Schleswig-Holsteinischer Elternverein e.V.
Pressetext
Heikendorf / Kiel, zum 1. April 2009
Zur Dezentralisierung der Landesregierung
Willkommen auf der Bildungsinsel!
Bildungspolitik jetzt ganz unterirdisch!
Heikendorf / Kiel – „Einen vernünftigen Schritt“ nannte U.Kliegis, Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Elternvereins e.V., heute in Kiel den Plan der Landesregierung, ihre Liegenschaften am Düsternbrooker Weg der neugegründeten Soffin-Haus&Hof g.Zerwaltungs- und Entwertungs-GmbH &Co.KG zu übertragen. „Die stolze Bilanz, daß der Ertrag aus dem Verkauf die Umzugskosten decken werde, ist zwar noch Spekulation, aber wenn es ums Sparen geht, darf man beim Geld nicht kleinlich werden“, so Kliegis weiter. „Wir hoffen, daß dem Ministerpräsidenten nach seinem Entspannungs- und Kennenlerntrip mit dem neuen Wirtschaftsminister ins schöne Kopenhagen sein neues Büro im Hochhaus am Kleinen Kiel, der früheren HSH-Dings-Bank, gefallen wird. Ist zwar „nach hinten raus“, aber weil es im Kellergeschoß liegt, fällt das nicht weiter auf.“
„Richtig glücklich“, so Kliegis weiter, „sind aber alle über den Umzug des Bildungsministeriums nach Helgoland.“ Die Insel litt ja schon länger unter dem Wegschmelzen des Butterberges, was bekanntlich schon früh die als Butterschiffahrtskrise bekannte Vorläuferin der jetzigen Öl- und Safttankerproblematik ausgelöst hatte. Nach einem Hinweis der Bundesliegenschlaffverwaltung auf leerstehende Räume hatte die Gebäudemanagement Schläfrig-Holzrein GbR i.G. schnell geschaltet. Ruck-zuck war das Inventar des Ministeriums in ausgedienten Klassencontainern verpackt („Die Schreibtische waren alle leer!“, staunte ein Möbelträger) und auf dem Weg auf unsere allereinzigste Höchstseeinsel. Dort freut man sich nun über die neuen Dauergäste. Tagsüber stören sie den Touristenbetrieb kaum, weil sie sich da in ihren neuen Räumen aufhalten und versuchen, Licht ins Dunkel ihres Tuns zu bringen. Auf absehbare Zeit wird sich das kaum ändern, was in allen Schulen des Landes mit großer Genugtuung wahrgenommen wird. Da in den nächsten Jahren keine Haushaltsmittel für eine Elektrifizierung, geschweige denn für eine Vernetzung oder eine Telefonanlage verfügbar sind (die Frage der Landesbank nach Sicherheiten muß im Bahnserver steckengeblieben sein) bringen die „Ministeriellen“ nun jeden Morgen ein Talglicht mit zur Arbeit. Wenn das runtergebrannt ist, wissen sie, es ist Feierabend, und freuen sich auf den nächsten Tag. Ansonsten gefallen ihnen die alten Tunnelanlagen aber doch ganz gut. Die sog. „Hausspitze“ residiert dagegen im alten Leuchtturmwärterzimmer. „Die Bildungsinsel als Leuchtturmprojekt“ titelte der Ministeriumssprecher dazu, aus Versehen auf GEW-Papier. Macht ja nichts, wird andersrum ja auch mal verwechselt. Die hämische Bemerkung, daß die Bildungspolitik des Landes schon seit vielen Jahren unterirdisch war, ließ natürlich nicht auf sich warten. Und die Sinnfreiheit des Werbespruchs „Reif für die Insel“ paßt auch irgendwie, stimmten mehrere Kommentatoren überein.
Der bisherige Bürgermeister der Gemeinde Deekelsen, seit dem 1. April neuer Finanzminister, freut sich über sein neues Dienstgebäude. Wenn er so aus seinem Bürofenster über den früheren Marinehafen Olpenitz schaut und im Nordwesten sein altes Städtchen sieht, denkt er sich immer wieder, der hatte schon recht, der von der Insel, man kann hier jeden Morgen glücklich aufwachen!
Und die anderen Ressorts? Der Justizminister hatte es ja gerade noch rechtzeitig geschafft, sein Ministerium geordnet aufzulösen, er freut sich jetzt auf sein tägliches warmes Tellergericht. Die Staatskanzlei hat das Angebot der Kieler Nachbelichten angenommen und siedelt jetzt in der „Alten Rotation“. „Bei uns war es ja schon immer rundgegangen…“ murmelte der Leiter beim Einzug. Immerhin ist die Abstimmung mit den Parteivertretern in den Redaktionen jetzt über die Haustelefonanlage möglich. Man spart, wo man kann. „Rotation ist doch ein alter Hut“, muffelte ein Alt-Grüner. Man kann es eben nicht allen recht machen. „Heißt doch daher auch „Alte Rotation“, giftete ein Regierungssprecher zurück. „Weglächeln! Immer glaubhaft bleiben! Weglächeln!“ – die alten Hasen wissen eben immer noch, wie’s geht.
Der Wissen-, Wirtschafts- und Verkehrsminister hat ein Problem. Die Beltbrücke. Der Rechnungshof hat festgestellt, daß die Kostenstelle „Führung des Brückenbuchs“ vergessen wurde. Da daraus immense Unterhaltungs-, Wartungs- und sonstige Folgekosten abgeleitet werden, erscheint ein Tunnelbau jetzt doch günstiger. Dieser könnte dann gleich bis Helgoland durchgezogen werden, so hat man von dort auch den direkten Zugang zur einstigen Renommiereinrichtung, der Inselschule. Die dient skandinavischen Lehrkräften mittlerweile als Fortbildungsziel. „Hier lernen wir, was man alles falsch machen kann“, nickt eine Teilnehmerin, und bewundert die Lehrer, die manchmal noch zu zweit, meistens jedoch ganz allein auf je einem Tandem sitzen und auf dem Sportplatz im Kreis fahren.
„Unsere früheren Lehrer strampeln sich hier immer noch ab!“, freuen sich die Kinder, wenn sie mittags im Schulbus vom Festland kommen. Seit der Tunnelblick bei Bildungspolitikern als Berufskrankheit anerkannt ist, bevorzugen es die meisten Ministeriums- Inkludierten allerdings, ihre Insel nicht mehr zu verlassen. „Wir lassen hier niemanden zurück!“ – Dieser aus der Taxi-Werbung kommende Spruch hat hier immer noch Gültigkeit. „Er ist zeitlos schön und unverbindlich, solange keiner ein Ziel vorgibt…“ schloß Kliegis seine Ausführungen heute ungewohnt freundlich…
Sperrfrist: 1. April 2009
V.i.S.d.P.: Dr. U .Kliegis, Schleswig-Holsteinischer Elternverein e.V.,
email: Kliegis@elternverein-sh.de
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