Einheitliche Schreibregelungen in Deutsch-Lehrplänen
Ich meine nicht, daß Uwe die Fronten ziemlich klar umrissen hat.
Dagegen stellte Professor Theodor Ickler fest: Was die Grammatik erlaubt, kann die Orthographie nicht verbieten. Das ist der Kernsatz einer richtigen Dudenexegese. (...) Einmal aufmerksam geworden, entdeckt man, daß fast alle Dudenregeln Kann-Bestimmungen sind, Spielräume eröffnen. (...) Fast alle Bedenken , die man gegen Widersprüche und Haarspaltereien des Duden vorgebracht hat, lassen sich nach dem Prinzip der wohlwollenden Interpretation beseitigen. (...) Bei der Neufassung der Regeln sollten folgende drei Grundsätze gelten: Erstens bleiben alle Schreibweisen, die im Wörterverzeichnis des Rechtschreibdudens bis zur zwanzigsten Auflage (1991) verbucht sind, richtig. Zweitens sind alle Schreibweisen richtig, die sich bei sinngemäßer Auslegung aus den Regeln des genannten Werkes ableiten lassen. Und drittens kann keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, orthographisch als falsch gelten.
Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben will, ein anderes Werk als die bis zum Sommer 1996 vorliegenden dudenkonformen Regelwerke, Wörterbücher und didaktischen Materialien heranzuziehen braucht. Niemand wäre also gezwungen, neue Bücher zu kaufen. (Ickler: Fetisch der Norm. In: FAZ 14.11.97, S. 41).
Der Duden verfolgte grundsätzlich einen deskriptiven Ansatz. Nur ausnahmsweise war der Duden präskriptiv, so daß der Duden von 1991 in einigen Fällen vom tatsächlichen Schreibgebrauch abwich.
So wie man die Kirche im Dorf lassen sollte, muß der VRS auch die verfassungsmäßige Kulturhoheit der Länder anerkennen. Der VRS kann daher nicht daran rütteln, daß die 16 Kultusminister Deutsch-Lehrpläne und somit Sprachlizenzen (besser: Sprachregelungen) für die Schulen erlassen.
Im Lernziel 1.2 des Deutsch-Lehrplans für Berufschulen und Berufsfachschulen von 1991 heißt es: Fähigkeiten, mit verschiedenen Arten von Lehr-, Sach- und Fachbüchern sowie Nachschlagewerken zu arbeiten. Unter Lerninhalten wird auch der Duden genannt. Und unter Hinweisen zum Unterricht heißt es: Der Aufbau des Rechtschreibdudens ist bereits aus der Hauptschule bekannt.
Im Lernziel Fähigkeit, eigene Rechtschreibdefizite zu erkennen und Maßnahmen zu ihrer Behebung zu ergreifen wird unter Hinweisen zum Unterricht die Arbeit mit Rechtschreiblexika bzw. mit dem Grammatikduden genannt.
Der VRS tritt jedoch inhaltlich nicht für liberale Sprachregelungen im Sinne der sogenannten Rechtschreibreform mit Variantenvielfalt, Ausnahmeregelungen oder gar Beliebigkeitsschreibung ein, sondern für eine möglichst einheitliche Regelung im Sinne der herkömmlichen Rechtschreibung, die sich weitgehend am Sprachgebrauch von Schreibberuflern orientiert.
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