Correctness-Wahn
In Schweden werden Kinderbücher nicht gedruckt, weil sich die Eigentümer der Rechte weigern, Eingriffe zuzulassen, die die Texte der herrschenden politischen Corectness-Ideologie anpassen:
„Die Ture Sventon Bücher sind eine Serie von schwedischen Detektivgeschichten, geschrieben von Åke Holmberg 1948-1973. Sie waren im Lande wohlbekannt und geschätzt, aber Ture Sventon i Paris (1953).wird nun wohl nicht mehr wiederveröffentlicht werden. Der Grund ist, daß der Verleger Rabén & Sjögren das Wort „Neger” aus dem Buch entfernen möchte, und daß die schwedische Schriftsteller-Vereinigung, die die Rechte an dem Buch besitzt, dieses untersagt, da es den Charakter des Buches verändern würde“ (nach Anders Sandberg)
log.practicalethics.ox.ac.uk
Der Titel des Artikels lautet: „Should we Bowdlerize children’s books?” und bezieht sich auf den englischen Arzt Bowdler, der Anfang des 19. Jahrhunderts entschärfte Fassungen Shakespearscher Werke „für Frauen und Kinder“ herausgab.
In anderen Fällen war die Correctness-Schutzstaffel erfolgreicher, bei uns mit „Pippi Langstrumpf“, in den USA bei Mark Twain.
Den Gipfel des Correctness-Infantilismus hat hier gerade der ansonsten wegen seiner demonstrativen Traditionsschreibung und fehlenden Untertänigkeit geschätzte Konkret-Verlag erklommen. In einem „Dichtwettbewerb“ war das Kinderlied von den zehn kleinen Negerlein politisch korrekt mit vorgegebener Anfangs- und Endstrophe neu zu erfinden:
Zehn Migrantenkinderlein
Die waren braun und klein
Eins kam unter den Sarrazin
Da waren's nur noch neun.
[…]
Ein klein Migrantenkind
Das blieb nicht lang aleene
War fruchtbar und vermehrte sich
Da waren's wieder zehne.
Die von links sonst gern gesehene Verhütungs- und Abbruchplanung soll also hier wohl nicht zum Zuge kommen. Der Sieger-Poet verändert die reimlich nicht ganz „dichte“ Schlußstrophe und läßt in allen übrigen Strophen Sarrazin als Kinderschreck oder Kinderfresser auftreten.
konkret-verlage.de
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