Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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Meine Gedanken zur neuen Rechtschreibung
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Fritz Koch
11.10.2004 14.46
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Prüffragen und Ersetzungen

Stehen bleiben, sitzen bleiben, hängen bleiben antwortet auf die Frage „welcher Zustand herrscht jetzt?“ und kann ersetzt werden durch die 'westfälische Dauerform' „ich bin am Stehen, Sitzen, Hängen“.
Stehenbleiben, sitzenbleiben, hängenbleiben antwortet auf die Frage „was ändert sich jetzt?“

Es stellt sich also immer die Prüffrage:
Herrscht ein Zustand (unvollendete Tätigkeit, imperfektiver Aspekt)
oder ändert sich etwas (vollendete Tätigkeit, perfektiver Aspekt)?
Der Vergleich mit den beiden Aspekten slawischer Verben ist hier sehr hilfreich.
– geändert durch Fritz Koch am 12.10.2004, 00.05 –

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Monika Chinwuba
11.10.2004 14.32
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Tun oder tätig sein?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Georg Zemanek
Manchmal werde ich das Gefühl nicht los ...

Sie sind schon ziemlich nah dran, Herr Zemanek.

Überlegen wir uns doch einmal, was das „tun“ – gleichgültig, ob aus eigenem Handeln geboren oder als Befehl ausgeführt – von dem „tätig sein“ unterscheidet.

Mit TUN verbindet man in der Regel ein Handeln, das zu einem beabsichtigten Ziel führt (in meiner Sprache sage ich: Ziel(T) Wirkung(U) machen(N)). Tun bewirkt gewisse Zustände. Deshalb ist es auch ganz richtig, wenn ein anderer Forumsteilnehmer dieses Phänomen mit „plötzlich“ beschreibt. Hier wird auseinander geschrieben, zur Verdeutlichung der Satzbau meist umgestellt.

Tätigkeit hingegen wird offiziell, z. B. in der juristischen Literatur, als „Arbeit des Verstandes“ definiert. Tätigkeit ist dem Anlaß entsprechend zweckverfolgend (Ein gefundener Hammer soll hämmern können). Tätigsein hat mit sich dauernd ändernden Umständen und Zuständen zu tun. Wir können endlos tätigsein (s. a. „Die Tätigkeitsgesellschaft“), ohne unseren Zweck zu erfüllen. Der Zweck fragt hundertmal wozu und weshalb, aber selten warum und wieso. Mit Zielen ist das anders. Ein Ziel können wir nur einmal erreichen. Mag es auch lang dauern, ganz gewiß führt ein Weg dorthin.

In der Sprache unterscheiden wir das TUN zwischen dem Befehl 'stehen bleiben' oder der Aussage 'ich bleibe stehen' vom TÄTIGsein wie 'die Uhr ist stehengeblieben' oder 'ich bin sitzengeblieben'. Denn 'stehenbleiben' und 'sitzenbleiben' ist ein tätigsein, von dem aus wir unsere Position wieder verändern können (die Bleibe ist zudem keine Heimstatt), um erneut dem beabsichtigten Zweck zu folgen (bei der Uhr ordnungsgemäß die Zeit anzuzeigen, beim Schüler endlich das Klassenziel zu erreichen).

Die beiden unterschiedlichen Handlungsebenen werden bei der Getrennt- und Zusammenschreibung verdeutlicht. Meist werden sie intuitiv erfaßt.

Die von Kurt dargelegte Regel „alles was steigerbar ist auseinander schreiben“ mag vernünftig sein, und auf die TUN-Ebene passen. Die Regel gilt aber nicht für 'krankschreiben', 'stehenbleiben' und 'sitzenbleiben'. Denn krank war man bisher in unserer Gesellschaft erst, wenn es jemand feststellte. Und ehrlich gefragt: ist stehen bleiben und sitzen bleiben steigerbar? Die möglicherweise vernünftige von Kurt vorgebrachte Regel gehört zu diesen Worten nicht.

In diesem Zusammenhang komme ich auf die Art und Weise, wie die Neue Rechtschreibung durchgefochten wird, zurück. Irgendwo habe ich gelesen, möglicherweise bei der vrs.ev., daß die #allgemeine Tendenz zur Zusammenschreibung unterbrochen werden soll#. Das wäre allerdings hochpolitisch. Die gewollte Konditionierung weg vom Zweck (Friede, Freude, Eierkuchen und das ganze nochmal) hin zum Ziel (globale ziellose Massen zu dirigieren?) beginnt am besten in den Schulen. Die Substantivierung von Verben ist wohl ein weiterer Weg zum Ziel. Freunde und Gegner der neuen RS sollten sich über die politischen Ziele auch Gedanken machen.
__________________
Monika Chinwuba

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Stephan Fleischhauer
11.10.2004 10.27
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Nachtrag zu stehen_bleiben: Lieber Kurt, es ist gar nicht so verwirrend. Bei Gebilden mit bleiben und lassen hat man immer wieder diese zwei Bedeutungen: plötzlich stehenlassen (z.B. jemanden plötzlich verlassen), aber: eine Zeitlang stehen lassen. Liegenlassen (=verlieren), aber liegen lassen. Stehenbleiben bedeutet „plötzlich stehen“, hängenbleiben „plötzlich (fest)hängen“ usw.

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Ursula Morin
11.10.2004 10.25
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Hopfen und Malz ...

Zu Frau Chinwubas Tip: Ich habe über die Jahre schon des öfteren mit Meister Proppa diskutiert. Es hat wirklich keinen Sinn und ich habe mich diesmal nur darauf eingelassen, weil ich die Hoffnung hegte, er wäre zwischenzeitlich etwas einsichtiger geworden.

Wie Sie merken werden, falls er sich wieder melden sollte, ist er an einer Klärung von Zweifelsfällen gar nicht interessiert, sondern hat es nur darauf abgesehen, absurde Behauptungen in den Raum zu stellen (siehe z.B. die Ausführungen zu „wohlfühlen“, wo er die unterschiedlichen Betonungen, die es nun einmal de facto gibt (falls man Deutsch als Muttersprache hat) nicht berücksichtigt. Mit anderen Worten, er versucht immer mal wieder, den Leuten im Forum ein Bein zu stellen. Dann macht er einen Rückzieher und freut sich darüber, welche Erregung er damit ausgelöst hat.

Es bringt wirklich nichts .... glauben Sie mir (aber versuchen Sie gerne, ihn wieder aus der Reserve zu locken. Ich würde mich natürlich über einen Erfolg, d.h. eine tatsächliche Reaktion auf das Gesagte, freuen).

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Georg Zemanek
11.10.2004 08.10
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stehen bleiben

Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, daß bei der Verwendung zweiter Verben das zweite den Charakter eines Hilfszeitwortes hat, wenn man getrennt schreibt:
stehen können, sitzen können, sitzen bleiben, essen gehen.

Im Gegensatz dazu ist das zusammengeschriebene Wort ein eigenständiger Begriff sitzenbleiben, bei dem die Tätigkeit oder der Zustand nicht auf dem Zusammenspiel einer Tätigkeit (sitzen, essen) mit einem eigenen Vermögen (können, bleiben, gehen) beruht, das die Tätigkeit erst ermöglicht, die im ersten Verb zum Ausdruck kommt.

Eine strenge Regel ist das natürlich nicht.

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Stephan Fleischhauer
11.10.2004 07.52
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Zu stehen bleiben und dergleichen. Man könnte die sehr häufigen Zusätze von Verben grundsätzlich getrennt schreiben. (Interessanterweise schlägt das Erich Drach in seinem hier schon oft zitiertem Satzlehrebuch vor.) Es gibt jedoch einen Übergangsbereich zwischen solchen Zusätzen, die nie jemand getrennt schreiben würde (z.B. abwaschen, wiederkäuen), und solchen, die niemand zusammenschreiben würde (krankenhausreif schlagen). Und es gibt hier „ungeschriebene Gesetzmäßigkeiten“, Intuitionen, auf die selbst Reformbefürworter nicht verzichten wollen. Das merkt man daran, daß diese Befürworter ständig die neuen Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung kritisieren. lahmlegen gilt vielen, obwohl es sich um eine trennbare Fügung handelt, als ein Wort. Allerdings gibt es hier Unterschiede. Ein bißchen kann man das auch anhand der Wortstellung zeigen. Man kann nicht sagen: weil er den Teller ab hätte waschen sollen (nur: weil er den Teller hätte abwaschen sollen), aber man kann vielleicht sagen: weil er ihn hinauf hätte bringen sollen, ganz sicher aber: weil er ihn mit nach Hause hätte nehmen sollen oder kurz und klein hätte schlagen sollen. (Kann der Zusatz in den Beispielen vor hätte stehen?) Das soll jetzt keine Regelformulierung sein! Ich will nur demonstrieren, daß der Zusammenhang zwischen Verb und Zusatz unterschiedlich stark ist. Vielleicht muß man unterscheiden zwischen „echten“ Verbzusätzen, die nie im Mittelfeld stehen, und z.B. „Resultativadverbien“. Aber eine für Schüler verständliche Regel, die die Schreibintuition richtig erfaßt, wird es wohl nie geben. Die Neuregelung aber ist kontraintuitiv, das wissen inzwischen selbst die Reformer. Die alte Dudendarstellung war es z.T. auch. Zu krank schreiben: Die Steigerbarkeit interessiert überhaupt nicht; krank wird ohnehin selten gesteigert. Man könnte eher fragen, ob jemand vom Schreiben krank wird – indem er sich völlig um den Verstand und ganz krank schreibt. Dann mag er sich krankschreiben oder ganz und gar krank schreiben. Wer etwas rotstreicht, fragt sich doch nicht, ob er es noch roter streichen kann. Ich sehe die Schüler hier mit rauchendem Kopf über ihren Heften.
Es ist auch nicht richtig, daß die Schule in jeder Hinsicht klare Vorgaben braucht. Man muß nicht alles zum Unterrichtsgegenstand machen, und man muß auch nicht alles, was falsch ist, anstreichen.

Zitat Kurt: „Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten.“
Blüml weiß ganz genau, daß die Reformer selbst jahrelang vergeblich versucht haben, Korrekturen an ihrem Werk durchzusetzen. Sie scheiterten an den Kultusministern.

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Stephan Fleischhauer
11.10.2004 06.52
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Re: Die phonetische Schreibweise der Silben-Enden

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Fritz Koch
... eine Verbesserung der Lesbarkeit und der Markierung des Silben-Endes (außer bei der 3. Person Singular Präsens: er haßt).
Wahrscheinlich war du haßt gemeint.

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Monika Chinwuba
11.10.2004 06.07
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Re: Da ist Hopfen und Malz verloren ...

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ursula Morin

und wenn Sie weiterhin nicht begreifen...ist Hopfen und Malz verloren.
...melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihre Muttersprache ordentlich gelernt haben.


Nicht aufgeben, Frau Morin. Ja, zu überzeugen ist schwierig. Aber man kann obsiegen, indem beide Teile gewinnen. Doch das geht nicht durch Ausschließung, sondern nur durch eine einleuchtende Story.
__________________
Monika Chinwuba

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Ursula Morin
10.10.2004 21.55
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Da ist Hopfen und Malz verloren ...

Lieber Meister Proppa,
wenn Sie nicht einsehen, daß es eine Schwierigkeit für Lernende darstellt, falls „zurzeit“ geschrieben, aber „zur Zeit“ gesprochen wird, d.h. wenn eine der Hauptregeln der deutschen Aussprache nicht mehr ihren Ausdruck in der Schriftsprache finden soll ...

und wenn Sie weiterhin nicht begreifen, daß „Mess-Systeme“ ungleich häßlicher als „Meßsysteme“ ist, ja dann ...

sind Hopfen und Malz verloren.

Genauso gut könnte ich versuchen, einem Blinden die Farbe Rot zu erklären. Aber warum auch ...

Ich geb's auf – melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihre Muttersprache ordentlich gelernt haben.

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David
10.10.2004 19.12
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Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa

Herr/Frau Margel, der Unterschied zwischen stehenbleiben und stehen bleiben nach alter RS ist mir bekannt. Die Unterscheidung nützt mir beim Lesen überhaupt nichts (aber das habe ich doch schon alles vorher dargelegt).


Ich darf einmal ganz vorsichtig anfragen, mit welcher Art von Texten Sie sich hauptsächlich beschäftigen? Natürlich gibt es Texte, in denen es vollkommen gleichgültig ist, ob ich mit der Sprache arbeite (indem ich etwa unter Einsatz von Aspekten Handlungs- und Bedeutungsdifferenzierungen ökonomisch und nicht zuletzt auch elegant herausarbeiten kann), um eine Information (i.w.S.) weiterzugeben.
Wenn ich beispielsweise in einem Kleinwagen sitze (zwei Sitze, 120 Liter Kofferraum) und damit in der Innenstadt zur Hauptverkehrszeit mich überall gut durchwühlen kann, kann ich natürlich dem Lastwagenfahrer höhnisch zurufen: „Wofür so ein dickes Auto? Vollkommen überflüssig! Abschaffen, sofort!!“ Wenn ich allerdings mein Fahrzeug dazu benutzen muß, tonnenschwere Lasten innerhalb einer befristeten Zeitspanne zu befördern, dann nützt mir der Kleinwagen nicht viel. Und ein Lastwagenverbot bringt dann auch rein gar nichts.
Sie verstehen hoffentlich, worauf ich hinaus will.


Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa

Herr Koch, Sie merken etwas Wichtiges an. Man könnte auch festlegen, dass stehen bleiben „weiterhin stehen“ bedeutet, und stehenbleiben „zum Stehen kommen“ bedeutet – sehr verwirrend. Es ist einfacher, die Wörter generell auseinander zu schreiben, beim Lesen wird die entsprechende Bedeutung in Sekundenbruchteilen erfasst.


Was zum Geier ist daran verwirrend? So eine „Festlegung“ muß man nicht festlegen, es ergibt sich aus dem gesunden Sprachverständnis heraus.
Ich glaube, Sie sollten sich wirklich einmal mit ihrer eigenen Sprache auseinandersetzen. Verzeihen Sie, wenn das jetzt ein wenig hochnäsig klingen sollte, aber es gibt Dinge, für die ich mittlerweile nicht nur kein Verständnis mehr aufzubringen in der Lage bin, sondern auch gar kein Verständnis mehr aufbringen will.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von MasterProppa

Frau Philburn, wer hat das Chaos, das Nebeneinander von zwei Orthographien, denn verursacht? Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten.


Ganz formal: Wenn ich ein funktionierendes und allgemein anerkanntes System durch ein neues ersetzen will, ohne Praktikabilität und Funktionalität qualitativ zu senken, dann muß ich nachweisen, daß mein neues System das auch zu leisten in der Lage ist. Die Beweislast liegt bei mir.
Wenn ich es allerdings aus opportunistischen Gründen einfach gedankenlos durchboxe, nachweislich dadurch Qualität aufgrund von heillosem Chaos sinkt, dann kann ich mich nicht hinstellen und sagen: „Wer macht denn hier das Chaos? Ihr hättet ja direkt nachgeben können!“

So gesehen könnte ich auch sagen: „Warum beschweren sich alle darüber, daß in Kriegen so viele Leute sterben müssen. Wenn einer angreift, dann kann sich der Angegriffene ja auch direkt ergeben. Spart Opfer.“

So etwas empfänden Sie doch auch schon nicht mehr nur als unverschämt, habe ich recht?

Nachtrag: Im übrigen schließe ich mich margel an: Sie haben ungeheure Informationsdefizite.
– geändert durch David am 11.10.2004, 16.12 –

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Elke Philburn
10.10.2004 17.29
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Zu Masta Proppa:

Mit welchen Maßnahmen man Reformkritiker an der Mitsprache gehindert hat, wurde in diesem Forum schon so oft erwähnt, daß ich wenig Lust habe, das nun alles noch einmal aufzurollen. Es wäre auch unsinnig zu behaupten, wenn sich doch nur die Reformkritiker ein wenig mehr angestrengt hätten, daß sie dann das gegenwärtige Chaos hätten vermeiden können. Eine Reform wie diese hätte in jedem Fall dazu geführt, daß zwei Rechtschreibungen nebeneinander existieren. Man hätte also das Durcheinander eh in Kauf genommen. Wenn Sie Icklers Schriften ein wenig kennen, werden Sie wissen, daß man eine Erleichterung in der Orthographie ohne Chaos und mit viel weniger Aufwand hätte haben können. Dann wäre allerdings eine Kommission, die sich über viele Jahre für ihre Tätigkeiten bezahlen läßt, ziemlich überflüssig gewesen.
__________________
http://www.vrs-ev.de/

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margel
10.10.2004 12.58
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Informationsdefizite

Hallo, Kurt, ich vermute, daß Sie über den Verlauf der Diskussion über die Jahre hinweg doch nicht so gut informiert sind wie die meisten der hier Anwesenden. Dazu zwei Fagen:1. Haben Sie mitbekommen, wie die Kommission vor nicht langer Zeit die Deutsche Akademie in nicht zu überbietender Überheblichkeit abgebügelt hat? (Zum Stichwort „Konstruktive Mitarbeit“)- 2. Warum lehnen Ihrer Meinung nach laut Umfragen 7 Jahre nach der Einführung weiterhin ca. zwei Drittel der Befragten die Reform ab? – Außerdem wüßte ich gern noch, ob und wie gut Sie das Amtliche Regelwerk kennen. Das nämlich ist die Grundlage aller ernstzunehmenden Diskussion, nicht irgendwelche ausgestreute Zweckpropaganda und persönliche Vorlieben. Es geht in erster Linie um den Rechtschreibunterricht in der Schule und die versetzungs- und abschlußrelevante Benotung der Rechtschreibfähigkeiten der Schüler. Das ist der Prüfstein. Und am 1. August 2005 schlägt die Stunde der Wahrheit. Daß daneben die Reform ein Kulturgut nachhaltig beschädigt hat, steht auf einem anderen Blatt. Haben Sie den Aufsatz von Prof. Munske in der FAZ gelesen oder den Kommentar des Verfassungsrechtlers R. Scholz? Ich frage dies nicht, um Sie als unwissend erscheinen zu lassen, sondern um das Niveau abschätzen zu könne, auf dem man sich eventuell weiter unterhalten könnte.

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MasterProppa
10.10.2004 11.47
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Frau Chinwuba, dass man krank schreiben jetzt zusammenschreibt, hat wohl nichts mit übertragener oder wörtlicher Bedeutung zu tun. Eher damit, dass man einen Menschen nicht kränker schreiben oder besonders krank schreiben kann. Man kann aber Gemüse klein hacken, oder auch kleiner hacken oder besonders klein hacken. Die neue RS bietet also immerhin ein paar kleine Faustformeln, an denen man sich orientieren kann. Das kann die alte RS nicht bieten, da der Duden jede Schreibung regelunabhängig einzeln festgelegt hat.

Herr Lindenthal, zu den Kommaregeln kann ich leider nicht viel sagen. Ich setze Kommas grundsätzlich „nach Gefühl“. Auf jeden Fall sollten die Kommaregeln in den Schulen samt aller Kann-Regeln gelehrt werden, da gebe ich Ihnen Recht.
Den Kindern war es auch schon bisher verboten, in Diktaten Wörter wie „erstmal“ oder „Oma’s Hühnersuppe“ zu schreiben, obwohl die viel beschworene Sprachgemeinschaft genau diese Schreibweisen bevorzugt. Privat können die Kinder doch Handvoll oder bekanntgeben schreiben, nur muss sich der Deutschunterricht nun mal an irgendwelchen Vorgaben orientieren. Tiefgreifend und hierzulande sind, soweit ich weiß, übrigens immer noch korrekt.

Herr/Frau Margel, der Unterschied zwischen stehenbleiben und stehen bleiben nach alter RS ist mir bekannt. Die Unterscheidung nützt mir beim Lesen überhaupt nichts (aber das habe ich doch schon alles vorher dargelegt).

Herr Koch, Sie merken etwas Wichtiges an. Man könnte auch festlegen, dass stehen bleiben „weiterhin stehen“ bedeutet, und stehenbleiben „zum Stehen kommen“ bedeutet – sehr verwirrend. Es ist einfacher, die Wörter generell auseinander zu schreiben, beim Lesen wird die entsprechende Bedeutung in Sekundenbruchteilen erfasst.

Frau Philburn, wer hat das Chaos, das Nebeneinander von zwei Orthographien, denn verursacht? Hätten die Reformgegner konstruktiv an der Neuregelung mitgearbeitet (Dr. Blüml sagte bei Sabine Christiansen, dass man zahlreiche Organisationen um ihre Meinung bat [PEN, Akademie für Sprache und Dichtung usw.]), wäre man zu einer für alle zufriedenstellenden Lösung gekommen. Diese neue Schreibweise hätte sich dann schnell durchgesetzt, und kein Chaos wäre eingetreten.

Frau Morin, für die Betonung eines Wortes spielt es keine Rolle, ob es zusammen- oder auseinander geschrieben wird. Kleines Beispiel, das auch nach alter RS gültig ist: Wie wird er sich wohl fühlen? Wird er sich wohl fühlen oder schlecht fühlen? Beides auseinander geschrieben, beides völlig verschieden betont. Zweites Beispiel: auf Grund, aufgrund. Zusammen oder auseinander – egal – beides gleich betont. Zurzeit spricht man genauso wie zur Zeit. Es gibt bei der Betonung auch keinen Unterschied zwischen „weit reichend“ und „weitreichend“ – es wird beides, wenn Sie so wollen, wie das gute alte weitreichend gesprochen.
Was ist denn so tragisch an drei aufeinander folgenden Konsonanten? Und sieht Schifffracht (alte RS) besser aus als Schifffahrt? Wenn ihnen Messsysteme so sehr missfällt, können Sie ja auch Mess-Systeme schreiben.

Herr Malorny, ich stimme Ihnen bei der neuen Untrennbarkeit von ck zu. Das ist genauso dämlich wie das alte „trenne nie st, denn es tut ihm weh“. Eine Fehlentscheidung meines Erachtens, aber vielleicht wird der Rat für deutsche Rechtschreibung das noch ändern.

Sonntägliche Grüße
Kurt

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Monika Chinwuba
10.10.2004 11.24
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Schreiberleichterungen - warum eigentlich?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Herrenleij heißt hier in Bad Ems ein versteckter wunderbarer Aussichtpunkt, ... Möchte wissen, ob Kindern in der Schule zugemutet wird, den Namen .. öm Leyendecker. auf Leute zurückzuführen, die Dächer decken können. Womit wohl, mit hervorragendem Fels?

Die Sprache ist nicht gegenständlich. Wir verkünden in der Sprache keine objektiven Merkmale der Welt (hervorragender Fels)- das können wir wie die Bienen auch ohne menschliche Sprache zeigen – sondern unser Geist versucht im wahrsten Sinne des Wortes, sich mit einem anderen Geist zu vereinigen (Kommunion). Wäre diese Möglichkeit nicht gegeben, wäre unser Geist allein auf der Welt.

Mit der Sprache versuchen wir durch Laute, Betonung, Wort- und Satzbau Unterscheidungen der eigenen Feststellungen zu fremden Feststellungen zu übertragen, durch Unterscheidungen den Dingen eine bestimmte Bedeutung zu geben, und liefern auch zugleich die 'Anker' der beabsichtigten Kommunikationsrichtung und des angedienten Sozialgefüges mit. Wir geben an, WIE unsere Nachricht verstanden werden soll.

Die Silbe -ley ist eine solche sichtbar gemachte Verständnisbrücke. Sie taucht überall dort auf, wo etwas entfaltet wird und vom Interessierten 'geöffnet' werden kann. Es handelt sich um eine sehr alte Silbe, die öffentlich Besorgung versprach. Ist so gesehen die Herrenleij nicht eine wunderbare Aufforderung? Die Endverschriftung ist wahrscheinlich aus den Lauten -ei- und -j- entstanden (deshalb die Erklärung Ihres Schriftsetzers: y = ij). Deijn und Deyn ist deshalb dasselbe, nur in anderer, besser lesbarer Verschriftung. Das -d- bezeichnet in der deutschen Sprache die Verbundenheit, die Bindung zu nachfolgendem. Ist so gesehen Deyn nicht ein phantastischer, mutmachender Anker?

Ich bin deshalb gegen die Reform, weil sie aus unserem Schriftbild weitere Codes (Communio-Hinweise) entfernt. Während der Sprecher solche Hinweise durch Mimik und Verhalten noch liefern kann, muß die Schrift dies im Zeichen deutlich machen. Macht sie dies aber im Zeichen deutlich, können wir den falschen Sprecher bis zu einer gewissen Schwelle wahrnehmen und ihm bis dahin Paroli bieten.

Den Kindern durch falsche Methoden, wie einfachste Stammableitungen und sinnleere Worttrennungen die Lust an der Sprache zu verderben, ist für mich ein Frevel. So erziehen wir Verfügbarkeit, Entsendbarkeit, Trennbarkeit, kurz den homo abstractus, dem die Peripherie unserer Gesellschaft zugewiesen werden kann. Wir bewirtschaften Kinder, anstatt sie geistig zu bilden.


__________________
Monika Chinwuba

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Fritz Koch
09.10.2004 23.32
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Die phonetische Schreibweise der Silben-Enden

ist mit dem Mittelhochdeutschen ausgestorben, in welchem man die Auslautverhärtung der Konsonanten noch schrieb: Kint, Kinder.
Seitdem wird die Auslautverhärtung nicht mehr geschrieben, sondern nach dem Stammprinzip und entgegen der Aussprache geschrieben: Man spricht [Kint], aber schreibt Kind wegen Kinder.
Entsprechendes gilt für silbenauslautendes s: Man spricht [Hauß], aber schreibt Haus wegen Häuser.
Die phonetische Schreibweise am Silben-Ende ist also seit dem Mittelalter abgeschafft und durch die Stammschreibung ersetzt worden. An diesem Grundsatz der deutschen Sprache hat auch die Rechtschreibreform nichts geändert.

Daß ss am Silben-Ende und vor der Verb-Endung t durch ß ersetzt wurde, ist eine Verbesserung der Lesbarkeit und der Markierung des Silben-Endes (außer bei der 2. und 3. Person Singular und der 2. Pers. Plural Präsens: du haßt, er haßt, ihr haßt).
– geändert durch Fritz Koch am 11.10.2004, 09.43 –

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