten Regeln seien „viel größer“.

Kritik kam auch von der baden-württembergischen Kultusministerin Annette Schavan (CDU). „Die Bundesverbände der Zeitschriften- und Zeitungsverleger waren an der Entstehung der Rechtschreibreform beteiligt“, betonte die CDU-Vize-Chefin am Freitag in Stuttgart. In der „Stuttgarter Zeitung“ ergänzte Schavan, sie sei überzeugt, dass „die Entscheidung zweier Verlage“ die Politik nicht zur Umkehr bringe.

Auch führende ostdeutsche Politiker sprachen sich gegen die Rücknahme der Rechtschreibreform aus: Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus wendete sich in der „Berliner Zeitung“ gegen eine Reform der Reform. Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) sagte: „Für die nachfolgende Generation bringt die Rechtschreibreform wesentliche Vereinfachungen. Das zeigt sich bereits heute in den Grundschulen.“ Er verwies darauf, dass durch die Rechtschreibreform viele Ausnahmeregelungen sinnvollerweise aufgegeben worden seien. „Eine Abkehr von der Rechtschreibreform wäre auch ein finanzielles Problem“, fügte Reiche hinzu. „In den vergangenen Jahren sind viele Schulbücher neu gedruckt und gekauft worden.“

Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) betonte, wenn jetzt mehrere Zeitungen und Verlage zur alten Rechtschreibung zurückkehrten, würden sich auch die Kultusminister in dieser Frage neu positionieren müssen. Er bekräftigte seinen Wunsch einer vorsichtigen Revision der Reform, um deren hässlichste Fehler auszumerzen. Flierl betonte: „Die Hauptsache ist jetzt die Vermeidung von Kleinstaaterei und die Herstellung einer einheitlichen Rechtschreibung. Das muss vor allem mit Österreich und der Schweiz abgestimmt werden.“ Berlins Bildungssenator Klaus Böger (SPD) kritisierte: „Das ist nicht hilfreich“. „Es kommt doch darauf an, den Kindern Freude am Lesen und Schreiben beizubringen“, sagte Böger. In den Berliner Schulen werde sich am Prinzip der neuen Rechtschreibung nichts ändern.

SPIEGEL-Chefredakteur Stefan Aust hat die Entscheidung seines Hauses unterdessen verteidigt, wieder die alten Rechtschreibregeln anzuwenden. Aust begründete den Entschluss im RBB-Inforadio mit der nach wie vor mangelnden Akzeptanz der neuen Regeln durch die Bevölkerung. „Als jetzt die Kultusministerkonferenz entschieden hat, dass im nächsten Jahr diese merkwürdige Reform auch noch Pflicht werden soll, da haben wird gedacht, jetzt müssen wir etwas tun, um diesem staatlicherseits verordneten Schwachsinn Grenzen zu setzen“, sagte Aust.

In Schulen und Hochschulen soll am 1. August 2005 die Reform verbindlich werden. Damit drohen in Schulen und einem Teil der Medien künftig unterschiedliche Schreibweisen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hatte sich bereits im Jahr 2000 von der Reform abgewandt. Bei der „Süddeutschen Zeitung“ ist der Zeitpunkt noch offen, wann wieder nach den alten Regeln formuliert werden soll.

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