SHEV-Mitteilungen
Liebe Freunde und Mitstreiterinnen,
als Anlage eine Zusammenstellung der heutigen Leserbriefe zum Thema verschleierter Unterrichtsausfall an unseren Schulen sowie die Online- Kommentare zum Thema. Da die Seite von der KN schon aus dem sichtbaren Bereich genommen wurde, habe ich sie als pdf-Version hier drangehängt.
Außerdem habe ich mal im Archiv gewühlt und einen Brief gefunden, den Ralf Stegner 1999 damals als Bildungs-Staatssekretär an die Elternvertreter des Landes geschrieben hat.
Und beachten Sie bitte aktiv die Möglichkeit zum Dialog mit der Bundeskanzlerin wenn es auch recht einseitige Monologe sind sie zwar nicht alle zustimmungsfähig, aber lesenswert.
Ein zustimmungspflichtiges Beispiel finden Sie hier:
http://www.dialog-ueber-deutschland.de/ql?cms_idIdea=2075
Die Tippfehler sind der Eile und der Suche nach der Lesebrille geschuldet...
Ein schönes Wochenende wünscht Euch / Ihnen
Ulli Kliegis
Schleswig-Holsteinischer Elternverein e.V.
Vorsitzender: Dr.med.Ulrich G.Kliegis
Konsul-Lieder-Allee 36, 24226 Heikendorf
Tel. 0431 331144 Fax: 0431 331146
elternverein-sh.de
gemeinschaftsschule-aktuell.de g9jetzt.de
bgsw-ev.de richtige-rechtschreibung.de
nachbar-grundschule.de das-bessere-schulgesetz.de
Opfer dieser Politik sind Schüler, Eltern und Lehrer
Ausfall von Unterricht wird verschleiert
Um eine ernsthafte Diskussion anzustoßen, wäre in einem ersten Schritt erforderlich, dass das Äldungsministerium einmal offenlegt, wie die Statistiken über Unterrichtsausfall geführt werden. Nach meinen langjährigen Erfahrungen als Eternvertreter kann nämlich keine Rede davon sein, dass der von Schülern und Eltern erlebte Unterrichtsausfall sich auch in den Statistiken wiederfindet.
Fragen Sie doch einmal nach, was auf weiterführenden Schulen passiert, wenn die erste oder letzte Stunde ausfällt. Wird die als Unterrichtsausfall erfasst? Was passiert, wenn in der Oberstufe Unterricht ausfällt? Wird dies als Unterrichtsausfall in der Statistik abgebildet?
Gar nicht davon zu reden, was passiert, wenn eine Stunde Chemie ausfällt und ein Französischlehrer diese Klasse beaufsichtigt. Natürlich ist dies statistisch gesehen kein Unterrichtsausfall. Wobei man zugeben muss, dass dies schon fast ein Idealfall ist immerhin ist ein Lehrer im Raum.
Diese Verschleierung ist allerdings nicht den Schulen vorzuwerfen, sondern der Politik, und da macht es leider kaum einen Unterschied, wer regiert. Bislang hat noch jeder Bildungsminister dafür gesorgt, dass die Zahlen ein schönes Bild ergeben.
Die statistischen Zahlen sind politisch gewollte Ergebnisse, und wenn die Zahl einmal nicht passt, dann wird der Erfassungsgrund verändert und nicht die Ursache.
Dies alles bewusst in Kauf nehmend, auch angesichts der teils blamablen Vergleichsergebnisse (PISA etc.), streicht die Landesregierung Stellen, weil angeblich angesichts sinkender Schülerzahlen eine Überversorgung droht. Das ist der eigentliehe Skandal.
„Jede Stunde zählt heißt die Initiative, die Schleswig-Holsteins Bildungsministerium im Jahre 2003 für die Schulen initiierte. Ein Erfolgsmodell, wie das Ministerium seitdem immer wieder betont. Schulen, Lehrer und Eltern sehen das allerdings komplett anders und beklagen einen zunehmenden Unterrichtsausfall. Foto dpa
Neben Schülern und Eltern gehören die Lehrer zu den Opfern dieser Politik. Der weitaus überwiegende Anteil der Lehrer ist hoch engagiert und motiviert, aber das Bildungssystem arbeitet daran, ihnen den Beruf zu verleiden. Glücklicherweise gelingt dies nur in seltenen Fallen.
Leider werden viel zu häufig Krankheitszeiten der Lehrer als Ursache für den Untemchtsausfall angeführt. Nach meiner Erfahrung ist häufig die Krankheit die Folge der verfehlten, auf den Geldbeutel starrenden Bildungspolitik. Auch angesichts leerer Kassen muss der Bildungserfolg im Mittelpunkt stehen und nicht die Frage, wie kann Geld eingespart werden. Die Kosten verfehlter Bildungspolitik sind ungleich höher als der kurzfristige Einsparerfolg.
Ich hoffe sehr, dass es Ihnen gelingt, die tatsächlichen Zustände an unseren Schulen abzubilden und die Politik zu zwingen, mit offenen Karten zu spielen.
Ulf Evers, Wattenbek
Wir wollen uns nicht mehr vertrösten lassen
Ausfall von Unterricht wird verschleiert
Wie traurig, dass wir Eltern seit Jahren genau diese widrigen Umstände in den Schulen bemängeln und sich nichts ändert. Bereits vor vier Jahren, als hier im Kreis Herzogtum-Lauenburg die Gemeinschaftsschulen gestartet sind, hat nach kurzer Zeit die Höhe der Stundenausfälle zugenommen.
Ein großer Aspekt, der mir bis heute nicht klar ist, ist die Tatsache, dass es zwar Fortbildungen gab, diese jedoch nicht verpflichtend von den Lehrkräften absolviert werden mussten. Dass es unter dem neuen „Lehrkonzept zu Schwierigkeiten in der Umsetzung kommt, wussten alle. Die Lehrkräfte sind aufgrund der andersartigen Arbeitsanweisungen verständlicherweise irgendwann überfordert. Nicht zuletzt, weil sich die Klientel der Schüler gesellschaftlich verändert hat. Vielen Schülern fehlt es an Sozialkompetenz oder sie weisen unterschiedliche Lernbeeinträchtigungen auf, so dass ein angemessener Unterricht gar nicht möglich ist.
Bis heute werden an den Universitäten noch keine jungen Lehrkräfte verabschiedet, die die neue Art der Unterrichtsgestaltung erlernt haben. Wir leiden nicht nur am Mangel an Vertretungskräften, auch Fachkräfte für die Bereiche Physik, Musik usw. fehlen seit etlichen Jahren. Für mich eine Unverschämtheit, wie hier mit dem höchsten Gut unserer Gesellschaft, unseren Kindern, umgegangen wird. Alle sprechen von Investitionen in die Bildung. Doch da, wo das Geld dringend benötigt wird,
kommt es nicht an.
Wie lange wollen die Parteien noch untätig zusehen, bis sie endlich einmal auf uns Eltern hören?
Bleibt abzuwarten, ob sich spätestens im Mai nach den Wahlen endlich etwas ändert. Die jetzige Regierung hat es jedenfalls mit der Geduld von uns Elternvertretern übertrieben. Wir wollen uns nicht mehr vertrösten lassen. Wir wollen endlich, dass dem Bildungsauftrag zu 100% entsprochen wird.
Uta Joachim, Ratzeburg
Dilettantischer kann eine Bilanz nicht ausfallen
Zum selben Thema
G8 gestartet ohne Lehrplananpassung, mit dem Y-Modell G8/G9 ein für die Schulen nicht organisierbares System geschaffen, Unterrichtsausfall an allen Schulen in höchster Ausprägung, Lehrerstellenschlüssel, welche eine sinnvolle Vertretung unmöglich machen. Zum Krankenstand unter Lehrern keine Zahlen im Ministerium. Dilettantischer kann eine kultuspolitische Bilanz nicht ausfallen.
Ein Wunder, wie gut sich unsere Schüler unter diesen Voraussetzungen in der Pisastudie schlagen. Und dann kurz vor der Wahl populistisch 450 neue Lehrerstellen fordern! Für wie blöd will der Kultusminister Eltern, Lehrer und Schüler verkaufen?
Dr. Stefan Ellwanqer, Schwedeneck
Schon früher gab es die EVA-Stunden
Zum selben Thema
Schon in der Amtszeit von Frau Erdsiek-Rave aufgrund der Veröffentlichung der weiter fallenden Quote von Unterrichtsausfall in Schleswig-Holstein schrieb ich 2003 in einem Leserbrief, dass die übliche Praxis an meiner damaligen Schule in Kiel, Unterrichtsausfall zu verschleiern, die folgende war: War eine Lehrkraft in der Unteroder Mittelstufe abwesend, wurde eine Lehrkraft aus der Oberstufe als Vertretung eingesetzt. Die Oberstufe wurde derweil mit EVA (eigenverantwortliches Arbeiten = keine Lehrkraft während der Unterrichtsstunde anwesend) beschäftigt. Zum Teil bestand die Hälfte des Vertretungsplans aus solchen EVA-Stunden.
Vorteil: Die EVA-Stunden galten nicht als Unterrichtsausfall und tauchten somit in der Statistik der Schule, die ans Ministerium gemeldet wurde, nicht auf.
Daraufhin wurde ich von unserem Schulleiter abgemahnt, da ich Internes an die Öffentlichkeit weitergeleitet hätte und aufgefordert, in einem zweiten Leserbrief die angeblichen Behauptungen zurückzunehmen. Dass ich diesen nie geschrieben habe, bereue ich bis heute nicht.
Burkhard Theel, Altenholz
Wer trägt dafür die Verantwortung?
Zum selben Thema
Es überrascht mich, dass dieses Thema so „überraschend''' kommt. Die Unterrichtsausfallstatistik ist stärker frisiert als unsere Arbeitslosenstatistik. Das sollte doch bekannt sein.
Ausfall ist kein Ausfall, wenn eine Vertretung den Raum besetzen kann. Was dann dort gemacht wird, ist für die Statistik unerheblich.
Geht man davon aus, dass Stundentafeln zu erfüllen sind, muss die Frage gestellt werden, wer dafür zuständig ist. Damit sind wir dann beim Ministerium für Bildung und Kultur (MBK), das selbst notwendige Qualifikationen nicht organisiert bekommt.
Fremdvertretungen sind die einzige Chance für die Schulen, die nicht immer zielgerichtet, sondern ausfallstatistisch notwendig sind. Die Schultage sind gezählt, und ein Instrument für Vertretung wird nicht gestellt. Man stelle sich einfach mal die Frage, wie gut und geplant die Lehrer eingesetzt werden könnten, wenn es ein Ausfallinstrumentarium gäbe. Dann würde auch die Qualität des Unterrichts nicht leiden, der ausfallbedingt teils nur mit halber Besetzung läuft!
Offen bleibt, warum vieles nicht als Ausfall gewertet wird, und wer die Verantwortung für die Umsetzung der Stundentafeln trägt. Dazu müssten eigentlich Instrumente gestellt werden! Nichts passiert. Ausfälle bedingt durch Mutterschutz etc., werden nicht zu 100% ersetzt! Was, wenn fünf Lehrerinnen gleichzeitig in Mutterschutz gehen? Ein Problem der Schule warum eigentlich?
Besonders schlimm ist, dass durch das fehlende Ausfallmanagement die Konzepte der Schulen unterwandert werden. Durch die fehlenden Lehrerressourcen werden konzeptgebundene Doppelbesetzungen aufgelöst. Dieses ist neben dem Ausfall eine Schwächung der Unterrichtsqualität der Schüler, die dann in einfach besetzter Form „normal unterrichtet werden. Niemand will den Überblick, obwohl die Erfüllungsdokumentation von Stundentafeln doch eine feine Geschichte wäre. Für die Bereitstellung von Lehrern ist das MBK zuständig und von dort kommt irgendwie nichts nicht einmal dringend benötigte Lehrer!
Olaf Trutzel, Schenefeld
Jugend muss gefördert werden, und das nicht nur zeitweise
Zum selben Thema
Ich habe Ihren Artikel mit Genugtuung gelesen an der Lauenburgischen Gelehrtenschule ist es nicht anders; auch in der Oberstufe: „Der Unterrichtsausfall nimmt eindeutig zu. Vertretung wird nicht gewährt...
Letztens in der 12. Klasse ist aufgrund des Fehlens der Fachlehrerin in Deutsch dreieinhalb Wochen der Unterricht ausgefallen Ersatz wurde nicht gestellt.
Ich sehe die Gefahr, besonders bei den angehenden Abiturienten, dass ihnen zu wenig vermittelt wird oder es kommt am Ende zum Crash-Unterricht. Hier muss sich das Bildungsministerium etwas Vernünftiges einfallen lassen und sofort reagieren nun, nicht erst Jahre später. Die Jugend ist unsere Zukunft! Man muss sie fördern, und das nicht nur zeitweise.
Detlef Olfen
Keine Woche gab es Unterricht nach Stundenplan
Zum selben Thema
Wir registrieren Unterrichtsausfall mit zunehmender Tendenz seit ca. drei Jahren. Im vergangenen Halbjahr gab es keine Woche, in der Unterricht nach Stundenplan stattfand. Gleich nach den Sommerferien fiel für acht Wochen das Fach Wirtschaft-Politik aus, da der Fachlehrer im Erziehungsurlaub war, den er Monate vorher angemeldet hatte. Dem Lehrer ist kein Vorwurf zu machen. Wir machen dem Bildungsministerium schwere Vorwürfe, dass es solche Ausfälle einfach nur „ aussitzt, ohne eine Ersatzkraft einzustellen. Dies ist nur ein Fall, wir könnten viele mehr aufzählen. Es ist einfach lächerlich zu glauben, dass Hamburger Schüler „schlauer seien als Schleswig-Holsteinische. Die Hamburger haben wahrscheinlich ein besser funktionierendes Bildungssystem.
Th. u. D. Altenburger, Schwedeneck
Jetzt handeln und nicht erst in einigen Jahren
Zum selben Thema
Als Mutter von drei Schulkindern kann ich den Artikel nur bestätigen. In der Grundschule betreuen Lehrer mehrere Klassen gleichzeitig, wenn Kollegen krank sind. Wir Eltern springen auch kurzfristig ein, wenn es keine Möglichkeiten mehr gibt. Eigentlich keine gute Lösung, weder für Lehrer, die ihre Kräfte für den normalen Unterricht brauchen, noch für die Kinder, die von den Vertretungen „gefrustet sind, weil sie den Unterricht zu retten versuchen mit ihren Aufgaben und Zetteln.
In der weiterführenden Schule fällt immer öfter bei Krankheit der Unterricht aus. Die Kinder freuen sich, aber auf die Dauer verpassen sie ganz viel Stunden, die sie eigentlich für später gebraucht hätten.
Das ist der Schulalltag, ein Armutszeugnis für unser Land, da wir nicht in unsere Zukunft die Schulkinder investieren, sondern sie einfach links liegen lassen. Kein Wunder, dass Pisa uns so weit unten eingestuft hat! Lösung? Statistik erfassen und handeln demnächst und nicht in einigen Jahren!
Mirjam Kaltenberg, Mönkeberg
|