Okay, litebloo, Du benutzt also Word 95. Dort kann die Rechtschreibkorrektur ja ohnehin noch nicht auf Neuschrieb eingestellt sein. Was die späteren Versionen betrifft, so kann man garantiert auch dort den Neuschrieb-Modus deaktivieren, wenn sogar die allerneueste Version diese Möglichkeit bietet. Wie das geht, das sollte ja hier gerade gesammelt werden, gut wäre natürlich auch, wenn man diese Information für andere Programme hätte. Damit würde sich Dein Hauptvorwurf in Luft auflösen.
Du sagst es, Der jung verstorbene Pharao hieß Tut Ench Amun, oder auch Tut ench Amun, wird oft auch Tut-Ench-Amun bzw. Tut-ench-Amun geschrieben, oder sogar Tutenchamun. Auch Amon statt Amun und Anch statt Ench kommt vor. Da es sich um eine Eindeutschung eines uralten ägyptischen Namen handelt, können die Laut-Buchstaben-Entsprechungen etwas variieren. Jedenfalls siehst Du ja selber, daß Tu-ten-cha-mun der größte denkbare Schwachsinn von Trennung ist, da könnte man ja auch liteb-loo trennen. Die Trennautomatik läßt sich in Programmen natürlich meistens ebenfalls abschalten, aber gerade die ist noch am ehesten nötig: falls man etwa sehr enge Spalten schreibt (wie in Zeitungen), Wörter also sehr oft am Zeilenende getrennt werden, will man das ja nicht ständig selber vornehmen, wenn sich die Formatierung ändert und das passiert in solchen Fällen augenblicklich, sobald man am Text herumbastelt. Außerdem braucht man sich dank Automatik nicht ständig Gedanken über die Aufbau von Fremdwörtern aus (großteils alten, toten) Sprachen, die man kaum kennt, machen. Für solche Zwecke ist der Computer doch gerade da, warum soll man das nicht nutzen? Da man nach den Reformregeln sowohl sinnvoll als auch bescheuert trennen kann, fällt man bei Trennungsautomatik nach neuer Rechtschreibung als ungebildeter Schreiber erst recht auf, doch genau dies sollte von der Rechtschreibreform gerade abgemildert werden!
Was das Auf-die-Nerven-Gehen betrifft, so würde es mir grundsätzlich besser gefallen, wenn manches auf dieser Seite etwas gesitteter zugehen könnte. Allerdings ist das Thema nun mal eines, das natürlich auch Wut verursacht. Man muß sich eben zusammenreißen, Gelassenheit üben (nicht Gleichgültigkeit). Abgesehen von Dir gibt es aber schon noch ein paar Reformbefürworter, die hier fleißig mitdiskutieren, was oft auch ein Gewinn ist (wie ich finde), ich will da mal Michael Jansen nennen.
Du findest das neue Regelwerk also logisch und einfacher zu lernen. Wenn ich Dich zuvor richtig verstanden habe, hast Du mit dem originalen neuen Regelwerk doch bislang gar keinen Kontakt gehabt, mit dem alten noch viel weniger. Daher kann Dein Urteil nicht aus eigener Anschauung hervorgegangen sein. Ich habe letztens mal angemerkt, daß bekanntlich überraschenderweise auch nicht alle Würste rindfleischfrei sind, auf deren Verpackungen das behauptet wird. Die Rechtschreibreform wird Euch natürlich gerade in der Schule, wo die Kultusminister Hausherren sind, in einer verführerischen Verpackung präsentiert, auf der logischer, einfacher, besser steht. Analysiert man jedoch den Inhalt, kommt man nun mal zu einem anderen Ergebnis. Ich habe mir das in der vergangenen Zeit wirklich sehr genau angesehen und wäre durchaus auch bereit gewesen, zu erkennen, daß die Neuerung dem Bisherigen tatsächlich überlegen ist, wäre doch prima. Ich bin kein Konservativer aus Prinzip, aber auch kein Antikonservativer aus Prinzip. Man muß die Sache selbst betrachten, selbst im doppelten Wortsinne.
Wir schreiben außerdem noch lange nicht nach der FALSCHEN Rechtschreibung, denn sogar die Kultusminister haben eine Übergangszeit bis 2005 festgesetzt, in der beide Schreibweisen nebeneinander gültig sind. Wenn Euch also in der Schule alte Schreibweisen als Fehler angestrichen werden, könnt Ihr dagegen protestieren.
Was mich betrifft, so bleibe ich nicht aus Faulheit vorm Umgewöhnen bei der alten Rechtschreibung oder weil ich störrisch bin, allein weil ich dank meiner intensiven Beschäftigung mit der neuen ja genausogut auch diese anwenden könnte. Nein, ich habe einfach bei meiner intensiven Beschäftigung damit entdeckt, daß die neue tatsächlich nutzlos bis scheiße ist. Keine einzige Änderung bringt, bei Licht betrachtet, einen Gewinn welcher Art auch immer. Egoistisch sind nicht die Reformgegner, sondern diejenigen, die stur jede Kritik verdrängen, um nicht als jemand dazustehen, der sich geirrt hat auf Kosten von Sprachkultur, Demokratie und Wahrheit.
Daß Du die alte Rechtschreibung, womit Du zuletzt wohl die neue, also die jetzt an den Schulen zugrunde gelegte meinst, gut findest, kann mich bei einem Menschen Deiner Sprachsensibilität nur erschüttern. Das bedeutet nämlich, daß der funktionale und kulturelle Gewinn von rund 200 Jahren Sprachentwicklung tatsächlich mit Erfolg der heutigen jungen Generation vorenthalten wird (würden objektive Informationen zu beiden Rechtschreibungen bis zu Dir vordringen, würdest Du die neue garantiert nicht verteidigen). Wenn es dabei bleibt, ist das natürlich ein gigantischer Rückschritt. In den letzten 200 Jahren hat doch die Schrift als Medium dank Massenmedien und elektronischer Datenverarbeitung eine besondere Blüte erfahren, gerade heute könnten wir die bessere Orthographie so gut gebrauchen. Statt dessen wird sie von Bildungsverantwortlichen verhunzt. Die Schule ist nicht mehr für wirkliche Bildung da, sondern zu ideologiekonformer Indoktrination, wie man daran sieht (mir wollte man an der Schule auch weismachen, wir würden in einem demokratischen Staat leben, dabei sind wir der Diktatur immer noch näher, sonst könnte es zur Umsetzung der Rechtschreibreform nie gekommen sein). Läßt die Leistung der Schüler nach, so wird nicht etwa versucht, gegenzusteuern, sondern das noch unterstützt. Denk mal drüber nach. Wo soll das noch hinführen?
Das Abschweifen ist an sich nicht so schlimm. Wir hätten uns über diese Dinge aber auch in einem anderen Unterforum unterhalten können. Die Themenbenennungen sind ja nicht ohne Grund da.
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