Deutsch soll noch mehr Orwellscher Neusprech werden
George Orwell hat in seinem antitotalitären Roman „1984“ die staatlich betriebene Simplifizierung der Sprache und ihre Säuberung von unerwünschten Wörtern beschrieben, die Schaffung von „Newspeak“, so daß unerwünschte Begriffe nicht einmal gedacht werden können.
Während die „Rechtschreibreform“ noch die Vereinfachung unter der Tarnbezeichnung „Erleichterung“ betrieb, in Wirklichkeit aber den Vorsprung der Lernfähigeren zurückstutzen wollte, ist jetzt das „falsche“ Denken der Angriffspunkt derer, die die Verfassung wieder einmal ihrer Ideologie anpassen wollen: Rasse-Begriff soll aus dem Grundgesetz verschwinden
Berlin (afp). Die Fraktionen von SPD und Grünen im Bundestag wollen den Begriff Rasse aus dem Grundgesetz streichen. Sie unterstützen damit einen Vorschlag des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Im Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es, dass niemand wegen seiner Rasse (...) benachteiligt oder bevorzugt werden dürfe. Das Institut hat gefordert, diesen inzwischen international vermiedenen Begriff durch das Verbot rassistischer Benachteiligung zu ersetzen.
Rheinische Post online 15.4.2010 Es soll also die unterschiedliche Herkunft mit verschiedenem Aussehen und anderer Mentalität nicht einmal mehr benannt und gedacht werden können. Als Begründung muß natürlich wieder der Mißbrauch des Begriffes vor allem unter der Nazi-Herrschaft herhalten.
Gewiß waren die Nazi-Rassetheorien genauso Pseudowissenschaft wie Homöopathie, Psychoanalyse und heute der Genderkult. Aber das darf doch nicht dazu führen, daß ein seit Jahrhunderten eingeführtes, in der Verfassung sinnvolles Wort deswegen beseitigt wird.
Die Etymologie des Wortes ist unsicher. Am überzeugendsten ist die Herleitung vom arabischen „ra’as“ (Kopf, … Anfang, Gipfel usw.) mit Anlehnung an ähnlich klingende romanische Wörter. Das Arabische stand im Mittelmeerraum in enger Verbindung zu den nördlichen Nachbarn – durch die spanischen Mauren, auf Sizilien, aber auch im Osten. Malta gehörte sogar seit 1530 zu Italien.
(Die Mutter eines Klassenkameraden unseres Sohnes, eine Malteserin, war überrascht, als ich ihr anhand einiger Schlüsselwörter, ra’as z.B., zeigte, daß ihre Muttersprache eine Variante des Arabischen ist.)
Das Wort hat an sich nicht die geringste abwertende Bedeutung, sondern bezeichnete zunächst nur abweichende Abstammung oder Aussehen. Noch heute ist es positiv gemeint, wenn gesagt wird, eine Frau habe „Rasse“, wobei sie noch nicht einmal zur eigenen gehören muß.
Der Begriff „Rasse“ eignet sich aber nicht zur Klassifizierung von Menschengruppen, weil die genetische Vielfalt ein räumliches Kontinuum ist, dessen Unterschiede sich oft nur durch die Religion erhalten. Nur die Gegenüberstellung lang getrennter Entwicklungslinien läßt deutlichere Abweichungen erkennen.
Nach der Ideologie der politisch Korrekten gibt es daher keine Rassen, was im Hinblick auf die Schwarzafrikaner, die von der übrigen Weltbevölkerung seit etwa 120000 Jahren genetisch abgespalten sind, gewiß falsch ist. Wenn sich auch der Begriff „Rasse“ nicht zur Klassifizierung von Menschengruppen eignet, so bewirkt doch gerade diese Unschärfe, daß alle Menschen damit im Gesetz erfaßt sind.
Der beabsichtigte Ersatz durch „rassistische Benachteiligung“ verwendet wieder das umstrittene Wort, jetzt aber mit dem Stempel des „Ismus“ als pawlowsches Signal (ebenfalls bei Orwell beschrieben) zum Haß gegen Andersdenkende, nicht unähnlich den bekämpften Rassisten. Eine ähnliche „Sprachreform“ streben die wörtlichen Feinde der Verfassung auch beim Begriff „Volk“ an.
Wenn man den politisch korrekten Zirkus nicht mitmacht, wird man schnell selbst zum Rassisten befördert. Daher nur der Hinweis: Auf meine halbafrikanische Nichte lasse ich nichts kommen.
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