Was ist hier los?
„BILD“, 16. Juni 2003, S. 6:
Diese Frau spricht 120 Sprachen
Moskau Russische Forscher stehen vor einem Rätsel. Sie untersuchen eine junge Frau, die 120 alte Sprachen nahezu fließend beherrscht. Sie sagt von sich selbst: „Ich habe schon 120 mal gelebt. Das sind alles Muttersprachen aus meinen früheren Leben.“
Tatti Vaalo (23), geboren in Anapa (Kasachstan) gilt als größtes Sprachgenie der Welt. Inzwischen interessieren sich Tausende von Wissenschaftlern für sie. Tatti spricht längst ausgestorbene Sprachen wie Shakespeare-Englisch aus dem 16. Jahrhundert, Altmongolisch und sogar die Sprache der Pharaonen*.
Es begann in der Schule. Während einer Mathearbeit in der 9. Klasse fiel Tatti nach einem Streit mit ihrer Lehrerin in Ohnmacht. Als sie aufwachte, sprach sie plötzlich Altenglisch. Erst nach drei Tagen konnte sie wieder Russisch.
Ein Museumsdirektor zeigte Tatti eine 3800 Jahre alte Steinscheibe, deren Schriftzeichen bisher nur unvollständig übersetzt waren. Tatti schaffte es in wenigen Stunden.
Die Experten haben keine schlüssige Erklärung für den Sprachenschatz der jungen Krankenschwester. Ein Forscher: Sie müßte in jedem Jahr mindstens fünf Sprachen gelernt haben, für die es teilweise nicht einmal Lehrbücher gibt.
Parapsychologen schließen nicht aus, dass Tatti ihren Sprachenschatz tatsächlich durch eine Seelenübertragung aus früheren Leben erhielt.
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Kommentar (von M.D.):
Nur, weil es in der Bildzeitung stand, muß es deshalb nicht gleich falsch sein. Wenn an der Sache etwas dran sein sollte, könnte dieser Fall für die Erforschung alter Sprachen einen Meilenstein bedeuten.
Ich vermute aber, daß bei der Tatti Valo eher ein Fall von positiver Be- oder Umsessenheit vorliegt. Ein erstes Anzeichen hierfür bietet der Beginn der Phänomene: Nach dem Streit mit ihrer Lehrerin spricht sie Altenglisch, aber erst nach drei Tagen wieder Russisch. Hier wurde das Bewußtsein also nicht einfach erweitert, sondern auch eingeschränkt. Eine Deutungsmöglichkeit: Verdrängung des normalen Bewußtseins der Valo durch eine Wesenheit, die Altenglisch spricht, aber natürlich kein Russisch.
Daß Menschen durchaus in Extremsituationen anfangen können, in anderen Sprachen zu reden, dafür jetzt ein in mehrfacher Hinsicht aufschlußreiches Beispiel aus Deutschland (Möttlingen, 1843). Zur Vorgeschichte: bei einem jungen Mädchen, der Gottliebin Dittus, die zusammen mit ihren Geschwistern in einem Haus in der Gemeinde Möttlingen lebt, treten ohne besonderen Anlaß eigenartige Erscheinungen auf. Der hinzugezogene Arzt ist bald ratlos, kann er doch die verschiedensten körperlichen Zustände keiner ihm bekannten Krankheit zuordnen. Als er nach mehreren vergeblichen Besuchen einmal äußert, es sei ein Jammer, daß man die Dittus so liegen lasse, man möchte meinen, es sei gar kein Seelsorger am Ort, nimmt sich Pfarrer Blumhardt aus Möttlingen der Sache an mit für ihn ungeahnten Folgen. Das von mir ausgewählte Zitat steht eher am Ende des Berichtes, den Pfarrer Johann Christioph Blumhardt über die Krankheit und Heilung der Gottliebin Dittus 1844 an die ihm vorgesetzte Oberkirchenbehörde schickt (S. 46 ff):
„Eine zusammenhängende Geschichte bis zum Februar 1843 kann ich nicht mehr geben. Ich erinnere mich nur, daß ich unaufhörlich Mühe und Not hatte, obwohl beständig von der Hoffnung aufrecht erhalten, es werde endlich das Ende kommen. Ich füge daher hier einige allgemeine Bemerkungen ein, die ich mit unerschrockener Offenheit gebe, wiewohl allerlei Rücksichten mir behutsam zu sein raten wollen. Es stellte sich nämlich mehr und mehr heraus, daß eine große Veränderung mit den zum Vorschein kommenden Geistern vorgegangen war. Ihrer viele, die bisher öfters wiedergekehrt waren, kamen nicht wieder; und die Person (Gottliebin) sah mich von diesen in der Kirche, während ich auf der Kanzel stand, auf eine gräßliche Weise umschwärmt, als wollten sie alles versuchen, mir Schaden zuzufügen. Daß ich ganz ohne Empfindung geblieben sei, auch in der Zeit, da ich noch nichts darum wußte, da es mir die Gottliebin aus Schonung lange Zeit verschwieg, kann ich gerade nicht sagen; aber doch war die etwaige Einwirkung auch nicht so, daß ich ihre Aussagen dadurch bestätigt fand. Namentlich fühlte ich mich in den Predigten eher gestärkt als geschmäht. Ich lasse es also dahingestellt sein. Bei anderen Geistern, die fortan sich zu erkennen gaben, schien es in der Schwebe zu sein, was weiter aus ihnen werden sollte. Merkwürdig war es, daß die Gottliebin von Anfang an entweder im Schlafe, oder wenn sie nicht bei ihren gewöhnlichen Sinnen war, beständig in der Gesellschaft dieser Geister sich befand, von denen sie viele kannte, während sie von dem, was zwischen mir und den Geistern aus ihr vorfiel, nichts wußte. Sie sah ferner die ausgefahrenen Geister jedesmal noch eine Weile in der Stube, und namentlich der letzterwähnte, der als Haupt vieler erschien und stets mit einem ungeheuren Buche, in das er die ihm Untergebenen eingetragen haben soll, vorgestellt war, wurde mit einer seltsam verbrämten, kostbaren, auf uralte Zeit hinzielenden Kleidung nach ihrer Aussage von ihr wahrgenommen. Die Dämonen selbst erschienen der G. rücksichtlich ihrer Gesinnung sehr verschieden. Die einen fand sie immer voll Wut und Ingrimm, namentlich in Beratschlagungen begriffen, wie sie in dem durch das Wort Gottes gegen sie gemachten Angriff sich helfen wollten; die anderen schienen von diesen mit Gewalt festgehalten. Dieser Unterschied stellte sich auch bei denen heraus, die aus ihr sprachen. Die einen waren trotzig, voll Haß gegen mich, und sprachen oft Worte aus, die wert gewesen waren, aufbehalten zu werden. Sie hatten ein Grauen vor dem Abgrund, dem sie jetzt sich nahe fühlten, und sagten unter anderem: ,Du bist unser ärgster Feind, wir sind aber auch Deine Feinde. Dürften wir nur, wie wir wollten! und dann wieder: ,O, wenn doch nur kein Gott im Himmel wäre! Daneben schrieben sie doch alle Schuld ihres Verderbens sich selber zu. Schauerlich war das Benehmen eines Dämons, der früher im Hause der G. von dieser gesehen worden war und jetzt als Meineidiger sich zu erkennen gab. Er rief zu wiederholten Malen die Worte aus, die an einem Fensterladen jenes Hauses gemalt stehen:
,O Mensch, bedenk' die Ewigkeit,
Versäume nicht die Gnadenzeit,
Denn das Gericht ist nicht mehr weit!
Dann verstummte er, verzog das Gesicht, hob starr drei Finger in die Höhe, schauerte plötzlich zusammen und stöhnte: ,Hm! Dergleichen Szenen, welchen ich gerne mehr Zuschauer gegönnt hätte, kamen viele vor. Die meisten Dämonen indessen, die sich vom August 1842 bis Februar 1843 und später kundgaben, gehörten zu solchen, die mit heißester Begierde nach Befreiung aus den Banden Satans schmachteten. Es kamen dabei auch die verschiedensten Sprachen mit dem sonderbarsten Ausdruck vor, meist daß ich sie mit keinen europäischen Sprachen vergleichen konnte. Aber sicher kam auch Italienisches (dem Klange nach) und Französisches. Sonderbar und mitunter komisch anzuhören waren in einzelnen Fällen die Versuche solcher Dämonen, deutsch zu reden, besonders auch, wenn sie Begriffe, deren deutschen Ausdruck sie nicht zu wissen schienen, umschrieben. Dazwischen hinein ließen sich Worte vernehmen, die ich keiner von beiden Arten Dämonen zuschreiben konnte. Denn sie klangen als aus einer höheren Region stammend. Dahin gehört die über die Maßen häufige Anführung der Worte (Hab. 2, 3. 4.): ,Die Weissagung wird ja noch erfüllet werden zu seiner Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht ausbleiben. Ob sie aber verziehet, so harre ihrer, sie wird gewiálich kommen und nicht verziehen. Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; denn der Gerechte lebet seines Glaubens. Dann war's wieder, als ob dieselbe höhere Stimme sich zu den Dämonen wenden wollte, indem sie eine Stelle, die ich lange nicht finden konnte, bis ich sie in Jer. 325 erkannte, ausrief. Statt der ersten Person ,wir wurde die zweite gebraucht, also: ,Darauf ihr euch verließet, das ist euch jetzt eitel Schande; und des ihr euch tröstetet, des müsset ihr euch jetzt schämen. Denn ihr sündigtet damit wider den Herrn, euren Gott, beide, ihr und eure Väter, von eurer Jugend auf, auch bis auf diesen heutigen Tag, und gehorchtet nicht der Stimme des Herrn, eures Gottes. Diese und andere Bibelstellen begriff ich lange nicht, doch lernte ich allem mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung schenken. Bei solchen Äußerungen, die bisweilen am Schlusse eines Kampfes vorkamen, war es mir zumut, als ob mir Stärkung und Trost von oben damit geboten wäre, wie ich denn auch nicht ohne den gerührtesten Dank auf die vielen Bewahrungen und Rettungen zurückblicken kann, die ich erfahren durfte. Denn dazwischen hinein kamen immer wieder grauenhafte Szenen vor. Die Kranke wurde unaufhörlich gequält. Namentlich wurde ihr Leib in jener Zeit oft außerordentlich aufgedunsen, und sie erbrach ganze Kübel voll Wasser, was dem Arzte, der je und je dabei war, besonders rätselhaft war, da man gar nicht begreifen konnte, woher das viele Wasser käme. Sie bekam ferner öfters Schläge auf den Kopf, Stöße in die Seite, dazu heftiges Nasenbluten. Bluterbrechungen, Not mit dem Stuhlgang und anderes; und bei allem, was mit ihr vorging, schien es eine lebensgefährliche Wendung nehmen zu wollen. Aber durch Gebet und Glauben wurde es unschädlich gemacht oder zurückgedrängt.
Noch teile ich einiges von den nach Befreiung schmachtenden Dämonen aus jener Zeit mit. Ich gab lange Zeit ihren Reden kein Gehör und kam oft in großes Gedränge, wenn ich den schmerzvollen Ausdruck im Gesicht, die flehentlich emporgehobenen Hände und den heftigen Tränenstrom, der aus den Augen floß, sah und dabei Töne und Seufzer der Angst, Verzweiflung und Bitte hörte, die einen Stein hätten erweichen sollen. So sehr ich daher mich sträubte, auf irgendeine Erlösungsmanier einzugehen, weil ich bei allem, was vorkam, immer zuerst an einen etwaigen gefährlichen und verderblichen Betrug des Teufels dachte und für die Nüchternheit meines evangelischen Glaubens fürchtete, so konnte ich doch zuletzt nicht umhin, eine Probe zu machen, besonders, da gerade diese Dämonen, die einige Hoffnung für sich zu haben schienen, weder durch Drohungen noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen ließen. Der erste Dämon, bei welchem ich es, so viel ich mich erinnere, wagte, war jenes Weib, durch welches die ganze Sache angeregt schien. Sie zeigte sich wieder in der Gottliebin (M.D.: der Dämon, d. h. der Geist der alten Frau, ergreift für einige Augenblicke Besitz vom Körper der Gottliebin und vermag sich ihrer Sinne, also auch ihrer Sprechwerkzeuge zu bedienen, während das Bewußtsein der Gottliebin zurückgedrängt oder gar ausgeschaltet ist) und rief fest und entschieden, sie wollte des Heilands und nicht des Teufels sein. Dann sagte sie, wieviel durch die bisherigen Kämpfe in der Geisterwelt verändert worden sei. Mein Glück aber sei das gewesen, daß ich ganz allein beim Worte Gottes und dem Gebet geblieben sei. Wenn ich etwas anderes als das versucht und etwa zu geheimnisvoll wirkenden Mitteln meine Zuflucht genommen hätte, wie sie vielseitig unter den Leuten üblich seien, und auf welche es die Dämonen bei mir angelegt hätten, so wäre ich verloren gewesen. Das sagte sie mit bedeutungsvoll aufgehobenem Finger und mit den Worten schließend: ,Das war ein fürchterlicher Kampf, den Sie unternommen haben!
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