Imamausbildung in Deutschland
Während die Landespolitiker*innen Serap Güler und Karin Prien schwärmen:„Gerade Imame könnten wichtige Verbündete werden.“ ( welt.de 20.11.20), nimmt der emeritierte Göttinger Orientalist Tilman Nagel Stellung zur Herauslösung der Imamausbildung aus den deutschen Universitäten und ihrer Vereinnahmung durch die Islamverbände (auf Steuerzahlerkosten). Hier ein stark gekürzter Auszug („Junge Freiheit“ in traditioneller Rechtschreibung, Farbauszeichnung RS.com)
Bewußte Abgrenzung
Tilman Nagel
Als mehrere Personen im Begriff standen, sich seiner Religion anzuschließen beziehungsweise nach Medina zu kommen, um sich in seine Truppen einzureihen, soll Mohammed ihnen gegenüber folgenden Grundsatz bekräftigt haben: „Die Islamannahme schneidet alles ab, was vorher war! Die Hedschra schneidet alles ab, was vorher war!“ Alles, was aus islamischer Sicht als Verfehlung gegen die von ihm verkündete Botschaft und deren Siegeszug gegolten haben mochte, war mit diesem Schritt vor „Allah und seinem Gesandten“ getilgt.
Mit dem Übertritt zum Islam befindet sich der Gläubige nicht nur in einem neuen System von Werten und Alltagsregelungen, sondern auch in einem Gemeinwesen anderer Art. [...]
Die Zugehörigkeit zum Islam begründet die Pflicht, nicht nur den Glaubensgenossen gegenüber ein Höchstmaß an Solidarität zu zeigen, sondern sich auch bewußt von allem Nichtislamischen und von den Menschen loszusagen, deren Lebenszuschnitt hiervon bestimmt ist. Muslimische Gelehrte erörtern dieses Thema in aller Breite. In den einschlägigen Handbüchern kann man das nachlesen.
Der Islam sehnt den weltweiten Triumph herbei
[...]
Den weltweiten Triumph des Islams herbeizuführen ist eine im islamischen Denken und Schrifttum allgegenwärtige und niemals in Frage gestellte Wunschvorstellung. [...]
Koran legitimiert gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Viele Male betont Mohammed im Koran, daß seine Botschaft mit der Ratio des Menschen übereinstimme. [...] Der Islam sei die Religion des Verstandes schlechthin und deswegen allen religiösen wie säkularen Systemen überlegen; er sei die Daseinsordnung für die Menschheit in ihrem Reifestadium. Ihr anzugehören bedeutet, vorbehaltlos dem Propheten zu folgen, wird den Muslimen in Sure 8, Vers 20 bis 23, eingeschärft; wer sich dem entziehe, sei wie das Vieh, dem der Verstand abgeht.
Man möchte von „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ sprechen, einem Begriff, der der von Herrn Seehofer jüngst eingesetzten Fahndungsgruppe „Islamophobie“ geläufig sein dürfte, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Aus durch den Koran und die Prophetenüberlieferung legitimierten Aussagen dieser Art, die das islamische Schrifttum in erheblicher Dichte durchziehen, resultiert eine schroffe Abwertung nichtislamischer Menschen und nichtislamischer Zivilisation und Politik.
Auch eine deutsche Imamausbildung wird den Islamismus erhalten
In der Geschichte hat sie sich seit frühester Zeit zum Beispiel in den Bestimmungen niedergeschlagen, denen Nichtmuslime im Bereich islamischer Macht unterworfen waren und sind. Desgleichen findet sie sich in der Verweigerung eines ernsthaften, auch die eigene Position hinterfragenden Dialogs „auf Augenhöhe“ mit Andersgläubigen oder mit Verfechtern einer freiheitlich-demokratischen Staatsidee.
Weswegen eine in Verbindung mit den Islamverbänden in Gang gesetzte Imamausbildung, die sich doch auf das islamische Schrifttum stützen wird, diesem Mangel entgegenwirken soll, erschließt sich dem nüchternen Beobachter nicht. Jedenfalls wird sie den islamischen Boden, in dem der „Islamismus“ wurzelt, fruchtbar erhalten.
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Prof. Dr. Tilman Nagel ist emeritierter Islamwissenschaftler der Universität Göttingen und gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten Deutschlands.
jungefreiheit.de 21.11.2020
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