Dudengültigkeit und Aussagenlogik
Lieber Herr Malorny,
einerseits will ich mich im voraus und nachhinein für meine Einmischung entschuldigen, andererseits sie aber rechtfertigen. Ihr nunmehriger Satz Soll etwa ich Herrn Agreiter wegen seiner umfassenden Aufklärungstätigkeit zur so oft mißverstandenen Rechtschreibreform zum Bundesverdienstkreuz vorschlagen?
ist, finde ich, in seiner Stellungnahme voll verständlich und liest sich leichter als der frühere Sätzewechsel.
Denn es geht mir vor allem darum, daß Herr Agreiter zeigt, welche Argumente er zu den gestellten Fragen außerdem noch hat. Diese Sacherörterung ist so überaus spannend, daß sie nicht im Knistern des Kleingespräches untergehen sollte. Meine Bitte ist also, Herrn Agreiter wieder zu hören.
Dank an Herrn Müller für seinen Duden-Vergleich.
Lieber Herr Agreiter,
es wäre nett, wenn Sie auf die offenen Fragen noch antworten könnten:
Können zwei Wörterbücher (hier Duden _21 und Duden _23) beide gültig sein, wenn sie in vielen Hunderten von Fällen (nämlich im Verzeichnis und Nicht-Verzeichnis der verbotenen Wörter) einander widersprechen? Wie würde das aussagenlogisch gehen?
Oder anders gefragt: Hat die Rechtschreib„reform“ auch schon die Grundlage der Aussagenlogik, daß nicht eine Aussage (1) mit einer ihr widersprechenden Aussage (2) gleichzeitig zutreffen kann, weggeräumt?
Die genannten Aussagen sind:
(1) „Duden _21 ist ein gültiges Wörterbuch.“
(2) „Duden _23 mit seinen dem Duden _21 widersprechenden Vorschriften ist ebenfalls ein gültiges Wörterbuch.“
Entspricht es nicht vielmehr unserer Aussagenlogik und Gerechtigkeit, wenn wir feststellen, daß mindestens eines dieser Wörterbücher falsch sein muß? Denn sie unterscheiden sich hundertefach, wenn nicht tausendfach, in ihren Wörterverbotslisten.
Und vielleicht noch als Zusatzfrage:
Wenn das Wort allgemeinbildend wieder erlaubt ist, welche einschneidenden Gründe gibt es, daß die Wörter allgemeinverständlich und allgemeingültig verboten bleiben müssen?
Könnte man es nicht besser so machen, daß keine bisherigen deutschen Wörter verboten werden?
Danke für eine Stellungnahme; und ich will mich dafür verbürgen, daß beleidigende Diskussionsbeiträge der Versteckung oder Ausbesserung anheimfallen.
Grüße,
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Detlef Lindenthal
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