Substantivierung
Ich glaube, man kann dieses interessante Problem ganz ruhig erörtern und braucht nicht gleich eingeschnappt zu sein, wenn man sieht, daß man die Lösung doch noch nicht gefunden hat.
Nun denn: Nichts ist selbstverständlich, am wenigsten die Regel, daß Wortungetüme zu vermeiden seien, auch wenn sie einen vorgeschlagenen Text bestehen. Wir empfinden kennenlernen als normal, aber es muß einmal als Wortungetüm erschienen sein, denn früher schrieb man es getrennt.
Ich habe an anderer Stelle meinen Befund zu guttun vorgeführt. Substantiviert man es, dann muß man Guttun schreiben, das liegt aber nur an der Grammatik der Substantivierung. Im Zuge dieses Vorgangs verliert der Infinitiv (übrigens im Gegensatz zu substantivierten Adjektiv! sehr interessant) seine Valenz, d.h. die Bindungsfähigkeit für andere Satzglieder. Es gibt also zwar hier essen, aber nicht das hier Essen (sondern höchstens das hiesige Essen), denn zum substantivierten Infinitiv, der ja geschichtlich ohnehin ein Substantiv ist, paßt nur noch das Attribut. Das ist der Grundsachverhalt, an dem die Probe von Herrn Beck letztlich scheitert. Herr Wrase hat das auf andere Weise, nämlich durch Anführen unerwünschter und vielleicht bißchen übertriebener, aber durchaus konsequenter Ergebnisse vorgeführt.
Theodor Ickler Ringstr. 46, D-91080 Spardorf
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