Sprachforschung
Murray Gell-Mann, Nobelpreisträger und Quarkforscher, hat sich im Alter Leichterem zugewandt, unter anderem der Sprachforschung, die es bekanntlich auch den hiesigen Linguisten leicht machte, mit dem Anspruch von Wissenschaftlichkeit eine allseits akzeptierte Reform zu entwerfen. Gell-Mann und Merritt Ruhlen wollen nun eine Struktur der „Ursprache“ erkannt haben:
Wie die Mutter aller Sprachen aufgebaut war
„Sie das Mammut sahen“ Wissenschaftler erforschen den Satzbau unserer Vorfahren
Wenn unsere Urahnen sprachen, bildeten sie ihre Sätze vermutlich nach dem Prinzip: Subjekt (S) – Objekt (O) – Prädikat (P). Vor etwa 50.000 Jahren hieß es also in der Ursprache „sie das Mammut sahen“, legen jetzt die Analysen zweier US-Forscher nahe. Wahrscheinlich haben sich alle heutigen Sprachen aus dieser Ursprache entwickelt, sagen Murray Gell-Mann vom Santa Fe-Institut und Merritt Ruhlen von der Stanford-Universität. Die meisten modernen indogermanischen Sprachen, zu denen auch Deutsch gehört, verwenden dagegen den Satzbau S-P-O: „Wir sehen keine Mammuts“. Die urtümliche S-O-P Konstruktion ist aber bis heute die häufigste in den Sprachen der Welt, zeigen die Auswertungen der Sprachwissenschaftler. Warum sich die Reihenfolge in manchen Sprachen drehte, können die Forscher nicht sagen, denn Vorteile der unterschiedlichen Muster seien nicht erkennbar.
… Extrem rar sind den Wissenschaftlern zufolge OPS-Muster und OSP-Folgen: Mammuts sahen sie und Mammuts sie sahen. Diese letzte Konstruktion benutzt übrigens einer wohl der prominentesten Satzverdreher: Jedi-Meister Yoda aus den Star-Wars-Filmen. Das passt zu einem Außerirdischen, denn den Auswertungen von Gell-Mann und Ruhlen zufolge ist das ein sehr untypischer Satzbau für den Planet Erde.
wissenschaft.de 11.10.2011
Aus der Gegenwart auf Spracherscheinungen zu schließen, die älter als 5000 Jahre sind, hat etwas von Kaffeesatzleserei. An dem Gedanken, eine Ursprache erschließen zu können, sind schon etliche gescheitert. Da neben uns auch die Neandertaler, von denen wir seit einer Million Jahre genetisch ziemlich getrennt sind, das Sprachgen FoxP2 besaßen und sicher sprechen konnten, dürften Rückschlüsse auf eine Ursprache illusorisch sein. Was die Satzstellung betrifft, so ist anzunehmen, daß die anfänglich nach Wortarten nicht geschiedenen Begriffsignale zunächst in der Reihenfolge des geistig Vorgestellten angeordnet und erst später durch Konvention einer festeren Ordnung unterworfen wurden.
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