Andere Länder
Verstehen wir die Sitten anderer Kulturen? Lebt ein deutsches Rindvieh, das zum Beispiel hier in Mittelfranken niemals aus der Stallbox herauskommt (weil es zu unbequem für die Landwirte ist, Weidewirtschaft zu betreiben), insgesamt glücklicher, als ein ansonsten gehätschelter Kampfstier stirbt? Ich selbst habe noch keinen Stierkampf gesehen und würde ihn mir auch nicht ansehen, aber ich hüte mich, über diejenigen zu urteilen, die daran Gefallen finden (Picasso ...). In Indien habe ich nicht nur die Kühe gesehen, denen man respektvoll begegnet, sondern auch die Hunde, die von Hundefängern mit Drahtschlaufen eingefangen und halbtot auf einen Lastwagen geworfen werden, wo schon fünfzig andere vor sich hinröcheln. In China sägt man kleinen Affen die Schädeldecke ab, um das noch lebende Gehirn herauszulöffeln (ein paar Tropfen heißes Öl gehören drauf, falls jemand das nachkochen will). Na und? Wir haben die Massentierhaltung, weil der deutsche Mensch täglich ein Pfund Schweinebauch (das Kilo zu 1,98 Euro) essen muß, um bei Kräften zu bleiben. Dafür leiden nicht nur die Schweine, sondern auch die Menschen, ja die ganze Erde, denn die Umweltzerstörung in Südamerika usw. geschieht ja weitgehend wegen des billigen Futters für unsere Massentierhaltung. Der gesundheitliche und damit volkswirtschaftliche Schaden wegen Fehlernährung hierzulande ist ebenfalls unermeßlich. Dagegen fallen die kurzen Leiden der Kampfstiere doch gar nicht ins Gewicht. Vor einigen Jahren erzwangen deutsche Zoophile einen diplomatischen Vorstoß gegen Korea (glaube ich), weil dort Hunde gegessen werden. Was würden wir wohl sagen, wenn die Hindus bei unserer Regierung vorstellig würden, wg. Rindfleischverzehr?
Ich bin also, rundheraus, kein Freund von Einmischung in Dinge, die wir nicht verstehen und die uns nichts angehen. Nächstenliebe ist gut, fast so gut wie Liebe, aber Fernstenliebe ist überspannt, und dann noch auf ferne Tiere ausgedehnt? Da kann ich einfach nicht folgen.
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Th. Ickler
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