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Manfred Riebe
23.02.2001 23.00
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Zé do Rock: Loite wollen Sprache nich fair einfachen

Der folgende Beitrag bezieht sich auf Zé do Rocks Beitrag über die Rechtschreibreform „Shäckspier im kaos“ im Forum und auf die „Zeitgeist“-These von Dr.RenateMariaMenges.

Es gibt zwei Arten von Sonderschulpädagogen:

1. die Reformer, die – wie Dr.RenateMariaMenges – einem angeblichen „Zeitgeist“ folgen und die Schüler einer Gehirnwäsche unterziehen wollen. Denn die Reformer haben ja die Idee, die Rechtschreibung für Sonderschüler zu vereinfachen. Entspricht diese Idee überhaupt dem „Zeitgeist“? Den Reformern ist es egal, ob die Sonderschüler überhaupt eine für Sonderschüler vereinfachte Sonderschreibweise für Behinderte oder die normale Schreibweise lernen wollen.

2. Zé do Rock, der die „Loite“ und die „Reformer“ auf den Arm nimmt und auf spaßhafte Weise vor Augen führt, wie wertvoll die bewährte traditionelle Rechtschreibung ist. Er zeigt sehr anschaulich, daß man aus dem Präzisionswerkzeug der Schreibberufler nicht einen groben Faustkeil für Sonderschüler machen sollte.

Dennoch müßte müßte Dr.RenateMariaMenges wenigstens in folgendem Satz mit Zé do Rock übereinstimmen:
„Der absolute schuss nach hinten hat die reform mit der getrennt- und zusammenschreibung erreicht: früer gab es keine regeln, aber vile wortkombinazionen waren zwingend, entweder zusammen- oder getrenntgeschriben. Da es vile miliarden wortkombinazionen gibt, konnte man nur die gebräuchlichsten in den wörterbüchern auflisten. Die reform aber versucht es mit semantischen diferenzirungen regeln einzufüren, bei denen keiner mer durchblickt.“

Zé do Rock hat ähnlich wie Martin Luther den Leuten auf’s Maul geschaut und festgestellt, daß sie nur eine „evoluzion“ wollen: „Di loite wollen wenig enderungen im shriftbild.“ Das ist der wirkliche Zeitgeist. Aber den Reformern als Verkündern einer Heilsbotschaft einer angeblichen Schriftvereinfachung für die armen Schüler ist die Meinung der Leute natürlich ganz egal.

Das Chaos, das die Reformer mit einer „futur shreib“ anrichten wollen, kennzeichnet Zé do Rock nicht nur durch seine Schreibweise, sondern auch durch folgende Erkenntnis:
„Ob man in eim kaos mit oder one regeln lebt, is im prinzip wurscht. Un wat soll eigently the gelaber, in a na futur shreib und speek wir sowieso nur nock doiglish oder denglish, un wie det look werd, will i me gar not outdenk!“

Soll man in Zukunft an der traditionellen Schreibweise den sprachlich Gebildeten und an der neuen Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung den sprachlich Ungebildeten, Gleichgültigen erkennen, der sich auf das unvollkommene Rechtschreibprogramm seines Computers verlassen muß und damit gerade bei den Feinheiten der Rechtschreibung verlassen ist? Man hat völlig vergessen, pädagogische Psychologen zu fragen.



Manfred Riebe

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RenateMariaMenges
23.02.2001 23.00
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Versuche der Antwort

1. Ich bin keine fiktive Person, Herr Ickler, wie kommen Sie nur darauf? Ich habe eine anständige Adresse und einen anständigen Beruf.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.

2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.

3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.

4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.

5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.

6 Das hat nichts damit zu tun, wie ich beruflich mit Sprache umgehen muss: Gerne würde ich Ihre mnestischen Prozesse überprüfen, ihre rezeptive und expressive Sprache, ihre arithmetischen und psychomotorischen Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten in Bezug auf das Lesen. Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Nicke mit dem Surrogat deiner Zunge ( Quelle: K-ABC, Test, leichte Abwandlung )


7. Was mich dabei wieder und wieder ärgert ist der Bezug auf das Förderschulwesen. Scheinbar ist hier große Unkenntnis vorhanden. Ich dachte das sei in deutschen Landen schon etwas überwunden, wurde aber auf der rechtschreibreform.com eines anderen belehrt.

8. Herrr Riebe, wenn sie pädagogische Psychologen oder psychologische Pädagogen befragen wollen, sind sie gerade hier am richtigen Platz.

9. Walter Lachenmann spricht wieder- wie schön. Freut mich ehrlich, ohne Walter Lachenmann wäre ich vielleicht schon gar nicht mehr hier. Gerade er hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben !

10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.

11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
„ Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.

Das war ein Versuch einen Beitrag zur Diskussion zurückzugeben.



RenateMariaMenges

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Manfred Riebe
23.02.2001 23.00
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Dr.RenateMariaMenges: “Zurück ist ein Rückschritt!³

RenateMariaMenges: „Walter Lachenmann (...) hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben!“ „Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. (...) Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?“
Lösung: Es handelt sich um eine sprachliche Verschlüsselung durch neue Rechtschreibung: „Einschreiben-Rückschein“. Mittels „Einschreiben-Rückschein“ kann man feststellen, daß RenateMariaMenges keine fiktive Person, sondern eine anständige Person mit anständiger Adresse ist. Mein Gott, Walter!

Dr. RenateMariaMenges: „Zurück ist ein Rückschritt.“ „Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. (...) Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Helau!

Die Lösung des Rätsels: Der Rückschritt zur vereinfachten Schreibweise Martin Luthers ist der von den Reformern und Dr. RenateMariaMenges gewünschte Fortschritt.



Manfred Riebe

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Sigmar Salzburg
23.02.2001 23.00
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Sprachreform von fiktiven Personen?

Frau Dr. Menges begegnete mir zum erstenmal im Spiegelforum unter dem Decknamen „Surrogat“ und fiel durch eine so vollkommen glückliche Übereinstimmung mit den faulen Kompromissen der Kultusminister auf, daß sich auch mir der Verdacht aufdrängte, sie wäre nur eine Dienstelle, die in getarnter Form den Standpunkt der Kultusministerkonferenz vertritt. Man sollte sie aber pfleglich behandeln, um sie nicht zu vergraulen oder die Gefahr heraufbeschwören, daß ihr von einer vorgesetzten Dienststelle ein Maulkorb umgehängt wird. Ich werde aber meinen gewohnten leisen Spott    fortführen. –    Nun hat sie geradezu revolutionäre (alte) Gedanken vorgetragen:

„Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.“

„Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.“

Das ist schon der Ruf nach einer „Sprachreform“. Man sieht förmlich die Geheime Sprachpolizei einschreiten, wenn Leute Sätze bilden, die über den zulässigen Komplikationsgrad der „Mengeslehre“ hinausgehen. Heidegger hielt noch die deutsche Sprache, neben der altgriechischen, wegen ihres Formenreichtums für ein ungewöhnlich philosophietaugliches Werkzeug. Das darf nicht so bleiben!

„Weglassen des scharfen „ß“- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute.“

Im Deutschen gibt es nun einmal mehr als fünf bedeutungsentscheidende Vokale. Auch andere Sprachen haben die Umlautzeichen aus triftigen Gründen eingeführt, ziemlich neu die Türken und als Umschrift in einigen Fällen sogar die Chinesen. Meine Empfehlung an Frau Menges: Arabisch lernen und sehen, daß man auch mit drei Vokalen auskommen kann – oder Altägyptisch, wo die Ägyptologen in Ermangelung der sicheren Kenntnis der Vokale nur ein e eingefügen.

Ligaturen wie ß (oder Digraphen wie ck und qu) sind nicht überflüssig, sondern prägnanzsteigend und verbessern die Lesefreundlichkeit, sind sozusagen Dienst am Kunden. Die Zweideutigkeiten der von Frau Menges bevorzugten Kleinschreibung und reinen ss-Schreibweise habe ich gerade an einem Text demonstriert – in dem sie aber, weil es nicht in ihr Wunschdenken paßte, nur einen „Faschingsscherz“ erkennen konnte.



Sigmar Salzburg

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Norbert Schäbler
23.02.2001 23.00
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Verteidigt die Nudelepoche!!!

Weil heute Fasenacht ist und sich Frau Dr. meinem Busenfreunde so arg an die Rippen wirft, muß ich mich einmengen. Kampflos will ich das Feld ja schließlich nicht räumen, und ich erwarte, daß sie dem Herrn Lachenmayer klarmacht, daß ich nicht unzüchtig herumgefingiert habe.
Welch tieferer Sinn dahinter steckt, weshalb ich das folgende Stück Weltliteratur preisgebe, weiß ich nicht, aber ich nicke der Frau Dr. mit dem Surrogat meiner Mneme schon mal freundlich zu.

„Nudelepoche“
Eine neue Nudelepoche ist angebrochen.
Die größte, die unser Nudelwesen bisher gesehen hat.
In allen Nudelbereichen unseres Nudellebens stehen wir vor immer neuen Nudeln.
Ungeheure Nudelmöglichkeiten tun sich auf.
Die gemeinsame Nudel der Nudelpartner hat uns eine Riesennudel weitergebracht. Ohne die freie Nudel wäre die Volksnudel aber nie zustandegekommen. An dieser Nudel gilt es eisern festzuhalten:
Nur in der freien Nudel kann die wirklich freie Nudel gedeihen.
Das heißt natürlich nicht, daß wir die Nudelprobleme der vielen jungen Nudeln nicht verstünden.
Ganz in der Nudel. Wir haben immer die vollste Nudel für die jungen Nudeln, denn sie werden die Nudeln von morgen sein.
Aber wir fordern alle konstruktiven jungen Nudeln auf, sich von allen zersetzenden Nudeln zu distanzieren. Wir lassen uns die Nudeln, die wir aufgebaut haben, nicht durch unreife Nudeln zerstören.    Wir werden uns gegen solche Nudeln entschlossen zur Wehr setzen. Und wenn ich entschlossen sage, dann meine ich mit aller gebotenen Nudel der Nudeln.
Ich danke Ihnen, meine verehrten Nudelfreunde!
(aus Bernd Stadler: „Sprechhandeln und Grammatik“)



Norbert Schäbler
Hösbach

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Sigmar Salzburg
23.02.2001 23.00
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Chaos

Ein falsches Formatzeichen wandelt alle nachfolgenden Texte um. Hoffentlich findet das Mädchenfüralles (m. oder f.) noch einen Weg, das zu korigieren. Es ist wieder ein Hinweis für die Gültigkeit der Chaostheorie, die auch die „Rechtschreibreform“ bewirkt hat:
Der Lufthauch von Schmetterlingsflügeln kann einen Umsturz des Klimas bewirken, der von „Sesselfurzern“ (Enzensberger) in Mannheim eine Rechtschreibreform.



S. Salzburg

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Dominik Schumacher
23.02.2001 23.00
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Neue Technik wieder (fast) da!

4 Fehler auf einmal, 3 davon sind wieder in Ordnung. Das neue Forum läuft. Einzige Ungewißheit. Es neigt dazu, die Verbindung zur Datenbank zu verlieren, was sich in einer englischen Fehlermeldung zeigt. Wir beobachten und bringen diese Unzulänglichkeit jeweils sehr schnell wieder in Gang.

Also: Frisch gewagt ins neue Forum.

Fehler 1: Hacker erobern den deutschen Knotenrechner (in Frankfurt) und installieren eine eigene Plattform. Das Betriebssystem wird dabei beschädigt.
Fehler 2: Ein neuer Knotenrechner wird bezogen, dieser hat jedoch ein etwas abweichendes Betriebssystem, der den bis jetzt anhaltenden Datenbankfehler mit sich bringt. Bisher können nur mildernde Umstände erreicht werden, der eigentliche Fehler (Absturz durch Ansammlung zu vieler Datenbankanfragen, statt diese zu beenden) ist noch nicht gefunden.
Fehler 3: Unser Rechtschreibforum bekommt während der Störungen einen Fehler in den Vorlagen. Deshalb wurde die Forumstechnik völlig neu installiert. Die Daten blieben dabei erhalten. Farben und die Übersetzung können hier und da ungewohnt sein. Sonst ist wieder alles im Lot.
Fehler 4: Zeitgleich stürzt die Nachrichtensammlung auf dem amerikanischen Knotenrechner ab, dabei gehen Datensätze aus der Zeit ungefähr der letzten zwei Januarwochen 2001 unwiederbringlich verloren. Nachrichten und dazugehörige Kommentare haben eine stattliche Größe von 9 MB erreicht. Mit der Größe dieser Datei steht der Absturz und der Verlust in unmittelbarem Zusammenhang. Aus Sicherheitsgründen wurde die Datei auf 7,5 MB verkleinert. Nachrichten aus der Anfangszeit sind zur Zeit nicht über die Suchfunktion erreichbar.



Dominik Schumacher

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Klaus Malorny
23.02.2001 23.00
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Fortschritt

Die Rechtschreibreform ist ein Rückschritt. Ergo ist ein Zurück von der Reform ganz klar ein Fortschritt!



Klaus Malorny
Wetter

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Christian Melsa
23.02.2001 23.00
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neuerliche Reaktion auf Mengeslehre

Herr Lachenmayer befiehlt, ich gehorche selbstverständlich wie ein treuer Hund. Da ich während des Schreibens dieser Zeilen in der Nacht vom Schlaf übermannt wurde, konnte ich ihn erst heute am Sonntag mit etwas Verzögerung hier hereinstellen. Einige Punkte sind nun mittlerweile schon von anderen angesprochen worden, na ja, was soll´s. Ich lasse den Text jetzt einfach mal so und füge nur hinzu. Diejenigen dürfen sich dann mit mir wegen der Übereinstimmung freuen.

Angeregt durch den Begriff „fiktiv“ kommt mir zwischendrin der ungemein lustige Einfall, daß nach dem Schema volksetymologischer Neumotivierung – mit Verlaub – die Schreibung „ficktief“ vielleicht ganz angebracht wäre. Jedenfalls ließen sich verschiedene Wörter nicht mehr so schnell voneinander unterscheiden, wenn sie nur noch in ihrer phonetischen Gestalt verschrifet würden. Verschiedene Schreibweisen trotz ähnlichem oder sogar identischem Klang sind also eine wichtige Errungenschaft, wie man an diesem Beispiel sehr deutlich erkennt. Je mehr an vermeintlichem überflüssigen Ballast man aus der Orthographie entfernt, desto rätselhafter werden die Texte, desto mühsamer und unsicherer wird die Entschlüsselung der Mitteilung für ihre Empfänger. Das ist genau das Gegenteil von zeitgemäß: In einer Ära sowohl der Informationsflut, des Informationskapitalismus als auch der weitgehenden Befreiung von Information (das unkontrollierbare Internet), mit anderen Worten: der Wissensgesellschaft, in der das schnelle und effiziente Rezipieren und Begreifen von Texten ein immer wichtiger werdender Faktor ist, darf man ein jahrhundertelang filigran geschliffenes Mittel der Informationsübermittlung, die Orthographie, nicht so radikal seiner Funktionen und Konventionen berauben (wobei Sprache überhaupt aus nichts sonst als Konventionen besteht). In der Schrift gibt es keine Betonung, keine Satzmelodie, keine Geschwindigkeitsakzentuierung, so wie man das aus der Rede kennt, die in ihrer urlangen Entstehungszeit zudem bis vor relativ kurzem (vor der Erfindung von Radio und Telefon) auch immer noch mit zusätzlichen Kommunikationskanälen gestützt war: Mimik, Gestik, deutlicherer Kontext. Das muß einerseits in der Schriftsprache kompensiert werden, andererseits hat sie eine ganz andere Rolle auszufüllen als die gesprochene Sprache; ich wundere mich immer wieder über Leute, die das nicht zu erkennen scheinen, indem sie behaupten, die Schrift sei gewissermaßen nichts weiter als das äußere Gewand der Sprache, die in ihrer „eigentlichen“ Form eben mündlich gesprochen sei. Die Techniken und Methoden der Orthographie sind natürlich nicht aus lauter Zufall in ihr. Sie machen die Schrift zu dem präzisen, differenzierten, ausdrucksstarken und damit mächtigsten Kommunikationsinstrument, der wir maßgeblich die heutige Zivilisation zu verdanken haben.    Schon in der Antike waren die Völker mit den besten Schriftsystemen diejenigen, die geistig und somit wissenschaftlich wie wirtschaftlich führend waren – was ja auch nicht schwer nachzuvollziehen ist. Eine über Raum und Zeit möglichst gut funktionierende Schriftsprache sollte nach der Herstellung einer einheitlichen, allgemein akzeptierten Norm nur noch äußerst zurückhaltender Veränderung unterworfen sein, im Interesse bestmöglicher Verständigung (was auch für Sprache in der Gesamtheit gilt, die bei optimaler Pflege nur hinzuwachsen, jedoch möglichst wenig an ihrem bereits vorhandenem, bereits funktionierendem Bestand wandeln sollte, um Sinnentstellungen zu vermeiden). Es ist eine maßlose Verschätzung des Gewichts, wenn man die Herumpfuscherei durch die Reform als die Bagatelle ansieht, als die sie in den Medien (vermutlich wegen schlechten Gewissens bzw. resultierend aus Verdrängungsmechanismen der Journalisten) immer wieder dargestellt wird.

Und es ist ebenso eine völlig unangemessene Gewichtung, dieses wertvolle zentrale Organ einer hohen Kultur auf eine so primitive Ebene herunterreißen zu wollen, daß man meint, sogar auch geistig Behinderte würden dann damit keine Probleme mehr haben können. Das ist schon im Ansatz verkehrt. Darüber hinaus kommt man nach einiger Analyse des Gegenstands darauf, daß selbst ein konsequentes Verfolgen dieses Ansatzes nicht zum damit verknüpften Ziel führen kann. Denn selbst wenn man die Radikalste aller Möglichkeiten zur Vereinfachung der Rechtschreibung realisiert hätte, also alle redundanten Laut-Buchstaben-Entsprechungen entfernt hätte (x durch ks ersetzen, v durch w oder f, c durch k oder wie z durch ts, ph durch f, qu durch kw – obwohl kein normales Wort mit kw geschrieben wird, also nicht mal Unsicherheit der Schreibweise bestehen würde), Dehnungsmarkierungen streng systematisiert, alle Sonderfälle der Aussprache gestrichen (sch, ch, st, sp, ei, eu, äu...), keine Zwischenräume mehr zwischen die Wörter setzt (damit die Frage der GKS endgültig vom Tisch ist), die Großbuchstaben verworfen hat und nur noch Fragezeichen und Punkt als regelhafte Satzzeichen übrigläßt – es blieben immer noch die weit größeren Schwierigkeiten der Sprache an sich, die schon ihrer Verschriftung vorgelagert bestehen. Man wird immer einen Gebildeten von einem Ungebildeten sowie einen Intelligenten von einem Dummen unterscheiden können. Und selbst wenn nicht an seiner Rechtschreibung oder seiner Sprache, dann an seinem restlichen Verhalten. Wozu soll diese angebliche Entdiskriminierung eigentlich dienen? Im Endeffekt handelt es sich um wenig heilsame Realitätsflucht. Anstatt die wahren Merkmale von einzelnen Menschen zu vertuschen – sogar noch unter Hinnahme der Vernichtung von zentralen kulturellen Errungenschaften –, sollte man lieber auf eine Moral hinarbeiten, die den liebevollen Umgang auch mit jenen predigt, die nicht mit bestimmten hervorragenden Fähigkeiten glänzen können. Es ist wie mit der Bekämpfung von Rassimus oder Sexismus: Nicht das Leugnen von Rassen- und Geschlechtsunterschieden ist dort richtig, weder objektiv noch moralisch, sondern das von Rasse und Geschlecht unabhängige Respektieren des Individuums als Menschen mit Würde (noch besser: „Respektieren“ durch „Lieben“ ersetzen). Dann setzt die Weltverbesserung eher an der Wurzel an. Die Diskriminierung erfolgt doch nicht mit den schlicht vorliegenden Kennzeichen eines Diskriminierungsgrundes, sondern manifestiert sich erst in dem diskriminierenden Handeln, das darauf gründet; nicht die Merkmale an sich handeln, sondern die mit freiem Willen bestückten Individuen, die auf sie reagieren. Die Grundlage beseitigen zu wollen, würde bedeuten, die Wahrnehmungssinne abzuschaffen. Fruchtbar kann die Weltverbesserung nur sein, wenn man an der Sphäre der Reaktion ansetzt. Alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes illusorisch.

Ausgerechnet die Sprache auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren (der unter Einbeziehung geistig Behinderter wirklich sehr klein würde), würde doch die Verständigung für alle erschweren. Dabei würde es dem Wohl der Menschen eher nützen, die Verständigung zu verbessern!

Nach diesen vorausgeschickten Ausführungen möchte ich nun Frau Menges´ letzten Beitrag direkt kommentieren:

Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss

Frau Menges, bevor Sie von diesem Punkt ausgehend weiterargumentieren, würde ich doch zu gern ihren Beleg zu der These erfahren, die alte Rechschreibregeln seien schwieriger als die neuen. Das wird immer und immer wieder behauptet; ich habe es wirklich genau nachgeprüft, kann es aber beim besten Willen nicht bestätigen. Es ist einfach falsch, das Gegenteil trifft zu. Haben Sie übrigens schon einmal, wie von mir vorgeschlagen, den Umfang vom bisherigen Regeltext laut Duden und von dem der Reform verglichen? Wenn Sie meiner Aussage nicht trauen, trauen Sie ja vielleicht ihren eigenen Augen.

Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:

a. für die wissenschaftliche Sprache
b. das Renommee der deutschen Sprache im Ausland
c. für die Sprache in den Schulen


Ich bin ganz sicher, daß auf eine gewisse Gruppe von Personen eine solche Wirkung in der Tat auszumachen wäre. Aber woher käme diese denn dann in Wirklichkeit? Fehlende Orientierung wäre nicht der Rückkehr zur bewährten Orthographie anzulasten, sondern der Einführung der veränderten Norm. Deplaziert und orientierungslos ist in Wirklichkeit die real existierende Rechtschreibreform und ihre Durchführung in einem Deutschland mit dem real existierenden Grundgesetz, nach dem an sich nichts gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes durchgeführt werden dürfte. Deplaziert und orientierungslos ist eine Sprachveränderung, die bewußt der natürlichen Sprachentwicklung zuwiderläuft und zu allem Überfluß auch noch das Gegenteil vom dem Ergebnis liefert, zu deren einzigem Zweck sie überhaupt angestoßen wurde.

Unser Zeitgeist verlangt eine Vereinfachung der Regeln:

Nun ja, ich bin ja beinahe versucht, darauf hinzuweisen, daß der Holocaust zumindest in seiner Ursache und der Möglichkeit seiner tatsächlichen Realisierung dem antisemitischen Zeitgeist des damaligen Europa entsprach. Dem Zeitgeist würde ich lieber nicht zuviel unkritische Ergebenheit entgegenbringen. Wenn man seine Forderungen schon vom Anfang her auf den Zeitgeist gründet, deutet das meist auf Mangel an wirklichen vernünftigen Gründen hin.

1. Die vereinfachte Kleinschreibung würde uns die Fehler der Groß- und Kleinschreibung ersparen: In Rechtschreibtests werden sehr viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung gemessen.

Mit der völligen Abschaffung der Schrift hätten wir sogar einen Rückgang der Rechtschreibfehler um 100%. Das ist unwiderlegbar richtig und sollte wegen seiner nicht übertreffbaren Effektivität doch alle konkurrierenden Fehlerheilmethoden aus dem Feld schlagen.

Damit will ich sagen: Schreiben ist nicht irgendein Spiel, bei dem es allein darum ginge, möglichst wenig Fehler (Normabweichungen) zu machen. Man schreibt, um sich mitzuteilen, um sich auszudrücken, um zu kommunizieren, um Information zu transportieren. Wenn dabei Fehler gemacht werden, dann ist das wie überall im Leben – je ehrgeiziger, je großartiger das Vorhaben, desto mehr Fehlerfallen bestehen bei der Durchführung. Einzelne Fehler, also Schreibungen, die sich nicht in eine gewisse normierte orthographische Technik oder schlicht die übliche, nicht weiter begründbare Schreibweise fügen, sind aber weniger schlimm, als daß das Kriterium, aufgrund dem sie als Fehler überhaupt erkennbar sind, gleich ganz abgeschafft wird. Beispiel: Es ist nicht gut, wenn ein einzelner Autofahrer mit seiner Karre verbotenerweise auf dem Gehsteig fährt. Viel schlimmer aber ist es, wenn man das Erkennbarwerden dieses Fehlers aus vordergründigen Erwägungen abschafft (um etwa die Statistik für Ordnungsbrüche im Straßenverkehr zu schönen), indem das Fahren auf dem Gehsteig einfach zugelassen wird.

Nebenbei bemerkt schafft die aktuelle Rechtschreibreform aber gar keine Fehlererkennungskriterien ab, nicht mal das. Sie ersetzt nur alte durch neue. Da bisher als Fehler geltende Schreibweisen neuerdings aber zugelassen sind (oft kurioserweise sogar variantenlos), ist der oberflächliche Eindruck auf einige Menschen der, daß dadurch nun die Möglichkeit abgeschafft wurde, die entsprechenden Wörtern falsch zu schreiben. Doch selbstverständlich wäre es auch denkbar, z.B. „Dellfihn“ zu schreiben. Woher weiß ein Kind, daß es üblicherweise anders geschrieben wird? Daher, daß es die normale Schreibweise in Büchern etc. liest und sich nach einigen Malen daran gewöhnt hat. Nun sind aber die einzigen Bücher, in denen „Delfin“ steht, nur einige der relativ wenigen, die seit 1996 gedruckt wurden. Demnach ist die Rechtschreibverwirrung vorprogrammiert, sobald die Kinder auf die unerhörte Idee kommen, in eine öffentliche Bücherei zu gehen, um von dort etwas anderes als die aktuelle Presse oder Schulbücher zu lesen. Um trotzdem richtig zu schreiben, müssen die Schulkinder sich spätestens ab 2005 beim Lesen viel stärker auf spezielle Schreibweisen konzentrieren als je zuvor, zudem müssen sie genau erkennen können, ob sie gerade in einem Text nach alter oder neuer Rechtschreibung lesen, um zu wissen, ob sie sich die Schreibweisen einprägen dürfen. Das müßten sie bei alten Texten sogar für jedes einzelne Wort wissen! Denn woran sollen sie sonst erkennen, ob sie die gesehenen Schreibweisen in der Schule reproduzieren dürfen? Das ganze Konzept solcher Schreibweisenänderung ist nicht sehr durchdacht. Und nun, Frau Menges, stellen Sie sich mal vor, wie diese Problematik noch ausufern würde, wenn man die Rechtschreibung alle paar Jahre Schritt für Schritt immer weiter verändern würde, was Sie vorhaben und wovon einige Reformer auch ernsthaft träumen. Wenn das nicht zum absoluten Terror für die Schulkinder ausarten soll, müßte man die Fehlertoleranz ohnehin anheben. Dies kann man aber auch ohne den ganzen Änderungsaufwand, der auf Abbruch von bewährten, allgemein anerkannten Kulturtechniken hinausläuft.

Gegen die gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben, wenn unser Auge über den Text streift. Gerade da kann sich das Auge „einhaken“ um dann weiterzuspringen. Aber ob nun deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das muss erst noch mal bewiesen werden. Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.

Ich weiß nicht so ganz, was Sie damit genau sagen wollen. Gegen gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben? Von denen gäbe es dann doch gerade viel weniger. Würden Sie also lieber die Großbuchstaben ganz beseitigen?

Daß deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das braucht man doch nicht erst empirisch zu beweisen, das liegt doch ganz klar auf der Hand. Die deutschen Münder sprechen auch anders als amerikanische oder englische. Muß man das auch erst noch beweisen? Chinesische oder arabische Augen lesen sogar in ganz andere Richtungen als deutsche. Jeder Mensch paßt sein Leseverhalten optimalerweise dem genauen Schriftsystem an, das er liest.

Davon abgesehen ist die Tatsache, daß Amerikaner und Engländer mit ihrer GKS klarkommen, noch lange kein Grund, die deutsche GKS dem gedankenlos nachäffend anzupassen. Die hebräische Schrift hat lange Zeit überhaupt keine Vokale gekannt, das scheint also auch irgendwie funktionieren zu können. Sollte man daher erwägen, die Vokale auch in der deutschen Schrift zu beseitigen? Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wird nicht einmal ein Alphabet für die eigene Sprache benutzt. Woraus sollte im Vergleich mit anderen Sprachen folgen, daß es unbedingt klug wäre, deren Eigenarten ins Deutsche zu importieren?

2. Weglassen des scharfen „ß“- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute. Als mir dieses Jürgen Brosius schrieb, kamen mir die gleichen Bedenken auf wie Ihnen. Aber es ist wirklich ein so störendes Beiwerk, wenn alle ß und alle Umlaute nicht oder falsch erscheinen.

Das ist wirklich witzig: Das ß beseitigen zu wollen, weil es veraltet sei. Natürlich sind ß und Umlaute in Wirklichkeit die jüngsten Buchstaben unseres Alphabets. Es gibt immer die Möglichkeit, Buchstaben zu streichen und durch andere zu ersetzen, wie für den sch-Laut eben auch kein einzelnes Zeichen zuständig ist. Wenn man das konsequent fortführt, ist man am Ende bei einem binären System angelangt, in dem nur noch zwei Buchstaben nötig sind, um in verschiedenen Kombinationen alle Laute bzw. früheren Buchstaben abzubilden. Ich bin etwas am Zweifeln, ob das als Vereinfachung zu bezeichnen wäre.

Glauben Sie denn überhaupt, daß für Menschen mit Leseproblemen eine Tendenz zur vermehrten Darstellung eines einzelnen Lautes durch mehrere Buchstaben wünschenswert wäre? Die läge ja vor, wenn man nun auch noch ae, oe, ue statt ä, ö, ü schreiben würde. Solche Menschen lesen oft erst die Wörter Buchstabe für Buchstabe sich selbst innerlich vor, um dann in der so gewonnenen Lautgestalt das gemeinte Wort zu finden. Das kann man bei Leseanfängern in der Grundschule gut beobachten. Ich glaube nicht, daß für diese Personen Neuschreibungen wie ue statt ü bei z.B. „Klaue“ („Klaü“?) u.ä. einer Vereinfachung entsprächen.

Aber warum sollte man Buchstaben rausschmeißen, die allein dadurch auffallen, daß sie eine Spezialität einer Sprache darstellen? Nivellierungsdrang? Weltsprache Englisch als das Maß aller Dinge? Was müßten die Franzosen, was müßten die Dänen nicht alles für Buchstaben verwerfen – in Rußland oder Griechenland müßte gar das ganze Alphabet weichen, von anderen Schriftsystemen der Welt ganz zu schweigen.

3. Stärkere Zuwendung zum Stammprinzip. Es sollte eindeutig und leicht erkennbar sein, warum man ein Wort aus dem Stamm so und nicht anders schreibt.

Na dann mal her mit den Vorschlägen, welche eindeutigen und leichten Erkennungskriterien das sein sollen. Frau Menges, ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie wirklich glauben, es könne für so etwas eine einfache und stringente Durchführung geben, so daß das Stammprinzip eine geschlossene Sache darstellt, die zur Erschließung partikularer Schreibweisen in sicherer Anwendung resultiert, dann können Sie sich mit Sprache nicht besonders gut auskennen. In der gewachsenen Sprache gibt es so dermaßen viele etymologische Verknüpfungsmöglichkeiten, daß nicht einmal ein hochgebildeter Fachmann mal schnell während des Schreibens auf alle in Frage kommenden Zuordnungen eines fraglichen Wortes kommen könnte. Wobei dann immer noch eine abwägende Wahl zu treffen wäre, zumal die stammlichen Herleitungen einiger Wörter gar nicht so unumstritten sind. Außerdem wäre bei Wörtern, deren Verwandtschaft zueinander festgestellt wird, auch gar nicht immer gleich klar, in welche Richtung die Schreibweisenvererbung stattfinden soll. Um das alles richtig bestimmen zu können, muß man schon außerordentlich gut über Sprachgeschichte Bescheid wissen – statt daß man einfach die Wörter so schreibt, wie man sie aus den Schriften der Gegenwart kennt. Was ist da nun einfacher? Die Glorifizierung des (möglichst totalen) Stammprinzips von den Vereinfachungsbefürwortern ist ein Widerspruch in sich.

4. Kommasetzung nur zur Vereinfachung des Lesens. Schwierige Kommaregeln sollten ganz weggelassen werden.

Also, das ist schon schlichtweg genial, eine Vereinfachung herbeizuführen mit dem so konkreten Vorschlag, schwierige Regeln einfach wegzulassen. Aber im Ernst: Die Kommasetzung ist doch von vornherein allein eine Vereinfachung des Lesens, zu nichts anderem sollten doch auch die bisherigen Regeln dienen. Welche Kommata vereinfachen das Lesen denn nicht, welche sollten also wegfallen?

5. Die radikale Lösung ck und qu aufzulösen wäre rechtschriftlich sinnvoll
(ck=kk, qu=kw).


Was ist an ck und qu „radikal“? Daß der Ersatz von qu durch kw wirklich überhaupt nichts bringt, solange man nicht ohnehin zu einer total durchgreifenden phonetischen Schreibung übergeht, habe ich oben beschrieben.

6. Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.

Der Punkt paßt nicht so ganz in eine Liste von genaueren Vorschlägen, aber schön, daß Sie´s nochmal erwähnen...

Dazu möchte ich bemerken, daß alle Teilnehmer der Sprachgemeinschaft Sprachpraktiker sind, schon im ganz schlichten Wortsinne. Was in der Sprache keinen Sinn ergibt, wird von der Sprachgemeinschaft gewissermaßen nach darwinschem Prinzip (ganz ohne die Maschinen, die Sprache erst seit wenigen Jahrzehnten selbständig verarbeiten können) von ganz alleine herausgefiltert, das hat schon immer so funktioniert und letztlich zu dem heutigen Stand geführt; dazu bedarf es keiner selbsternannter Sprachverbesserer, die ihr eigene, künstliche Erfindungen mit Gewalt insgesamt aufzwängen müßten. Mit solchen Methoden wird der Sprache eher Schaden zugefügt, da kaum einer die weitreichenden Folgen von Eingriffen in ein derart komplexes System vorhersehen kann – ganz ähnlich wie in der Ökologie. Redliche Sprachwissenschaft ist immer nur Bestandsaufnahme.

Soooooo... Nun aber noch meine Kommentare zum neuen Beitrag. Es freut mich wirklich, daß Sie hier diskutieren, Frau Menges! Sie dürften schließlich jene Gruppe von Pädagogen repräsentieren, deren gemeinsames Bestreben die heutige Reform erst möglich gemacht hat.

Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.

Wer ein Verlangen nach Fortführung hatte, konnte mit dieser Einstellung genauso abstimmen wie die Reformgegner. Natürlich kann es sein, daß es noch viele Leute gibt, die nicht mit abgestimmt haben, aber im stillen dennoch die Reform nicht weiter schlimm finden. Das sind dann aber offenkundig die eher Gleichgültigen, die es wahrscheinlich genausowenig weiter schlimm fänden, wenn die Reform wieder zurückgenommen würde; wäre es ihnen weniger gleichgültig, hätten sie sich an der Abstimmung beteiligt. Sie würden darunter also nicht leiden, ganz im Gegensatz zum aktuellen Stand für die Anhänger der bewährten Rechtschreibung, denen der Reformschrieb gehörig auf den Senkel geht.

Die Zeitungsleserabstimmung bildet natürlich nicht die gesamte Gesellschaft ab. Sehr wohl aber bildet sie den Teil ab, denen die fragliche Angelegenheit ein Anliegen ist. Wenn es dem Rest egal ist, dann ist die Mehrheit derjenigen, denen es nicht egal ist, entscheidend. Auch z.B. eine Bundestagswahl ist bei niedriger Wahlbeteiligung noch gültig. Enthaltungen sind Enthaltungen.

2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.

Das zweifle ich nicht an. Vielleicht sind bei Ihnen nur einige wichtigen Denkimpulse noch nicht hervorgerufen worden, so scheint es mir jedenfalls.

3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.

Und ob eine Vereinfachung zulasten des Denkens geht! Je primitiver die Schreibtechnik, desto schwieriger und denkanstrengender sind Lesen und Verständnis des Inhalts. Dazu sind doch schon genügend Beispiele gemacht worden. Man kann Schreibweise und Gedanken auch nicht völlig isoliert voneinander trennen. Schreibweisen sind eine Sprachtechnik, Sprache ist die Übermittlung von Gedanken. Ich kann mit einer differenzierten Orthographie meine Gedanken treffender zu Papier bringen als mit einer, die die einzige Prämisse der systematischen Einfachheit verfolgt. Wenn diese Norm beseitigt wird, bringt es nichts, wenn ich von der Freiheit Gebrauch mache, an ihr festzuhalten, wenn mich mit ihren Spezialitäten immer weniger Menschen verstehen (vor allem jüngere Generationen, die in der Schule nichts von ihnen mehr beigebracht bekommen sollen). Also wird mir sehr wohl etwas weggenommen, nämlich ein Teil der Möglichkeit, mich mit meinen Mitmenschen zu verständigen, mal ganz abgesehen von einem Verlust an Ästhetik, wenn diese auch Geschmackssache sein mag. Schriftsteller sehen doch auch in der Rechtschreibreform einen empfindlich berührenden Diebstahl aus der Palette ihrer feinen Ausdrucksmöglichkeiten. Selbst wenn die aktuelle Rechtschreibreform im Vergleich zum Gesamtumfang der Sprache noch relativ marginal ausfällt, so muß man doch einen Dammbruch befürchten, wenn das Leck nicht schnell wieder geflickt wird. Und ein Dammbruch, eine Flut der Sprachprimitivierung, das wäre die Realisierung Ihrer Pläne, Frau Menges.

4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.

Das mag ganz oberflächlich besehen so zu bezeichnen sein, aber belegen Sie doch „Rückschritt“ nicht so vordergründig negativ. Die Gründung der Bundesrepublik war nach zwölfjähriger Diktatur so gesehen ebenfalls ein Rückschritt, nämlich zu einer demokratischen Grundordnung. Sind solche Rückschritte also pauschal zu vermeiden? Eine Rückkehr zur „alten“ Rechtschreibung wäre nur eindimensional auf der jüngeren Zeitachse betrachtet ein „Rückschritt“, auf der Linie der Sprachentwicklung wäre sie die Wiederanbindung an den qualitativen Fortschritt.

5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.

An Ideen dazu mangelt es natürlich nicht. Die Frage ist, ob sie auch in jeder Hinsicht praktikabel sowie ihre vielschichtigen Folgen wünschenswert sind. Vor diesen Fragen darf man sich nicht versperren, wenn man Verantwortung übernehmen möchte.

10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.

Die meisten davon haben diese Gelassenheit nur, solange die Rechtschreibung in dem, was sie lesen, einigermaßen einheitlich ist. Je mehr in der Rechtschreibnorm herumgerührt wird, desto verwirrender würden aber die resultierenden Texte – gerade für diejenigen, die sich mit Rechtschreibung weniger befassen, da sie die neuen Schreibtechniken funktional nicht einordnen können (z.B. was es neuerdings zu bedeuten hat, wenn Wörter zusammengeschrieben werden), die Semantik neuer Schreibweisen nicht sicher ist (handelt es sich um Unterscheidungsschreibungen, auf die man bislang nicht gestoßen war, also möglicherweise ein ganz anderes Wort, oder ist es nur eine abgeänderte Schreibweise eines Wortes mit gleichbleibender Bedeutung?).

11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
„ Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.


Daß die Vereinfacher auch denken, ist kaum ernsthaft zu bezweifeln. Zweifelhaft ist nur, ob sie folgerichtig denken und alle nötigen Parameter mit einbeziehen.

Was Sadegh-Zadeh über die Maschinen und das Internet sagt, ist für mich ganz interessant, weil ich genau über dieses Thema viel nachdenke. Dazu folgendes: „Sie ist nicht steuerbar“ – doch, das ist sie. Ich steuere gerade einen Teil von ihr, indem ich diesen Text in das Internet setze. Ein Computer wird programmiert, von alleine macht er überhaupt nichts. Er ist also per Definition schon ganz fundamental geradezu NUR steuerbar. „Sie lebt“ – schon ziemlich verwegen, so etwas zu behaupten. Ich glaube kaum, daß Sadegh-Zadeh erklären kann, was Leben eigentlich tatsächlich ist. Man kann sagen: „sie ist eigendynamisch“, aber das ist nicht das gleiche wie „sie lebt“. Es gibt lauter eigendynamische Vorgänge in der Welt, die dennoch (zumindest nach allem, was wir wissen) leblos sind. Leben Atome? Lebt das Wetter? „Sie ist intelligent“ – hier wird wieder einmal Wissen mit Intelligenz verwechselt. Das Internet „weiß“ mehr als jeder einzelne Mensch auf der Erde. Aber intelligent ist es überhaupt nicht. Es ist nicht in der Lage, von alleine Gedanken zu entwickeln. Alle Intelligenz in ihm ist nur Schein, von außen hineingetragene mehr oder weniger intelligente Gedanken, die darin gespeichert sind. Ein Buch an sich ist auch nicht intelligent, sondern ein dummes Stück gebundener Papierseiten, auch wenn sein Inhalt noch so intelligent sein mag. „Sie handelt“ – wie gesagt, ein Computer macht nichts, wozu er nicht angewiesen wurde. Er handelt allerhöchstens in dem Sinne, in dem ein perfekter Soldat oder ein gehorsamer Sklave handelt, die Befehle kommen aber von woanders. Die Handlung geht von einer anderen Instanz aus. Wachsene Indirektheit darf nicht als Trennung verstanden werden (andernfalls könnte man z.B. Hitler auch nicht allzu viel vorwerfen). Und falls, wie so oft, der Computer etwas anderes macht als in der Absicht seines Befehlsgebers lag, dann liegt das an formalen Fehlern in der Bedienung bzw. Programmierung und der Konstruktion seiner Hardware, woran eine riesige Menge Menschen relativ unorganisiert beteiligt waren (ein riesiger Haufen von verschiedenen, konkurrierenden Firmen), die alle nicht fehlerlos sind. So kumulieren die Fehler verschiedener Herkunft und können sogar noch gegenseitig erst recht unvorhersehbares Neues hervorrufen.

Das Denken des Menschen hat sich aber schon gar nicht deswegen zurückgebildet. Denn wer erfindet und baut denn die genannten Maschinen? Das sind doch auch Menschen. Die Maschinen bauen nicht von alleine neue Maschinen, auch wenn es oft auf den ersten Blick so aussehen mag. Irgendwo endet die Erzeugerkette immer beim Menschen. Natürlich rechnet die Masse seltener im Kopf, wenn es Taschenrechner gibt, so wie die Masse heutzutage auch nicht mehr die Lebensmittel per Ackerbau und Viehzucht selber erzeugt, sondern im Supermarkt kauft.

Vor allem aber weiß ich nicht ganz, was Sie uns mit dem Zitat mitteilen wollen, Frau Menges. Soll die Vereinfachung der Sprache eine Anpassung an das vermeintliche Verlernen des Denkens durch den Einfluß der Maschinen sein? Damit würden Sie ja geradezu die drohende Knechtung des Menschen durch seine leblosen Geschöpfe fördern. Die gilt es nun aber gerade zu vermeiden, wenn die Menschheit nicht das Schicksal des Goetheschen Zauberlehrlings ereilen soll.

(Anm.: Übrigens wieder ein schönes Beispiel für die Notwendigkeit sinnvoller GZS, der Unterschied zwischen „geradezu“ und „gerade zu“)



Christian Melsa
22149 Hamburg

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RenateMariaMenges
23.02.2001 23.00
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1. Ich bin keine fiktive Person, Herr Ickler, wie kommen Sie nur darauf? Ich habe eine anständige Adresse und einen anständigen Beruf.
Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.

2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.

3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.

4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.

5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.

6 Das hat nichts damit zu tun, wie ich beruflich mit Sprache umgehen muss: Gerne würde ich Ihre mnestischen Prozesse überprüfen, ihre rezeptive und expressive Sprache, ihre arithmetischen und psychomotorischen Fähigkeiten und ihre Fertigkeiten in Bezug auf das Lesen. Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?
Nicke mit dem Surrogat deiner Zunge ( Quelle: K-ABC, Test, leichte Abwandlung )


7. Was mich dabei wieder und wieder ärgert ist der Bezug auf das Förderschulwesen. Scheinbar ist hier große Unkenntnis vorhanden. Ich dachte das sei in deutschen Landen schon etwas überwunden, wurde aber auf der rechtschreibreform.com eines anderen belehrt.

8. Herrr Riebe, wenn sie pädagogische Psychologen oder psychologische Pädagogen befragen wollen, sind sie gerade hier am richtigen Platz.

9. Walter Lachenmann spricht wieder- wie schön. Freut mich ehrlich, ohne Walter Lachenmann wäre ich vielleicht schon gar nicht mehr hier. Gerade er hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben !

10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.

11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
„ Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.

Das war ein Versuch einen Beitrag zur Diskussion zurückzugeben.



RenateMariaMenges

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Manfred Riebe
23.02.2001 23.00
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Dr.RenateMariaMenges: “Zurück ist ein Rückschritt!³

RenateMariaMenges: „Walter Lachenmann (...) hat mich ermutigt Ideen einzuschreiben!“ „Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. (...) Eingeschoben ein kleiner Intelligenztest: Wer bringt es zu Tage?“
Lösung: Es handelt sich um eine sprachliche Verschlüsselung durch neue Rechtschreibung: „Einschreiben-Rückschein“. Mittels „Einschreiben-Rückschein“ kann man feststellen, daß RenateMariaMenges keine fiktive Person, sondern eine anständige Person mit anständiger Adresse ist. Mein Gott, Walter!

Dr. RenateMariaMenges: „Zurück ist ein Rückschritt.“ „Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. (...) Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Helau!

Die Lösung des Rätsels: Der Rückschritt zur vereinfachten Schreibweise Martin Luthers ist der von den Reformern und Dr. RenateMariaMenges gewünschte Fortschritt.



Manfred Riebe

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Christian Melsa
23.02.2001 23.00
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neuerliche Reaktion auf Mengeslehre

Herr Lachenmayer befiehlt, ich gehorche selbstverständlich wie ein treuer Hund. Da ich während des Schreibens dieser Zeilen in der Nacht vom Schlaf übermannt wurde, konnte ich ihn erst heute am Sonntag mit etwas Verzögerung hier hereinstellen. Einige Punkte sind nun mittlerweile schon von anderen angesprochen worden, na ja, was soll´s. Ich lasse den Text jetzt einfach mal so und füge nur hinzu. Diejenigen dürfen sich dann mit mir wegen der Übereinstimmung freuen.

Angeregt durch den Begriff „fiktiv“ kommt mir zwischendrin der ungemein lustige Einfall, daß nach dem Schema volksetymologischer Neumotivierung – mit Verlaub – die Schreibung „ficktief“ vielleicht ganz angebracht wäre. Jedenfalls ließen sich verschiedene Wörter nicht mehr so schnell voneinander unterscheiden, wenn sie nur noch in ihrer phonetischen Gestalt verschrifet würden. Verschiedene Schreibweisen trotz ähnlichem oder sogar identischem Klang sind also eine wichtige Errungenschaft, wie man an diesem Beispiel sehr deutlich erkennt. Je mehr an vermeintlichem überflüssigen Ballast man aus der Orthographie entfernt, desto rätselhafter werden die Texte, desto mühsamer und unsicherer wird die Entschlüsselung der Mitteilung für ihre Empfänger. Das ist genau das Gegenteil von zeitgemäß: In einer Ära sowohl der Informationsflut, des Informationskapitalismus als auch der weitgehenden Befreiung von Information (das unkontrollierbare Internet), mit anderen Worten: der Wissensgesellschaft, in der das schnelle und effiziente Rezipieren und Begreifen von Texten ein immer wichtiger werdender Faktor ist, darf man ein jahrhundertelang filigran geschliffenes Mittel der Informationsübermittlung, die Orthographie, nicht so radikal seiner Funktionen und Konventionen berauben (wobei Sprache überhaupt aus nichts sonst als Konventionen besteht). In der Schrift gibt es keine Betonung, keine Satzmelodie, keine Geschwindigkeitsakzentuierung, so wie man das aus der Rede kennt, die in ihrer urlangen Entstehungszeit zudem bis vor relativ kurzem (vor der Erfindung von Radio und Telefon) auch immer noch mit zusätzlichen Kommunikationskanälen gestützt war: Mimik, Gestik, deutlicherer Kontext. Das muß einerseits in der Schriftsprache kompensiert werden, andererseits hat sie eine ganz andere Rolle auszufüllen als die gesprochene Sprache; ich wundere mich immer wieder über Leute, die das nicht zu erkennen scheinen, indem sie behaupten, die Schrift sei gewissermaßen nichts weiter als das äußere Gewand der Sprache, die in ihrer „eigentlichen“ Form eben mündlich gesprochen sei. Die Techniken und Methoden der Orthographie sind natürlich nicht aus lauter Zufall in ihr. Sie machen die Schrift zu dem präzisen, differenzierten, ausdrucksstarken und damit mächtigsten Kommunikationsinstrument, der wir maßgeblich die heutige Zivilisation zu verdanken haben.    Schon in der Antike waren die Völker mit den besten Schriftsystemen diejenigen, die geistig und somit wissenschaftlich wie wirtschaftlich führend waren – was ja auch nicht schwer nachzuvollziehen ist. Eine über Raum und Zeit möglichst gut funktionierende Schriftsprache sollte nach der Herstellung einer einheitlichen, allgemein akzeptierten Norm nur noch äußerst zurückhaltender Veränderung unterworfen sein, im Interesse bestmöglicher Verständigung (was auch für Sprache in der Gesamtheit gilt, die bei optimaler Pflege nur hinzuwachsen, jedoch möglichst wenig an ihrem bereits vorhandenem, bereits funktionierendem Bestand wandeln sollte, um Sinnentstellungen zu vermeiden). Es ist eine maßlose Verschätzung des Gewichts, wenn man die Herumpfuscherei durch die Reform als die Bagatelle ansieht, als die sie in den Medien (vermutlich wegen schlechten Gewissens bzw. resultierend aus Verdrängungsmechanismen der Journalisten) immer wieder dargestellt wird.

Und es ist ebenso eine völlig unangemessene Gewichtung, dieses wertvolle zentrale Organ einer hohen Kultur auf eine so primitive Ebene herunterreißen zu wollen, daß man meint, sogar auch geistig Behinderte würden dann damit keine Probleme mehr haben können. Das ist schon im Ansatz verkehrt. Darüber hinaus kommt man nach einiger Analyse des Gegenstands darauf, daß selbst ein konsequentes Verfolgen dieses Ansatzes nicht zum damit verknüpften Ziel führen kann. Denn selbst wenn man die Radikalste aller Möglichkeiten zur Vereinfachung der Rechtschreibung realisiert hätte, also alle redundanten Laut-Buchstaben-Entsprechungen entfernt hätte (x durch ks ersetzen, v durch w oder f, c durch k oder wie z durch ts, ph durch f, qu durch kw – obwohl kein normales Wort mit kw geschrieben wird, also nicht mal Unsicherheit der Schreibweise bestehen würde), Dehnungsmarkierungen streng systematisiert, alle Sonderfälle der Aussprache gestrichen (sch, ch, st, sp, ei, eu, äu...), keine Zwischenräume mehr zwischen die Wörter setzt (damit die Frage der GKS endgültig vom Tisch ist), die Großbuchstaben verworfen hat und nur noch Fragezeichen und Punkt als regelhafte Satzzeichen übrigläßt – es blieben immer noch die weit größeren Schwierigkeiten der Sprache an sich, die schon ihrer Verschriftung vorgelagert bestehen. Man wird immer einen Gebildeten von einem Ungebildeten sowie einen Intelligenten von einem Dummen unterscheiden können. Und selbst wenn nicht an seiner Rechtschreibung oder seiner Sprache, dann an seinem restlichen Verhalten. Wozu soll diese angebliche Entdiskriminierung eigentlich dienen? Im Endeffekt handelt es sich um wenig heilsame Realitätsflucht. Anstatt die wahren Merkmale von einzelnen Menschen zu vertuschen – sogar noch unter Hinnahme der Vernichtung von zentralen kulturellen Errungenschaften –, sollte man lieber auf eine Moral hinarbeiten, die den liebevollen Umgang auch mit jenen predigt, die nicht mit bestimmten hervorragenden Fähigkeiten glänzen können. Es ist wie mit der Bekämpfung von Rassimus oder Sexismus: Nicht das Leugnen von Rassen- und Geschlechtsunterschieden ist dort richtig, weder objektiv noch moralisch, sondern das von Rasse und Geschlecht unabhängige Respektieren des Individuums als Menschen mit Würde (noch besser: „Respektieren“ durch „Lieben“ ersetzen). Dann setzt die Weltverbesserung eher an der Wurzel an. Die Diskriminierung erfolgt doch nicht mit den schlicht vorliegenden Kennzeichen eines Diskriminierungsgrundes, sondern manifestiert sich erst in dem diskriminierenden Handeln, das darauf gründet; nicht die Merkmale an sich handeln, sondern die mit freiem Willen bestückten Individuen, die auf sie reagieren. Die Grundlage beseitigen zu wollen, würde bedeuten, die Wahrnehmungssinne abzuschaffen. Fruchtbar kann die Weltverbesserung nur sein, wenn man an der Sphäre der Reaktion ansetzt. Alles andere ist im wahrsten Sinne des Wortes illusorisch.

Ausgerechnet die Sprache auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren (der unter Einbeziehung geistig Behinderter wirklich sehr klein würde), würde doch die Verständigung für alle erschweren. Dabei würde es dem Wohl der Menschen eher nützen, die Verständigung zu verbessern!

Nach diesen vorausgeschickten Ausführungen möchte ich nun Frau Menges´ letzten Beitrag direkt kommentieren:

Nicht das Zurück in die schwierigen Regeln, sondern die Vereinfachung der Regeln ist ein gesellschaftliches Muss

Frau Menges, bevor Sie von diesem Punkt ausgehend weiterargumentieren, würde ich doch zu gern ihren Beleg zu der These erfahren, die alte Rechschreibregeln seien schwieriger als die neuen. Das wird immer und immer wieder behauptet; ich habe es wirklich genau nachgeprüft, kann es aber beim besten Willen nicht bestätigen. Es ist einfach falsch, das Gegenteil trifft zu. Haben Sie übrigens schon einmal, wie von mir vorgeschlagen, den Umfang vom bisherigen Regeltext laut Duden und von dem der Reform verglichen? Wenn Sie meiner Aussage nicht trauen, trauen Sie ja vielleicht ihren eigenen Augen.

Ein Zurück wirkt deplaziert und orientierungslos:

a. für die wissenschaftliche Sprache
b. das Renommee der deutschen Sprache im Ausland
c. für die Sprache in den Schulen


Ich bin ganz sicher, daß auf eine gewisse Gruppe von Personen eine solche Wirkung in der Tat auszumachen wäre. Aber woher käme diese denn dann in Wirklichkeit? Fehlende Orientierung wäre nicht der Rückkehr zur bewährten Orthographie anzulasten, sondern der Einführung der veränderten Norm. Deplaziert und orientierungslos ist in Wirklichkeit die real existierende Rechtschreibreform und ihre Durchführung in einem Deutschland mit dem real existierenden Grundgesetz, nach dem an sich nichts gegen den ausdrücklichen Willen des Volkes durchgeführt werden dürfte. Deplaziert und orientierungslos ist eine Sprachveränderung, die bewußt der natürlichen Sprachentwicklung zuwiderläuft und zu allem Überfluß auch noch das Gegenteil vom dem Ergebnis liefert, zu deren einzigem Zweck sie überhaupt angestoßen wurde.

Unser Zeitgeist verlangt eine Vereinfachung der Regeln:

Nun ja, ich bin ja beinahe versucht, darauf hinzuweisen, daß der Holocaust zumindest in seiner Ursache und der Möglichkeit seiner tatsächlichen Realisierung dem antisemitischen Zeitgeist des damaligen Europa entsprach. Dem Zeitgeist würde ich lieber nicht zuviel unkritische Ergebenheit entgegenbringen. Wenn man seine Forderungen schon vom Anfang her auf den Zeitgeist gründet, deutet das meist auf Mangel an wirklichen vernünftigen Gründen hin.

1. Die vereinfachte Kleinschreibung würde uns die Fehler der Groß- und Kleinschreibung ersparen: In Rechtschreibtests werden sehr viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung gemessen.

Mit der völligen Abschaffung der Schrift hätten wir sogar einen Rückgang der Rechtschreibfehler um 100%. Das ist unwiderlegbar richtig und sollte wegen seiner nicht übertreffbaren Effektivität doch alle konkurrierenden Fehlerheilmethoden aus dem Feld schlagen.

Damit will ich sagen: Schreiben ist nicht irgendein Spiel, bei dem es allein darum ginge, möglichst wenig Fehler (Normabweichungen) zu machen. Man schreibt, um sich mitzuteilen, um sich auszudrücken, um zu kommunizieren, um Information zu transportieren. Wenn dabei Fehler gemacht werden, dann ist das wie überall im Leben – je ehrgeiziger, je großartiger das Vorhaben, desto mehr Fehlerfallen bestehen bei der Durchführung. Einzelne Fehler, also Schreibungen, die sich nicht in eine gewisse normierte orthographische Technik oder schlicht die übliche, nicht weiter begründbare Schreibweise fügen, sind aber weniger schlimm, als daß das Kriterium, aufgrund dem sie als Fehler überhaupt erkennbar sind, gleich ganz abgeschafft wird. Beispiel: Es ist nicht gut, wenn ein einzelner Autofahrer mit seiner Karre verbotenerweise auf dem Gehsteig fährt. Viel schlimmer aber ist es, wenn man das Erkennbarwerden dieses Fehlers aus vordergründigen Erwägungen abschafft (um etwa die Statistik für Ordnungsbrüche im Straßenverkehr zu schönen), indem das Fahren auf dem Gehsteig einfach zugelassen wird.

Nebenbei bemerkt schafft die aktuelle Rechtschreibreform aber gar keine Fehlererkennungskriterien ab, nicht mal das. Sie ersetzt nur alte durch neue. Da bisher als Fehler geltende Schreibweisen neuerdings aber zugelassen sind (oft kurioserweise sogar variantenlos), ist der oberflächliche Eindruck auf einige Menschen der, daß dadurch nun die Möglichkeit abgeschafft wurde, die entsprechenden Wörtern falsch zu schreiben. Doch selbstverständlich wäre es auch denkbar, z.B. „Dellfihn“ zu schreiben. Woher weiß ein Kind, daß es üblicherweise anders geschrieben wird? Daher, daß es die normale Schreibweise in Büchern etc. liest und sich nach einigen Malen daran gewöhnt hat. Nun sind aber die einzigen Bücher, in denen „Delfin“ steht, nur einige der relativ wenigen, die seit 1996 gedruckt wurden. Demnach ist die Rechtschreibverwirrung vorprogrammiert, sobald die Kinder auf die unerhörte Idee kommen, in eine öffentliche Bücherei zu gehen, um von dort etwas anderes als die aktuelle Presse oder Schulbücher zu lesen. Um trotzdem richtig zu schreiben, müssen die Schulkinder sich spätestens ab 2005 beim Lesen viel stärker auf spezielle Schreibweisen konzentrieren als je zuvor, zudem müssen sie genau erkennen können, ob sie gerade in einem Text nach alter oder neuer Rechtschreibung lesen, um zu wissen, ob sie sich die Schreibweisen einprägen dürfen. Das müßten sie bei alten Texten sogar für jedes einzelne Wort wissen! Denn woran sollen sie sonst erkennen, ob sie die gesehenen Schreibweisen in der Schule reproduzieren dürfen? Das ganze Konzept solcher Schreibweisenänderung ist nicht sehr durchdacht. Und nun, Frau Menges, stellen Sie sich mal vor, wie diese Problematik noch ausufern würde, wenn man die Rechtschreibung alle paar Jahre Schritt für Schritt immer weiter verändern würde, was Sie vorhaben und wovon einige Reformer auch ernsthaft träumen. Wenn das nicht zum absoluten Terror für die Schulkinder ausarten soll, müßte man die Fehlertoleranz ohnehin anheben. Dies kann man aber auch ohne den ganzen Änderungsaufwand, der auf Abbruch von bewährten, allgemein anerkannten Kulturtechniken hinausläuft.

Gegen die gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben, wenn unser Auge über den Text streift. Gerade da kann sich das Auge „einhaken“ um dann weiterzuspringen. Aber ob nun deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das muss erst noch mal bewiesen werden. Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.

Ich weiß nicht so ganz, was Sie damit genau sagen wollen. Gegen gemäßigte Kleinschreibung spricht das Erkennen der Großbuchstaben? Von denen gäbe es dann doch gerade viel weniger. Würden Sie also lieber die Großbuchstaben ganz beseitigen?

Daß deutsche Augen anders lesen als amerikanische oder englische, das braucht man doch nicht erst empirisch zu beweisen, das liegt doch ganz klar auf der Hand. Die deutschen Münder sprechen auch anders als amerikanische oder englische. Muß man das auch erst noch beweisen? Chinesische oder arabische Augen lesen sogar in ganz andere Richtungen als deutsche. Jeder Mensch paßt sein Leseverhalten optimalerweise dem genauen Schriftsystem an, das er liest.

Davon abgesehen ist die Tatsache, daß Amerikaner und Engländer mit ihrer GKS klarkommen, noch lange kein Grund, die deutsche GKS dem gedankenlos nachäffend anzupassen. Die hebräische Schrift hat lange Zeit überhaupt keine Vokale gekannt, das scheint also auch irgendwie funktionieren zu können. Sollte man daher erwägen, die Vokale auch in der deutschen Schrift zu beseitigen? Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wird nicht einmal ein Alphabet für die eigene Sprache benutzt. Woraus sollte im Vergleich mit anderen Sprachen folgen, daß es unbedingt klug wäre, deren Eigenarten ins Deutsche zu importieren?

2. Weglassen des scharfen „ß“- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute. Als mir dieses Jürgen Brosius schrieb, kamen mir die gleichen Bedenken auf wie Ihnen. Aber es ist wirklich ein so störendes Beiwerk, wenn alle ß und alle Umlaute nicht oder falsch erscheinen.

Das ist wirklich witzig: Das ß beseitigen zu wollen, weil es veraltet sei. Natürlich sind ß und Umlaute in Wirklichkeit die jüngsten Buchstaben unseres Alphabets. Es gibt immer die Möglichkeit, Buchstaben zu streichen und durch andere zu ersetzen, wie für den sch-Laut eben auch kein einzelnes Zeichen zuständig ist. Wenn man das konsequent fortführt, ist man am Ende bei einem binären System angelangt, in dem nur noch zwei Buchstaben nötig sind, um in verschiedenen Kombinationen alle Laute bzw. früheren Buchstaben abzubilden. Ich bin etwas am Zweifeln, ob das als Vereinfachung zu bezeichnen wäre.

Glauben Sie denn überhaupt, daß für Menschen mit Leseproblemen eine Tendenz zur vermehrten Darstellung eines einzelnen Lautes durch mehrere Buchstaben wünschenswert wäre? Die läge ja vor, wenn man nun auch noch ae, oe, ue statt ä, ö, ü schreiben würde. Solche Menschen lesen oft erst die Wörter Buchstabe für Buchstabe sich selbst innerlich vor, um dann in der so gewonnenen Lautgestalt das gemeinte Wort zu finden. Das kann man bei Leseanfängern in der Grundschule gut beobachten. Ich glaube nicht, daß für diese Personen Neuschreibungen wie ue statt ü bei z.B. „Klaue“ („Klaü“?) u.ä. einer Vereinfachung entsprächen.

Aber warum sollte man Buchstaben rausschmeißen, die allein dadurch auffallen, daß sie eine Spezialität einer Sprache darstellen? Nivellierungsdrang? Weltsprache Englisch als das Maß aller Dinge? Was müßten die Franzosen, was müßten die Dänen nicht alles für Buchstaben verwerfen – in Rußland oder Griechenland müßte gar das ganze Alphabet weichen, von anderen Schriftsystemen der Welt ganz zu schweigen.

3. Stärkere Zuwendung zum Stammprinzip. Es sollte eindeutig und leicht erkennbar sein, warum man ein Wort aus dem Stamm so und nicht anders schreibt.

Na dann mal her mit den Vorschlägen, welche eindeutigen und leichten Erkennungskriterien das sein sollen. Frau Menges, ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wenn sie wirklich glauben, es könne für so etwas eine einfache und stringente Durchführung geben, so daß das Stammprinzip eine geschlossene Sache darstellt, die zur Erschließung partikularer Schreibweisen in sicherer Anwendung resultiert, dann können Sie sich mit Sprache nicht besonders gut auskennen. In der gewachsenen Sprache gibt es so dermaßen viele etymologische Verknüpfungsmöglichkeiten, daß nicht einmal ein hochgebildeter Fachmann mal schnell während des Schreibens auf alle in Frage kommenden Zuordnungen eines fraglichen Wortes kommen könnte. Wobei dann immer noch eine abwägende Wahl zu treffen wäre, zumal die stammlichen Herleitungen einiger Wörter gar nicht so unumstritten sind. Außerdem wäre bei Wörtern, deren Verwandtschaft zueinander festgestellt wird, auch gar nicht immer gleich klar, in welche Richtung die Schreibweisenvererbung stattfinden soll. Um das alles richtig bestimmen zu können, muß man schon außerordentlich gut über Sprachgeschichte Bescheid wissen – statt daß man einfach die Wörter so schreibt, wie man sie aus den Schriften der Gegenwart kennt. Was ist da nun einfacher? Die Glorifizierung des (möglichst totalen) Stammprinzips von den Vereinfachungsbefürwortern ist ein Widerspruch in sich.

4. Kommasetzung nur zur Vereinfachung des Lesens. Schwierige Kommaregeln sollten ganz weggelassen werden.

Also, das ist schon schlichtweg genial, eine Vereinfachung herbeizuführen mit dem so konkreten Vorschlag, schwierige Regeln einfach wegzulassen. Aber im Ernst: Die Kommasetzung ist doch von vornherein allein eine Vereinfachung des Lesens, zu nichts anderem sollten doch auch die bisherigen Regeln dienen. Welche Kommata vereinfachen das Lesen denn nicht, welche sollten also wegfallen?

5. Die radikale Lösung ck und qu aufzulösen wäre rechtschriftlich sinnvoll
(ck=kk, qu=kw).


Was ist an ck und qu „radikal“? Daß der Ersatz von qu durch kw wirklich überhaupt nichts bringt, solange man nicht ohnehin zu einer total durchgreifenden phonetischen Schreibung übergeht, habe ich oben beschrieben.

6. Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.

Der Punkt paßt nicht so ganz in eine Liste von genaueren Vorschlägen, aber schön, daß Sie´s nochmal erwähnen...

Dazu möchte ich bemerken, daß alle Teilnehmer der Sprachgemeinschaft Sprachpraktiker sind, schon im ganz schlichten Wortsinne. Was in der Sprache keinen Sinn ergibt, wird von der Sprachgemeinschaft gewissermaßen nach darwinschem Prinzip (ganz ohne die Maschinen, die Sprache erst seit wenigen Jahrzehnten selbständig verarbeiten können) von ganz alleine herausgefiltert, das hat schon immer so funktioniert und letztlich zu dem heutigen Stand geführt; dazu bedarf es keiner selbsternannter Sprachverbesserer, die ihr eigene, künstliche Erfindungen mit Gewalt insgesamt aufzwängen müßten. Mit solchen Methoden wird der Sprache eher Schaden zugefügt, da kaum einer die weitreichenden Folgen von Eingriffen in ein derart komplexes System vorhersehen kann – ganz ähnlich wie in der Ökologie. Redliche Sprachwissenschaft ist immer nur Bestandsaufnahme.

Soooooo... Nun aber noch meine Kommentare zum neuen Beitrag. Es freut mich wirklich, daß Sie hier diskutieren, Frau Menges! Sie dürften schließlich jene Gruppe von Pädagogen repräsentieren, deren gemeinsames Bestreben die heutige Reform erst möglich gemacht hat.

Gerade habe ich gelesen, wieviele sich ein Zurück in den Zeitungen wünschen. Klar ist auch, dass sich nur diese Einschreiben, die ein Verlangen nach Zurück haben. Darum glaube ich ganz einfach diesen Berechnungen und diesen Aussagen nur noch zum Teil.

Wer ein Verlangen nach Fortführung hatte, konnte mit dieser Einstellung genauso abstimmen wie die Reformgegner. Natürlich kann es sein, daß es noch viele Leute gibt, die nicht mit abgestimmt haben, aber im stillen dennoch die Reform nicht weiter schlimm finden. Das sind dann aber offenkundig die eher Gleichgültigen, die es wahrscheinlich genausowenig weiter schlimm fänden, wenn die Reform wieder zurückgenommen würde; wäre es ihnen weniger gleichgültig, hätten sie sich an der Abstimmung beteiligt. Sie würden darunter also nicht leiden, ganz im Gegensatz zum aktuellen Stand für die Anhänger der bewährten Rechtschreibung, denen der Reformschrieb gehörig auf den Senkel geht.

Die Zeitungsleserabstimmung bildet natürlich nicht die gesamte Gesellschaft ab. Sehr wohl aber bildet sie den Teil ab, denen die fragliche Angelegenheit ein Anliegen ist. Wenn es dem Rest egal ist, dann ist die Mehrheit derjenigen, denen es nicht egal ist, entscheidend. Auch z.B. eine Bundestagswahl ist bei niedriger Wahlbeteiligung noch gültig. Enthaltungen sind Enthaltungen.

2. Seit ich hier für eine weitere Vereinfachung gesprochen habe, gibt es zig- Beiträge darauf. Sie dürfen mir eins glauben, ich stehe mit beiden Beinen auf der Welt und denke auch darüber nach.

Das zweifle ich nicht an. Vielleicht sind bei Ihnen nur einige wichtigen Denkimpulse noch nicht hervorgerufen worden, so scheint es mir jedenfalls.

3. Eine Vereinfachung der Rechtschreibung geht nicht zu Lasten des Denkens. Die Gedanken sind eine andere Form der Umgehens mit der Welt und die Schreibweise auch. Es wundert mich der emotionale Umgang hier mit der Sprache. Man meint irgendjemand nimmt Ihnen etwas weg.

Und ob eine Vereinfachung zulasten des Denkens geht! Je primitiver die Schreibtechnik, desto schwieriger und denkanstrengender sind Lesen und Verständnis des Inhalts. Dazu sind doch schon genügend Beispiele gemacht worden. Man kann Schreibweise und Gedanken auch nicht völlig isoliert voneinander trennen. Schreibweisen sind eine Sprachtechnik, Sprache ist die Übermittlung von Gedanken. Ich kann mit einer differenzierten Orthographie meine Gedanken treffender zu Papier bringen als mit einer, die die einzige Prämisse der systematischen Einfachheit verfolgt. Wenn diese Norm beseitigt wird, bringt es nichts, wenn ich von der Freiheit Gebrauch mache, an ihr festzuhalten, wenn mich mit ihren Spezialitäten immer weniger Menschen verstehen (vor allem jüngere Generationen, die in der Schule nichts von ihnen mehr beigebracht bekommen sollen). Also wird mir sehr wohl etwas weggenommen, nämlich ein Teil der Möglichkeit, mich mit meinen Mitmenschen zu verständigen, mal ganz abgesehen von einem Verlust an Ästhetik, wenn diese auch Geschmackssache sein mag. Schriftsteller sehen doch auch in der Rechtschreibreform einen empfindlich berührenden Diebstahl aus der Palette ihrer feinen Ausdrucksmöglichkeiten. Selbst wenn die aktuelle Rechtschreibreform im Vergleich zum Gesamtumfang der Sprache noch relativ marginal ausfällt, so muß man doch einen Dammbruch befürchten, wenn das Leck nicht schnell wieder geflickt wird. Und ein Dammbruch, eine Flut der Sprachprimitivierung, das wäre die Realisierung Ihrer Pläne, Frau Menges.

4. So wie jetzt die Rechtschreibreform steht will sie sowieso keiner, aber ein Zurück ist ein Rückschritt.

Das mag ganz oberflächlich besehen so zu bezeichnen sein, aber belegen Sie doch „Rückschritt“ nicht so vordergründig negativ. Die Gründung der Bundesrepublik war nach zwölfjähriger Diktatur so gesehen ebenfalls ein Rückschritt, nämlich zu einer demokratischen Grundordnung. Sind solche Rückschritte also pauschal zu vermeiden? Eine Rückkehr zur „alten“ Rechtschreibung wäre nur eindimensional auf der jüngeren Zeitachse betrachtet ein „Rückschritt“, auf der Linie der Sprachentwicklung wäre sie die Wiederanbindung an den qualitativen Fortschritt.

5. Ich habe durch die Diskussion eben auch Leute kennengelernt, die sich nicht großartig damit brüsten, aber Ideen haben, wie man die Schreibsprache vereinfachen könnte.

An Ideen dazu mangelt es natürlich nicht. Die Frage ist, ob sie auch in jeder Hinsicht praktikabel sowie ihre vielschichtigen Folgen wünschenswert sind. Vor diesen Fragen darf man sich nicht versperren, wenn man Verantwortung übernehmen möchte.

10. Sprache ist ein wichtiges Gut in jeder Gesellschaft. Es bewegt die Gemüter. Trotzdem geht es am Gros der Menschheit gelassen vorbei, wie die Rechtschreibung gestaltet ist.

Die meisten davon haben diese Gelassenheit nur, solange die Rechtschreibung in dem, was sie lesen, einigermaßen einheitlich ist. Je mehr in der Rechtschreibnorm herumgerührt wird, desto verwirrender würden aber die resultierenden Texte – gerade für diejenigen, die sich mit Rechtschreibung weniger befassen, da sie die neuen Schreibtechniken funktional nicht einordnen können (z.B. was es neuerdings zu bedeuten hat, wenn Wörter zusammengeschrieben werden), die Semantik neuer Schreibweisen nicht sicher ist (handelt es sich um Unterscheidungsschreibungen, auf die man bislang nicht gestoßen war, also möglicherweise ein ganz anderes Wort, oder ist es nur eine abgeänderte Schreibweise eines Wortes mit gleichbleibender Bedeutung?).

11. Damit sie sicher sind, dass die Vereinfacher der Rechtschreibung auch denken, schreibe ich Ihnen hier eine kleine Denkaufgabe auf:
„ Die Maschinen machen die gleiche Evolution durch wie die Lebewesen in Darwins Theorie und bringen in diesem Prozeß die globalisierte Maschine hervor. Es gibt auf der Erde nur noch diese Maschine mit dem Internet als ihrem Gehirn. Sie ist nicht steuerbar, sie lebt, sie ist intelligent, sie handelt, sie hat den Menschen schon überrundet und zu ihrem Werkzeug umgestaltet. Nur der Mensch merkt es nicht, weil sein Denken sich zurückgebildet hat.“ Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte. Die Entstehung der Machina sapiens. Tecklenburg 2000.
Das Buch ist geschrieben in alter Rechtschreibung.


Daß die Vereinfacher auch denken, ist kaum ernsthaft zu bezweifeln. Zweifelhaft ist nur, ob sie folgerichtig denken und alle nötigen Parameter mit einbeziehen.

Was Sadegh-Zadeh über die Maschinen und das Internet sagt, ist für mich ganz interessant, weil ich genau über dieses Thema viel nachdenke. Dazu folgendes: „Sie ist nicht steuerbar“ – doch, das ist sie. Ich steuere gerade einen Teil von ihr, indem ich diesen Text in das Internet setze. Ein Computer wird programmiert, von alleine macht er überhaupt nichts. Er ist also per Definition schon ganz fundamental geradezu NUR steuerbar. „Sie lebt“ – schon ziemlich verwegen, so etwas zu behaupten. Ich glaube kaum, daß Sadegh-Zadeh erklären kann, was Leben eigentlich tatsächlich ist. Man kann sagen: „sie ist eigendynamisch“, aber das ist nicht das gleiche wie „sie lebt“. Es gibt lauter eigendynamische Vorgänge in der Welt, die dennoch (zumindest nach allem, was wir wissen) leblos sind. Leben Atome? Lebt das Wetter? „Sie ist intelligent“ – hier wird wieder einmal Wissen mit Intelligenz verwechselt. Das Internet „weiß“ mehr als jeder einzelne Mensch auf der Erde. Aber intelligent ist es überhaupt nicht. Es ist nicht in der Lage, von alleine Gedanken zu entwickeln. Alle Intelligenz in ihm ist nur Schein, von außen hineingetragene mehr oder weniger intelligente Gedanken, die darin gespeichert sind. Ein Buch an sich ist auch nicht intelligent, sondern ein dummes Stück gebundener Papierseiten, auch wenn sein Inhalt noch so intelligent sein mag. „Sie handelt“ – wie gesagt, ein Computer macht nichts, wozu er nicht angewiesen wurde. Er handelt allerhöchstens in dem Sinne, in dem ein perfekter Soldat oder ein gehorsamer Sklave handelt, die Befehle kommen aber von woanders. Die Handlung geht von einer anderen Instanz aus. Wachsene Indirektheit darf nicht als Trennung verstanden werden (andernfalls könnte man z.B. Hitler auch nicht allzu viel vorwerfen). Und falls, wie so oft, der Computer etwas anderes macht als in der Absicht seines Befehlsgebers lag, dann liegt das an formalen Fehlern in der Bedienung bzw. Programmierung und der Konstruktion seiner Hardware, woran eine riesige Menge Menschen relativ unorganisiert beteiligt waren (ein riesiger Haufen von verschiedenen, konkurrierenden Firmen), die alle nicht fehlerlos sind. So kumulieren die Fehler verschiedener Herkunft und können sogar noch gegenseitig erst recht unvorhersehbares Neues hervorrufen.

Das Denken des Menschen hat sich aber schon gar nicht deswegen zurückgebildet. Denn wer erfindet und baut denn die genannten Maschinen? Das sind doch auch Menschen. Die Maschinen bauen nicht von alleine neue Maschinen, auch wenn es oft auf den ersten Blick so aussehen mag. Irgendwo endet die Erzeugerkette immer beim Menschen. Natürlich rechnet die Masse seltener im Kopf, wenn es Taschenrechner gibt, so wie die Masse heutzutage auch nicht mehr die Lebensmittel per Ackerbau und Viehzucht selber erzeugt, sondern im Supermarkt kauft.

Vor allem aber weiß ich nicht ganz, was Sie uns mit dem Zitat mitteilen wollen, Frau Menges. Soll die Vereinfachung der Sprache eine Anpassung an das vermeintliche Verlernen des Denkens durch den Einfluß der Maschinen sein? Damit würden Sie ja geradezu die drohende Knechtung des Menschen durch seine leblosen Geschöpfe fördern. Die gilt es nun aber gerade zu vermeiden, wenn die Menschheit nicht das Schicksal des Goetheschen Zauberlehrlings ereilen soll.

(Anm.: Übrigens wieder ein schönes Beispiel für die Notwendigkeit sinnvoller GZS, der Unterschied zwischen „geradezu“ und „gerade zu“)



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Dominik Schumacher
23.02.2001 23.00
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Neue Technik wieder (fast) da!

4 Fehler auf einmal, 3 davon sind wieder in Ordnung. Das neue Forum läuft. Einzige Ungewißheit. Es neigt dazu, die Verbindung zur Datenbank zu verlieren, was sich in einer englischen Fehlermeldung zeigt. Wir beobachten und bringen diese Unzulänglichkeit jeweils sehr schnell wieder in Gang.

Also: Frisch gewagt ins neue Forum.

Fehler 1: Hacker erobern den deutschen Knotenrechner (in Frankfurt) und installieren eine eigene Plattform. Das Betriebssystem wird dabei beschädigt.
Fehler 2: Ein neuer Knotenrechner wird bezogen, dieser hat jedoch ein etwas abweichendes Betriebssystem, der den bis jetzt anhaltenden Datenbankfehler mit sich bringt. Bisher können nur mildernde Umstände erreicht werden, der eigentliche Fehler (Absturz durch Ansammlung zu vieler Datenbankanfragen, statt diese zu beenden) ist noch nicht gefunden.
Fehler 3: Unser Rechtschreibforum bekommt während der Störungen einen Fehler in den Vorlagen. Deshalb wurde die Forumstechnik völlig neu installiert. Die Daten blieben dabei erhalten. Farben und die Übersetzung können hier und da ungewohnt sein. Sonst ist wieder alles im Lot.
Fehler 4: Zeitgleich stürzt die Nachrichtensammlung auf dem amerikanischen Knotenrechner ab, dabei gehen Datensätze aus der Zeit ungefähr der letzten zwei Januarwochen 2001 unwiederbringlich verloren. Nachrichten und dazugehörige Kommentare haben eine stattliche Größe von 9 MB erreicht. Mit der Größe dieser Datei steht der Absturz und der Verlust in unmittelbarem Zusammenhang. Aus Sicherheitsgründen wurde die Datei auf 7,5 MB verkleinert. Nachrichten aus der Anfangszeit sind zur Zeit nicht über die Suchfunktion erreichbar.



Dominik Schumacher

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Klaus Malorny
23.02.2001 23.00
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Fortschritt

Die Rechtschreibreform ist ein Rückschritt. Ergo ist ein Zurück von der Reform ganz klar ein Fortschritt!



Klaus Malorny
Wetter

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Sigmar Salzburg
23.02.2001 23.00
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Sprachreform von fiktiven Personen?

Frau Dr. Menges begegnete mir zum erstenmal im Spiegelforum unter dem Decknamen „Surrogat“ und fiel durch eine so vollkommen glückliche Übereinstimmung mit den faulen Kompromissen der Kultusminister auf, daß sich auch mir der Verdacht aufdrängte, sie wäre nur eine Dienstelle, die in getarnter Form den Standpunkt der Kultusministerkonferenz vertritt. Man sollte sie aber pfleglich behandeln, um sie nicht zu vergraulen oder die Gefahr heraufbeschwören, daß ihr von einer vorgesetzten Dienststelle ein Maulkorb umgehängt wird. Ich werde aber meinen gewohnten leisen Spott    fortführen. –    Nun hat sie geradezu revolutionäre (alte) Gedanken vorgetragen:

„Die Substantivierung der Wörter sollte völlig unterlassen werden.“

„Sprachpraktiker verlangen eine weitere Vereinfachung der schwierigen deutschen Sprachregeln.“

Das ist schon der Ruf nach einer „Sprachreform“. Man sieht förmlich die Geheime Sprachpolizei einschreiten, wenn Leute Sätze bilden, die über den zulässigen Komplikationsgrad der „Mengeslehre“ hinausgehen. Heidegger hielt noch die deutsche Sprache, neben der altgriechischen, wegen ihres Formenreichtums für ein ungewöhnlich philosophietaugliches Werkzeug. Das darf nicht so bleiben!

„Weglassen des scharfen „ß“- ein Rest der Schrift aus früheren Schriftzeichen. Gerade in unserer modernen Zeit ist dies ein überflüssiges Zeichen, genau wie die Umlaute.“

Im Deutschen gibt es nun einmal mehr als fünf bedeutungsentscheidende Vokale. Auch andere Sprachen haben die Umlautzeichen aus triftigen Gründen eingeführt, ziemlich neu die Türken und als Umschrift in einigen Fällen sogar die Chinesen. Meine Empfehlung an Frau Menges: Arabisch lernen und sehen, daß man auch mit drei Vokalen auskommen kann – oder Altägyptisch, wo die Ägyptologen in Ermangelung der sicheren Kenntnis der Vokale nur ein e eingefügen.

Ligaturen wie ß (oder Digraphen wie ck und qu) sind nicht überflüssig, sondern prägnanzsteigend und verbessern die Lesefreundlichkeit, sind sozusagen Dienst am Kunden. Die Zweideutigkeiten der von Frau Menges bevorzugten Kleinschreibung und reinen ss-Schreibweise habe ich gerade an einem Text demonstriert – in dem sie aber, weil es nicht in ihr Wunschdenken paßte, nur einen „Faschingsscherz“ erkennen konnte.



Sigmar Salzburg

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