Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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Christoph Kukulies
09.10.2004 14.20
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Glassschlucker

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Stephan Fleischhauer
Daß uns das Heysesche ss besonders „phonetisch“ vorkommt, ist kein Wunder. Das Phonetische bei Tüll, schwimm! nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr, weil es völlig normal ist. (Im Englischen ist das ganz anders: to tip, tipping.) An jenes phonetische Prinzip werden wir bei Heyse immer wieder unsanft erinnert. Deshalb sagen wir uns, da kann etwas nicht stimmen, verleugnen alle Phonetik, glauben daß die Adelungsche Schreibung „ursprünglicher“ ist. Alles Einbildung!

Ich lese übrigens in letzter Zeit immer „Glass“ statt „Glas“, wenn ich in Stolberg/Rhld. an den ehemaligen Vereinigten Glaswerken vorbeifahre. Seit diese von Saint Gobain (franz. Konzern) geschluckt wurden, heißt es „Glass“.
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Christoph Kukulies

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Stephan Fleischhauer
09.10.2004 14.07
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Das Aß der Wirtschaftswissenschaft erwarte ein Pluß bei der Wirtschaftsentwicklung.

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Sigmar Salzburg
09.10.2004 14.04
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... das Ass der Wirtschaftswissenschaft erwarte ein Pluss bei der Wirtschaftsentwicklung.
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Sigmar Salzburg

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Stephan Fleischhauer
09.10.2004 13.58
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Daß uns das Heysesche ss besonders „phonetisch“ vorkommt, ist kein Wunder. Das Phonetische bei Tüll, schwimm! nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr, weil es völlig normal ist. (Im Englischen ist das ganz anders: to tip, tipping.) An jenes phonetische Prinzip werden wir bei Heyse immer wieder unsanft erinnert. Deshalb sagen wir uns, da kann etwas nicht stimmen, verleugnen alle Phonetik, glauben daß die Adelungsche Schreibung „ursprünglicher“ ist. Alles Einbildung!

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Georg Zemanek
09.10.2004 13.47
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Auch Intuition entsteht aus Regeln

Auch das, was Erwachsene als Intuition oder Sprachgefühl empfinden, wurde erlernt. Es ist keineswegs Zufall, daß man in genau dem gleichen Alter, da man die letzten Fehler beim Konjugieren hinter sich läßt, Sprachstruktur und Rechtschreiben lernt. Im 3. Schuljahr kommen noch Fehler wie laufen – laufte vor. Nach der Korrektur kommt dann gelegentlich raufen – rief. Aber zum Ende des 3. Schuljahres sind alle diese Schwierigkeiten weg. Auch Deklinationen, Diminuitivbildung, Mehrzahlbldung und was wir im Deutschen noch alles an unliebsamen Überraschungen für Ausländer bereithalten, beherrscht der durchschnittliche Grundschulabsolvent.

Das vergleichsweise lächerliche Bißchen Schreibregeln hat man in genau dieser Zeit so gut wie nebenbei erlernt. Und die meisten Regeln, die man solcherart lernt, werden nicht memoriert wie ein Gedicht, sondern internalisiert im neuronalen Netz Gehirn, sie werden quasi Bestandteil der mühelosen Verhaltensschemata – genau wie Nasenbohren, wenn man es sich nicht von Anfang an abgewöhnt.

Die Regeln aus dem Duden und die vielen Eselsbrücken, an die man sich aus der Schulzeit erinnert, ergänzen allenfalls das, was man als Sprachgefühl aus der Kindheit ins Erwachsenenalter rettet. Oder woher sonst weiß man, daß es ein Unterschied ist, ob man das Verkehrsschild umfahren und den Polizisten umgefahren hat oder stattdesen das Verkehrsschild umgefahren und den Polizisten umfahren?

Die Regeln kann kaum einer formulieren, aber (fast) alle verwenden sie richtig. Wenn man das mal richtig abschätzt, dann kann es für die paar Generationen, die jetzt neue Schreibung erlernen mußten, nicht all zu schwer sein, die Regeln der konventionellen Schreibweise systematisch zu integrieren. Es dürfte nicht sehr viele geben, die in reinrassig reformierter Umgebung aufgewachsen sind, und nur die kennen keine Beispiele für konventionelle Schreibung. Unterstützung für solche Fälle zu bieten wäre eine für die Schule typische Aufgabe.

Regeln des Sprachgefühls kann niemand formulieren, weil sie nicht Regeln im Sinne eines Gesetzeswerkes sind. Abstrakt formulierte Regeln, die ein Computer befolgen kann, können recht beeindruckend wirken: wer erinnert sich an Eliza von Joe Weizenbaum? Aber sie können das Sprachgefühl nur näherungsweise simulieren, nicht ersetzen.

Leider verwenden wir das gleiche Wort Regel für eine Vorschrift, nach der z.B. auch ein Computer sein regelhaftes Verhalten richten kann (Regel vor Verhalten), und für eine systematische Verhaltensweise, die wir an einem System von außen erkennen (Regel infolge Verhaltens). Letztere hieße besser Regelhaftigkeit. Für die natürliche Sprache kann man so gut wie keine Regel aufstellen, man kann nur ihre Regelhaftigkeit beschreiben.

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Stephan Fleischhauer
09.10.2004 13.32
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MasterProppa hat – im Gegensatz zu vielen, die jetzt lauthals ihr Gewissen beruhigen müssen – nicht behauptet, daß die neue ss-Regelung grandios ist. Er sagt allerdings, daß es keine linguistischen Gründe für das alte ß gibt. Das ist etwas kraß formuliert, doch er hat recht damit, daß es überwiegend um Ästhetik geht. Und: Das neue ß ist sehr leicht zu handhaben, wie wir alle wissen. Es gibt hier keinen, der es nicht beherrscht.

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Klaus Eicheler
09.10.2004 11.38
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Intuition und Regeln

Regeln? Die Anwendung korrekt geschriebener deutscher Sprache ist, bei ausreichender Übung, rein intuitiv. An ein paar Stellen, an denen ein Zweifel aufkommen mag, schaue ich in den Duden. Zum Thema ss/ß kann ich mich nicht erinnern, jemals in den Duden geschaut zu haben, so klar ist mir die Schreibweise.

Als ich in der Führerscheinprüfung war, habe ich vor jeder Handbewegung – sorgsam, fast ängstlich – einen ganzen Regelkatalog Revue passieren lassen. Heute komme ich völlig verkehrsregelkonform an mein Ziel, ohne mich auch nur mit einem einzigen bewußten Gedanken an Verkehrsregeln vom Fahren abzulenken.

Die Vereinfachung von Verkehrsregeln für Fahrschüler bringt dem fließenden Verkehr insgesamt nur Nachteile, sobald der Vorteilsfunke innerhalb der Führerscheinprüfung vorbei ist.


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Klaus Eicheler

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Klaus Malorny
09.10.2004 11.22
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s/ss/ß-Schreibung

Sehr geehrter Herr Fleischhauer,

wie offenbar MasterProppa/Kurt auch, sehen die meisten Reformbefürworter in der neuen „SS“-Schreibung DIE Errungenschaft schlechthin. Mich, als Laie, interessiert zutiefst, was daran so grandios sein soll. Es wird ja nicht die Tatsache gemeint sein, daß nach den neuen Regeln ein SS am Wortende oder vor einem Konsonanten innerhalb des Teilwortes nicht mehr zum "ß" mutiert, oder? Ich habe bislang noch niemanden gefunden, der mir mein Rätsel löst. Können SIE es?

Genauso wenig, wie ich die „alten“ Regeln anzugeben brauche, braucht MasterProppa/Kurt dies auch nicht zu tun, wenn er der Aussage zuvor (über die angeblich nun ganz einfache Handhabung) nicht zustimmt.

mfg.

Klaus Malorny

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Detlef Lindenthal
09.10.2004 10.35
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Regeln für die Katz


Stephan Fleischhauer schrieb:
Herr Malorny ist mit Sicherheit nicht dazu in der Lage, die Regeln für die bisherige ß-Schreibung anzugeben.
Das braucht er auch nicht.

Auch Frau Philburn kennt die Regeln nicht.
Das braucht sie auch nicht. Keiner braucht künstliche Regeln zu kennen.

Es geht darum, den Sprachteilhabern ihre eigenen Intuitionen begreifbar zu machen. [1] In unseren vielen Bemühungen, Strategien und Argumentationslisten zu entwickeln, ist dieser Punkt notorisch ausgespart worden. [2]
[1] Nein, das brauchen wir nicht. An der Intuition ist wichtig, daß sie funktioniert und nicht gestört wird. Es wäre überaus mühsam und außerdem nicht gut, Pferde so umzudressieren, daß sie bei Zügelzug nach rechts sich nach links wenden sollen. Vergleichbares jedoch machen die „Reformer“: Sie haben angefangen, Sprache unlernbar zu machen, indem sie die wichtige, intuitiv erfaßbare Regeln beiseite geschafft haben.
[2] Wenn, dann zu Recht.
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Detlef Lindenthal

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Stephan Fleischhauer
09.10.2004 09.28
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Ob man nun ß in gewissen Fällen als Einzelbuchstabe betrachtet oder nicht, ist ziemlich unwichtig. Selbst im Ickler herrscht hier Verwirrung (s. § 2(2)). Herr Malorny ist mit Sicherheit nicht dazu in der Lage, die Regeln für die bisherige ß-Schreibung anzugeben. Er sollte sich aber darum bemühen, und die Icklersche Darstellung mag ihm als Hilfe dienen. Die Frage, die er Kurt alias MasterProppa zu stellen beabsichtigt, wird sich dann wohl erübrigen. Auch Frau Philburn kennt die Regeln nicht. Man muß es diesem Forum nachsehen, denn es gab nie eine nennenswerte Aufklärung durch die hiesigen Sprachwissenschaftler. Wäre toll, wenn MasterProppa hier seine reinigende Wirkung entfalten könnte.
Für die meisten Deutschen ist die bisherige Rechtschreibung gleichbedeutend mit ihrer Darstellung im Duden. Wenn Herr Ickler nicht wäre – und wenn er nicht monatelang sein Wörterbuch gegen sehr viel Widerstand von uns verteidigt hätte –, ja, dann könnten wir uns jetzt von dieser Auffassung der dummen Masse gar nicht distanzieren. (Was wären wir eigentlich ohne Ickler? Das würde mich einmal ernsthaft interessieren.) Herr Malorny empfiehlt die Peilsche Wörterliste (eine Gegenüberstellung bisheriger und reformierter Schreibweisen anhand ausgesuchter Beispiele). Als ich zur Zeit der Schleswig-Holsteinischen Volksinitiative eher zufällig an die Unterschriftenstände geraten bin, wurde diese Liste massenweise verteilt. Ich habe sie nie ernstgenommen, weil sie ganz offensichtlich tendenziös war. Mir kamen mehr Fragen als Antworten, zudem fand die unredliche Methodik widerwärtig. Als mir später das Heftchen „Die Rechtschreibreform auf dem Prüfstand“ (eine Kurzfassung des Icklerschen Schildbürger-Buchs) in die Hand fiel, war ich wenig später ein erklärter Reformgegner.
Erst durch die Umstellung der Zeitungen sind die Auswirkungen der Reform (in der reduzierten dpa-Version) außerhalb der Schulen wahrnehmbar geworden. Damit wurde die Peilsche Liste überflüssig. Dem feinfühligen Leser muß die neue Groß- und Kleinschreibung als ziemlich grob erscheinen. Es ist aber gar nicht leicht, die eigentliche Funktion der GKS auf den Punkt zu bringen. Ich erinnere nur an die langwierigen Streitereien zum Thema „Textgegenstand“. Wenn wir eine Wirkung auf Politiker, Verleger usw. erzielen wollen, müssen wir versuchen, ihnen dieses Prinzip der GKS zu vermitteln. Das ist ungeheuer schwierig und eine echte Herausforderung. Es geht darum, den Sprachteilhabern ihre eigenen Intuitionen begreifbar zu machen. In unseren vielen Bemühungen, Strategien und Argumentationslisten zu entwickeln, ist dieser Punkt notorisch ausgespart worden.
Zur Fremdwortschreibung: Wulff irrt, wenn er meint, daß Ketchup und Restaurant zukünftig als Fehler angestrichen werden muß. Aber auch MasterProppa irrt: Der „Tipp“, der uns auf jeder Seite begegnet, ist gemäß Reform das einzig Erlaubte. Auch die viel sinnvollere bisherige Regelung der Groß- und Kleinscheibung von mehrteiligen substantivischen Fremdwörtern ist nicht mehr zulässig. Allerdings macht MasterProppa darauf aufmerksam, daß kein Schulbuch(oder Zeitungs)verleger je dazu gezwungen war, die jeweils dümmste Schreibung des Refrormwerks zu übernehmen. Es gab hier durchaus einen (wenn auch geringen) demokratischen Spielraum.

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Detlef Lindenthal
09.10.2004 07.53
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Gedanken zur neuen Rechtschreibung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
Kurt, falls Du ein Auto hast: Du könntest auch aus einem der Reifen die Luft rauslassen, sogar ganz. Und Du wirst sehen: Dein Auto fährt immer noch!

HA HA HA HA HA     :-) :-) :-) :-)
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Detlef Lindenthal

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Matthias Dräger
09.10.2004 07.07
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Re: Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Getrennt- und Zusammenschreibung
Dafür braucht man nach alter wie neuer Rechtschreibung einen Duden zur Hand.

Sehr geehrter Kurt,

mit dieser Angabe hast Du der von Dir so geschätzten „neuen Rechtschreibung“ selbst ein „Armutszeugniss“ ausgestellt.
Ich habe 1975 die Schule verlassen, und für Fragen der Getrennt- und Zusammenschreibung brauche ich nie ein Wörterbuch! Das sitzt bei mir – weil ich einen guten Lehrer hatte!
Hast Du vor dem 15. Lebensjahr wegen Fragen zur Getrennt- und Zusammenschreibung wirklich ein Wörterbuch benutzt?

Ferner: Daß Du Dir, auch beim Lesen von Zeitungen in Neuschrieb, bisher noch alles „aus dem Kontext heraus ableiten konntest“, kann ich nachvollziehen. Das ging mir bisher genauso, auch wenn ich manche Sätze dreimal lesen mußte... Toll, geht doch, oder?

Kurt, falls Du ein Auto hast: Du könntest auch aus einem der Reifen die Luft rauslassen, sogar ganz. Und Du wirst sehen: Dein Auto fährt immer noch! Ist das nicht Wahnsinn?

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Klaus Malorny
08.10.2004 22.31
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Re: Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa
Guten Abend!

Zuletzt habe ich im Alter von 15 Jahren in dieses Forum geschrieben und mich darüber gewundert, dass Sie sich so vehement gegen die Rechtschreibreform wehren. Jetzt – 6 Jahre später und sie kämpfen immer noch verbittert – möchte ich mal meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung zum Besten geben – als ehemaliger Schüler, der beide Schreibungen in der Schule kennen gelernt hat und von alt auf neu umlernen musste. Ich hoffe, man darf sich in diesem Forum auch positiv zur Rechtschreibreform äußern.


Guten Abend,

ich bin, wie Sie, auch ein absoluter „Nichtlinguist“.
Zitat:
Die neue ss/ß-Regel.
Jeder, der sich ernsthaft mit der neuen Rechtschreibung auseinander gesetzt hat, bringt der neuen Regel Anerkennung entgegen. Das ist verständlich, denn sie beendet die verwirrende Zwitterfunktion des Eszetts. Das Eszett ist jetzt „nur“ noch ein eigener Buchstabe, keine Variante von ss mehr. Die Behauptung, man müsse die alte ss/ß-Regel kennen, um die neue anwenden zu können, ist völliger Blödsinn. Die neue Regel ist nachvollziehbar, wenn man einmal verstanden hat, wie das mit den Doppelkonsonanten funktioniert. Können, kann, konnte, könnte – müssen, muss, musste, müsste.
Ich glaube, kein ernst zu nehmender Linguist wird behaupten, dass irgendetwas sprachwissenschaftlich Begründetes für die alte Regel spricht. Höchstens ästhetische Vorzüge mag sie für den einen oder anderen haben – aber das ist alles Gewöhnungssache.

Ah ha. Zuerst möchte ich Sie darauf hinweisen, daß das "ß" auch weiterhin kein eigener Buchstabe ist. Warum sollte er sonst bei reiner Großschreibung in ein SS umgewandelt werden? Das ist doch nicht ganz logisch, oder?

Was ist der Grund für die neue „SS“-Regel? Eine Regel durch eine andere zu ersetzen, sollte ja kein Selbstzweck sein. Die „Reformer“ behaupten, daß dadurch die Handhabung nun ganz einfach wird. Stimmen Sie da zu?

Falls dies so ist, habe ich eine Bitte an Sie, die Sie -- da die Regeln ja jetzt so einfach sind -- sicher ganz schnell erfüllen können: Bitte schreiben Sie die Regeln auf, die notwendig sind, damit ich bei einem mir unbekannten Wort, das ich höre, nach neuer Rechtschreibung entscheiden kann, ob ich für den „S“-Laut nun ein „s“, ein „ss“ oder ein "ß" schreiben muß. Aber bitte nichts weglassen! Wenn Sie das getan haben, werde ich Ihnen eine weitere Frage stellen!

Die ästhetische Frage ist nicht nur eine solche. Es geht um die Lesbarkeit, siehe auch weiter unten. Wie schnell können Sie folgendes (sinnlose, aber nach Dummdeutsch korrekte) Wort lesen: Schlossseeessecke. Die bisher einizige Studie zur Rechtschreibreform kommt übrigens zu dem vernichtenden Urteil, daß sich die Schreibqualitäten der Schüler durch die neue SS-Schreibung verschlechtert haben.

Übrigens wird jeder ernstzunehmender Linguist die alte Regel bevorzugen.
Zitat:
Aufhebung vieler Unterscheidungsschreibungen
Eine der besten Änderungen sind meiner Meinung nach die Aufhebungen der Unterscheidungsschreibungen zwischen wörtlich und im übertragenden Sinn gemeinter Varianten (sitzenbleiben, stehenbleiben). Das hat sowieso nicht funktioniert (baden gehen, fallenlassen), und deshalb ist es nur konsequent diese Differenzierungen fallen zu lassen. Ich lese seit Jahren Bücher, Zeitschriften und die Tageszeitung in neuer Orthographie, und mir ist es noch nie untergekommen, dass aus dem Kontext nicht klar wurde, was genau gemeint war.

Hmm, mit der Argumentationsweise könnte ich sagen: „Es gibt einige Autofahrer, die nicht blinken. Daher ist es besser, das Blinken abzuschaffen. Es ist mir auch noch nie vorgekommen, daß ich letztendlich nicht gesehen habe, wohin das Auto gefahren ist.“

Der sagenumwobene „Kontext“ löst alle Probleme, sei es bei der Unterscheidungsschreibung oder bei der Kommasetzung, Oder auch nicht. Daß die Suche nach dem Kontext die kontinuierliche Aufnahme des Geschriebenen unterbricht, ist offenbar auch unbedeutend.

Wenn es die Möglichkeit zur Unterscheidung gibt, warum soll ich sie nicht nutzen, bzw. warum soll sie verboten werden? Ist es nicht im Interesse sowohl des Lesers als auch des Schreibers, wenn keine Mißverständisse entstehen? Ist es zuviel verlangt, daß sich der Schreiber eine Minute lang Gedanken macht, statt hundert Leser hundert Minuten? Daß der Leser den Text eines Schreibers liest, ist ein reines Entgegenkommen des Lesers. Es gibt glücklicherweise eher wenige Fälle, wo jemand gezwungen wird, etwas zu lesen, was er nicht will. Sollte daher nicht der Schreiber, sozusagen als „Dankeschön“, versuchen, das Lesen so einfach wie möglich zu gestalten? Soll der Schreiber so arrogant sein, daß es ihn nicht interessiert, ob der Leser etwas mit dem von mir geschriebenen Text anfangen kann?

Wieoft würden Sie in ein Restaurant gehen, wo Ihnen kaltes Essen und warmes Bier auf Papptellern, Pappbechern und mit Plastikbesteck vor den Latz geknallt wird?
Zitat:
Vermehrte Großschreibung
Da ich nicht vom Fach bin, kann ich schlecht beurteilen, was man als Substantiv auffassen muss und was nicht. Jedenfalls heißt es schon in alter Rechtschreibung „ein großes Ganzes“, während es in der Wendung „im großen und ganzen“ plötzlich kleingeschrieben werden soll. Wie gesagt, ich bin kein Linguist, aber richtig schreiben sollen auch Nichtlinguisten können, und die neue Groß- und Kleinschreibung ist intuitiv nachvollziehbar.

Wenn Sie sich die Wörterliste von Stephanus Peil auf diesen Seiten anschauen, werden sie erkennen müssen, daß hier absolut nichts intuitiv nachvollziehbar ist. Im Gegenteil werden durch die Reform noch Großschreibungen eingeführt, bei denen das entsprechende Wort weder ein Substantiv ist noch substantivisch verwendet wird.
Zitat:

Getrennt- und Zusammenschreibung
Dafür braucht man nach alter wie neuer Rechtschreibung einen Duden zur Hand. Grundsätzlich halte ich aber den Ansatz, keine unzähligen Einzelfestlegungen zu machen, sondern stattdessen Regeln für die Zusammen- und Getrenntschreibung einzuführen, für richtig.
Viele Änderungen sind auf den ersten Blick sinnvoll (wie viel, gut bezahlt), manche gewöhnungsbedürftig (fertig stellen, selbst gemacht).
Es wurde auf diesem Gebiet zuletzt vieles liberalisiert, was ich sehr begrüße. Ob nun jemand „weit reichend“ oder „weitreichend“ schreibt, ist doch völlig egal. Es ist beides gleich gut verständlich.

Auch hier sollten Sie mal ganz unvoreingenommen und unaufgeregt in die oben erwähnte Wörterliste und in die Regelwerke schauen. Waren vielleicht die Regeln der alten Rechtschreibung diesbezüglich schwierig, sind sie jetzt absolut undurchschaubar geworden, insbesondere durch die jüngste Pfuscherei.
Zitat:

Fremdworteindeutschung
Braucht man nicht groß drüber zu diskutieren. Ob der Duden nun Majonäse, Büro, Kautsch, Scheff oder sonst was vorschlägt, oder ob jemand anderes Portmonee, Ketschup und Fantasie vorschlägt – manches wird angenommen und setzt sich durch (Büro, Majonäse, Fantasie) und manches wird eben nach einiger Zeit wieder aus dem Duden gestrichen. Das ist ein guter Weg.

Etymologie, „Volksetymologie“
Die Änderungen auf diesem Gebiet halte ich teilweise für schlecht (schnäuzen, gräulich), teilweise für gut (überschwänglich, Tollpatsch). Dass der Tollpatsch nicht toll ist, ist auch so klar. Das Tollhaus hat auch nichts Tolles an sich.

Sie werden hier im Forum keinen finden, der nicht der Auffassung ist, daß die deutsche Sprache lebt. Es ist aber ein Unterschied, ob man Schreibweisen „legalisiert“, die schon über Jahre oder Jahrzehnte in Gebrauch sind, oder ob man, so wie die Reformer, am grünen Tisch Schreibweisen ausdenkt, sie zu bevorzugten Version bestimmt, und, im schlimmsten Fall, die etablierten Schreibweisen dann einfach verbietet. Letzeres ist unerhört und hat mit Sprachpflege und „lebendiger Sprache“ absolut nichts zu tun.

Sprachpflege ist wie Gartenpflege -- man muß das Unkraut entfernen. Und „Volksetymologien“, die falsche Assoziationen bilden, gehören definitiv zum Sprachunkraut.

Übrigens steckt im „Tollhaus“ das Herumtollen, was, falls Sie die Bedeutung nicht kennen, eine Beschreibung u.a. für das intensive, überdrehte Spiel von Kindern ist. Das gleiche „Toll“ kommt beispielsweise in „Tollwut“ vor.

Das „Toll“ in „Tollpatsch“ hat aber weder mit obiger Definition etwas zu tun noch mit Ihrer Definition im Sinne von „gut“ und „hervorrangend“.
Zitat:

Vielleicht sollten Sie einfach etwas lockerer mit diesem Thema umgehen. So schlecht ist die neue Rechtschreibung gar nicht.


Vielleicht sollten Sie sich etwas ernsthafter mit dem Thema auseinandersetzen. Dann würden Sie auch einsehen, daß Ihre Argumente unhaltbar sind.
Zitat:
Ich hoffe, dass hier auch ein Nichtlinguist und noch dazu Reformbefürworter seinen bescheidenen Senf dazugeben darf.

Bescheiden, in der Tat, da Sie keine neuen Argumente vorbringen.
Zitat:
In diesem Sinne, viele Grüße

Kurt

mfg.

Klaus Malorny

 

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Elke Philburn
08.10.2004 20.41
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Wie alle Reformbefürworter irrt Kurt sich mehrfach.

1. Das Eszett war schon immer ein Buchstabe für sich – siehe „daß".

2. Die vermeintliche Leichtigkeit, mit der Erwachsene die neue s-Schreibung erlernen, beruht darauf, daß sie die alte bereits beherrschen – also bereits wissen, wo ein Eszett steht. Dieses wird bei Kurzvokal durch Doppel-s ersetzt, und mehr ist nicht nötig. Es wird aber vergessen, daß ein Kind über dieses Vorwissen nicht verfügt. Die Anwendung der Vokalregel würde beim Neulernen zu Fehlern führen.

3. Wie so viele Reformbefürworter bezieht sich Kurt nicht auf die Schreibpraxis vor der Reform, wenn er die angeblichen „Schwierigkeiten“ moniert, sondern auf die Duden-Regeln. Es wird also so getan, als seien Schreibpraxis und Duden-Regeln ein und dasselbe gewesen, was natürlich nicht stimmt.

4. Kurt sitzt dem Irrtum auf, man könne doch einfach ein paar neuerfundene Varianten hineinstreuen, und irgendwann werde sich herausstellen, welche davon angenommen werde und welche nicht. Tatsache ist, wenn die Schulen „Portmonee“ lehren, die Zeitungen (auch die „umgestellten“) dagegen „Portemonnaie“ schreiben, haben wir unterschiedliche Standards. Und die können auf unbegrenzte Zeit nebeneinander existieren. Überhaupt ist das Erfinden von Schreibvarianten ein höchst zweifelhaftes Vorgehen, das durch keinerlei Zweckerfüllung gerechtfertigt ist, dafür aber erheblichen Schaden an der Einheitlichkeit der Orthographie anrichten kann.

– geändert durch Elke Philburn am 09.10.2004, 01.48 –
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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Stephan Fleischhauer
08.10.2004 20.03
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Dieser Tonfall ist für Herrn Markner ganz normal. Dafür schätzen wir ihn alle. Kurz und schmerzhaft!
Die Argumentation von MasterProppa ist ganz beachtlich. Vielleicht mag es deshalb mit ihm keiner aufnehmen. Gerade zu den beiden Themen, in denen er Zurückhaltung übt (Groß-/Kleischreibung und Zusammen-/Getrenntschreibung) ist natürlich sehr viel zu sagen. Habe leider jetzt keine Zeit. Vielleicht später.

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