Glossarium, 16. 1. 04
Neuer Zwischenstaatlicher Grammatikwettbewerb hat begonnen
Endlich wurde der Streit um die anzuwendende Skala entschieden, nach einem mehrmaligen Machtwort des Vorsitzenden. Die BSKS (Bildungs-Standards-Kompetenz-Skala) hätte fast das Rennen gewonnen, da sie weit mehr Punkte ermöglicht. Doch nun ist beschlossene Sache, die erst 1996 eingeführte Kugramatt-Skala weiterhin anzuwenden, sie habe sich bestens bewährt, trotz des vereinzelten Widerstandes Ewiggestriger.
Die Bewertungen erfolgen also nach der üblichen kompetenten Kompetenz-Skala in Kugramatt.
Beispiele:
des Öfteren = 1 Kugramatt,
den Kürzeren ziehen = 1 Kugramatt,
des Öfteren den Kürzeren ziehen = 2 Kugramatt,
er zog den Kürzeren, und zwar des Öfteren = 3 Kugramatt,
er zog den Kürzeren, des Öfteren sowie des Langen und Breiten = 3,5 Kugramatt.
Zum ersten Mal sollen im Zuge des Wettbewerbs um Kugramattpunkte auch die neuen reformierten Zählweisen zum Einsatz gelangen. Statt 3,5 ist zu sprechen: der Vierte halb; die Schüler hätten es immer mit 35 und mit 53 verwechselt, daher sei ein erhöhter Reformstau entstanden. Ferner seien Kommas wie bei 3,5 auch im Rechnen nunmehr weitgehend abgeschafft.
Ab 10-2, neue Pflichtsprechweise für früher zwölf, wird in 1 Aua umgewandelt, die neue volksetymologische Einheit. Herkömmliche Zählweisen wie 21 Kugramatt werden kongenial reformiert zu 1 Aua plus 9.
Eine achtjährige Übergangszeit ist vorgesehen, in der Rechenfehler nicht bewertet werden. Die Lehrer sollen nur das Ergebnis noch zusätzlich hinschreiben dürfen in die Hefte der Kinder, also 1 + 9 für eine bisweilen noch bei Altrechnern anzutreffende 21. Die neuen Mathematikbücher sind bereits gedruckt und werden sofort ausgeliefert, nachdem nächstes Jahr die Teilnehmer der zwischenstaatlichen Mathematikkommission eine Absichtserklärung zur künftigen Reform unterzeichnet haben werden. Ein KM-Vertreter erklärte bereits, er kenne kein besseres Verfahren als das vorgeschlagene, um aus Pisa herauszukommen. Er werde demnächst sogar selbst Unterricht nehmen, um es kennenzulernen. Unbedingt notwendige Beraterverträge zu Werbekampagnen bei der Fortbildung von Eltern seien schon unter Dach und Fach, man habe seine Hausaufgaben gemacht, Deutschland könne gelassen in die Zukunft schauen. Experten aus der Kommission rechneten mit einem Absinken der Fehlerquote von jetzt oft 90 Prozent auf allerhöchstens zwei Prozent. Eine Gewerkschaftssprecherin fügte hinzu, mit der Sprechweise Aua Aua Aua plus 1 für herkömmlich 37 käme endlich eine lange vermißte Freude auf im trockenen Unterricht der Mathematik, das höre man besonders bei den großen Zahlen, die von nun an keinerlei Probleme mehr machten.
R. G.
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