Zielführend?
Ich werde mich weiterhin zurückhalten, wo es nicht um die Sache geht, d. h. um orthographische Fragen. Nützliche Hinweise für die Verbesserung des Wörterbuchs habe ich vor allem bekommen von Fleischhauer, Markner und Wrase (alphabetisch). Vieles andere ist in meinen Augen überflüssig, vor allem das Hin und Her zwischen Weihrauchschwenken und Kreuziget ihn! Wenn jemand nach anderthalb Jahren Beschäftigung mit meinem Wörterbuch entdeckt, daß es ein rein orthographisches ist, und seinen Ärger darüber herausläßt, reibe ich mir die Augen. Es ist deutlich geworden, daß eine kleine Gruppe von Diskutanten weder für den deskriptiven Ansatz zu haben ist (womit sie sich eine große Chance entgehen läßt) noch für offene Normen. Das sind aber die unaufgebbaren Grundlagen des Rechtschreibwörterbuchs.
Wer etwas ganz anderes will, zum Beispiel ein Volkswörterbuch im Stil des alten Dudens, mit Einzelfallfestlegungen in all den Fällen (es sollen ja Tausende sein), in denen zum Beispiel Herr Peil bei mir schon gar nicht mehr nachschlägt, weil er zu seinem Verdruß dort Varianten zu finden erwartet der soll es halt selber machen. Es ist wirklich nicht schwer, und für ein tolles Layout sowie entsprechende Werbung steht ja auch schon jemand bereit. Übrigens ist meine Bitte um einen Probeeintrag, etwa zu guttun, noch unerfüllt. Man könnte dann ganz konkret sehen, worauf das Volkswörteruch hinausläuft.
Was mich ganz sprachlos macht, ist das Desinteresse am wirklichen Sprachgebrauch (statt dessen die Konzentration auf den alten Duden), ist ferner die absolute Unzugänglichkeit für den naheliegenden Gedanken, daß die unrealistischen Einzelfallfestlegungen erst den endlosen Nachschlagebedarf schaffen, von dem der Dudenverlag lebte. Man könnte auch sagen, die scheinbar schülerfreundliche Vorliebe für klare Regelungen sichert dem Lehrer das elitäre Wissen, mit dem er dann missionieren geht. Wer weiß schon, daß man guttun zusammenschreiben muß und es wäre das beste klein? Zwar liest man es überall anders, aber das ist eben alles falsch, wie der Lehrer ganz genau weiß, denn er hat im Duden nachgeschlagen. Daß hier Abgründe klaffen, die nicht zu überbrücken sind, dürfte inzwischen klar geworden sein. (Daß klargeworden hier zusammengeschrieben werden muß, wenn es sich auf Gedanken bezieht, getrennt aber, wenn es um Kloßbrühe geht, daß es aber auch bei Gedanken klar wird heißen muß das alles weiß wiederum nur der dudenfeste Lehrer, nicht die Sprachgemeinschaft. Ich persönlich würde mich schämen, solche Weisheiten auszusprechen.)
Mit einigen Gesprächspartnern, die meine Grundauffassung teilen, werde ich weiterhin an der Verbesserung des Wörterbuchs arbeiten. Es wäre aber eine kindische Illusion zu glauben, durch massenhafte Verbreitung dieses Wörterbuchs könnten die Politiker bewegt werden, ihre Reform außer Kraft zu setzen.
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